MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom
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FOTO: BRAND X PICTURES, DPNY<br />
Schon Voraussagungen können ausreichen, damit das Vorausgesagte<br />
tatsächlich eintritt. Psychologische Studien haben jetzt<br />
die destruktive Kraft von so genannten „self-fulfilling-prophecys“<br />
bewiesen.<br />
I<br />
Prophezeiungen<br />
n einer neuen Studie befragten US-<br />
Psychologen 115 Elternpaare, wie<br />
viel Alkoholkonsum sie bei ihren Teenagerkindern<br />
in Zukunft vermuteten. Die<br />
Kinder selbst füllten zur gleichen Zeit<br />
Fragebogen aus, in denen sie ihre derzeitigen<br />
Trinkgewohnheiten angaben.<br />
Ein Jahr später wurden die Kinder erneut<br />
befragt. Das Ergebnis: Hatten die Eltern<br />
die Trinkgewohnheiten des Kindes überschätzt,<br />
näherte sich der Konsum des Betroffenen<br />
im Laufe eines Jahres der Schätzung<br />
der Eltern an. Zu diesem Ergebnis<br />
kamen die Forscher, nachdem sie alle<br />
anderen Risikofaktoren für einen hohen<br />
Alkoholkonsum ausgeschlossen hatten.<br />
Die „sich selbst erfüllende Prophezeiung“<br />
war noch stärker, wenn sowohl der Vater<br />
als auch die Mutter von ihrem Kind einen<br />
stärkeren Alkoholkonsum erwarteten.<br />
Im Gegensatz dazu kam es zu keinem<br />
Anstieg des Konsums, wenn die Eltern<br />
den Konsum des Kindes unterschätzten.<br />
8 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />
Wie sich<br />
selbst erfüllen<br />
Das Phänomen der „sich selbst erfüllenden<br />
Prophezeiung“ (engl.: self-fulfillingprophecy)<br />
ist nicht neu. Der Psychotherapeut<br />
Paul Watzlawick hat folgende Definition<br />
dafür gefunden:<br />
„Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung<br />
ist eine Annahme oder Voraussage,<br />
die rein aus der Tatsache heraus, dass<br />
sie gemacht wurde, das angenommene,<br />
erwartete oder vorhergesagte Ereigniss<br />
zur Wirklichkeit werden lässt und so ihre<br />
eigene `Richtigkeit´ bestätigt.“<br />
Mit anderen Worten: Wenn ich der Überzeugung<br />
bin, dass etwas eintritt, sorge<br />
ich – oft unbewusst – dafür, dass dies<br />
tatsächlich geschieht. So erfüllt sich meine<br />
Vorhersage von selbst. Sind Eltern zum<br />
Beispiel der Ansicht, ihr Kind bleibe<br />
dumm, dann wird es das aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach auch – unabhängig<br />
von seiner tatsächlichen Intelligenz – bleiben.<br />
Zum einen weil es versucht, den<br />
Erwartungen und Überzeugungen seiner<br />
„Wer es glaubt, wird selig“,<br />
meinen Zweifler. „Was man<br />
glaubt, wird wahr“, haben<br />
Wissenschaftler jetzt bewiesen.<br />
Eltern in jeder Form gerecht zu werden,<br />
und zum anderen, weil es höchstwahrscheinlich<br />
nicht so gefördert wird wie ein<br />
Kind, von dem man annimmt, dass es<br />
besonders intelligent sei. So entsteht ein<br />
Teufelskreis aus Überzeugung und der<br />
Bestätigung der Überzeugung. Schon<br />
immer wurde vermutet, dass sich selbst<br />
erfüllende Prophezeiungen gerade bei der<br />
Entwicklung von Kindern eine große<br />
Rolle spielen. Bislang gab es jedoch noch<br />
sehr wenige aussagefähige Studien zu<br />
dem Thema. Eine weitere Studie hat jetzt<br />
zudem gezeigt, dass negative Erwartungen<br />
auch die Leistung mindern können.<br />
Was man bisher nur vermutete, konnte<br />
jetzt bewiesen werden: Abwertende Vorurteile<br />
beeinflussen Menschen so, dass sie<br />
den geringeren an sie gestellten Erwartungen<br />
letztlich entsprechen. Anders<br />
gesagt: Negative Vorurteile wirken sich<br />
auf destruktive Weise auf die Betroffenen<br />
aus – auch wenn diese davon überzeugt<br />
sind, dass das Vorurteil unberechtigt ist.<br />
Ein Forschungsprojekt über die Wirkung<br />
von „Blondinenwitzen“ hat bestätigt,<br />
dass blonde Frauen, mit dem Urteil<br />
„Blondinen sind dumm“ konfrontiert,<br />
tatsächlich Leistungseinbußen aufweisen.<br />
Der Sozialpsychologe Professor Jens<br />
Förster von der Internationalen Universität<br />
Bremen hat 80 Frauen, die Hälfte<br />
davon blond, mit Witzen – zum Teil über<br />
Blondinen – konfrontiert und danach<br />
zum Intelligenztest gebeten. Das überraschende<br />
Ergebnis der Studie: Diejenigen<br />
blonden Frauen, die Blondinenwitze<br />
gelesen hatten, lösten weniger Prüfungsaufgaben<br />
als ihre blonden Geschlechtsgenossinnen,<br />
die an den Test gingen,<br />
ohne derartige Witze gelesen zu haben.