INTERSECTION Sport & Elektrik (Vorschau)
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links<br />
Sakko und Weste Herr von Eden<br />
Einstecktuch Herr von Eden<br />
Hose und Hemd Raf by Raf Simons<br />
Schal und Gürtel Hermès<br />
Schuhe Holland Esquire<br />
rechts<br />
Sakko und Hose Wunderkind<br />
Einstecktuch Wunderkind<br />
Brille Raf Simons / Linda Farrow<br />
Ramon<br />
Anzug Wunderkind<br />
Hemd Wunderkind<br />
Gürtel Wunderkind<br />
Schuhe Holland Esquire<br />
Eva<br />
Blazer Carin Wester<br />
Top Vivienne Westwood / Urban Outfitters<br />
Leggings Urban Outfitters<br />
Schuhe Monki<br />
beginnen und lieber das Erbe seines Großvaters (der auch Autodidakt war) in<br />
der Praxis anzutreten. Dort warten heute Herausforderungen, die man zu DDR-<br />
Zeiten nicht kannte, wie etwa die Einhaltung strenger Abgasnormen oder zielgruppenorientiertes<br />
Marketing. Frisch geklärt ist die Logo-Frage. Stolz führt es<br />
der junge Chef am Computer vor. Oben ist die Silhouette des neuen <strong>Sport</strong>wagens<br />
angedeutet, in der Mitte die abstrakte Zigarrenform eines Rennwagens aus den<br />
Sechzigern und darunter stehen die Großbuchstaben HM für Heinz Melkus. Zukunft<br />
braucht Herkunft will dieses Logo sagen.<br />
Entworfen hat es der Pforzheimer Professor für Transportation Design, Lutz<br />
Fügener, der mit seinem Berliner Studio FT auch den neuen RS 2000 gestaltete.<br />
Fügener stammt selbst aus dem Osten und erinnert sich, „ein einziges Mal einen<br />
Melkus auf der Straße gesehen zu haben, zwischen Dessau und Oranienbaum.“<br />
Für dessen endgültige Formgebung war damals ein Kollektiv der Kunsthochschule<br />
Berlin-Weißensee verantwortlich, das die plastischen Grobskizzen von<br />
Heinz Melkus überarbeitete. Es gehörte zur neugegründeten „Sozialistischen<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>Sport</strong>wagen“, einem raffinierten Konstrukt, mit dem die<br />
Tüftler aus Dresden verschiedene volkseigene Betriebe und andere Partner für<br />
ihre Zwecke einspannten. Denn ein rein hedonistischer Fahrspaß durfte der RS<br />
1000 aus ideologischen Gründen auf keinen Fall sein. So wurde er trickreich den<br />
Funktionären als „Verpflichtung“ der Motorsportfreunde zu Ehren des zwanzigsten<br />
Jahrestages der DDR angedient.<br />
Eine Brücke in die Vergangenheit zu schlagen, ohne in Retroseligkeit zu verfallen,<br />
lautete die Vorgabe für Fügener. „Für uns war wichtig, dass bei dem neuen<br />
Modell die Wettkampfherkunft sichtbar bleibt“, sagt Sepp Melkus, der selbst ein<br />
leidenschaftlicher Motorsportler ist. „RS heißt ja ursprünglich Rennsportwagen.“<br />
Wir sind von seinem Büro hinüber in die Halle gegangen, die nichts mit modernen<br />
Autofabriken gemein hat, sondern wie eine größere Werkstatt aussieht. Zwei<br />
neue RS 2000 sind hier aufgebockt, einer silberfarben, der andere rot. Fahrtauglich<br />
sind sie noch nicht, aber was für ein Auto der neue Sachsenrenner wird,<br />
erkennt man schon. Das charakteristische Merkmal sind erneut die Flügeltüren,<br />
auch an der Flunderform hat sich nicht viel geändert. „Er ist etwa zehn Zentimeter<br />
höher ausgefallen als sein Vorgänger“, erläutert Melkus. „Aber die Menschen<br />
werden ja auch immer größer.“ Wichtiger als um Zentimeter zu feilschen<br />
war ihm und seinem Vater Peter, dass man von der Fahrerposition aus<br />
noch die Rundungen der Radhäuser sehen kann, so wie beim RS 1000.<br />
Aus möglichst wenig möglichst viel zu machen, lautete die alte Melkus-Philosophie,<br />
und sie bewährt sich auch in der heutigen Zeit. Konsequent wurde beim<br />
RS 2000 auf Leichtbauweise gesetzt, das Auto soll unter 1.000 Kilogramm wiegen.<br />
Die Karosserie besteht in wesentlichen Teilen aus verklebten Aluminiumprofilen<br />
und einer Karbon-Crashbox. Dadurch verbraucht das Fahrzeug auf hundert Kilometern<br />
unter zehn Liter Kraftstoff, bei immerhin 270 PS in der Straßenversion und<br />
einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Motor und Chassis kommen vom<br />
englischen <strong>Sport</strong>wagenhersteller Lotus, den die Melkus-Gruppe als Händler in<br />
Dresden vertritt. Weil konsequent auf Hightech-Materialien gesetzt wurde, war<br />
der ursprünglich anvisierte Preis von 60.000 Euro nicht zu halten.<br />
Bei knapp über 100.000 Euro werde man wohl landen, sagt Juniorchef Sepp<br />
Der Melkus Formel 3<br />
aus dem Jahr 1964.<br />
Der Wagen fuhr mit<br />
einem Wartburg-<br />
Motor über die Rennpisten<br />
des Ostens.<br />
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werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 02 2009<br />
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