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Sprung- und Rißbildung antrocknender ... - mediaTUM

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Gegenteil verändert. Sie ist annähernd nur mit dem starken Schw<strong>und</strong>betrag des Mohnöles<br />

auf Blei vergleichbar. Auf Mohnölmennige beginnt also der Trockenvorgang aller<br />

Erfahrung entgegen nicht wie auf Blei mit Gewichtsaufnahme, sondern sofort mit<br />

Abnahme, d. h. der Oxydationsvorgang des fetten Öles des Überstriches wird durch den<br />

Mohnölmennigegr<strong>und</strong> in bisher unbekannter Weise dahin abgeändert, daß der<br />

Sauerstoffaufnahme innerhalb einer St<strong>und</strong>e die teilweise Vergasung des Öles, also<br />

äußerst starker Schw<strong>und</strong> folgt, der sich bis zum siebenten Tage fortsetzt. Maltechnisch<br />

am bedenklichsten <strong>und</strong> zwar ausschließlich für Künstler ist der Umstand, daß auf diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e auch Leinölfarbenaufstriche äußerst stark reißen. Doch wird Mohnölmennige<br />

weder in der Anstreicherei <strong>und</strong> Lackiererei, noch in der Kunstmalerei als Gr<strong>und</strong>ierung<br />

verwendet. Die Feststellung der verderblichen Wirkung dieser Gr<strong>und</strong>ie rung auf<br />

Überstriche durch T ä u b e r <strong>und</strong> ihrer Ursachen durch die Versuchsanstalt hatte also<br />

lediglich [63] didaktischen Zweck. Wenn da <strong>und</strong> dort unter Künstlerfarben noch<br />

Mohnölmennige (Saturnrot) vorkommt, so kann dies dadurch veranlaßt sein, daß dieser<br />

Farbton gewünscht wurde. Daß er dann nicht anders als in Mohnölfarbe geliefert werden<br />

konnte, bedarf kaum der Erwähnung. Nach den über Mohnölmennige gemachten<br />

Erfahrungen dürfte aber der Künstler in Zukunft darauf verzichten, sie im Bilde<br />

anzuwenden, auch wenn sie nicht als Gr<strong>und</strong>ierung dienen soll.<br />

Die Eigenschaften der Mohnölmennige in dieser Verwendung liefern den<br />

Ausgangspunkt für die rationelle Behandlung der normalen Ölfarbengr<strong>und</strong>ierungen.<br />

Hierin allein liegt also ihre praktische Bedeutung. Erwähnenswert ist noch, daß auf<br />

klebefrei trockenem Mohnölmennigegr<strong>und</strong> Aufstriche von Farben aus Oliven- <strong>und</strong><br />

Mandelöl mit Kobaltblau, -gelb <strong>und</strong> -grün nach 14 Tagen bis 3 Wochen harttrocken<br />

wurden. So außerordentlich stark ist also die trocknende Kraft dieser Gr<strong>und</strong>ierung, daß<br />

die genannten nicht trocknenden fetten Öle hier zu trocknenden werden.<br />

In der Kunstmalerei, wie in der Lackiererei ist seit Jahrh<strong>und</strong>erten der<br />

Bleiweißgr<strong>und</strong> ohne oder mit Abtönung vorherrschend. Bleiweiß ist ein naher<br />

Verwandter der Mennige. Wenn diese als Mohnö lfarbe der verderblichste Malgr<strong>und</strong> ist,<br />

den es gibt, weil darauf sogar Leinölfarben zum Springen <strong>und</strong> Reißen kommen, so<br />

entsteht die Frage, wie groß die Gefahr ist, die in der Verwendung von nicht<br />

harttrockenem Mohnölbleiweißgr<strong>und</strong> liegt.<br />

Mohnölbleiweißgr<strong>und</strong>. Heutzutage enthalten noch die meisten weißen oder<br />

getonten [64] Malgründe für Tafelmalerei deshalb Mohnölbleiweiß, weil man<br />

Leinölbleiweiß wegen des Vergilbens vermeidet. Nun ist Bleiweiß von Mennige zwar<br />

chemisch verschieden, aber immerhin neben diesem, der Bleiglätte <strong>und</strong> dem Neapelgelb<br />

der durch fette Öle am meisten angreifbare, also am stärksten katalysierende Bleifarbstoff<br />

(sogenannte Bleiverseilung). Also ist dann von ihm als Gr<strong>und</strong> keine viel bessere Wirkung<br />

zu erwarten, als von der Mennige, wenn es ebenfalls als Mohnölfarbe verwendet wird.<br />

Die Versuche ergaben folgendes:<br />

Auf Mohnölmennigegr<strong>und</strong> rissen die erwähnten 8 Mohnölfarbenaufstriche<br />

innerhalb 1-8 St<strong>und</strong>en, auf Mohnölbleiweiß in 1-6 Tagen, also etwa 12mal später. Die<br />

Querrisse traten im ersten Falle in 7-8 St<strong>und</strong>en, im zweiten in 2-28 Tagen auf. Also<br />

begann das Reißen der Aufstriche auf Mohnölmennigegr<strong>und</strong> schon im nassen Zustande;<br />

auf dem Bleiweißgr<strong>und</strong> erst während des Trocknens. Die Risse waren beiderseits 1-2 mm<br />

breit. Wenn auch die Unterschiede zwischen beiden Gründen deutlich derart erkennbar<br />

sind, daß auf Mennige die Risse ungefähr 12mal früher aufträten, als auf

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