Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM

sein hat. Solche sind jene bisher käuflichen Bleiweißgrundierungen auf Holztafeln,
Leinwanden und besonders von Malpappen nicht, die aus Mohnölbleiweiß bestehen, das
noch nicht genügend durchgetrocknet ist. Ist dafür gesorgt, daß die Untermalung auf eine
neutrale Grundierung kommt, so ist ein großer Teil der Arbeit zur Vermeidung der
Sprungbildung getan, wenn nicht gerade ein Farbensortiment verwendet wird, das mehr
Mohn- als Leinölfarben enthält. Hier kommt übrigens noch die Wirkung von Mischungen
zweier oder mehrerer Farben auf die Sprungbildung in Betracht, die von Täuber nicht
geprüft wurde. Der Maler verwendet im Bilde fast keine ungebrochenen Farben. Die
meisten sind mit Bleiweiß gemischt. Nun wurde gefunden, daß die [81] Sprungfähigkeit
einzelner Ö lfarben sich durch Mischen mit einander verringert. So sprangen z. B. ein
Pariserblau und ein Chromgelb hell in Mohnöl angerieben auf Mohnölmennigegrund. Die
aus beiden zu 50% gemischte Farbe Chromgrün sprang nicht. Eine Mischung von 50%
Zinnober rot und 50% Zinkweiß in Mohnöl sprang auf dem gleichen Grund ebenfalls
nicht. Dagegen sprang eine Mischung von Mohnöl-Bleiweiß und -Krapplack zu gleichen
Teilen fast ebenso stark, wie der Krapplack allein. Diese Verminderung der Sprunggefahr
hat also ihre Grenze, wenn der eine Gemengteil eine sehr stark springende Farbe ist. Der
Maler, der die Mohnölfarben nicht missen zu können glaubt, hat sich also nur die am
stärksten springenden zu merken. Es sind dies, wie im ersten Vortrag erwähnt, diejenigen
von geringstem spez. Gewicht und Korn. Diese müßte man schon wegen des zu
langsamen Trocknens als Leinölfarben herstellen.
Bei Wahl einer sicheren Grundierung ist also der beim Arbeiten mit
Mohnölfarben merklich eintretende Sprungbetrag bei modernen Bildern deshalb nicht so
groß, wie die Zahlenreihen von Täuber und der Versuchsanstalt annehmen lassen, weil
weder so viele Kombinationen zu zweien aufeinander gelegter ungebrochener Farben
vorkommen, noch die Anwendung ungemischter Farben überhaupt den Umfang
annimmt, den diese Versuchsanordnung voraussetzt. Gleichwohl ist auch der Betrag an
Sprung- und Rißbildung, der an modernen Bildern tatsächlich vorkommt, noch groß
genug, um Künstler, Kunstliebhaber und Fabrikanten zu veranlassen, jene Maßregeln
anzuwenden, die geeignet sind, diesen Materialmangel zu beseitigen.
[82] III. Wirkungen atmosphärischer Einflüsse auf das Springen und Reißen
frischer Ölfarbenaufstriche.
Unter den nun zu besprechenden äußeren Ursachen des Springens und Reißens
von Ölfarbenaufträgen sind nicht jene verstanden, die zur sogen. Alterssprungbildung
führen, sei es bei Ölbildern in geschlossenen Räumen oder bei Anstreicherarbeiten,
Schriftmalereien und Lackiererarbeiten im Freien, deren gemeinsames Merkmal zunächst
der sogen. Haarriß und dann bedeutendere Zusammenhangsstörungen sind, deren Stärke
aber ein Mindestmaß nicht überschreitet, die also selten zu breiten Rissen oder gar zur
Schorf- und Borkenbildung führen. Die hier zu besprechenden Erscheinungen sind unter
der Voraussetzung der Anwendung nur echten Materiales durch besonders ungünstige
atmosphärische Einflüsse hervorgerufen, die während des Antrocknens der Aufstriche
einwirken. Hiezu zählt in erster Linie
Der Einfluß des direkten Sonnenlichtes auf den Trockenvorgang fetter Öle.