Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM
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[76] IV. Vortrag<br />
Nach der in den letzten Vorträgen entwickelten mechanischen Theorie der<br />
<strong>Sprung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rißbildung</strong> nasser, an- oder durchtrocknender Ölfarbena ufstriche teilen sich<br />
die Ursachen dieser Zusammenhangsstörungen in innere <strong>und</strong> äußere. Erstere liegen in der<br />
Beschaffenheit der reinen, von Zusätzen freien pastosen Ölfarbe selbst, als dispersem<br />
Adhäsionsgleichgewichtssystem. Sie beruhen auf einem Höchstschw<strong>und</strong>betrag des<br />
Ölanteiles der Farbe <strong>und</strong> niedrigem spezifischem Gewicht bei geringer Korngröße des<br />
Farbstoffes Überfettete oder mit Verdünnungsmitteln von geringer Oberflächenspannung<br />
versetzte Farbe fällt hier außer Betracht, da sie kein Adhäsionsgleichgewichtssystem ist.<br />
Von Zusätzen zur Künstlerölfarbe, wie langsam verdunstenden ätherischen Ö len <strong>und</strong><br />
langsam trocknenden Malmitteln, dann Balsamen. wurde erwähnt, daß sie den<br />
Schw<strong>und</strong>betrag des fetten Öles um ihren eigenen erhöhen, während Wachse <strong>und</strong> Harze<br />
indirekt ebenso wirken, wenn sie ätherische: Öle zurückhalten (adsorbieren). Von den<br />
äußeren Ursachen wurden bisher die Einflüsse nicht neutraler Un-[77]terlagen behandelt.<br />
Sie sind entweder physikalischer Art, indem sie die quantitative Zusammensetzung der<br />
Überstrichfarbe durch Absaugen von Öl (saugende Gründe) ändern, oder chemischer,<br />
indem diese Gründe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ierungen den Trockenvorgang des Öles des Überstriches<br />
beschleunigen, d. h. positiv katalytisch wirken: Im letzteren Falle entstehen stärkere<br />
Schw<strong>und</strong>beträge als auf neutralem Gr<strong>und</strong>e. Daher ist die Wirkung dieser im chemischen<br />
Sinne nicht neutralen Unterlagen auf die Überstriche die stärkste. Man hat deshalb vor<br />
allem für neutrale Unterlagen (Malgründe <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ierungen) Sorge zu tragen, d. h. die<br />
äußeren Ursachen der <strong>Sprung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rißbildung</strong> <strong>antrocknender</strong> Ölfarbenaufstriche wirken<br />
stärker als die inneren. Am deutlichsten ergibt sich dieser Unterschied aus der Tatsache,<br />
daß auf nicht harttrockenem Mohnölmennige- <strong>und</strong> Bleiweißgr<strong>und</strong> sogar<br />
Leinölfarbenaufstriche reißen <strong>und</strong> zwar noch stärker als Mohnölfarbenaufstriche. Noch<br />
klarer wurde dieser Einfluß durch die Beobachtung, daß auf diesen Gr<strong>und</strong>ierungen<br />
Mohn- <strong>und</strong> Leinölfarbenaufstriche schon im nassen Zustande springen. Der Vergleich der<br />
Ölfarbe mit den Schlammen durch Frimmel paßt also in diesem Falle ganz, weil hier die<br />
Vergasung des fetten Öles tatsächlich schon unmittelbar nach dem Aufstreichen auf den<br />
beschleunigenden Gr<strong>und</strong> stattfindet. Da die Gefährlichkeit dieser Malgründe sehr<br />
langsam abnimmt, war der Zeitraum festzusetzen, bis zu dem gefahrloses Übermalen<br />
stattfinden kann. Außerdem waren die Bedingungen festzustellen, unter welchen ein<br />
Ölfarbengr<strong>und</strong> ein normaler wird. Es wurde gezeigt, daß er der Farbe des Überstriches<br />
keine Beschleunigung des Trocknens erteilen darf. Es müssen [78] also dort sehr schnell<br />
trocknende Farbstoffe abwesend sein. Daher ist Bleiweiß als Mohnölfarbe kein normaler<br />
Ölfarbengr<strong>und</strong>. Wenn Bleiweiß hierzu angewendet werden soll, kann es nur Leinölfarbe<br />
sein. Das Vergilben muß in Kauf genommen, oder zu beseitigen gesucht werden. Bis jetzt<br />
ist kein Verfahren dazu bekannt.<br />
Aus den beschleunigenden Wirkungen des Mohnölbleiweißgr<strong>und</strong>es auf<br />
Überstriche ergibt sich ferner, daß Gleichartigkeit des Bindemittels in Gr<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong><br />
Übermalung die zweite Forderung einer normalen Ö lfarbentechnik ist. Von dieser ist man<br />
noch so lange weit entfernt, als in ein <strong>und</strong> derselben Künstlerfarbenreihe Mohnölfarben<br />
neben Leinölfarben vorkommen <strong>und</strong> in Deutschland eine Reihe der verschiedenartigsten<br />
Systeme besteht, bei deren Herstellung mehr die Bedingungen der Vermalbarkeit <strong>und</strong>