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27. April bis 2. Juni 2013 Die Liebe Gottes ist ... - Kirche in der City

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Seit <strong>der</strong> Wahl von Papst Franziskus nehme ich die Zeitung zur Hand<br />

o<strong>der</strong> stöbere im Web oft mit <strong>der</strong> Frage: Was hat <strong>der</strong> Papst gesagt?<br />

Was hat er entschieden? Der Papst zieht echtes Interesse auf sich.<br />

Seit <strong>der</strong> Papstwahl hat sich die Stimmung <strong>in</strong> den Medien gedreht. Papst<br />

Benedikt, so schien es, konnte nur noch Fehler machen, egal was er sagte o<strong>der</strong><br />

tat. Dagegen haben die Medienmacher gegenüber Papst Franziskus e<strong>in</strong>e<br />

gespannte und wohlwollende Erwartungshaltung entwickelt. Was wohl <strong>der</strong><br />

Grund <strong>ist</strong>? Darüber kann man nachdenken. Denn die Medien selbst geben uns<br />

darüber ke<strong>in</strong>e Auskunft. <strong>Die</strong> schwarzen Schuhe des neuen Papstes, an denen<br />

sich die Journal<strong>ist</strong>en annähernd so abgearbeitet haben wie an den roten des<br />

Vorgängers, dürften als Erklärung nicht ausreichen, egal, ob sie von Prada o<strong>der</strong> von Aldi s<strong>in</strong>d.<br />

Auch an <strong>der</strong> Demut kann es nicht liegen, sie zeichnet beide Päpste aus. Darüber war man<br />

sich, selbst unter Journal<strong>ist</strong>en e<strong>in</strong>ig: Im persönlichen Lebensstil wurde Papst Benedikt kaum<br />

von jemand an Bescheidenheit und Demut übertroffen. Wenn er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liturgie e<strong>in</strong>e Nähe zum<br />

Prunkvollen und Höfischen zeigte, so bediente er sich dabei ausschließlich des Repertoires<br />

se<strong>in</strong>er Vorgänger.<br />

Vielmehr muß man wohl die Ursache <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess suchen, <strong>der</strong> mit dem Rücktritt von<br />

Papst Benedikt e<strong>in</strong>geleitet wurde. Kard<strong>in</strong>al Dolan, <strong>der</strong> Erz<strong>bis</strong>chof von New York, sagte über die<br />

Consultationes, die Beratungen im Vorfeld des Konklaves: Es geht ziemlich zu Sache. E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

amerikanischer Kard<strong>in</strong>al sagte: Wir haben verstanden, dass wir e<strong>in</strong> Teil des Problems s<strong>in</strong>d!<br />

Ich glaube, dies <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Schlüsselsatz. <strong>Die</strong> Kard<strong>in</strong>äle haben wohl verstanden, dass sich bei<br />

ihnen etwas än<strong>der</strong>n muß, wenn die <strong>Kirche</strong> ihre Aufgaben bewältigen will, die durch die raschen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte entstanden s<strong>in</strong>d. Wie sehr würde man sich e<strong>in</strong>e solche<br />

Aussage wünschen von den Bischöfen <strong>in</strong> Deutschland, von den Ord<strong>in</strong>ariaten, von kirchlichen<br />

Würdenträgern, von Pfarrern und auch Gläubigen?<br />

Wirklich durchschlagende Fakten hat Papst Franziskus noch nicht geschaffen. Aber er<br />

hat e<strong>in</strong> paar Zeichen gesetzt, die ahnen lassen, dass er konsequent deutlich machen will, dass<br />

die <strong>Kirche</strong> nur im Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ihrer ganz unterschiedlichen Berufungen stark <strong>ist</strong>. Vielmehr als<br />

se<strong>in</strong>e Schuhe hat mich bee<strong>in</strong>druckt, dass Papst Franziskus bei se<strong>in</strong>em ersten Auftritt 100.000<br />

Menschen zum Schweigen gebracht hat mit <strong>der</strong> Bitte, für ihn zu beten, noch bevor er sie segnete.<br />

Er hat bei se<strong>in</strong>en ersten Auftritt gezeigt, dass jedes Charisma <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> des an<strong>der</strong>en<br />

bedarf, noch bevor es irgendetwas tun kann. Je<strong>der</strong> verdient deshalb Achtung und Respekt. <strong>Die</strong>se<br />

L<strong>in</strong>ie führt er weiter. Er hat die Journal<strong>ist</strong>en nach se<strong>in</strong>er Wahl zur Audienz geladen und ihnen<br />

ke<strong>in</strong>en feierlichen Segen erteilt, weil viele von ihnen – so sagte er - nicht an Gott glauben.<br />

Er wolle sie im Stillen segnen. Damit hat er nichts von se<strong>in</strong>er Sache verraten, aber er hat die<br />

Journal<strong>ist</strong>en akzeptiert, wie sie s<strong>in</strong>d, er hat sie für ihre Arbeit gelobt, ihnen herzlich gedankt.<br />

Wenn wir nun auf Pf<strong>in</strong>gsten zugehen, so könnten wir diese Zeichen von Papst Franziskus<br />

als Inspiration aufgreifen: Füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> beten, noch bevor wir irgendetwas vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wollen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geben, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> achten und respektieren, für das, was wir s<strong>in</strong>d und schließlich<br />

bereit zu se<strong>in</strong>, auch sich selbst als Teil des Problems zu begreifen.<br />

So könnte Neues werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>.<br />

Ihr Kooperator Theo Hipp

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