MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom
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Heute Übelkeit, morgen aufgebläht und übermorgen<br />
Magenschmerzen: Der Reizdarm äußert sich durch wechselnde<br />
Beschwerden<br />
Krank – und doch nicht krank<br />
Noch gibt es keine eindeutig bewiesenen<br />
Ursachen für die Beschwerden des<br />
Reizdarmsyndroms. Da kein wirklicher<br />
Auslöser für die Fehlfunktion im Darm<br />
gefunden werden kann, galten die<br />
Beschwerden bislang häufig als rein<br />
psychosomatisch – also „von der Psyche<br />
ausgelöst“. Nicht selten wurden die<br />
Betroffenen hinter vorgehaltener Hand<br />
daher auch als Hypochonder bezeichnet.<br />
Seit der Entdeckung des Bauchhirns<br />
kann man sich inzwischen in der Fachwelt<br />
auch vorstellen, dass nicht nur das<br />
Kopfhirn falsche Befehle erteilen und so<br />
zu psychosomatischen Störungen führen<br />
kann, sondern dass auch das Bauchhirn<br />
falsche Entscheidungen trifft oder die<br />
Kommunikation zwischen Kopfhirn und<br />
Bauchhirn fehlerhaft sein kann. So<br />
nimmt man zum Beispiel an, dass die<br />
Informationen aus dem Bauchraum,<br />
die normalerweise nicht bewusst wahrgenommen<br />
werden, beim Reizdarmsyn-<br />
FOTO: STONE<br />
FOTO: STONE<br />
Wer unter einem Reizdarm leidet, wird des Öfteren plötzlich von<br />
Verdauungsbeschwerden heimgesucht. Das kann in manchen<br />
Situationen sehr unangenehm sein.<br />
FOTO: PHOTOS.COM<br />
drom ungefiltert ins Bewusstsein der<br />
Patienten dringen. Die Verdauungsvorgänge<br />
– die andere Menschen gar nicht<br />
wahrnehmen – können so bei diesen<br />
Menschen Beschwerden oder sogar<br />
Schmerzen auslösen. So haben Tests<br />
ergeben, dass Reizdarmpatienten einen<br />
im Darm aufgepusteten Ballon bereits<br />
in einer Größe spüren, die von nicht<br />
betroffenen Menschen noch gar nicht<br />
wahrgenommen wird.<br />
Doch warum ist bei manchen Menschen<br />
die Reizschwelle für Schmerzen im<br />
Bauchraum so niedrig? Darüber gibt es<br />
bis jetzt nur Vermutungen. Bekannt ist,<br />
dass die Schmerzschwelle bei Frauen im<br />
Laufe des weiblichen Zyklus schwanken<br />
kann. Frauen sind häufiger vom Reizdarmsyndrom<br />
betroffen als Männer.<br />
Auch Stress, Ängste und Ärger machen<br />
für Schmerzen empfindlicher. Die<br />
Schmerzen und die Angst vor einer<br />
schlimmen Krankheit treiben die Betroffenen<br />
dann zum Arzt – was gut ist –,<br />
Mit Röntgenbildern kann der Weg eines<br />
Kontrastmittels durch den gesamten<br />
Magen-Darm-Trakt verfolgt werden. So<br />
kann der Arzt genau<br />
erkennen, wo eine eventuelle Störung<br />
vorliegt. In diesem Fall ist alles<br />
in Ordnung.<br />
denn nur so kann festgestellt werden,<br />
ob ein organisches Leiden vorliegt oder<br />
ob der Patient organisch gesund ist. Es<br />
ist ebenfalls möglich, dass eine Fehlfunktion<br />
im Haushalt der Neurotransmitter<br />
(Nervenbotenstoffe) im Darm das<br />
Reizdarmsyndrom auslösen kann. Beispielsweise<br />
könnte ein Mangel an Serotonin,<br />
der im Gehirn zu Depressionen<br />
führen kann, im Darm ein Reizdarmsyndrom<br />
auslösen. Denn Neurotransmitter<br />
wirken gleichermaßen in Hirn und Darm.<br />
Das erklärt auch, warum bestimmte<br />
Antidepressiva – die ja eigentlich gezielt<br />
auf Neurotransmitter im Gehirn einwirken<br />
sollen – sich auch positiv auf das<br />
Reizdarmsyndrom auswirken können.<br />
Natürlich spielen auch Belastungen wie<br />
psychischer Stress eine große, wenn auch<br />
nicht die alleinige Rolle bei der Entwicklung<br />
eines Reizdarmsyndroms. Oft leiden<br />
Menschen darunter, die auch anfällig für<br />
depressive Verstimmungen oder Depressionen<br />
sind. Meist sind dies Personen, die<br />
MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />
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