INTERSECTION Sport & Elektrik (Vorschau)

Ein Auto aus
Deutschland
Erfolgsgeschichte zweier deutscher
Superstars: Im Sommer stellte Heidi Klum
den neuen Polo auf Sardinien vor.
Der Autor Marc Fischer erklärt,
was deN Kleinwagen und das Topmodel
verbindet Text Marc Fischer fOTOs mirjam wählen
Als meine Mutter Ende der siebziger
Jahre wie so viele andere
deutsche Frauen nach mehr
Unabhängigkeit und Mitbestimmung
verlangte, schenkte ihr mein Vater einen
VW Polo. Er war rot und hatte 50
PS – genug, damit meine Mutter in der
Stadt rumkurven und zu ihrem Halbtagsjob
fahren konnte, aber nicht so
schnell, um zum Beispiel Terroristin zu
werden und nach Portugal abzuhauen.
Außerdem schießt meine Mutter sehr
schlecht und ist auch sonst eher friedfertig
eingestellt.
Meine Mutter liebte ihn sehr, diesen
Polo: Der Polo war der typische Frauenwagen,
klein, kantig und kompakt.
Die Deutschen sind gut darin, wenn es
klein, kantig und kompakt sein soll. In
den Achtzigern war der Polo das Auto,
das Mütter ihren Söhnen und Töchtern
gaben, wenn die ihren Führerschein
bestanden hatten. Väter gaben ihnen
ihren Golf.
In der Zeit, als meine Mutter ihren
Polo fuhr, wuchs in Bergisch-Gladbach
ein Mädchen namens Heidi auf. Sie war
die Tochter eines Chemiefacharbeiters
namens Günther und einer Friseuse
namens Erna, und am Anfang war
noch nicht abzusehen, was einmal aus
Heidi werden würde: nämlich das bekannteste
deutsche Model seit Claudia
Schiffer. Damals sagte man noch Mannequin.
Jetzt macht dieses Mannequin
Werbung für den Wagen, den meine
freiheitsliebende Mutter fuhr.
Auf den ersten Blick könnte man
denken, dass den Polo meiner Mutter
und Heidi Klum nichts miteinander
verbindet. Klum ist nicht klein, kantig
und kompakt, im Gegenteil: Klum ist
groß und blond und hat Riesenbrüste,
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INTERSECTION nr. 02 2009
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