Buchsgau - Kirchenblatt
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Die Kardinalskommission für eine Kurienreform: 1 Oscar Andres<br />
Rodriguez Maradiaga von Tegucigalpa, 2 Giuseppe Bertello, Regierungs -<br />
chef des Vatikan staats, 3 Reinhard Marx von München, 4 Sean Patrick<br />
O'Malley von Boston, 5 George Pell von Sydney, 6 Laurent Monswengo<br />
Pasinya von Kinshasa, 7 Oswald Gracias von Bombay und 8 Francisco<br />
Errazuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile.<br />
Thema<br />
zips unterschiedliche Normierungen zulassen?<br />
Wobei in allen diesen Fällen der<br />
Vorsitz des Papstes unbestreitbar bleibt.<br />
Die Erneuerung der Kirche erfordert ferner<br />
eine Änderung bei der Bestellung der<br />
Bischöfe. Im ersten Jahrtausend der Kirche<br />
waren, so Abt Peter von Sury, drei Instanzen<br />
für eine Bischofswahl notwendig:<br />
die Gläubigen einer Diözese, der Klerus<br />
dieser Diözese und die Bischöfe aus<br />
der Umgebung. Doch nachher und bis<br />
jetzt ist ausschliesslich «Rom» massgeblich,<br />
sieht man ab von den wohltätigen<br />
weltweiten Ausnahmen in den Ortskirchen<br />
von Basel und St.Gallen, de iure<br />
auch von Chur. Die Zentralisten am Tiber<br />
behandeln die Bistümer nicht als weitgehend<br />
eigenverantwortliche, aber mit Rom<br />
verbundene Ortskirchen, sondern als vatikanische<br />
Verwaltungseinheiten und die<br />
Bischöfe als örtliche Filialleiter. Nicht jeder<br />
hat sich das gefallen lassen. Wie haben<br />
wir uns als Disentiser Gymnasiasten über<br />
Bischof Caminada gefreut, der einmal zu<br />
Protokoll gab: «Ich muss den Brüdern da<br />
unten in Rom wieder einmal klarmachen,<br />
wer Bischof von Chur ist und wer nicht!»<br />
Der überzogene römische Zentralismus<br />
hat die Kirche zu einem geschlossenen<br />
System gemacht, das nicht mehr imstande<br />
ist, «Kritik oder Korrekturen von<br />
aussen aufzunehmen». Laut von Sury<br />
gehört die Frage der Bischofsernennungen<br />
zu den gravierenden systembedingten<br />
Problemen unserer Kirche. «Von daher<br />
rühren viele andere Probleme…» Die<br />
heutige Praxis stehe sowohl kirchengeschichtlich<br />
wie theologisch auf schwachen<br />
Füssen. Per saldo stellen wir uns das<br />
weltweite Bischofskollegium nicht als ein<br />
Gremium der von Rom im Inzuchtsverfahren<br />
huldvoll Erwählten vor, sondern<br />
als ein von den Betroffenen vor Ort Gewählten.<br />
Kirchendämmerung im Fussvolk<br />
Papst Franziskus predigte kürzlich, die<br />
Glaubensverkündigung sei keine Angelegenheit<br />
bloss der Amtsträger und Fachleute,<br />
sondern aller Getauften. Diese besässen<br />
die erforderlichen Voraussetzungen<br />
dafür und müssten ihr Christsein mit<br />
Worten und Taten bezeugen. Eine «Ba -<br />
bysitter-Kirche», in der die Gläubigen pas -<br />
siv bleiben und auf Betreuung warten, sei<br />
nicht zukunftsfähig. Kirchendämmerung<br />
ist somit auch beim Kirchenvolk angesagt,<br />
und zwar ohne Verzug. Und bevor<br />
es total vergreist und ausgestorben ist. Es<br />
muss in diese Rolle rasch hineinwachsen.<br />
Das wird nicht ohne Zeit und Mühe gehen,<br />
denn es wurde jahrhundertelang,<br />
z.T. selbst nach dem Konzil, von den<br />
Klerikern im Laufgitter gehalten. Es ist<br />
gleich gültig geworden. Es braucht Wegweiser<br />
und Förderer. Gewisse Potenziale<br />
sind noch vorhanden, müssen aber aktiviert<br />
werden. Eine sehr schwierige und<br />
langwierige Aufbauarbeit!<br />
Wie wäre es, wenn Eltern mit ihren Kindern<br />
wieder das Morgen- und das<br />
Abend gebet verrichteten, auch wenn sie<br />
es selber neu lernen müssten? Wenn sie<br />
die Kinder mit einem Kreuzzeichen segneten,<br />
wenn sie sich auf den Schulweg<br />
begeben und Haus oder Wohnung verlassen?<br />
Wenn man das gemeinsame<br />
Tischgebet wieder einführte? Wenn man<br />
Erstkommunikanten und Firmlinge anhielte,<br />
das der Glaubensgemeinschaft an<br />
beiden Festen Versprochene über das<br />
ganze Jahr «vor Ort» zu erfüllen? Wenn<br />
man im persönlichen Leben die Zeit zwischen<br />
Taufe, Erstkommunion, Firmung,<br />
Heirat, Taufe der Kinder und Bestattung<br />
der Eltern sowie im Jahresablauf die Zeit<br />
zwischen Kirchenfesten wie Weihnachten,<br />
Ostern, Auffahrt und Pfingsten nicht<br />
ohne, sondern mit Gott durchlebt? Lebt<br />
als Vollmensch, wer Gott aus seinem Dasein<br />
und Sosein «wegspart» und die Kinder<br />
um Gott betrügt?<br />
So oder so: Machen wir uns wie Papst<br />
Franziskus, frisch, bescheiden und ohne<br />
Tabus, auf den Weg zu einer Kirche der<br />
Freude und der Frohbotschaft, die auf<br />
den Menschen hört und seinem Leben<br />
Sinn und Erfüllung gibt. Zu einer Kirche,<br />
die den globalen Einheitsbrei in Kultur,<br />
Politik und Wirtschaft mit einem auf -<br />
frischenden, kreativen und pfingstlichen<br />
Geist kontert und überwindet. Papst<br />
Franziskus wie Ortsbischof Felix brau chen<br />
uns, und wir brauchen sie.<br />
KIRCHENBLATT 14 2013<br />
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