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TOOLS & TECHNIK<br />
32 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />
24. Juni 2013 13/13<br />
Mehr Schlagkraft im E-Commerce<br />
Die Reaktionen der Branche auf die Hybris-Übernahme durch SAP sind abwartend positiv<br />
Hybris informiert auf der Webseite über die Akquisition<br />
ancher Marktbeobachter war davon<br />
Mausgegangen, dass der Schweizer<br />
E-Commerce-Anbieter Hybris einen Börsengang<br />
plant, aber es kam anders: Der<br />
Software-Riese SAP hat Hybris übernommen<br />
und sich damit deutlich im E-Commerce-Segment<br />
verstärkt (siehe INTER-<br />
NET WORLD <strong>Business</strong> 12/13, Seite 1).<br />
„Mit Hybris wird SAP eine führende Position<br />
im Verbrauchermarkt einnehmen<br />
können“, so die Hoffnung, die Bill Mc Dermott<br />
und Jim Hagemann Snabe, beide Co-<br />
CEOs von SAP, mit der Akquisition verbinden.<br />
Für das Walldorfer Unternehmen<br />
ist der Kauf die bislang<br />
größte Übernahme in diesem<br />
Jahr. Offiziell wurde<br />
zwar keine Kaufsumme genannt,<br />
die Summe von<br />
1 bis sogar 1,5 Milliarden<br />
Dollar, von der manche<br />
Medien berichten, ist laut<br />
Aussage von SAP allerdings<br />
ein „bisschen hoch<br />
gegriffen“.<br />
SAP schließt auf<br />
Doch unabhängig vom Betrag:<br />
Das Geld ist in jedem<br />
Fall gut investiert. Die Nachfrage nach<br />
E-Commerce-Lösungen wächst. Analysten<br />
schätzen den Gesamtmarkt weltweit<br />
auf 37 Milliarden US-Dollar. SAP jedoch<br />
konnte in diesem Segment bislang nicht<br />
mit der Konkurrenz mithalten. Zwar enthält<br />
der Baustein Customer Relationship<br />
Management innerhalb der SAP-<strong>Business</strong>-Suite<br />
auch eine Komponente für<br />
E-Commerce. Die Hybris-Plattform ist<br />
aber viel umfangreicher. Durch die Übernahme<br />
schließt SAP nun zu den Wettbewerbern<br />
auf, glaubt Peter Sheldon, Analyst<br />
bei Forrester Research, der die Anbieterlandschaft<br />
nun von vier Playern geprägt<br />
sieht: SAP, IBM, Oracle und eBay.<br />
Interview<br />
Viele Großkunden von Hybris betreiben ein<br />
Backoffice auf SAP-Basis<br />
Wenn künftig die Hybris-Lösung mit der<br />
SAP-Echtzeitdatenbank „Hana“ sowie mit<br />
Analyse- und Social-Software-Lösungen<br />
von SAP integriert wird, erhalten Kunden<br />
ein breites Spektrum für den Vertrieb<br />
und das Marketing aus einer Hand. Die<br />
E-Commerce-Plattform von Hybris kann<br />
sowohl on Demand als Web-basierte Lösung<br />
oder als Lizenzlösung auf den unternehmenseigenen<br />
Servern eingesetzt werden.<br />
Zu den über 500 Kunden zählen<br />
Anbieter von B2B- und B2C-Webseiten<br />
gleichermaßen. Zielgruppe sind Unter-<br />
Auswirkungen noch nicht absehbar<br />
Wie bewerten Sie die Übernahme von<br />
Hybris durch SAP?<br />
Maximilian Plank: Positiv. Zahlreiche Unic-<br />
Kunden setzten SAP bereits als Software<br />
für Enterprise Resource Planning oder<br />
Customer Relationship Management ein,<br />
an die wir Hybris angebunden haben.<br />
Die absehbare vertiefte Integration der<br />
beiden Lösungen ermöglicht zusätzliche<br />
Anwendungen und eröffnet Potenziale<br />
für Kosteneinsparungen in Entwicklung<br />
und Betrieb. Für Kunden ohne SAP verändert<br />
sich – zumindest so weit es heute<br />
absehbar ist – wenig, da Hybris weiterhin<br />
als Stand-alone-Lösung an jedes<br />
Back end angebunden werden kann. Und<br />
natürlich hat Hybris dank SAP Zugriff<br />
auf Technologien, Vertriebspartner und<br />
Finanzmittel, wodurch Weiterentwicklungen<br />
der Software beschleunigt werden<br />
können.<br />
Was bedeutet die Akquisition für den<br />
Markt?<br />
Plank: Alle drei führenden Software-Unternehmen<br />
für Enterprise-Resource-Planning-Lösungen,<br />
SAP, IBM und Oracle,<br />
verfügen nun über äußerst leistungsfähige<br />
Maximilian Plank<br />
Managing Director,<br />
Unic GmbH, Karlsruhe<br />
■ www.unic.com<br />
Komponenten für E-Commerce. Größere<br />
Unternehmen, die höchste Ansprüche an<br />
Multichannel stellen, auf ein bewährtes<br />
Framework setzen wollen und Backend-<br />
Systeme eines dieser Anbieter im Einsatz<br />
haben, werden in vielen Fällen früher<br />
oder später die E-Commerce-Komponente<br />
desselben Anbieters wählen, um<br />
von Verbund-Vorteilen wie abgestimmte<br />
Release-Zyklen, einheitliche Technologien<br />
und Lizenzeinsparungen zu profitieren.<br />
Aufgrund der starken Stellung<br />
von SAP hat hier Hybris eine exzellente<br />
Ausgangslage.<br />
Und was bedeutet sie für andere Anbieter<br />
von E-Commerce-Software?<br />
Plank: Diese drei Anbieter werden auch<br />
zukünftig nicht den gesamten Markt abdecken;<br />
wer zum Beispiel in puncto Multichannel<br />
oder Skalierbarkeit Abstriche<br />
in Kauf nimmt, kann auch weiterhin<br />
unter diversen Anbietern auswählen. Darüber<br />
hinaus setzen auch einige Unternehmen<br />
auf Eigenentwicklungen durch<br />
interne IT-Teams, teils basierend auf<br />
Open-Source-Frameworks.<br />
Mit welchen Veränderungen für Vertriebspartner<br />
und Kunden rechnen Sie?<br />
Plank: Kurzfristig wird sich nichts ändern;<br />
über langfristige Auswirkungen kann<br />
zum aktuellen Zeitpunkt nur spekuliert<br />
werden. Wahrscheinlich werden größere<br />
SAP-Dienstleister prüfen, ob und wie<br />
intern Hybris-Kompetenzen aufgebaut<br />
werden können. Technische Implementierung<br />
alleine reicht jedoch nicht aus,<br />
um Kunden in E-Commerce und Multichannel<br />
erfolgreich zu machen: Beratung<br />
in Online Marketing und Produktpräsentation,<br />
Prozessdesign, User Interfaces,<br />
Conversion Optimization sind Stichworte<br />
hierzu. Höchstwahrscheinlich<br />
erfolgt eine Aufnahme der Hybris-Lizenzen<br />
in die SAP-Lizenzverträge, wodurch<br />
vermutlich die SAP-Salesforce verstärkt<br />
Hybris verkaufen wird.<br />
Über Hybris<br />
■ Produkt: Hybris Commerce Suite, eine<br />
Multikanal-Software für den Online-Handel,<br />
für das mobile Web, für Callcenter und<br />
Filialen<br />
■ Gründungsjahr: 1997<br />
■ Hauptsitz: Zug, Schweiz, Niederlassungen<br />
in 15 Ländern<br />
■ Mitarbeiter: 600<br />
■ Geplanter Umsatz im laufenden Geschäftsjahr:<br />
110 Millionen US-Dollar<br />
(84 Millionen Euro)<br />
■ Kunden (Auswahl): Migros, 3M, Metro,<br />
Bridgestone, Procter & Gamble, Nikon<br />
nehmen ab einem Jahresumsatz von rund<br />
50 Millionen Euro.<br />
„Die Übernahme von Hybris durch SAP<br />
ist im Enterprise-Segment für Shop-Lösungen<br />
hochinteressant. Vor allem große<br />
Unternehmen und Konzerne können von<br />
den Synergien profitieren“, erklärt Moritz<br />
Koch, Managing Director bei der Hamburger<br />
E-Commerce-Agentur und Sinner-<br />
Schrader-Tochter Commerce Plus. Der<br />
Anbietermarkt sei allerdings bereits sehr<br />
ausdifferenziert. Durch den Unternehmenszusammenschluss<br />
werde sich deshalb<br />
nichts Grundsätzliches verändern.<br />
„Vor allem nicht von heute auf morgen,<br />
denn Technologien müssen zusammengebracht<br />
werden“, sagt Koch.<br />
Lösung aus einer Hand<br />
„Kurzfristig wird sich nichts ändern“,<br />
glaubt auch Maximilian Plank. Der Managing<br />
Director des Hybris-Partners Unic in<br />
Karlsruhe bewertet die Akquisition positiv<br />
(siehe Interview): Da zahlreiche Unic-<br />
Kunden, die Hybris verwenden, auch Software<br />
von SAP einsetzen, eröffnet die absehbare<br />
vertiefte Integration der beiden<br />
Lösungen Potenziale für Kosteneinsparungen<br />
in Entwicklung und Betrieb, so<br />
seine Überzeugung.<br />
Nach Abschluss der Übernahme wird<br />
Hybris die Tätigkeit als unabhängige Geschäftseinheit<br />
innerhalb von SAP fortsetzen,<br />
Das Führungsteam bleibt in der bisherigen<br />
Zusammensetzung bestehen.<br />
„Unsere Kunden werden weiterhin Zugang<br />
zu den Personen, Technologien und<br />
fachlichen Ressourcen haben, die sie von<br />
Hybris gewohnt sind“, erläutert Carsten<br />
Thoma, President und Mitgründer von<br />
Hybris. Auch für die Hybris-Partner soll<br />
sich nichts ändern: „Die bestehenden Verträge<br />
bleiben inkraft, an den Beziehungen<br />
zu unserem Account- und Partnermanagement<br />
sowie an unseren Servicestrukturen<br />
ändert sich nichts“, betont der Hybris-Mitgründer.<br />
SAP und Hybris gehen davon aus, dass<br />
die Akquisition im dritten Quartal 2013<br />
nach der kartellrechtlichen Genehmigung<br />
abgeschlossen sein wird. is<br />
■