Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM

ist das Leinöl dem Mohnöl überlegen, weil es rascher und fester an- und durchtrocknet.
Daher reißen Leinölfarbengründe welliger leicht mit dem Überstrich durch als
Mohnölfarbengründe.
[58] Die gefährlichsten Ölfarbengrundierungen.
Täuber suchte das Gefahrenverhältnis nicht harttrockener Ö lfarbengrundierungen
zu Überstrichen dadurch festzustellen, daß er eine Auswahl von 42 der gebräuchlichsten
Farben, größtenteils als Mohnölfarben hergestellt, paarweise übereinanderlegte. Das
Ergebnis dieser Versuchsanordnung war weder für den Anstreicher und Lackierer, noch
für den Künstler befriedigend. Ersteren zeigte es zu viele, praktisch nicht vorkommende
Sprungmöglichkeiten den Künstler beunruhigte es, da es die Sprunggefahr in
unwahrscheinlich großer Manigfaltigkeit zeigte, ohne die Mittel, sie einzuschränken.
Bei den Arbeiten der Versuchsanstalt wurde zunächst das Schwergewicht auf die
Beurteilung der in der handwerklichen und künstlerischen Praxis üblichen Grundierungen
gelegt und von ihrer Wirkung auf jene bei der Bildherstellung möglichen bezw. häufiger
vorkommenden Farbenunterlagen geschlossen, wobei auch die Wirkung des Mischens
der Farben berücksichtigt wurde.
Der Mohnölmennigegrund. Täuber beobachtete nach der oben angedeuteten
Versuchsanordnung, daß eine Reihe von Ölfarben als Unterlagen dadurch besonders
gefährlich sind, daß sie die größere Anzahl der darauf gesetzten 41 Farben zum Springen
brachten. Hierunter stand in erster Linie die Mennige. Auf ihr rissen 37 der darüber
gesetzten Farben. Tauber hielt dieses Ergebnis nicht für vereinbar mit der Gepflogenheit
der Anstreicher, auf Stab- und Gußeisen mit Ölmennige zu grundieren. Doch wird hier
nicht Mohnölmennige, sondern nur Leinölmennige verwendet. Diese hatte sich als
Grund-[59]farbe nicht einführen können, wenn sie die Überstriche zum Springen bringen
würde.
Dieser auffallende Unterschied in den Wirkungen der Leinöl- und
Mohnölmennige auf die Überstriche gibt die Mittel an die Hand, die Ursachen kennen zu
lernen und damit allgemein die Wirkung nicht harttrockener Ölfarbengrundierungen auf
Überstrichfarben zu beurteilen.
Farbstoffe als Beschleuniger des Trocknens der eigenen Ölfarbe; Unterschiede in
der Fähigkeit der einzelnen fetten Öle, durch solche Farbstoffe zu rascherem Trocknen
gebracht zu werden.
Es ist bekannt, daß es Farbstoffe gibt, die das Trocknen des Öles der damit
abgeriebenen Farbe beschleunigen; solche, welche es nicht beschleunigen und andere, die
es verzögern. Daher trocknen die verschiedenen Ölfarben in ungleichen Zeiten. Erstere
Farbstoffe nennt man gute Trockner, richtiger Beschleuniger des Trocknens. Nun wurde
gefunden, daß durch Beschleuniger, wie Mennige, das Mohnöl viel rascher zum
Trocknen gebracht wird als das Leinöl. Dieses trocknet auf Glas im Winter in 4-7 Tagen;
im Sommer in 3-4 Tagen. Pastose Leinölmennige trocknet im Winter schon in 24
Stunden klebefrei. Mohnöl trocknet im Winter in 9-11 Tagen; pastose Mohnölmennige
aber schon in 48 Stunden klebefrei. Die Beschleunigung, welche das Trocknen des
Mohnöls für sich auf Glas durch Mennigezusatz erfährt, ist also ungefähr die fünffache;
in Bezug auf Leinöl die doppelte. Da nun auf klebefrei trockener Leinölmennige kein
Ölfarbenüberstrich stärker reißt, als sein eigener Schwundbetrag zuläßt, auf klebefrei
trockener [60] Mohnölmennige aber 37 rissen, so kann in der Mohnölfarbe als