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MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom

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Manchmal hat man das Gefühl, die ganze Welt habe sich gegen einen verschworen.<br />

Das Leben scheint in Schleifen zu verlaufen und uns immer<br />

wieder mit denselben unliebsamen Ereignissen zu konfrontieren.<br />

Sosehr man sich auch bemüht, man<br />

gerät doch immer wieder an die<br />

falsche Frau oder den falschen Mann, man<br />

wird bei Beförderungen ständig übergangen<br />

oder man fühlt sich von allen falsch<br />

verstanden. Auch wenn es schwer fällt,<br />

das zu glauben: Man ist niemals hilflos<br />

den Umständen ausgeliefert – meist steht<br />

man sich selbst im Weg. Wie merkt man,<br />

ob das tatsächlich so ist und man selbst<br />

die Ursache für die eigenen Missgeschicke<br />

ist? Man muss sich selbst und sein Verhalten<br />

aufmerksam beobachten können. Im<br />

zweiten Teil dieser Reihe zur mentalen<br />

Gesundheit sind wir bereits auf die Bedeutung<br />

der Aufmerksamkeit eingegangen.<br />

Jetzt wollen wir dieses Thema noch ein<br />

wenig vertiefen.<br />

Unsere Aufmerksamkeit ist begrenzt.<br />

Wollten wir alle Informationen, die unser<br />

Umfeld bietet, vollständig aufnehmen<br />

und verarbeiten, würde es uns schwer<br />

fallen, gezielte Entscheidungen zu treffen,<br />

da unser Gehirn mit der Fülle der<br />

Informationen überfordert wäre. Das<br />

wäre dann etwa so, als wäre man auf<br />

einem orientalischen Basar, auf dem<br />

man von so vielen Händlern gleichzeitig<br />

angesprochen wird, dass man bei den<br />

vielen Angeboten gar nicht mehr weiß,<br />

welches man nun annehmen soll.<br />

Um bei unserer mehr oder weniger<br />

begrenzten Aufnahmefähigkeit einigermaßen<br />

sichergehen zu können, dass wir<br />

die Dinge erfassen, die von Bedeutung für<br />

uns sind, hat unser Verstand Aufmerksamkeitsraster<br />

für bestimmte Situationen<br />

3.<br />

TEIL<br />

AUFMERKSAMKEIT<br />

GRENZENLOS? EINGESCHRÄNKT?<br />

entwickelt. Diese<br />

Aufmerksamkeitsraster nehmen situationsbezogen<br />

nur bestimmte Informationen<br />

wahr, andere Informationen werden ausgeblendet.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie lesen<br />

aufmerksam in einem Buch. Während Sie<br />

lesen, steht die Welt um Sie herum nicht<br />

still, eine Uhr tickt, ein Flugzeug fliegt<br />

in weiter Ferne am Fenster vorbei, die<br />

Feuerwehr fährt mit lauter Sirene vorbei.<br />

Doch diese Dinge nehmen Sie während<br />

des Lesens nicht wahr, sie werden aus<br />

Ihrer Wahrnehmung ausgeblendet.<br />

Wie entstehen Aufmerksamkeitsraster,<br />

und wie entscheidet unser Verstand,<br />

welche Informationen wichtig sind und<br />

welche nicht? Er hat aus vergangenen<br />

Ereignissen gelernt, aus der gebotenen<br />

Informationsfülle bestimmte Kombinationen<br />

von Informationen herauszufiltern –<br />

sie wiederzuerkennen. Dann kann er sie<br />

zuordnen und Reaktionen auslösen, die<br />

<strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong><br />

SERIE<br />

sich in der Vergangenheit<br />

in dieser Situation als erfolgreich<br />

erwiesen haben. Wir wissen dann sofort,<br />

was zu tun ist, wenn bestimmte Umstände<br />

eintreten. Entscheidungen, die wir<br />

intuitiv treffen, unterscheiden sich hiervon,<br />

weil unsere Intuition keine klaren<br />

Anweisungen erteilt. Sie gibt lediglich<br />

eine Empfehlung oder Einschätzung ab.<br />

Man hat dann „ein Gefühl“ dafür, was in<br />

der betreffenden Situation richtig ist, und<br />

unser Verstand kann demgemäß handeln<br />

oder eine andere Entscheidung treffen.<br />

Aufmerksamkeitsraster sind lernfähig,<br />

denn im Laufe unseres Lebens ändert sich<br />

die Bedeutung bestimmter Informationen<br />

und unsere Reaktionen passen sich daran<br />

an. Die Schritte unseres strengen Grundschullehrers<br />

zu hören, hat uns im Kindesalter<br />

möglicherweise geängstigt, während<br />

sie uns im Erwachsenenalter mit einem<br />

Lächeln an vergangene Zeiten denken<br />

lassen. So wie mit dem strengen Grundschullehrer<br />

verhält es sich mit fast allen<br />

Dingen. Wir bewerten im Laufe unseres<br />

Lebens viele Situationen neu, weil wir mit<br />

zunehmendem Alter andere Prioritäten<br />

ZUM AUSSCHNEIDEN UND SAMMELN<br />

ILLUSTRATION: NILS WASSERMANN<br />

FOTO: DPNY

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