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Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM

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gemeinsam, Öl-[17]farbenüberstriche nicht zu normalem Trocknen gelangen zu lassen.<br />

Es kann dadurch das Rutschen <strong>und</strong> Laufen der Übermalung entstehen.<br />

(Vgl. Einfluß der Kopaivabalsamöle auf den Trockenvorgang fetter Ö le.)<br />

Aus diesen Untersuchungen ergibt sich, daß zu den Ursachen des Springens <strong>und</strong><br />

Reißens von Ö lfarbenaufstrichen beim An- <strong>und</strong> Durchtrocknen das chemische Verhalten<br />

der Farbstoffe der aufgestrichenen Farbe selbst zum Öle nicht zählt. Die früheren<br />

Versuche, hier chemische Ursachen als maßgebend zu finden, waren abwegig. Es läßt<br />

sich behaupten, daß die chemische Wirkung des Farbstoffes der aufgestrichenen Farbe -<br />

nicht jenes der Gr<strong>und</strong>ierung - das Springen sogar beschränkt, nämlich dann, wenn sie ihr<br />

Trocknen kürzt <strong>und</strong> dadurch den Nachschw<strong>und</strong> begrenzt. Daher springt auf derselben<br />

Unterlage Mohnölbleiweiß auch deshalb weniger, als etwa Mohnölrußschwarz, weil<br />

letzteres mit dem Öl nicht chemisch reagiert, aber ein Farbstoff von sehr kleinem Korn ist<br />

<strong>und</strong> außerdem das Trocknen verlangsamt, sodaß der Nachschw<strong>und</strong> lange hinausgezogen<br />

wird; während Bleiweiß mit den freien Ölsäuren Seifen bildet.<br />

Faßt man das Ergebnis der Versuche über diese inneren Ursachen der<br />

<strong>Sprung</strong>bildung von Ölfarben, also ohne Bezug auf die Unterlagen, zusammen, so ergibt<br />

sich, daß bei der Herstellung normaler Künstlerölfarben die Verwendung von Mohn- <strong>und</strong><br />

Nußöl Bedenken erregt; ferner daß auch die Korngröße der Farbstoffe in Bezug zur<br />

<strong>Sprung</strong>bildung steht. Bei Ölfarben für Anstrich <strong>und</strong> Lackierung fällt das Bedenken gegen<br />

das Öl unter normalen Verhältnissen weg, wenn reines Leinöl oder dessen Firnis bezw.<br />

echte Öllacke [18] verwendet werden, weil diese wegen geringeren Schw<strong>und</strong>betrages<br />

beim Trocknen die <strong>Sprung</strong>bildung der Farbenaufstriche nicht fördern. Deshalb kommt<br />

hier auch der Korngröße der Farbstoffe nicht jene große Bedeutung zu, wie bei den<br />

Künstlerölfarben. Der Begriff "Normalfarbe für Ölmalerei" erschöpft sich also in der<br />

Echtheit <strong>und</strong> Reinheit der Materialien nicht. Mohnöl ist wegen der Förderung der<br />

<strong>Sprung</strong>gefahr der Farbe in der Verwendung kein normales Bindemittel. Ein Farbstoff ist<br />

nicht schon deshalb ein für Künstlerfarbe normaler, wenn er echt ist <strong>und</strong> weder geschönt<br />

noch gestreckt. Er darf eine bestimmte Korngröße (5-1 µ) nicht unterschreiten, wenn er<br />

spezifisch sehr leicht ist, weil er sonst jenen vollkommenen Dispersionsgrad der pastosen<br />

Farbe hervorruft, der bei großer <strong>Sprung</strong>fähigkeit des verwendeten Öles, zum Springen<br />

<strong>und</strong> Reißen im schichtenweisen Auftrag führen muß. Es wurde gezeigt, daß dieser<br />

Einfluß der Farbpaste so weit gehen kann, daß chemisch ein <strong>und</strong> derselbe Farbstoff in der<br />

hellen Nuance für Ölmalerei ein anormaler, in der dunklen ein normaler sein kann. Diese<br />

Ermittlungen veranlassen Ergänzung der bisherigen Feststellungen über die<br />

Normalfarbenfrage.<br />

Das heutige außerordentliche Feinreiben auch der Ölfarben is t eine aus der<br />

Aquarellfarbenherstellung herübergenommene Übung. Dort hat sie volle Berechtigung<br />

<strong>und</strong> keine nachteiligen Folgen, weil die Dünne des Auftrages, die Art <strong>und</strong> Menge des<br />

Bindemittels, das rasche Verdunsten des Wassers <strong>und</strong> der stark saugende Gr<strong>und</strong> die<br />

<strong>Sprung</strong>bildung nicht fördern. Hier sind die nachteiligen Folgen zu feiner Reibung bei<br />

stark schwindendem Ö1 offensichtlich. Gasparetz [19] wies auf mikroskopischem Wege<br />

nach, daß die Farben auf alten Ö lbildern nicht so fein gerieben sind, wie die modernen<br />

Tubenölfarben. Unter zu feinem Reiben leidet nach Ansicht von Künstlern auch der<br />

Auftrag der Ölfarbe, da er speckig wird. So verschieden die Strichfarben bezüglich der<br />

Zusammensetzung sind, so verschieden sind sie hinsichtlich der Korngröße. Man hat es<br />

heutzutage noch zu wenig in der Hand, diese so zu regeln, wie die erwähnten Folgen zu

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