Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM
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fetten Öles abgebenden Ö lfarbenschichten den Firnis zerreißen <strong>und</strong> nicht umgekehrt<br />
dieser sie. Diese sich ungleich ausdehnenden nicht durchgetrockneten Ölfarbenschichten<br />
würden aber auch ohne Firnis springen. Die Frage, ob das Springen im ersteren falle<br />
stärker oder schwächer ausfällt, als im letzteren, hängt von dem Schw<strong>und</strong>betrag<br />
der obersten Schichten ab <strong>und</strong> kann daher nicht allgemein beantwortet werden; doch ist<br />
darauf zu verweisen, daß die Firnisschichte die dünnste von allen ist. Wenn auch der<br />
schließlich eintretende Effekt des Springens der gleiche bleibt, ob der Firnis das Bild<br />
zerreißt, oder umgekehrt, so war doch darauf hinzuweisen, daß von den drei Schichten,<br />
um die es sich hier handelt, die Firnisschichte jene ist, welche die Vorbedingungen zu<br />
starker Änderung ihrer Flächengröße am wenigsten erfüllt <strong>und</strong> daher schon deshalb am<br />
Springen am wenigsten ursächlich beteiligt ist, [90] voraus gesetzt, daß es sich um einen<br />
Bilderfirnis von normaler Zusammensetzung handelt. Enthielt er viel langsam<br />
verdunstendes ätherisches Öl, so wäre allerdings auch er eine stark schw<strong>und</strong>fähige<br />
Schichte. In diesem Falle wäre aber noch zu erwägen, ob nicht die obere Ölfarbenlage<br />
einen Teil desselben absaugt <strong>und</strong> so den Schw<strong>und</strong> betrag der Firnisschichte verringert.<br />
Dies sind Fragen, die noch der experimentellen Prüfung bedürfen.<br />
Jedenfalls bleibt aber die Firnisschichte gegenüber den Ölfarbenschichten die<br />
weniger sprungfähige.<br />
Auf die Schlußlackierungen in der Lackiererei findet diese Betrachtung keine<br />
Anwendung, da es sich hier um fette Öllacke handelt, die weder für sich springen, weil<br />
sie Leinöllacke sind, noch von den geschliffenen Farbenschichten zerrissen werden, weil<br />
deren Schw<strong>und</strong>betrag als Leinölfarben keinen Anlaß hiezu gibt <strong>und</strong> durch das Schleifen<br />
diese Möglichkeit noch weiter verringert wird. Frische Ölbilder würden auch bei zu<br />
frühem Firnissen kaum reißen, wenn sie ohne Mohnölfarben hergestellt wären.<br />
Andererseits beobachtet man an mit Ölfarben dick gestrichenen <strong>und</strong> mit schlechten<br />
Lacken überzogenen Haustüren Schrumpfen u. dergl., also bei Arbeiten, die meist mit<br />
geringwertigem <strong>und</strong> stark schwindenden Material ausgeführt wurden <strong>und</strong> besonders<br />
im Freien sehr häufig durchreißen von Farb- <strong>und</strong> Firnisschichte. Hier konnte zu frühes<br />
Firnissen bei starker Sonnenwirkung auf das minderwertige. stark schw<strong>und</strong>fähige<br />
Farbenmaterial in dieser Weise eingewirkt haben. Daß das Weichbleiben der Farbschicht<br />
unter der Firnisschicht nicht vor dem Reißen schützen kann, sondern es fördert, zeigen<br />
ebenso die mit dem Überstrich [91] durchreiß enden, nur klebefrei trockenen<br />
Mohnölfarben, als die modernen Ersatzfarben, deren leichte Erweichbarkeit eines ihrer<br />
besonderen Kennzeichen ist. Auch hier verursacht aber nicht der Firnis das Reißen der<br />
Farbenschichte, sondern diese sein Reißen.<br />
Die Untersuchungen über die Ursachen des Springens <strong>und</strong> Reißens von<br />
Ölfarbenaufstrichen im nassen Zustande <strong>und</strong> beim Trocknen haben gezeigt, daß hier sehr<br />
klare Gesetzmäßigkeiten bestehen. Sie liegen 1. in den Größenunterschieden der<br />
Schw<strong>und</strong>beträge der fetten Öle Leinöl, Nußöl <strong>und</strong> Mohnöl beim Auftrocknen in dünner<br />
Schichte, 2. in der physikalischen Beschaffenheit der Ölfarbe als colloidales disperses<br />
Adhäsionssystem, wobei das Mengenverhältnis zwischen Öl <strong>und</strong> Farbstoff, hei letzteren<br />
das spezifische Gewicht, spez. Volumen <strong>und</strong> die Korngröße bestimmend wirken. Zum<br />
Unterschied von diesen inneren Ursachen der <strong>Sprung</strong>bildung gehören zu den äußeren:<br />
Die Wirkung nicht neutraler besonders den Überstrich derart katalytisch beeinflußender<br />
Unterlagen (nicht harttrockener Ölfarbengr<strong>und</strong>ierungen), daß das Trocknen des<br />
Überstriches stark beschleunigt <strong>und</strong> der Schw<strong>und</strong>betrag seines Öles erhöht wird. Es