Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM
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Überstriche vermieden wird. Diese Maßnahme erfüllt also ihren zweiten <strong>und</strong> wichtigsten<br />
Zweck nicht nur in der Lackiererei, sondern auch in der Kunstmalerei. Gerade hier ist sie<br />
noch nötiger als dort, solange hier noch mit Mohnölfarben gearbeitet wird. Wenn die<br />
Holländer des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts, wie Van Mander berichtet, damals das Öl des weißen<br />
Mohnes tatsächlich schon allgemein in Unter- <strong>und</strong> Übermalung verwendeten, so konnten<br />
sie es gefahrlos nur durch systematisches Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Schichtenschleifen anwenden. Die<br />
meist tadellose Erhaltung der Teniers <strong>und</strong> anderer zeitgenössischer Bilder mit ihrer<br />
auffallenden, fast keinen Pinselstrich aufweisenden emailleartigen Glätte, ist<br />
augenscheinlich dem Schleifen zu verdanken.<br />
Beschränkung der <strong>Sprung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rißbildung</strong> in der Primamalerei.<br />
Die Untersuchungen Täubers über <strong>Sprung</strong>- <strong>und</strong> <strong>Rißbildung</strong> <strong>antrocknender</strong><br />
Ölfarbenaufstriche <strong>und</strong> Überstriche beziehen sich nur auf die schichtenweise<br />
Bildherstellung. Seit Ausbildung der Landschaftsmalerei als selbständiger Kunstübung<br />
besteht ein Malverfahren, das sich aus der Not-[72]wendigkeit herausbildete, die<br />
Naturskizze schnell zu fertigen, weil die festzuhaltende Stimmung schnell wechselt, die<br />
Primamalerei oder das Malen nach der Impression. In der Literatur finden sich nur<br />
spärliche Hinweise darauf, daß in dieser Malweise hergestellte Bilder gute Erhaltung<br />
zeigen, so bei Bakenhus : Münchener Kunsttechn. BI. III, 18. Es bestand daher Anlaß,<br />
zur Ergänzung der Täuberschen Versuche die natürlichen Ursachen dieser Unterschiede<br />
kennen zu lernen. Schon Täuber machte darauf aufmerksam, daß für Ölfarbenüberstriche<br />
auf Ölfarbengr<strong>und</strong>ierungen ein Gefahrminimum besteht. Es liegt an der Grenze des<br />
Harttrocknens der letzteren. Es wurde erwähnt, daß dieses weder für den Anstreicher <strong>und</strong><br />
Lackierer, noch für den Kunstmaler praktisch verwendbar ist. Nur für den<br />
Malgr<strong>und</strong>fabrikanten hat es Bedeutung. Es wurde ferner ermittelt, daß das Springen <strong>und</strong><br />
Reißen zweier aufeinander liegender Ölfarbenaufstriche von ungleichem Alter dann<br />
eintritt, wenn der untere das Trocknen des oberen beschleunigt, dessen Öl stark<br />
schw<strong>und</strong>fähig <strong>und</strong> der Farbstoff spezifisch leicht <strong>und</strong> sehr feinkörnig ist. Dann befinden<br />
sich beide in verschiedenen Bewegungszuständen <strong>und</strong> sind daher bestrebt, ihre<br />
Flächengrößen ungleichartig zu ändern. Es kommt dann zu Zerrungen an der<br />
Berührungsfläche beider Schichten <strong>und</strong> zum Reißen derjenigen, deren Flächenänderung<br />
am stärksten ist <strong>und</strong> die gleichzeitig die am wenigsten widerstandsfähige ist. Diese wird<br />
immer der Überstrich sein. Er springt <strong>und</strong> reißt dann ähnlich wie eine einzelne stark<br />
schw<strong>und</strong>fähige Ölfarbenschichte auf Glas. Man könnte also das Springen dieser<br />
Schichten verhindern, wenn es möglich wäre, bei-[73]den gleiche Bewegungsart, d. h.<br />
gleiche Änderung ihrer Flächengrößen zu erteilen <strong>und</strong> zu bewirken, daß diese<br />
Änderungen möglichst gleichzeitig erfolgen. Damit wäre dann ein zweites<br />
Gefahrminimum erreicht. In der schichtenweisen Malweise ist dies unmöglich; möglich<br />
aber bei einer Malart, bei der die einzelnen Schichten in sehr kurzen Zeiträumen<br />
nacheinander, also fast gleichzeitig aufgetragen werden. Man hätte daher nur dafür zu<br />
sorgen, daß nicht der Malgr<strong>und</strong> selbst, bezw. die erste Gr<strong>und</strong>ierung schon eine starke<br />
Eigenbewegung besitzt, oder der Malschichte starke Beschleunigung des Trocknens<br />
erteilt. Eine solche Malart ist die Primamalerei.<br />
Die sprungbeschränkende Wirkung dieser Malart versuchte man sich in der<br />
Anstalt nach Art der forzierten Versuche auf folgende Weise deutlich zu machen: Auf<br />
nassen bezw. allmählig anziehenden Mohnölmennigegr<strong>und</strong> wurde Mohnölkrapplack, die