04.03.2014 Aufrufe

Download - Internet World Business

Download - Internet World Business

Download - Internet World Business

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MARKETING & WERBUNG<br />

12 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />

24. Juni 2013 13/13<br />

MOBILE TV<br />

Fernsehen aus der Hosentasche<br />

Der Markt für mobiles TV ist in Deutschland noch überschaubar – trotz vieler Möglichkeiten für Werbungtreibende<br />

enügt der für heutige Standards fast<br />

Gschon kleine 40-Zoll-Fernseher oder<br />

sollte es nicht doch besser ein imposanter<br />

74-Zöller mit Kino-Feeling sein? Beim<br />

Kauf eines neuen Fernsehgeräts für den<br />

heimischen Gebrauch ist die Größe eines<br />

der wichtigsten Entscheidungskriterien<br />

für die Couch-Potato. Pendler, Vielflieger<br />

oder Outdoor-Fans hingegen haben<br />

andere Ansprüche, wenn es darum geht,<br />

unterwegs auf dem Smartphone und Tablet<br />

die Tagesschau oder die Lieblings-Soap<br />

anzuschauen.<br />

Die Möglichkeit, das TV-Programm<br />

mobil zu konsumieren, gibt es schon länger.<br />

Seit 2007 bietet beispielsweise das<br />

Schweizer Unternehmen Zattoo lineares<br />

Live-Fernsehen für das Smartphone in<br />

Deutschland an. Nach eigenen Angaben<br />

ist Zattoo heute Europas größter Anbieter<br />

für Live-Web-TV. Mit seiner Plattform<br />

erreicht das Unternehmen hierzulande<br />

monatlich über 700.000 Nutzer, davon bis<br />

zu 60 Prozent auf mobilen Endgeräten.<br />

Keine Wartezeiten mehr<br />

Neben Streaming-Angeboten wie Zattoo<br />

umfasst Mobile TV grundsätzlich alle<br />

Möglichkeiten, unterwegs per Smartphone<br />

oder Tablet fernzusehen. Dazu zählen<br />

auch Angebote der Sender selbst. Beispielsweise<br />

die RTL-iPhone-App, die<br />

neben Video-on-Demand (VoD) auch das<br />

aktuelle RTL-Programm ausstrahlt. Eine<br />

dritte Kategorie bildet die App Dailyme<br />

der Self Loading Content GmbH. Deren<br />

Geschäftsführer Jonathan Dähne will Nutzern<br />

den Ärger mit technischen Hürden,<br />

die Mobile TV bislang noch mit sich<br />

bringt, ersparen. Derzeit nämlich dämpfen<br />

instabile Datenverbindungen oder zu<br />

niedrige monatliche Traffic Limits den<br />

Spaß am Fernsehen. Das 2008 gegründete<br />

Start-up hat sich daher das Ziel gesetzt,<br />

„tatsächlich mobiles Fernsehen zu ma-<br />

Nach <strong>Download</strong> der App Dailyme bekommt<br />

der Nutzer ein Startprogramm vorgeschlagen<br />

Wer braucht schon<br />

einen 74-Zöller, wenn<br />

es handlicher geht?<br />

Foto: Fotolia / Maxkabakov<br />

chen“ und überall da erreichbar zu sein,<br />

wo es keine <strong>Internet</strong>-Verbindungen gibt,<br />

die Streaming ermöglichen würden,<br />

erklärt Dähne. Dafür setzt die Anwendung<br />

auf Self Loading Content. Das heißt: Nach<br />

dem <strong>Download</strong> der App wählt der Nutzer<br />

seine Lieblingssendungen aus. Die Anwendung<br />

lädt dann die jeweils aktuelle<br />

Folge automatisch herunter, sobald der<br />

User sich in ein WLAN einloggt. Den<br />

Content kann er sich dann später im Offline-Modus<br />

anschauen.<br />

Kein Fernsehen ohne Werbung<br />

Im Monat verzeichnet Dailyme nach eigenen<br />

Aussagen über 500.000 Unique User<br />

und knapp zehn Millionen mobile Video<br />

Views. Für die Nutzung kooperiert das<br />

Unternehmen mit den meisten deutschen<br />

TV-Sendern, die für die Bereitstellung der<br />

Inhalte entlohnt werden. Mit dabei sind<br />

unter anderem internationale Partner wie<br />

die BBC, die öffentlich-rechtlichen Sender<br />

und die privaten, hier maßgeblich die Pro-<br />

Sieben-Sat1-Gruppe. Wie bei Zattoo ist<br />

der <strong>Download</strong> von Dailyme kostenlos.<br />

Beide Anbieter sind im Wesentlichen werbefinanziert<br />

und setzen vor allen Dingen<br />

auf die Ausspielung von Video Ads. Zattoo<br />

bietet daneben auch anzeigenfreie Abonnements<br />

gegen Gebühr an. Dailyme offeriert<br />

Werbungtreibenden hauptsächlich<br />

Display Ads und Pre-Rolls im Vorfeld der<br />

Clips. Bislang werben beispielsweise die<br />

Deutsche Bahn, die Allianz oder Lufthansa<br />

auf der App. Daneben will Dailyme Werbungtreibende<br />

auch mit alternativen Formaten<br />

locken. „Dazu fangen wir mit Sonderwerbeformen<br />

an, zum Beispiel Overlays<br />

oder Branded Channels, wie etwa<br />

VW-TV oder BMW-TV. Möglich wären<br />

auch Trailer Channels, etwa von Universal“,<br />

so Dailyme-Chef Dähne.<br />

Die Möglichkeiten für Unternehmen<br />

sich zu präsentieren sind eigentlich groß,<br />

dennoch ist der Mobile-TV-Markt noch<br />

ausbaufähig, meint Oliver Vesper, Managing<br />

Director beim Bewegtbildvermarkter<br />

Smartclip Deutschland.<br />

Das im Moment verfügbare Portfolio im<br />

Bereich des mobilen Fernsehens sei hierzulande<br />

noch recht eingeschränkt. „Es<br />

existiert jedoch eine starke Nachfrage, die<br />

durch immer bessere Endgeräte und die<br />

zunehmende Verbreitung von mobilen<br />

Datentarifen immer weiter wächst.“ Für<br />

Vesper hinken die Werbebudgets im<br />

Mobile TV aktuell der Nutzung noch hinterher.<br />

„Die technischen Standards, die im<br />

Web-TV Einzug erhalten haben und für<br />

einen zusätzlichen Schub für den Shift von<br />

TV zu Digital gesorgt haben, kommen flächendeckend<br />

noch nicht zum Einsatz.“<br />

Für den Video-Experten ist Mobile TV<br />

kein Selbstläufer. Es bedarf immer noch<br />

knallharter Vermarktung.<br />

Qualität statt Quantität<br />

Unternehmen, die entsprechende Anwendungen<br />

entwickeln, rät Vesper, sich weniger<br />

darauf zu konzentrieren, eine große<br />

Anzahl an Kanälen zur Verfügung zu stellen.<br />

Nach Ansicht des Smartclip-Managers<br />

muss vielmehr der angebotene Content<br />

– auch wenn er eine Nische bedient –<br />

qualitativ überzeugen, etwa durch eine für<br />

das Endgerät optimierte Bildqualität und<br />

angepasste Video Bitrates.<br />

Dass der Mobile-TV-Markt hierzulande<br />

durchaus Potenzial hat und für ausländische<br />

Anbieter attraktiv ist, zeigt der<br />

Deutschland-Start von Magine. Der<br />

schwedische Anbieter verbindet Cloudbasiertes<br />

Live-Fernsehen mit On-Demand-<br />

Angeboten für alle Geräte. Die Ziele sind<br />

schon mal ambitioniert. So erklärte Chairman<br />

Michael Werner zum Beta-Launch<br />

selbstbewusst: „Es ist nicht nur irgendeine<br />

weitere Plattform, sondern die bessere Art<br />

fernzusehen.“ sg<br />

■<br />

Interview<br />

Jonathan Dähne<br />

Geschäftsführer bei<br />

der Self Loading<br />

Content GmbH,<br />

Berlin<br />

■ www.dailyme.de<br />

„In der U-Bahn habe ich den<br />

40-Zoll-Screen nicht dabei“<br />

Wie sehen internationale Mobile-TV-<br />

Modelle aus?<br />

Jonathan Dähne: Beim internationalen<br />

Vergleich müssen immer die Finanzierungsarten<br />

entsprechender Modelle<br />

berücksichtigt werden. Auch international<br />

haben die Sender meistens<br />

eigene Angebote mit eigenen<br />

Mediatheken und Live-Streaming.<br />

Auf dem UK-Markt gibt es zum<br />

Beispiel zahlreiche Modelle mit<br />

monatlichen Gebühren für Mobile-<br />

TV-Angebote. Hier sind die Märkte<br />

anders strukturiert, was aber vor<br />

allem damit zusammenhängt, dass<br />

die werbefinanzierten Modelle, wie<br />

es sie in Deutschland gibt, bei uns<br />

auch relativ einmalig sind. Diese Art<br />

der Finanzierung existiert in anderen<br />

Ländern in dem Maße nicht.<br />

Welche Bedeutung hat Live-Streaming<br />

für TV Apps wirklich?<br />

Dähne: Live-Streaming allein ist keine<br />

Garantie für Profitabilität. Die Streaming-Technik<br />

kostet viel Geld und je<br />

mehr Leute das Angebot nutzen, umso<br />

teurer wird es auch. Hier müssen<br />

die Werbeerlöse beziehungsweise die<br />

Lizenzkosten dann natürlich im Verhältnis<br />

zu den technischen Kosten<br />

stehen.<br />

Welche Zukunft hat Mobile TV – vor<br />

allem im Hinblick auf Vermarktung?<br />

Dähne: Lineares Fernsehen ist in der<br />

Werbevermarktung immer noch der<br />

große Faktor, da wird sich auch nicht<br />

so schnell etwas daran ändern. Zu<br />

Hause wird der große Screen sicherlich<br />

noch lange dominieren – in der<br />

U-Bahn hab ich dagegen den 40-Zoll-<br />

Screen nicht dabei, sondern eben<br />

mein Smartphone oder Tablet. Und:<br />

Rund 60 Prozent des Traffics, der<br />

mobil generiert wird, stammt bereits<br />

von Videos, das heißt, Bewegtbild<br />

wird immer relevanter – und findet<br />

eben parallel zum Fernsehen statt.<br />

Was sind Ihre nächsten Schritte?<br />

Dähne: Wir bauen unser Content-<br />

Portfolio weiter aus und generieren<br />

gerade neue Partner aus der Fernseh-<br />

Welt. Darüber hinaus reden wir auch<br />

mit den US-Studios, die vor allem für<br />

Serieninhalte interessant sind.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!