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Mittendrin - 2010-4 - TMP.cdr - Portal Kirche-Uelzen.de

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Thema: „Jauchzet, frohlocket“ „<strong>Mittendrin</strong>“ 4-<strong>2010</strong><br />

Eine kurze Geschichte <strong>de</strong>r Weihnachtslie<strong>de</strong>r<br />

Die frühesten Zeugnisse von Lie<strong>de</strong>rn, die<br />

das biblisch überlieferte Weihnachtsgeschehen<br />

zum Inhalt haben, stammen aus <strong>de</strong>m<br />

späten Mittelalter und sind in lateinischer<br />

Sprache abgefasst. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Mitternachtsmesse<br />

am Heiligen Abend wur<strong>de</strong>n sie<br />

gesungen.<br />

Die Ursprünge dieser Gesänge liegen<br />

nicht in <strong>de</strong>r Familie, son<strong>de</strong>rn im städtischen<br />

Bürgertum: Es war das Privileg <strong>de</strong>r obersten<br />

Bürger <strong>de</strong>r Stadt, im Weihnachtsgottesdienst<br />

feierliche Lie<strong>de</strong>r anzustimmen.<br />

Im späten 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt entwickelte<br />

sich das Weihnachtsliedgut weiter: Beson<strong>de</strong>rs<br />

die Hirten- und Krippenlie<strong>de</strong>r erfreuten<br />

sich großer Beliebtheit (bis heute bekannt<br />

z. B. „Kommet, ihr Hirten“ ).<br />

Die Vielzahl dieser Lie<strong>de</strong>r verrät „etwas<br />

von einem I<strong>de</strong>ntifikationsverlangen <strong>de</strong>r einfachen<br />

Leute mit <strong>de</strong>r unterprivilegierten Gruppe<br />

[<strong>de</strong>r Hirten], die nach <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Weihnachtsnacht so wun<strong>de</strong>rbar ausgezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>n“ .<br />

1<br />

Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt bil<strong>de</strong>ten sich dann in<br />

manchen Teilen Deutschlands „<strong>Kirche</strong>nsingerschaften“,<br />

die in <strong>de</strong>r Christmette halbdramatische,<br />

mundartliche Hirtenlie<strong>de</strong>r vortrugen –<br />

das waren die Vorformen <strong>de</strong>s Krippenspiels.<br />

Auch Martin Luther hat zur Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Weihnachtslie<strong>de</strong>s beigetragen. Er wollte<br />

die biblische Botschaft für je<strong>de</strong>rmann verständlich<br />

auslegen – und dabei halfen <strong>de</strong>utsche<br />

Liedtexte. Luther klagte allerdings: „Es<br />

fehlet uns an <strong>de</strong>utschen Poeten und Musicis<br />

(…), die christliche und geistliche Gesänge<br />

machen könnten, die es wert wären, dass<br />

man sie in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n Gottes brauchen<br />

2<br />

möchte“ . Deshalb dichtete er selbst Weihnachtslie<strong>de</strong>r<br />

– „Vom Himmel hoch“ ist bis<br />

heute eines seiner beliebtesten.<br />

Auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> zogen bald darauf an <strong>de</strong>n<br />

Festtagen singen<strong>de</strong> Schauspielgruppen umher<br />

und verbreiteten Freu<strong>de</strong>. Während in <strong>de</strong>n<br />

Dörfern die Aufführungen in Privathäusern<br />

stattfan<strong>de</strong>n („Stubenspiele“), entstan<strong>de</strong>n in<br />

Städten qualitätsvolle Weihnachtsschauspiele<br />

in <strong>Kirche</strong>n und Schulen.<br />

Erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt entwickelte sich<br />

Weihnachten allmählich zu einem innigen Familienfest.<br />

Weihnachtsbaum und Bescherung<br />

rückten ins Zentrum <strong>de</strong>r Feier, bei <strong>de</strong>r<br />

auch Hausmusik und Weihnachtslie<strong>de</strong>r eine<br />

immer größere Rolle spielten (schön beschrieben<br />

in Thomas Manns „Bud<strong>de</strong>nbrooks“).<br />

– Viele <strong>de</strong>r heute bekanntesten<br />

Lie<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>n in dieser Zeit: „Tochter<br />

Zion“, „O du fröhliche“, aber auch „Stille<br />

Nacht“ o<strong>de</strong>r ganz weltliche Gesänge wie „O<br />

Tannebaum“.<br />

Florian Moitje<br />

Fachkundige Informationen über die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Weihnachtslie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n Sie<br />

bei Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch<br />

<strong>de</strong>r Weihnachtslie<strong>de</strong>r, 151 <strong>de</strong>utsche Adventsund<br />

Weihnachtslie<strong>de</strong>r, Kulturgeschichte, Noten,<br />

Texte. – Aus diesem Buch stammen auch<br />

die Zitate in diesem Text (siehe Anmerkungen).<br />

__________<br />

1) Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch <strong>de</strong>r Weihnachtslie<strong>de</strong>r,<br />

151 <strong>de</strong>utsche Advents- und Weihnachtslie<strong>de</strong>r, Kulturgeschichte,<br />

Noten, Texte, S. 64<br />

2) ebd., S. 126<br />

4

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