Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM
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Unruhe vor sich geht <strong>und</strong> durch die Schwankungen der Tageslichtintensität beeinflußt<br />
wird. Dieses Leinöl begann schon am 4. Tage klebend zu werden. (Tafel IX.)<br />
Wenn Leinöle derartig starke Änderungen ihres normalen Trockenvorganges im<br />
zerstreuten Lichte durch direktes Sonnenlicht erfahren, ist es verständlich, daß nicht nur<br />
gewöhnliche Ölfarbenanstriche unter solchen Umständen im Freien in kurzer Zeit<br />
springen <strong>und</strong> reißen können, sondern auch Schriftmalereien auf Holz- <strong>und</strong> Blech, sowie<br />
Lackiererarbeiten. Die Wärme allein bewirkt diese enormen Veränderungen des<br />
normalen Trockenvorganges nicht, da diese allein, wie aus der Anwendung des<br />
Lackierofens bekannt ist, nicht schädlich wirkt. Tritt sie aber wie hier gleichzeitig mit<br />
erhöhter Lichtintensität auf, so unterstützt sie die durch diese bewirkte beschleunigte<br />
Oxydation <strong>und</strong> trägt so zu den außerordentlich starken Stoffverlusten des Aufstriches<br />
nach dem klebefreien Antrocknen noch bei. Kommt hie rzu noch das Wiederkleben sogar<br />
bei Leinölfarbenaufstrichen, so ist eine weitere Ursache des raschen Verfalles derartiger<br />
Arbeiten durch Ankleben von Staub gegeben. Dieses Klebendwerden ist das Anzeichen<br />
beginnenden Zerfalles des Bindemittels der Ö lfarben, wodurch sie in außergewöhnlichen<br />
Fällen durch Regen abwaschbar werden. Bei weniger starker Einwirkung kann in Freien<br />
das Rutschen <strong>und</strong> Laufen eines Anstriches eintreten.<br />
Zweck dieser Mitteilungen ist, Arbeitgeber auf die schlimmen Folgen<br />
aufmerksam zu machen, welche der Zwang, Anstricharbeiten im freien in der heißesten<br />
Jahreszeit auszuführen, auch bei [86]Anwendung von normalem Bindemittelmaterial, mit<br />
sich bringt.<br />
Nachdem Leinölaufstriche im direkten Sonnenlichte die schlimmen Eigenschaften<br />
der Mohnöle annehmen, d. h. hohen Schw<strong>und</strong>betrag beim Trocknen <strong>und</strong> sogar das<br />
Nachkleben bezw. Wiedererweichen nach demselben zu zeigen, war es vorauszusehen,<br />
daß das weit empfindlichere Mohnöl sich unter denselben Umständen nicht besser<br />
verhalten werde. Ein levantiner Mohnöl war im Winter im dünnen Aufstrich am 12. Tage<br />
klebefrei trocken <strong>und</strong> hatte um 11% an Gewicht zugenommen. Am 20. Tage hatte es um<br />
36,4% abgenommen. Dasselbe Mohnöl trocknete im direkten Sonnenlichte schon in 7<br />
Tagen klebefrei bei einer Gewichtsaufnahme von 7,5%. Schon am nächsten Tage begann<br />
aber ein ununterbrochener Absturz der Kurve, der am 14. Tage bis an die Nullinie <strong>und</strong><br />
am 16. Tage zu 154% Gewichtsverlust führte. Dieses Mohnöl be gann schon am 10. Tage<br />
wieder zu kleben <strong>und</strong> war am 13. Tage sehr stark wiedererweicht. Im Sommer war der<br />
Einfluß des direkten Sonnenlichtes noch stärker. Ein Mohnöl, das im zerstreuten<br />
Sonnenlichte am 13. Tage klebefrei geworden war, 8% an Gewicht zugenommen hatte<br />
<strong>und</strong> dessen Kurve von da ab den bei Mohnölen üblichen Verlauf nahm, hatte im direkten<br />
Sonnenlichte schon am 4. Tage 6,8% an Gewicht zugenommen, jedoch ohne zu<br />
trocknen, verlor schon am 7. Tage das ganze aufgenommene Gewicht <strong>und</strong> hatte am 20.<br />
Tage etwa 185% verloren, ohne inzwischen trocken geworden zu sein. (Tafel X.) Auf<br />
Mohnöl wirkt also das direkte Sonnenlicht ähnlich wie Blei als Gr<strong>und</strong>, nämlich fast voll-<br />
[87]ständig verflüchtigend. Stärker kann sich der Einfluß der Lichtintensität auf den<br />
Aufstrich eines fetten trocknenden Öles nicht äußern. Hiernach läßt sich voraussehen,<br />
welche Folgen das längere Aussetzen moderner zumeist mit Mohnölfarben gemalter<br />
Bilder an die Sonne haben würde. Nicht nur stärkstes Springen <strong>und</strong> Reißen, sondern auch<br />
Rutschen <strong>und</strong> Laufen neben Borken- <strong>und</strong> Schorfbildung müssen die unausbleiblichen<br />
Folgen sein.