Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM
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Lackiererei his zum Kriege, die Riß- <strong>und</strong> <strong>Sprung</strong>bildung schon deshalb unter normalen<br />
atmosphärischen Einflüssen sicher vermeiden, weil das Leinöl an sich einen geringen<br />
Schw<strong>und</strong>betrag hat <strong>und</strong> dieser noch teilweise durch die Sauerstoffaufnahme dieser Harze<br />
ausgeglichen wird.<br />
Da auch die Harze ätherische Öle zurückhalten (adsorbieren), um sie beim<br />
Durchtrocknen der Farbe langsam wieder zu entlassen, so wirken auch sie ähnlich wie<br />
Wachs, d. h. dann den Nachschw<strong>und</strong> fördernd <strong>und</strong> daher sprungfördernd, wenn die Farbe<br />
Mohnöl <strong>und</strong> außerdem zu viel langsam verdunstende ätherische Öle enthält, bezw. diese<br />
durch Malmittel in größerer Menge eingeführt werden. Daß reine Harzfarben ohne fettes<br />
Ö1 infolge Nachschw<strong>und</strong>es beim Durchtrocknen der Aufstriche <strong>Sprung</strong>bildung zeigen,<br />
ergab sich aus Aufstrichen von Mastix- <strong>und</strong> Dammarkrapplack auf klebefreier<br />
Mohnölmennige. Beide Aufstriche sprangen; die Dammarfarbe stärker als die<br />
Mastixfarbe. Dammar adsorbiert also mehr ätherisches Öl als Mastix. Dagegen war<br />
Bernsteinkrapplack nach 4 Jahren gar nicht, Kopalkrapplack nur wenig gesprungen.<br />
4. Einfluß der Balsame.<br />
Hiernach läßt sich die Wirkung der Balsame auf die <strong>Sprung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rißbildung</strong> von<br />
Ölfarbenaufstrichen beim Trocknen übersehen. Soweit diese Koniferenbalsame sind<br />
(Terpentine; venezianischer, Lärchenterpentin; Straßburger Terpentin von der Weißtanne,<br />
Kanadabalsam von Abies cinadensis) besteht keine große <strong>Sprung</strong>gefahr, [32] weil deren<br />
ätherisches Öl, Terpentinöl, rasch Verdunstet. Andererseits sind die Harze dieser<br />
Balsame Weichharze d. h. in Handwärme erweichende. Diese halten langsam<br />
verdunstende ätherische Öle hartnäckig zurück. Hier kann also bei Anwendung größerer<br />
Mengen langsam trocknender Malmittel, besonders in höherer Temperatur Nachschw<strong>und</strong><br />
eintreten, dessen Folgen in Bezug auf die <strong>Sprung</strong>stärke allerdings durch die Weichheit<br />
des Harzes gemildert werden. Bei zu reichlicher Anwendung kann aber die Gefahr des<br />
Nachschw<strong>und</strong>es bis zur Schorf- <strong>und</strong> Borkenbildung gehen, d. h. des<br />
Zusammenschrumpfens der Farben zu Inseln mit borkiger Oberfläche. Auf alten Bildern<br />
sind diese Erscheinungen nicht gerade selten. Hier sind es stets dunkle Stellen, der<br />
Hintergr<strong>und</strong>, besonders Braun- <strong>und</strong> Krapplacke, auch Grünlacke, welche die<br />
Borkenbildung zeigen. Die Ursachen ihrer Entstehung sind immer stark schw<strong>und</strong>fähiges<br />
Bindemittel <strong>und</strong> Te mperaturerhöhung; beim Farbstoff Mangel an chemische r<br />
Verbindungsfähigkeit mit dem Ö1. Daher findet man Borkenbildung nie hei Bleifarben.<br />
Dagegen tritt sie sehr häufig bei Anstrichen im freien mit minderwertigem Gr<strong>und</strong>ier<strong>und</strong><br />
Lackiermaterial, so z. B. auf Fensterläden, Haustüren, auch auf gewöhnlichen<br />
Möbeln <strong>und</strong> dergleichen auf. Hier wirkt meist die Verwendung schlechter<br />
Fichtenharzlacke <strong>und</strong> nicht normal verdunstender 'I'erpentiniölersatzmittel bei starker<br />
Sonnenbestrahlung ursächlich. Am häufigsten beobachtet man bei Außenarbeiten die<br />
Borkenbildung seit Einführung der Kriegsleinölersatzmittel. Hienach ist auch die<br />
Wirkung zu reichlicher Mengen an Kopaivabalsamen in der Ö lmalereierklärbar. Nicht<br />
alle Sorten wirken gleich. Nach-[33]dem, wie erwähnt, Maracaiboöl viel weniger<br />
verdunstungsfähig ist, als Para- oder Angosturaöl, ist ersterer Balsam gefährlicher als<br />
letzterer. Daß andererseits gerade der Maracaibobalsam Pettenkofer bei seinem Verfahren<br />
gute Dienste leistete, ist deshalb erklärlich, weil es hier auf möglichst langes Verbleiben<br />
des Öles in der damit eingeriebenen alten spröden Farbschichte ankommt. Gerade diesen<br />
Balsam als Farbenbindemittel zu wähle n, war ein Mißgriff, weil sein Ö l viel zu langsam