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MOTOR, KUPPLUNG UND GETRIEBE<br />
Der MF 35 ist in seine drei<br />
Hauptteile zerlegt.<br />
Ein freier Blick ist nun in die<br />
Hinterachse gewährt.<br />
Das Getriebe bereitete keine<br />
Probleme.<br />
Erneuert wurde das Ausrücklager<br />
in <strong>der</strong> Kupplungsglocke.<br />
Blitzeblanker<br />
Perkins-Motor.<br />
Die Ölwanne nach ihrer intensiven<br />
Reinigung.<br />
Bereit zur Montage und …<br />
… fest mit dem Getriebe<br />
verschraubt. Fotos (8): T. Feldmann<br />
testen, bevor ich mich an die Details mache“,<br />
sagt er. „Erst dann habe ich mit den<br />
Detailarbeiten begonnen.“<br />
Zunächst tauschte er sämtliche Buchsen<br />
aus, die durch die Bank verschlissen<br />
waren und Spiel aufwiesen – an den<br />
Achsen und <strong>der</strong> Lenkung, aber auch im<br />
Heckbereich beim Zugmaul. Den überwiegenden<br />
Teil konnte <strong>der</strong> Feinwerkmechanikermeister<br />
dank <strong>der</strong> Drehbank in <strong>der</strong><br />
Firma nach Feierabend aus hochwertigem<br />
Material selber anfertigen.<br />
Eine Überprüfung <strong>der</strong> Hydraulik mittels<br />
eines Druckmessers ergab keinerlei<br />
Undichtigkeiten. Auch nach fünf Jahrzehnten<br />
arbeitete das Kraftwerk am Heck<br />
einwandfrei. An<strong>der</strong>s hingegen die Lenkung,<br />
die sich im Betrieb als ziemlich<br />
schwammig erwies und mit zu viel Spiel<br />
aufwartete. Dieses Problem ließ sich<br />
durch korrektes Einstellen des Lenkgetriebes<br />
leicht beheben.<br />
Die beiden vor<strong>der</strong>en Radlager hat er gewechselt,<br />
die im Stück gelagerte Steckachse<br />
rotierte hingegen noch einwandfrei.<br />
Anschließend widmete er sich den Bremsen.<br />
„Ihre Wirkung war schlecht, die Belege<br />
sahen hingegen noch ganz gut aus“, erinnert<br />
sich <strong>der</strong> 30-Jährige. „Ich habe die<br />
Verzögerungsmechanik gereinigt und neu<br />
eingestellt, was aber keine spürbare Verbesserung<br />
zur Folge hatte. Erst bei nochmaliger<br />
Prüfung stellte ich fest, dass die<br />
Belege aufgrund ihres Alters glatt wie Glas<br />
waren. Also habe ich neue aufgenietet.“<br />
Geän<strong>der</strong>t hat er die Auspuffanlage seines<br />
35ers. Bislang wurden die Abgase an<br />
TRAKTOR CLASSIC 3|2014<br />
<strong>der</strong> Unterseite des <strong>Traktor</strong>s ins Freie geleitet,<br />
wodurch die Atemwege des Fahrers<br />
im Stand ungesundem Kohlenmonoxyd<br />
ausgesetzt wurden. Thomas hat den<br />
Schlepper einfach auf den seinerzeit <strong>von</strong><br />
Massey-Ferguson alternativ angebotenen<br />
Auspuff in Schornsteinausführung umgerüstet:<br />
„Seitdem sitze ich unbeschwert an<br />
<strong>der</strong> frischen Luft und es sieht zudem noch<br />
schicker aus.“<br />
Blechkünstler<br />
Während das Blech <strong>von</strong> Thomas‘ MF 35<br />
kaum Beulen und Rost aufwies, eröffnete<br />
sich für Calvin hier ein umfangreiches Betätigungsfeld.<br />
Der Zahn <strong>der</strong> Zeit hatte an<br />
seinem <strong>Traktor</strong> ganze Arbeit geleistet. Wegen<br />
seines schmalen Restaurierungsbudgets<br />
verzichtete <strong>der</strong> Schüler auf eine perfekte<br />
Aufarbeitung <strong>der</strong> Optik und setzte<br />
sich einen technisch einwandfreien Zustand<br />
inklusive TÜV-Stempel zum Ziel.<br />
Zu Weihnachten und am Geburtstag lagen<br />
fortan ausschließlich Ersatz- und Anbauteile<br />
auf dem Gabentisch. Ebenso wie<br />
Thomas entschied sich Calvin für den Anbau<br />
<strong>von</strong> Muschelkotflügeln. „Die sind<br />
hübscher und geben dem Heck mehr Charakter!“<br />
Dann ging es <strong>der</strong> Elektrik an den<br />
Kragen: Alle noch vorhandenen Kabel,<br />
Schalter und Funktionselemente wurden<br />
rausgerissen und ohne Umweg dem Abfuhrbehälter<br />
<strong>der</strong> städtischen Entsorger zugeführt.<br />
Derweil nahm Thomas die neue Farbgebung<br />
seines Massey-Ferguson in Angriff.<br />
Die Spachtelarbeiten hielten sich in<br />
Grenzen und waren schnell erledigt. Allerdings<br />
gingen ihm die intensiven Reinigungs-<br />
und Schleifarbeiten am Ende doch<br />
ziemlich auf die Nerven: „Hier ist Sorgfalt<br />
immens wichtig, aber irgendwann reicht’s<br />
denn auch mal“, grinst er. Es folgten zwei<br />
Lagen Grundierung. Der Fahrzeugkörper<br />
wurde anschließend im typischen Dunkelgrau<br />
lackiert, für die Blechteile wählte<br />
er ein minimal dunkleres Rot als beim<br />
Marktwert<br />
Massey-Ferguson 35<br />
Der MF 35 und sein nahezu<br />
baugleicher Vorgänger FE<br />
35 waren auf dem internationalen<br />
Schleppermarkt, was <strong>der</strong> VW-Käfer in<br />
<strong>der</strong> Pkw-Sparte darstellte: In riesigen Stückzahlen<br />
produziert, wirtschaftlich im Betrieb<br />
und nahezu unverwüstlich. Entsprechend<br />
ihrer großen Verbreitung und ihres hohen<br />
Nutzwertes waren sie lange in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
integriert. Einerseits sind die markanten<br />
Sympathieträger in <strong>der</strong> Klassikerszene gefragt<br />
und nicht erst seit gestern etabliert, auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite hält die unproblematische Verfügbarkeit<br />
das Preisniveau vergleichsweise<br />
niedrig. Allerdings ist seit einigen Jahren ein<br />
stetiger Aufwärtstrend bei den zu berappenden<br />
Kaufsummen zu verzeichnen. Schnäppchen<br />
und Scheunenfunde gibt’s, aber mittlerweile<br />
nicht mehr an je<strong>der</strong> Straßenecke. Stark<br />
nachgefragt und deutlich teurer sind die Modelle<br />
FE 35 „Goldbauch“, die Ausführung als<br />
Weinbergschlepper sowie die seltenen Allrad-<br />
Umbauten.<br />
Zustand neuwertig gebraucht stark verschlissen<br />
Preis (Euro) 7.500 3.500 1.000<br />
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