Contra emag Nr. 07/14
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3 – Exo-Comic<br />
4 – Editorial<br />
46 – Umfrage<br />
46 – Impressum<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
5 – Montagsdemos: Boykott, Manipulation<br />
und neue Wege<br />
6 – Montagsdemos: Die Medien schlagen<br />
zurück<br />
7 – Ist die Fed-Kritik antisemitisch?<br />
8 – Montagsdemonstrationen: Die empörte<br />
Masse geht wieder auf die Straßen<br />
9 – Traditioneller Ostermarsch für den<br />
Frieden in Berlin<br />
10 – Deutscher Frühling: Frieden, Freiheit<br />
und Demokratie<br />
Schwerpunkt Russland &<br />
Ukraine<br />
12 – Russische Invasion: Video gefälscht<br />
– leider aufgeflogen!<br />
13 – Die Ukraine – bereits am Tropf von<br />
Brüssel<br />
<strong>14</strong> – Kiew lässt marschieren – Hubschrauber,<br />
Panzer und die Propaganda<br />
15 – Blackwater in der Ukraine – Wer<br />
ist hier der Kriegstreiber?<br />
16 – Das ukrainische Gold – Handstreich<br />
in Kiew?<br />
17 – Staatshaftungen: Österreich schadet<br />
sich mit Russland-Sanktionen selbst<br />
18 – Ukraine: Einreiseverbot für und<br />
Kopfgeld auf Russen<br />
19 – Russland-Sanktionen: Öl fließt<br />
auch nach Osten<br />
20 – Die Tataren – Von Putin aus der<br />
Vergessenheit geholt<br />
2<br />
21 – Ukraine: Die Armee steigt aus<br />
22 – Ukraine: Osterferien für den Geheimdienst?<br />
23 – Genfer Deklaration: Einseitige Medienberichte<br />
– doch die Proteste gehen<br />
weiter<br />
25 – US-Marine im Schwarzen Meer –<br />
kein Heimspiel<br />
26 – Gedanken zum Karsamstag: Wer<br />
Soldaten sät, wird Krieg ernten<br />
28 – NATO in Osteuropa – Wunder des<br />
schnellen Wachstums<br />
29 – Tote in Slawjansk – Der Rechte<br />
Sektor macht wieder Ernst<br />
30 – Seekriegs-Manöver – Delphine in<br />
Diensten der NATO
Politik<br />
31 – NRW, RWE und der Kollaps der<br />
Kommunen<br />
32 – Europawahl 20<strong>14</strong>: Dafür stehen<br />
Deutschlands Parteien<br />
35 – FPÖ will christliche Flüchtlinge aus<br />
Syrien bevorzugen<br />
36 – Oettinger: PKW-Maut für die ganze<br />
EU<br />
37 – Das Kosovo – Schurkenstaat von<br />
der NATO Gnaden<br />
38 – Mali: Katastrophe im Wartestand<br />
Weitere Themen<br />
39 – MH 370: Mini-U-Boot musste Suche<br />
abbrechen<br />
40 – Spaniens Banken verscherbeln<br />
ihre Immobilien<br />
41 – Zu teuer: Voestalpine will weg aus<br />
Österreich<br />
42 – Kein Geld für Strom: In Deutschland<br />
gehen die Lichter aus<br />
43 – Jürgen Elsässer wehrt sich zu<br />
Recht gegen Ditfurths Diffamierung<br />
44 – Abstruse Vorwürfe gegen Janich<br />
und die PdV: Libertäre Nazis und Verschwörungstheoretiker<br />
3
Editorial<br />
Anschuldigungen, Vorwürfe, Beleidigungen und Unterstellungen – so sieht die bundesdeutsche<br />
Realität aus, wenn es um die Neuauflage der Montagsdemonstrationen geht. Anstatt sich<br />
mit den Anliegen von tausenden Menschen auseinanderzusetzen, übt sich die deutsche Medienwelt<br />
inklusive B-Prominenz in diffamierender Hetze. Deshalb haben wir im <strong>Contra</strong>-Magazin begonnen,<br />
uns intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Das Resultat sehen Sie sowohl auf unserer<br />
Webseite, als auch in gebündelter Form hier im eMagazin.<br />
Selbstverständlich interessierten wir uns auch für andere Themen, wobei insbesondere der<br />
nach wie vor schwelende Disput rund um die Ukraine und den Ost-West-Konflikt weiterhin sehr<br />
in unserem Fokus lag. Hier galt es ebenso, der russophoben Medienwelt die Stirn zu bieten und<br />
jene Dinge aufzuzeigen, die ansonsten weitläufig unterschlagen wurden.<br />
Sie finden in unserer siebten Ausgabe des <strong>Contra</strong>-Magazins wieder einige Zusatzinformationen,<br />
die auf unserer Webseite keinen ausreichenden Platz fanden, damit sich der Download und<br />
die Verbreitung auch lohnt.<br />
Weiters möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir auf Facebook Dank der hervorragenden<br />
Möglichkeit zum teilen mit Freunden und Bekannten immer wieder kurze Infos veröffentlichen.<br />
Ihr, Marco Maier<br />
4
Mehrere tausend<br />
Menschen fanden<br />
sich auch gestern wieder zu<br />
den Montagsdemos in vielen<br />
deutschen Städten ein. Für<br />
die deutschen Massenmedien<br />
ist dies kaum ein Thema.<br />
Selbst einige Webcams sollen<br />
so manipuliert worden<br />
sein, dass sich leere Plätze<br />
zeigen, obwohl sich dort teilweise<br />
tausende Menschen<br />
versammelten.<br />
Von Marco Maier<br />
Quer durch die politischen<br />
Lager zieht sich die Schar jener<br />
Menschen, die zu den Montagsdemonstrationen<br />
aufrufen. Darunter<br />
Leute wie Jürgen Elsässer,<br />
Ken Jebsen (KenFM) und Lars<br />
Mährholz, die durchaus polarisieren.<br />
Durch die Pauschalverurteilung<br />
diverser<br />
Personen und Organisationen<br />
entstand<br />
der Eindruck, es<br />
würde sich hierbei<br />
um "faschistische<br />
Kräfte" handeln, die<br />
die Friedenskundgebungen<br />
initiierten. Dementsprechend<br />
fällt auch das mediale<br />
Echo aus, sofern die Demonstrationen<br />
nicht gänzlich verschwiegen<br />
werden.<br />
Die Webcams an diversen öffentlichen<br />
Plätzen wie am<br />
Münchner Stacchus oder am<br />
Brandenburger Tor in Berlin<br />
wurden offensichtlich deshalb<br />
ausgeschaltet, damit die Bilder<br />
nicht so schnell verbreitet werden.<br />
Unter den Betreibern der<br />
Webcams war auch das ZDF,<br />
welches von den deutschen Gebührenzahlern<br />
finanziert wird.<br />
Wenn Sie selbst eine Montagsdemo oder Mahnwache<br />
veranstalten, senden Sie uns doch einfach Infos<br />
zu den Terminen, Sprechern, Unterstützern, usw. zu.<br />
Ebenso veröffentlichen wir gerne Erlebnisberichte<br />
und Eindrücke von den Veranstaltungen, um damit<br />
mehr Menschen zu informieren.<br />
5<br />
Es sind alle Menschen aufgerufen<br />
an den Montagsdemos<br />
für den Frieden teilzunehmen,<br />
die sich gegen die aktuelle<br />
Kriegspolitik der Bundesregierung<br />
aussprechen. Inzwischen<br />
werden auch Stimmen laut, die<br />
ein Rotationsverfahren der Veranstalter<br />
ausrufen, damit Angriffe<br />
auf einzelne Aktivisten<br />
wirkungslos werden und alle interessierten<br />
Personen und Organisationen<br />
eine Plattform erhalten.<br />
Zudem würde dies den<br />
demokratischen Pluralismus<br />
verdeutlichen.<br />
Anstatt sich auseinanderdividieren<br />
zu lassen, weil<br />
Person/Gruppe X mit<br />
Person/Gruppe Y aus diversen<br />
Gründen nichts zu tun haben<br />
möchte, sollten ein Ende haben.<br />
Gerade diese Zerstrittenheit unter<br />
jenen Menschen, die doch<br />
ähnliche Ziele haben, nützen<br />
den Regierenden in Berlin. Gerade<br />
deshalb wäre es umso besser,<br />
wenn sich<br />
die Veranstalter<br />
abwechseln würden.<br />
Das persönliche<br />
Ego, als<br />
Veranstalter aufzutreten<br />
und<br />
tausende Menschen<br />
mobilisiert zu haben, sollte<br />
nebensächlich sein. Immerhin<br />
geht es darum, die Menschen<br />
in Deutschland wachzurütteln<br />
und einen Krieg zu verhindern.
Montagsdemos: Die Medien schlagen<br />
zurück<br />
Nachdem das Thema<br />
Montagsdemos,<br />
Friedensdemos, bzw. Mahnwachen<br />
für den Frieden lange<br />
Zeit nicht relevant erschien,<br />
führte die massive Flutung<br />
der Facebook-Seiten<br />
der Massenmedien zu einer<br />
teils trotzigen, meistens jedoch<br />
pauschalierenden Gegenwehr.<br />
Für "Spiegel",<br />
"Zeit" & Co sind die Teilnehmer<br />
der Demonstrationen<br />
offenbar Neonazis und Antisemiten.<br />
Von Marco Maier<br />
Nun, das gewählte Motto für<br />
die deutschlandweiten Protestaktionen<br />
mag mit "AUFRUF<br />
ZUM FRIEDLICHEN WIDER-<br />
STAND! FÜR FRIEDEN! IN EURO-<br />
PA! AUF DER WELT! FÜR EINE<br />
EHRLICHE PRESSE! & GEGEN DIE<br />
TÖDLICHE POLITIK DER FE-<br />
DERAL RESERVE (einer privaten<br />
Bank)!" doch etwas sehr weit<br />
gestreut sein, dennoch findet<br />
dieser Aufruf in vielen Teilen<br />
der Bevölkerung Gehör. Dass<br />
sich neben den "Normalbürgern"<br />
und bekannten Aktivisten<br />
auch Menschen mit nicht ganz<br />
"Mainstream-konformen Ansichten"<br />
einbringen, führt jedoch<br />
zu einer medialen Pauschalverurteilung.<br />
So titelte die "taz" mit "Im<br />
Kampf gegen die Medien-Mafia<br />
- Im Internet und mit „Montagsdemos“<br />
macht eine neue Bewegung<br />
mobil. Verbreitet werden<br />
rechte Phrasen und Verschwörungstheorien."<br />
Im "Störungsmelder"<br />
der Wochenzeitung<br />
"Die Zeit" konnte man folgenden<br />
Titel lesen: "Reichsbürger,<br />
Neonazis und Antisemiten –<br />
Querfront kapert Friedensdemonstrationen".<br />
Auf "spiegel.-<br />
de" wird mit der Überschrift<br />
"Facebook-Spam: Russland-Freunde<br />
aus der rechten<br />
Ecke" gleich noch die Verbindung<br />
zwischen der Facebook-<br />
Seite "Anonymous.Kollektiv"<br />
und den Montagsdemos gezogen.<br />
Da sich die Proteste unter<br />
anderem auch "für eine ehrlichere<br />
Presse" einsetzen, fühlen<br />
sich die Verantwortlichen der<br />
Massenmedien offenbar direkt<br />
betroffen. Vielleicht liegt es daran,<br />
dass der mediale Kurs der<br />
deutsch(sprachig)en Massenmedien<br />
vorwiegend auf die Un-<br />
6
terstützung der aggressiven NA-<br />
TO-Politik gerichtet, und eine<br />
ausgewogene Berichterstattung<br />
zum Ukraine-Konflikt kaum gegeben<br />
ist. Dies spricht auch die<br />
Journalistik-Dozentin Gabriele<br />
Krone-Schmalz im äußerst sehenswerten<br />
NDR-Interview an<br />
(welches die verantwortlichen<br />
Redakteure der deutschen Massenmedien<br />
ebenfalls ansehen<br />
sollten).<br />
Gerade jetzt, wo die Welt vor<br />
einer neuerlichen militärischen<br />
Auseinandersetzung im globalen<br />
Maßstab steht, wo die Medien<br />
wieder einmal als Propagandamaschinerie<br />
missbraucht<br />
werden, ist es umso wichtiger<br />
dem ein wirkliches Gegengewicht<br />
entgegenzustellen: Vox<br />
populi – die Stimme des Volkes<br />
als ein deutschlandweites Bekenntnis<br />
zum Frieden. Krieg soll<br />
niemals wieder eine Option darstellen,<br />
um von den wahren<br />
Problemen abzulenken.<br />
Vielleicht wäre es auch an<br />
der Zeit, einen Friedensvertrag<br />
mit den Siegermächten des<br />
Zweiten Weltkriegs anzustreben<br />
und Deutschland zu einem neutralen<br />
Staat zu machen. Nur so<br />
kann man der NATO-Militarisierung<br />
Deutschlands ein Ende setzen<br />
und die Truppen aus Osteuropa<br />
abziehen. Ein deutlicheres<br />
Zeichen für den Friedenswillen<br />
kann es kaum geben.<br />
Ist die Fed-Kritik antisemitisch?<br />
Ein Kritikpunkt der Friedensdemonstrationen<br />
ist die Geldpolitik der US-<br />
Zentralbank „Federal Reserve System“<br />
(Fed). Für die Verschwörungstheoretiker<br />
der Demokritiker ist dies Anlass genug, den<br />
Menschen auf den Demonstrationen antisemitische<br />
Tendenzen vorzuwerfen.<br />
Von Marco Maier<br />
Wer die Fed oder das herrschende Geldsystem<br />
kritisiert, gilt offenbar als Antisemit. Grund dafür<br />
ist die Tatsache, dass einige der Großbanken nun<br />
einmal jüdische Namen tragen, bzw. im Besitz von<br />
Menschen jüdischen Glaubens sind.<br />
Dabei bezieht sich die Kritik der Menschen<br />
nicht auf die Religionszugehörigkeit der Banker,<br />
sondern auf die Machenschaften der Finanzkonzerne.<br />
Immerhin ist die US-Zentralbank im Besitz<br />
einiger privater Großbanken, wenngleich die US-<br />
Regierung offiziell die Hand darüber hält und<br />
auch personell Entscheidungen trifft.<br />
Das Problem hierbei liegt jedoch darin, dass<br />
die Geldpolitik der Fed zumeist den elementaren<br />
Interessen der Privatbanken dienlich war und ist.<br />
Dass diese jedoch nur sehr selten mit den Interessen<br />
der Mehrheitsbevölkerung korrelieren, ist offensichtlich,<br />
eine Kritik daran mehr als nur notwendig.<br />
Man sollte nicht damit beginnen, den Unmut<br />
über das Wirtschafts- und Finanzsystem auf die<br />
religiöse oder nationale Zugehörigkeit einiger<br />
hochrangiger Vertreter zu reduzieren. Diese Verallgemeinerung<br />
ist äußerst kontraproduktiv. Egal<br />
ob es sich hierbei um Banker oder Politiker handelt.<br />
Wer den Fed-Kritikern Antisemitismus vorwirft,<br />
müsste genauso sämtlichen Bundesregierungs-Kritikern<br />
einen Antigermanismus vorwerfen.<br />
Doch das ist absurd.<br />
Wer verlangt, dass diverse Unternehmen nicht<br />
kritisiert werden dürfen weil dort Menschen jüdischen<br />
Glaubens das Sagen haben, macht sich<br />
selbst zum Befürworter ethnischer Differenzierungen<br />
zum Nachteil Anderer. Damit schüren gerade<br />
jene Leute Vorurteile, die diese angeblich bei<br />
anderen Menschen ankreiden wollen.<br />
Fazit: Kritik an der Sache und den Handlungen<br />
von Personen darf nicht mit Kritik an der Religions-<br />
oder Volkszugehörigkeit verwechselt werden.<br />
Die Fed darf nicht sakrosankt sein, nur weil<br />
unter anderem auch Banken mit jüdischen Eigentümern<br />
an der US-Zentralbank beteiligt sind. Damit<br />
hat diese Kritik nämlich gar nichts zu schaffen.<br />
Dieser Artikel erschien zuerst aus unserem<br />
Partnerportal „Buergerstimme“.<br />
7
Montagsdemonstrationen: Die empörte<br />
Masse geht wieder auf die Straße<br />
Was einst als sozialer<br />
Protest bereits inmitten<br />
Deutschlands stattgefunden,<br />
erlebt nunmehr ein<br />
Comeback: die Montagsdemonstrationen.<br />
Empörte<br />
Massen protestieren gegen<br />
das Establishment, verleihen<br />
ihrer berechtigten Wut Ausdruck.<br />
Plötzlich scheinen<br />
Deutschlands Straßen kurzzeitig<br />
wieder dem Volk zu<br />
gehören, doch zwischen unzufriedenen<br />
Bürgern und politischen<br />
Brandstiftern sorgt<br />
weiterhin mangelnde Kommunikationsfähigkeit<br />
für<br />
konspirative Ängste. Folglich<br />
muss die Frage lauten:<br />
Wacht Deutschland tatsächlich<br />
als Gemeinschaft auf,<br />
oder geht es um persönliche<br />
Interessen des Einzelnen?<br />
Von Joachim Sondern<br />
Zweifelsohne, wer selber von<br />
Ungerechtigkeit betroffen,<br />
möchte primär seinen eigenen<br />
Zustand verbessern, dennoch<br />
dürfen jene Menschen keinesfalls<br />
weitere Probleme ihrer<br />
Mitmenschen ignorieren.<br />
Grundsätzlich scheinen Existenzsorgen<br />
zwar unterschiedlich,<br />
aber der Auslöser hinter allen<br />
Problemen bleibt ein Staatssystem<br />
bestehend aus politischen<br />
Brandstiftern. Demzufolge<br />
können einzig vertrauensvolle<br />
Gemeinschaften Veränderungen<br />
erwirken. Genau daran zerbrachen<br />
frühere Montagsdemonstrationen<br />
oder Protestbewegungen<br />
wie Occupy.<br />
Schönheitskorrekturen<br />
statt Europaprotest –<br />
Deutschlands Alleingang<br />
Bisher verliefen Diskussionen<br />
mit Protestteilnehmern meist<br />
einseitig. Immer wieder ertönte<br />
folgender Satz: „Wir haben Probleme<br />
im eigenen Land, das<br />
Ausland interessiert uns nicht.“<br />
Dazu gesellten sich oftmals Parolen<br />
wie „Die Südländer sind<br />
doch selber Schuld“, „Andere<br />
Länder sollen uns nicht ausbeuten.“<br />
Bravo, Vorurteile soweit<br />
das Auge reicht, fortlaufend<br />
dem irrtümlichen Gedanken erliegend,<br />
lediglich BRD-Bürger<br />
seien fleißig, hoch gebildet. Ja,<br />
Deutschland spielt weltweit den<br />
Zahlmeister, deutsche Bürger<br />
leiden; allerdings aufgrund einer<br />
raffgierigen Hochfinanz, von<br />
welcher alle Völker gleichermaßen<br />
betroffen, denn „deutsches<br />
Geld“ erhielt kein spanischer<br />
sowie griechischer Politiker,<br />
sonder machtbesessene Banken,<br />
gewissenlose Staatsdiener.<br />
Sinnig wären daher kooperative<br />
Europaproteste gegen diese<br />
Haie. Spanier riefen deutsche<br />
Bürger genau dazu auf samt einem<br />
Video. Lediglich eine kleine<br />
Gruppe Deutscher reagierte,<br />
schickte ebenso eine entsprechende<br />
Videobotschaft los. Ansonsten<br />
liebt der Deutsche Michel<br />
eher kleine Schönheitskorrekturen:<br />
„Gerechte Steuerlastverteilung“,<br />
„Weg mit Hartz IV“,<br />
„Geringere Gema-Gebühren“,<br />
„Lebenshaltungskosten müssen<br />
gesenkt, Löhne angehoben werden“.<br />
Irgendwann merken protestierende<br />
Bürger allerdings,<br />
dass ihre Forderungen im Sande<br />
verlaufen, woraufhin der Mob<br />
erneut schweigt. Spaniens Bürger<br />
hingegen demonstrieren<br />
seit 2009 ununterbrochen, bilden<br />
Arbeitsgruppen, entwickeln<br />
neue Konzepte.<br />
8
Deutschland muss seine<br />
Identität wiederfinden<br />
Warum haben deutsche Bürger<br />
Angst vor gemeinschaftlichen<br />
Europaprotesten? Ganz<br />
einfach, Deutschlands Bevölkerung<br />
definiert sich über berufliche<br />
Erfolge, ihr äußeres Erscheinungsbild<br />
und oberflächliche<br />
Gesellschaftsattitüden. Ein Land<br />
fernab jedweder kulturellen<br />
Identität kann mitnichten zusammenwachsen.<br />
Unlängst fehlen<br />
wahre Werte, man hat<br />
Angst, Stolz, Ehrgefühl sowie<br />
Familienwerte vorzuleben hinsichtlich<br />
eines indoktrinierten<br />
In diesem Jahr werden mindestens<br />
2.000 Menschen zum traditionellen<br />
Ostermarsch für den Frieden in Berlin erwartet.<br />
Das diesjährige Motto lautet:<br />
"Krieg wird gemacht – Wir stellen uns dagegen".<br />
Wer nicht dabei sein kann hat bei<br />
CastorTV die Möglichkeit ihn sich online<br />
per Livestream anzusehen.<br />
geschichtlichen Schuldbewusstseins.<br />
Von Marco Maier<br />
Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Vor<br />
nunmehr 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg<br />
aus, vor 75 Jahren folgte der Zweite Weltkrieg<br />
hinterher. Die aktuell anhaltenden politischen<br />
und diplomatischen Geplänkel rund um den<br />
Konflikt in der Ukraine führen dazu, dass nicht<br />
wenige Menschen die düsteren Wolken eines<br />
neuerlichen Weltenbrands heranziehen sehen.<br />
Umso wichtiger ist es zu zeigen, dass Krieg<br />
keine Option zur Lösung politischer Auseinandersetzungen<br />
ist. Der spätantike Kirchenlehrer<br />
Augustinus von Hippo schrieb schon: "Es ist<br />
Ja, Hartz IV muss weg, soziale<br />
Strukturen verbessert werden,<br />
ganz ohne Frage alles berechtigte<br />
Anliegen. Die Ursache<br />
dafür? Brüssels Zentralregierung.<br />
Deshalb dürfen Bürgerbewegungen<br />
keine Zeit verschwenden<br />
vor Berliner Marionettenbüros.<br />
Viel eher geht es<br />
darum, ein Zeichen in Brüssel zu<br />
setzen, zusammen mit Spaniern,<br />
Franzosen, Italienern als<br />
auch anderen Europäern. Für<br />
„regionale“ Proteste bleibt keine<br />
Zeit. Zudem gilt: tägliche Demonstrationen<br />
statt Montagsdemonstrationen.<br />
Sehr gut ist,<br />
dass Deutschlands Volk reagiert,<br />
seine Stimme erhebt, was<br />
jetzt aber im Europaprotest<br />
münden muss.<br />
Ich schließe mit einem eigenen<br />
Zitat:<br />
Der Widerstand wird aus<br />
dem Stolz heraus geboren, lebt<br />
durch freie Herzen und siegt,<br />
wenn die Bereitschaft vorhanden,<br />
eine Revolution bis zum erfolgreichen<br />
Ende durchzuführen!<br />
Dieser Artikel erschien zuerst<br />
bei unserem Partnerportal<br />
„Buergerstimme“.<br />
Traditioneller Ostermarsch für den<br />
Frieden in Berlin<br />
ruhmreicher, den Krieg mit dem Worte zu töten,<br />
als Menschen mit dem Schwerte, den Frieden<br />
durch den Frieden zu gewinnen, nicht durch<br />
den Krieg.". In eine ähnliche Kerbe schlug der<br />
römische Staatsmann Marcus Tullius Cicero mit<br />
den Worten: "Der ungerechteste Friede ist immer<br />
noch besser als der gerechteste Krieg."<br />
Der Beginn der Veranstaltung ist um 12:00<br />
Uhr an der Weidendammer Brücke. Von da an<br />
gibt es bei CastorTV auch einen Livestream zu<br />
sehen. Die Abschlusskundgebung findet an der<br />
Neuen Wache Unter den Linden statt.<br />
Insgesamt finden im ganzen Bundesgebiet<br />
rund 80 Ostermärsche statt bei denen insgesamt<br />
mehr als hunderttausend Teilnehmer erwartet<br />
werden. Damit zeigen viele Menschen in<br />
Deutschland, dass sie mit der aktuellen Kriegspolitik<br />
Deutschlands und der NATO nicht einverstanden<br />
sind. Weitere Infos und Termine zu den<br />
bundesweiten Friedensaktionen an diesem Wochenende<br />
finden Sie bei ostermarsch.info.<br />
9
Deutscher Frühling: Frieden, Freiheit<br />
und Demokratie<br />
Auch in Deutschland<br />
wird es Frühling. Ein<br />
Frühling nach einem ewigen<br />
Winter. Viele Bürger verlassen<br />
ihren goldenen Käfig und<br />
müssen feststellen, dass sie<br />
gar nicht so frei sind, wie sie<br />
immer glaubten, dass sie in<br />
einer Demokratie leben, die<br />
gar nicht so demokratisch<br />
ist, wie ihnen die Demokraten<br />
immer erzählten. Auch<br />
der Frieden ist nach langer<br />
Zeit gefährdet, weil ihre Regierung<br />
mit den westlichen<br />
Bündnispartnern einen<br />
Kriegskurs gegen Russland<br />
fährt. Die Bürger selbst halten<br />
nichts von Sanktionen<br />
und Kriegsrhetorik. Der ein-<br />
zig logische Schritt ist auf die<br />
Straße zu gehen und zu protestieren.<br />
Von Andre Eric Keller<br />
Die Deutschen befreien sich<br />
nicht von einer Diktatur im herkömmlichen<br />
Sinn. Es ist ein Diktat<br />
der Siegermächte, welches<br />
praktisch das deutsche Leben<br />
noch immer beherrscht. Die<br />
deutsche Medienlandschaft<br />
wurde damals von den Alliierten<br />
installiert. Wem wundert es<br />
daher, dass bis heute die Chefredaktionen<br />
der sogenannten<br />
Qualitätspresse nur mit proamerikanischen<br />
und NA-<br />
TO-freundlichen Chefredakteuren<br />
besetzt sind. Kritische Worte<br />
in Richtung Amerika werden<br />
nur selten zugelassen. Eine faire<br />
Berichterstattung wird so unterbunden,<br />
steht der einfache<br />
Journalist doch im Sold der Zeitungsmagnaten.<br />
So mutierte<br />
der Mainstream im Laufe der<br />
Jahre zum Propagandaapparat<br />
der USA und Großbritannien.<br />
Selbst den Parteien in<br />
Deutschland sagt man nach<br />
dass sie von der CIA entweder<br />
gegründet oder unterwandert<br />
wurden. Welcher Partei soll der<br />
deutsche Michel vertrauen?<br />
Keine Partei ist für die Menschen<br />
da, sie sind eben nur ein<br />
Machtapparat für deren Parteibonzen.<br />
Sie lügen und betrügen,<br />
arbeiten für Wirtschaft, Industrie<br />
und Banken, beim Steuerzahler<br />
kassiert man freilich<br />
nur ab. Den Deutschen geht es<br />
schon lang nicht mehr gut. Die<br />
wirtschaftlichen Erfolge der<br />
"BRD" kommen zum kleinen<br />
10
Mann nicht durch. Der Durchnittsdeutsche<br />
rackert sich blöde<br />
um seine Familie ernähren zu<br />
können. Das ist auch so gewollt.<br />
Den Bürger nur klein halten. Er<br />
darf ja nicht auf falsche Gedanken<br />
kommen. Nur nicht aufmucken.<br />
Man soll die Deutschen<br />
nicht unterschätzen, denn viele<br />
haben die "Schnauze" voll. Genug<br />
gekuscht!<br />
Dem Deutschen fällt auch<br />
auf wie sehr diese vermeintliche<br />
Demokratie zu einer Demokratur<br />
verkommt. Demokratisch<br />
darf nur alle vier Jahre gewählt<br />
werden, das war es dann auch<br />
schon. Das ist vielen zu wenig.<br />
Man will mehr Mitsprache.<br />
Möglichkeiten für mehr Demokratie<br />
gäbe es zuhauf, nur wer<br />
will das dem Bürger zugestehen?<br />
Es ist so einfach wie bisher<br />
weiterzumachen, also warum<br />
sollten sie dem Bürger mehr Instrumente<br />
in die Hand geben<br />
um echte Demokratie zb. nach<br />
Schweizer Vorbild durchzusetzen.<br />
Direkte Demokratie ist lästig<br />
und unbequem. Diese Parteienführer<br />
müssten dann von<br />
ihrem Thron herunter kommen<br />
und echt für das Proletariat arbeiten,<br />
das will doch keiner. Da<br />
hat man es schon einfacher mit<br />
all diesen Lobbyisten. Die Demokratie<br />
muss sich weiter entwickeln,<br />
wer das noch nicht geschnallt<br />
hat, der blieb im letzten<br />
Jahrhundert stecken. Ein Bekenntnis<br />
zur Demokratie bedeutet<br />
auch für diese zu arbeiten<br />
und sie auf einen neue Ebene<br />
zu bringen.<br />
Der Frieden ist dem Deutschen<br />
auch ein großes Anliegen.<br />
Sie haben in Umgang mit dem<br />
Frieden eine große Verantwortung.<br />
Weshalb, muss hier an<br />
dieser Stelle wirklich nicht erörtert<br />
werden. Die deutsche Bevölkerung<br />
liegt längst nicht<br />
mehr auf der Linie ihrer Regierung.<br />
Man würde fast meinen,<br />
die Bundesregierung hat sich<br />
vom Volk abgekoppelt oder sie<br />
sei die Regierung eines anderen<br />
Volkes. Tatsächlich vertritt die<br />
deutsche Bundesregierung die<br />
Interessen von EU und USA. Der<br />
verlängerte Arm dieser Bündnisse<br />
ist das heutige Deutschland.<br />
Es liegt jetzt an einer aufgeklärten,<br />
intelligenten und<br />
friedlichen Bevölkerung dieser<br />
Regierung klarzumachen, wer<br />
der Souverän ist. Nur die Deutschen<br />
können der "GroKo" klarmachen,<br />
dass sie sich endlich<br />
freimachen sollen von den Ketten<br />
der damaligen Alliierten.<br />
Werft doch die Amerikaner<br />
und Briten aus eurem Land und<br />
werdet Herr über euch selbst.<br />
Das nennt man Souveränität.<br />
Und mit dieser Souveränität beginnt<br />
die echte Freiheit. Ihr habt<br />
selbst mehr als genug Kultur<br />
und eine große Geschichte. Die<br />
Amerikanisierung der deutschen<br />
Gesellschaft kann man<br />
auf allen Ecken und Enden sehen,<br />
wer will das von euch?<br />
Selbst die deutsche Sprache<br />
muss herhalten. Dass Anglizismen<br />
sie unterwanden, scheint<br />
"cool" zu sein. Es fehlt euch<br />
noch an Selbstbewusstsein.<br />
Kein Wunder, denn wenn ihr<br />
Missstände aufzeigt und klar die<br />
Schuldigen der Misere benennt,<br />
kommen Deutschfeinde herausgekrochen<br />
und bezichtigen<br />
euch des Rechtsextremismus.<br />
Ihr sollte über solchen Dingen<br />
stehen. Das und noch viel mehr,<br />
muss euch Frieden, Freiheit und<br />
Demokratie wert sein!<br />
11
Das Video scheint alle<br />
Vorwürfe gegen Russland<br />
und die russische Bewegung<br />
in der Ukraine zu belegen:<br />
Ein Mann, der sich als<br />
Oberstleutnant der russischen<br />
Armee ausgibt, spricht in Gorlowka<br />
vor Angehörigen der<br />
dortigen Polizei, kurz nachdem<br />
die Polizeistation von Selbstverteidigungskräften<br />
besetzt<br />
worden war. Außerdem erteilt<br />
der Mann in Tarn-Uniform Befehle<br />
und gibt bekannt, dass<br />
eine neue Polizeiführung eingesetzt<br />
worden sei. Was will<br />
man also noch mehr an Beweisen?<br />
Von Florian Stumfall<br />
Nicht immer gibt der erste<br />
Schein die Wirklichkeit wider. In<br />
dem vorliegenden Fall war es<br />
ein Zeuge der Gegenseite, der<br />
den Schwindel auffliegen ließ.<br />
Alexej Gontscharenko, Mitglied<br />
des Stadtrates von Odessa für<br />
die Klitschko-Partei UDAR, hat<br />
zugegeben, dass das Video gestellt<br />
und von einem Maidan-Aktivisten<br />
namens Alexej<br />
Krawzow gedreht worden war.<br />
Das Video sei gemacht worden,<br />
resümiert Wladimir Karassjow,<br />
der Koordinator der Bewegung<br />
„Russischer Sektor-Ukraine“,<br />
Gontscharenkos Aussage, damit<br />
die Regierung in Kiew es den<br />
Vertretern von EU und NATO als<br />
Beweis dafür vorlegen könne,<br />
dass Russland bereits begonnen<br />
habe, in der Ukraine militärisch<br />
zu intervenieren. „Dieses Video<br />
sollte eine mögliche Aggression<br />
der ukrainischen Armee gegen<br />
das eigene Volk rechtfertigen.“<br />
Gontscharenko bestätigte in<br />
einem Gespräch mit einer russischen<br />
Presse-Agentur, dass jener<br />
Krawzow das Video gedreht<br />
habe. „Ich stand daneben und<br />
sah mit eigenen Augen, wie die<br />
Anhänger der Föderation (in<br />
Kiew) die Polizeizentrale von<br />
Gorlowka unter ihre Kontrolle<br />
brachten. Ich war dort.“ Koordinator<br />
Karassjow betonte zum<br />
wiederholten Male, dass es sich<br />
dabei um eine Provokation gehandelt<br />
habe. „Im Südosten der<br />
Ukraine gibt es keine russischen<br />
Truppen. Keinen einzigen russischen<br />
Soldaten. Alle Demonstranten<br />
sind Bürger der Ukraine<br />
mit ukrainischem Paß, ebenso<br />
wie die Protestierer mit Schusswaffen.<br />
In den südöstlichen Gebieten<br />
der Ukraine gibt es keine<br />
12<br />
Sturmeinheiten der russischen<br />
Armee.“ Auch im Zusammenhang<br />
mit dem Einsatz in Slawjansk<br />
war ein gefälschtes Video<br />
aufgetaucht, das angeblich<br />
Mitarbeiter der russischen Militär-Aufklärung<br />
GRU zeigen sollte.<br />
Bestätigt ist dagegen der geheime<br />
Besuch des CIA-Chefs<br />
Brennan in Kiew. Regierungssprecher<br />
Jay Carney vom Weißen<br />
Haus in Washington hat erklärt:<br />
„Wir können bestätigen,<br />
dass Brennan Kiew besucht<br />
hat.“ Auch ein ranghoher Beamter<br />
der ukrainischen Sicherheitskräfte<br />
hat mitgeteilt, dass<br />
sich Brennan „mit Vertretern<br />
der ukrainischen Militär- und Sicherheitsstrukturen“<br />
getroffen<br />
habe. Wer weiß, vielleicht geht<br />
der Video-Schwindel auf seine<br />
Anregung zurück, als Griff in die<br />
Trick-Kiste der CIA.<br />
Das Video wurde auch von<br />
der ARD-Tagesschau verwendet.<br />
(Link auf unserer Website)
Der Putsch-Premier<br />
Jazenjuk in Kiew verkündet<br />
es mit Wohlgefallen:<br />
Schon am 15. Mai wird die<br />
EU ihren Markt für Waren<br />
aus der Ukraine öffnen. Zwar<br />
werden die Einkäufer das<br />
Geld selber mitbringen müssen,<br />
aber nach der Unterzeichnung<br />
des politischen<br />
Teils des Assoziierungsabkommens<br />
kann das Brüssel<br />
nicht schrecken. Denn Kiew<br />
hat bereits den EU-Beitritt<br />
beantragt, und der wird<br />
noch sehr viel teurer werden.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Der EU-Rat hat beschlossen,<br />
die Zollgebühren für mehrere<br />
Importwaren aus der Ukraine<br />
abzuschaffen, wie die Zeitung<br />
„Wedomosti“ schreibt. Ferner<br />
stellt die EU eine Finanzhilfe<br />
von einer Milliarde Dollar bereit.<br />
So werde die ukrainische<br />
Wirtschaft stabilisiert, hofft<br />
man in Brüssel und Kiew gleichermaßen.<br />
Die Ukraine ist auf Hilfe dringend<br />
angewiesen. Die Goldund<br />
Devisenreserven des Landes<br />
reichen für weniger als zwei<br />
Monate aus, wie der ukrainische<br />
Finanzminister Alexander<br />
Schlapak mitteilte. „Der Wirtschaftsrückgang<br />
ist bei uns seit<br />
zwei Jahren im Gange, wir haben<br />
ein überaus ernsthaftes<br />
Haushaltsdefizit. Unsere Staatskasse<br />
ist faktisch leer“, so der<br />
Minister. Neben dem Haushaltsdefizit<br />
müsse die Ukraine weiterhin<br />
mit einem Negativsaldo<br />
der Handelsbilanz leben, fügte<br />
er an. Einen russischen Kredit,<br />
den das Land vor einigen Monaten<br />
bekommen hatte, nannte er<br />
„faktisch eine Portion Drogen,<br />
ein weiteres Defizit“.<br />
Doch diese weise Einstellung<br />
gegenüber dem Schuldenmachen<br />
schmilzt wie Schnee in der<br />
Sonne, wenn Brüssel mit Euros<br />
winkt. Bis zum Jahr 2020 will<br />
die EU die Ukraine mit insgesamt<br />
11,2 Milliarden Euro unterstützen.<br />
Außerdem schießen<br />
die USA noch eine Milliarde<br />
Dollar zu, und der Internationale<br />
Währungsfonds (IWF) hatte<br />
zuvor der Ukraine einen Kredit<br />
in Höhe von <strong>14</strong> bis 18 Milliarden<br />
US-Dollar versprochen. Diese<br />
sind zwar an Reformen gebunden,<br />
aber auch hier zeigt<br />
sich bereits ein Ausweg. Die<br />
Weltbank hat sich nämlich erboten,<br />
der Ukraine heuer Kredite<br />
für drei Milliarden Dollar bereitzustellen,<br />
um Reformen und<br />
Infrastruktur-Projekte zu fördern,<br />
teilt die Bank mit. Die<br />
ukrainische Wirtschaft sei mit<br />
zahlreichen ernsthaften wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen<br />
13<br />
konfrontiert gewesen, die „dringende<br />
Schritte innerhalb kurzer<br />
Zeit“ sowie langfristige Reformen<br />
erfordern würden.<br />
Wie von seiten der EU verlautet,<br />
kann die Ukraine mit diesen<br />
Finanzhilfen ihre Schulden<br />
begleichen. Das heißt aber im<br />
Klartext, dass es wieder einmal<br />
der europäische Steuerzahler<br />
ist, der anteilig oder vollständig<br />
für fremde Schulden aufkommt<br />
– sozusagen Eurobonds für ein<br />
Noch-Nicht-Mitglied. Und was<br />
das Zurückzahlen angeht: Wer<br />
glaubt, dass man von der Ukraine<br />
jemals wieder etwas sehen<br />
wird, der glaubt auch daran,<br />
dass Griechenland auch nur<br />
einen Cent herausrückt, und<br />
der glaubt auch an den Osterhasen.<br />
Auf diese Weise ist die Ukraine<br />
noch einmal dem Staatsbankrott<br />
entronnen. Ohne die<br />
Unterstützung, so Peter Attard<br />
Montalto von der Investbank<br />
Nomura, wäre er nicht zu vermeiden<br />
gewesen. Dafür hängt<br />
Kiew jetzt am Drogen-Tropf der<br />
üblichen Verdächtigen. Doch<br />
mit denen ist gut weiterkiffen.
Kiew lässt marschieren – Hubschrauber,<br />
Panzer und die Propaganda<br />
Russland hat die Weltgemeinschaft<br />
aufgerufen, von den ukrainischen<br />
Behörden die „Einstellung des Krieges gegen<br />
das eigene Volk zu fordern“ , wie der<br />
russische UNO-Botschafter Vitali Tschurkin<br />
im Sicherheitsrat sagte. „Die Weltgemeinschaft<br />
muss von den Maidan-Günstlingen<br />
fordern, den Krieg gegen das eigene Volk<br />
einzustellen“. Mit der Besetzung des Flughafens<br />
von Kramatorsk durch die ukrainischen<br />
Streitkräfte ist jedoch die Wahrscheinlichkeit<br />
einer friedlichen Einigung<br />
sehr viel geringer geworden.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Mit zwei Hubschraubern flogen die Luftlandesoldaten<br />
an und brachten den Flugplatz unter<br />
ihre Kontrolle. In Slawjansk<br />
rückten Panzer<br />
ein. Nach Angaben eines<br />
Vertreters der<br />
Volkswehr gab es bei<br />
der Erstürmung des<br />
Flughafens auf der Seite<br />
der Volkswehrangehörigen<br />
vier Tote und<br />
zwei Verwundete.<br />
Russlands Außenminister<br />
Sergej Lawrow<br />
nannte die Entscheidung<br />
von Interimspräsident Alexander Turtschinow,<br />
die Armee gegen das eigene Volk einzusetzen,<br />
eine äußerst gefährliche Entwicklung. Diejenigen,<br />
die die Machthaber in Kiew zu solchem<br />
Vorgehen ermutigten, müssten die gesamte<br />
Verantwortung dafür tragen, forderte Lawrow.<br />
„Die westlichen Maidan-Sponsoren … sowie<br />
die hinter ihnen stehenden USA sind verpflichtet,<br />
die außer Kontrolle geratenen ‚unter Treuhandschaft<br />
stehenden Personen‘ zu zügeln, sie<br />
zu zwingen, sich von Neonazis und sonstigen Extremisten<br />
zu distanzieren und den Einsatz der<br />
Streitkräfte gegen das ukrainische Volk einzustellen“,<br />
betonte der Minister.<br />
Doch davon ist vorerst keine Rede, im Gegenteil.<br />
Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den<br />
Demonstranten im Osten des Landes mit einer<br />
„Ausrottung“ gedroht. „Sie müssen gewarnt<br />
sein: Wenn sie die Waffen nicht niederlegen,<br />
werden sie vernichtet“, sagte SBU-Vizechef Wassili<br />
Krutow. In Donezk, Charkow, Lugansk und<br />
andere Städten demonstrierten Tausende Menschen<br />
für eine Föderalisierung der Ukraine. Jetzt<br />
hat die Regierung in Kiew einen „Anti-Terror-Einsatz“<br />
befohlen, eine Formulierung mit<br />
der sie die gesamte Bevölkerung der südöstlichen<br />
Ukraine unter Terror-Verdacht stellt.<br />
Eine zweite Front bildet der Propagandakrieg.<br />
Nachdem verschiedene<br />
westliche<br />
Medien wiederholt<br />
mit Bildern russische<br />
Truppenkonzentrationen<br />
beweisen<br />
wollten, die aus<br />
dem August des<br />
vergangenen Jahres<br />
stammen, wurde<br />
jetzt behauptet,<br />
russisches Militär<br />
stehe bereits in der<br />
Ukraine. Doch ein unverdächtiger Zeuge widerlegt<br />
diesen Vorwurf. „In der Region gibt es weder<br />
aktive Kampfhandlungen noch russische<br />
Präsenz“, erklärte Admiral Georgij Alafuzoff,<br />
Chef des militärischen Nachrichtendienstes<br />
Finnlands „Meines Erachtens sind das hauptsächlich<br />
Einwohner der Region, die mit dem jetzigen<br />
Stand der Dinge unzufrieden sind.“<br />
<strong>14</strong>
Blackwater in der Ukraine –<br />
wer ist der Kriegstreiber?<br />
Irgendeiner ist es immer,<br />
der zum Schluss als der<br />
Kriegstreiber dasteht, meistens<br />
der Verlierer. Es lohnt<br />
sich daher, genau hinzuschauen,<br />
wer jetzt die Entwicklung<br />
der Gewalt in der<br />
Ukraine begünstigt und wer<br />
nicht.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Für die USA ist die Sache<br />
recht einfach: Sie bezeichnen<br />
die militärische Offensive der<br />
Putsch-Regierung in Kiew als<br />
„ausgewogen“. Regierungssprecher<br />
Jay Carney erklärte im<br />
Weißen Haus: „Wir sind uns<br />
darüber im Klaren, dass die Regierung<br />
in Kiew Schritte zur<br />
Senkung der Spannungen im<br />
Osten des Landes unternimmt.“<br />
Carney und seine Befehlshaber<br />
machen die „prorussische<br />
Volkswehr“ für die eskalierte<br />
Gewalt in mehreren Städten der<br />
Ukraine verantwortlich, sehen<br />
aber andererseits in der jüngsten<br />
Entwicklung nicht die Gefahr<br />
eines Bürgerkrieges. „Diese<br />
Krise ist an und für sich leicht zu<br />
lösen, wenn Russland Verhandlungen<br />
akzeptieren, seine<br />
Streitkräfte (von der ukrainischen<br />
Grenze) zurückziehen<br />
und die Unterstützung für prorussische<br />
Aktivisten einstellen<br />
würde“, erklärte Carney. Die<br />
USA, so fuhr er fort, würden<br />
sich auf die Erweisung ökonomischer<br />
Hilfe für die Ukraine<br />
konzentrieren.<br />
Genau das aber ist nicht so<br />
glaubhaft, wie es die USA gerne<br />
hätten. Aus den Reihen der<br />
Volksarmee wurden Stimmen<br />
laut, wonach es unter den Angreifern<br />
auf Seiten der Regierungstruppen<br />
auch Blackwater-<br />
Söldner gegeben habe. Das<br />
würde nicht nur die vereinfachende<br />
Stellungnahme des Weißen<br />
Hauses, sondern zum Teil<br />
auch den Besuch des CIA-Chefs<br />
Brennan in Kiew erklären. Und<br />
die USA wären somit bereits<br />
Teilnehmer eben der bewaffneten<br />
Auseinandersetzungen, die<br />
sie gezielt verharmlosen.<br />
Auch Polen ermuntert die<br />
Verantwortlichen in Kiew, militärisch<br />
gegen den Osten des<br />
Landes vorzugehen. Laut Außenminister<br />
Radoslaw Sikorski<br />
haben sie das Recht dazu. „Vom<br />
rechtlichen Standpunkt aus verfügt<br />
die Ukraine über das Monopol<br />
der Gewaltausübung,“<br />
sagt er und meint damit eine<br />
Regierung, die durch Putsch,<br />
Verfassungsbruch und ausländische<br />
Hilfe an die Macht gekommen<br />
ist. “Die Ukraine hat eindeutig<br />
das Recht“, wiederholte<br />
Sikorski im selben Atemzug,<br />
„gegen die bewaffneten Menschen<br />
mit Gewalt vorzugehen.“<br />
Demgegenüber hat Russlands<br />
Präsident Putin erklärt,<br />
der Einsatz der Streitkräfte<br />
durch Kiew zur Unterdrückung<br />
der Proteste im Süden und Osten<br />
des Landes sei unzulässig.<br />
Außenminister Lawrow hatte<br />
diese Entscheidung als eine äußerst<br />
gefährliche Entwicklung<br />
bezeichnet. „Diejenigen, die<br />
den Machthabern in Kiew zu<br />
solchem Vorgehen anspornen,<br />
müssen die gesamte Verantwortung<br />
dafür tragen.“<br />
15
Wo ist das ukrainische Gold –<br />
Handstreich in Kiew<br />
Kann sein, dass sich<br />
Putsch-Premier Jazenjuk<br />
die frühere Ikone für<br />
alle politisch Naiven, Julia Timoschenko,<br />
zum Vorbild erkoren<br />
hat. Schließlich sind<br />
seit langem alle Vorwürfe<br />
unwiderlegt, sie habe jedenfalls<br />
über zehn, vielleicht sogar<br />
bis zu 20 Milliarden Dollar<br />
aus der Ukraine in die<br />
USA umgeleitet, und zwar<br />
zur höchsteigenen Verfügung.<br />
Matthew Brzezinski<br />
widmete in seinem Buch<br />
„Kasino Moskau” diesem<br />
Vorgang ein ganzes Kapitel.<br />
Soweit die blonde Dame.<br />
Doch jetzt ist ja Jazenjuk am<br />
Ruder.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Die wirklich echten James-<br />
Bond-Geschichten unterscheiden<br />
sich von denen im Kino unter<br />
anderem dadurch, dass sie<br />
oftmals ungeklärt bleiben. So<br />
sind es bisher nur etwas mehr<br />
als Hinweise, die das Augenmerk<br />
auf die ukrainischen Goldreserven<br />
lenken. Laut der ukrainischen<br />
Zeitung „Iskra News“<br />
wurden bereits zu Beginn des<br />
März von vier Lastwagen und<br />
zwei Kleinbussen ohne Nummernschilder<br />
und bewacht von<br />
15 schwarzgekleideten und mit<br />
Sturmmasken unkenntlich gemachten<br />
Sicherheitsleuten, 40<br />
schwere Kisten zum Kiewer<br />
Flughafen Borispol gebracht<br />
und in ein Frachtflugzeug geladen.<br />
Die Operation fand in aller<br />
Eile um zwei Uhr in der Nacht<br />
statt und trug alle Kennzeichen<br />
eines konspirativen Vorgehens.<br />
Den Inhalt der Kisten bildeten<br />
die knapp 40 Tonnen Gold, die<br />
zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich<br />
die kompletten Reserven<br />
der Ukraine ausmachten.<br />
Die Maschine startete mit<br />
zunächst unbekanntem Ziel.<br />
16<br />
Die Zeitung beruft sich darauf,<br />
dass Offizielle des Regimes<br />
den Transfer der Goldreserven,<br />
deren Wert rund 1,5 Milliarden<br />
Dollar entsprechen dürfte, angewiesen<br />
und sich dabei auf<br />
eine Anordnung Jazenjuks berufen<br />
hätten. Das Ziel des Fluges<br />
seien die USA gewesen. Ein leitender<br />
Beamter des Finanzministeriums,<br />
so die Meldung weiter,<br />
habe später Redakteure der<br />
Zeitung angerufen und bestätigt,<br />
dass die „neue Führung“<br />
befohlen habe, das Gold in die<br />
USA zu verbringen. Doch diese<br />
Offenheit herrschte nicht überall.<br />
Mitarbeiter des Flughafens<br />
haben den ganzen Vorgang beobachtet<br />
und machten bei ihrer<br />
Verwaltung Meldung. Daraufhin<br />
wurde ihnen bedeutet, die sollten<br />
„sich nicht in die Angelegenheiten<br />
anderer Leute einmischen“.<br />
Natürlich gibt es für diese Sache<br />
Erklärungen, noch bevor sie<br />
überhaupt bestätigt ist. So wird<br />
gesagt, die Regierung in Kiew<br />
habe das Gold vor einem drohenden<br />
Zugriff Russlands in Sicherheit<br />
bringen müssen. Das<br />
allerdings ist abwegig: Ein russischer<br />
Feldzug mit dem ukrainischen<br />
Gold als Beute wäre ein<br />
Verlustgeschäft. Doch für einen<br />
anderen Aspekt sollten die USA<br />
geradestehen: Wieso brauchen<br />
sie – unter Berufung auf technische<br />
Schwierigkeiten – Jahre,<br />
um ein paar Zentner deutsches<br />
Gold zurückzuerstatten, während<br />
die Ukrainer im Stande<br />
sind, so etwas in einer Nachtund<br />
Neben-Aktion durchzuziehen?<br />
Geradewegs wie James<br />
Bond?
Staatshaftungen: Österreich schadet<br />
sich mit Russland-Sanktionen selbst<br />
Ö<br />
sterreichische Unternehmen,<br />
vor allem<br />
Banken, sind in der Ukraine<br />
und in Russland sehr aktiv.<br />
Sollte das Geplänkel mit<br />
den Sanktionen so weitergehen,<br />
könnte die Republik<br />
via Österreichischer Kontrollbank<br />
mit mehreren Milliarden<br />
Euro für die Ausfälle<br />
haften.<br />
Von Marco Maier<br />
Die Kontrollbank wickelt<br />
die Haftungen für die Republik<br />
Österreich ab. Österreichische<br />
Firmen können sich<br />
über das Institut bei Auslandsgeschäften<br />
absichern.<br />
Rudolf Scholten, Generaldirektor<br />
der Kontrollbank, Mitglied<br />
des Exekutivkomites der<br />
Bilderberg-Konfernz und ehemaliger<br />
SPÖ-Bundesminister<br />
erklärte im März, dass sein<br />
Institut für Geschäfte in Russland<br />
und der Ukraine insgesamt<br />
Haftungen in Höhe von<br />
4 Milliarden Euro eingegangen<br />
ist. Rund 1,9 Milliarden<br />
Euro davon laufen auf die<br />
Raiffeisen Bank International<br />
(RBI) und die Bank Austria.<br />
Sollte sich Österreich von<br />
der EU zu weiteren Sanktionen<br />
gegen Russland verleiten<br />
lassen und die Lage in der<br />
Ukraine endgültig eskalieren,<br />
kommt die Republik zum finanziellen<br />
Handkuss. Zumindest<br />
dann, wenn die Gegenmaßnahmen<br />
Russlands in einer<br />
Konfiszierung ausländischer<br />
Banken mündet, wären<br />
dies bei den beiden Finanzinstituten<br />
schon einmal knapp<br />
1 Milliarde Euro, für die dann<br />
der Steuerzahler aufkommen<br />
darf.<br />
Die Ukraine hatte ja schon<br />
nach der Krim-Übernahme<br />
Russlands allen Banken damit<br />
gedroht, allen Banken die auf<br />
der Krim weiter Geschäfte<br />
machen die Lizenz zu entziehen.<br />
Nach Angaben der österreichischen<br />
Tageszeitung<br />
"Die Presse" mussten dann<br />
Raiffeisen (32 Filialen) und<br />
Bank Austria (20 Filialen) ihre<br />
Geschäfte auf der Halbinsel<br />
einstellen. Wie die ausstehenden<br />
120 Millionen Euro<br />
an Krediten dort eingefordert<br />
werden sollen, die allein<br />
Raiffeisen noch ausstehen<br />
hat, steht jedoch in den Sternen.<br />
17
Ukraine: Einreiseverbot für und<br />
Kopfgeld auf Russen<br />
Derzeit scheint es in der Ukraine in<br />
Sachen antirussischer Aktionen keine<br />
Grenzen mehr zu geben. Neben einem<br />
staatlich ausgerufenen Einreiseverbot für<br />
männliche Russen im wehrfähigen Alter<br />
setzt eine Privatbank auch noch eine ein<br />
Kopfgeld von 10.000 Dollar für jeden festgenommenen<br />
"Moskalj" (Russen) aus.<br />
Von Marco Maier<br />
An Kurzsichtigkeit<br />
hinsichtlich<br />
der politischen<br />
Aktionen<br />
gegen<br />
Russland mangelt<br />
es derzeit<br />
in Kiew offenbar<br />
nicht. So<br />
gab die Maidan-Koalition<br />
in Kiew den<br />
Befehl aus,<br />
dass sämtlichen<br />
männlichen<br />
Russen<br />
im Alter von 15<br />
bis 60 Jahren die Einreise verwehrt werden soll.<br />
Damit möchte die Jazenjuk-Truppe offiziell verhindern,<br />
dass Freiwillige aus Russland Einfluss<br />
auf die Geschehnisse in der Ostukraine nehmen.<br />
Was die derzeitige Übergangsregierung dabei<br />
jedoch zum Nachteil hunderttausender Ukrainer<br />
in Kauf nimmt, ist der Beschluss gleicher Gegenmaßnahmen<br />
durch Moskau. Dies würde jedoch<br />
bedeuten, dass all jene Ukrainer die in Russland<br />
arbeiten nicht mehr zu ihrer Arbeitsstelle können.<br />
Somit drängt Kiew unzählige Familien in die<br />
Arbeitslosigkeit und Armut, zumal die Löhne in<br />
Russland über jenen in der Ukraine liegen. Doch<br />
dies scheint die von Oligarchen unterstützte<br />
Truppe in Kiew nicht zu interessieren. Bei Champagner<br />
und Kaviar lässt es sich leicht über das<br />
Schicksal der normalen Menschen entscheiden.<br />
Nicht zu vergessen das ausgesetzte Kopfgeld<br />
der Privatbank von Kolomojski, dem ukrainischen<br />
Oligarchen der von der Maidan-Koalition<br />
als Gouverneur von Dnepropetrowsk eingesetzt<br />
wurde. Der Multimilliardär lobt darin ganze<br />
10.000 Dollar an Kopfgeld für jeden festgenommenen<br />
Russen aus. Damit wird Jeder der in der<br />
Öffentlichkeit russisch spricht zum potentiellen<br />
Opfer. Doch bislang scheinen sich weder die EU,<br />
noch Berlin, noch die Schweiz (wo Kolomojski<br />
seinen Wohnsitz hat) darum zu kümmern.<br />
Gäbe es ein solches Plakat in Russland, könnte<br />
man sich vor medialen Entrüstungsorgien jedoch<br />
kaum retten. Es ist erschreckend, wie hier<br />
trotz besseren Wissens immer noch mit zweierlei<br />
Maß gemossen wird, nur um damit einen<br />
neuen Krieg zu provozieren. Dabei verhält sich<br />
Moskau derart passiv, wie es zu Zeiten der Sowjetunion<br />
wohl längst nicht der Fall gewesen<br />
wäre.<br />
18
Russland-Sanktionen: Öl fließt<br />
auch nach Osten<br />
Sämtliche Drohungen<br />
des Westens gegen<br />
Moskau kulminieren in der<br />
Vorstellung, dass, wenn USA<br />
und EU es wollten, Russland<br />
auf seinem Öl und Gas sitzenbleiben<br />
werde und damit<br />
wirtschaftlich ruiniert würde.<br />
Doch die Erinnerung<br />
trügt den, der meint, diese<br />
Ankündigungen gebe es erst<br />
seit dem Ukraine-Konflikt.<br />
Schon in den Monaten und<br />
Jahren davor hat der Westen<br />
Russland so anhaltend vor<br />
den Kopf gestoßen, dass er<br />
dieses Land systematisch in<br />
die politische Nähe Chinas<br />
getrieben hat. Und das<br />
bringt zwangsläufig auch<br />
wirtschaftliche Folgen mit<br />
sich.<br />
Von Florian Stumfall<br />
„Nur Saudi Arabien hat die<br />
Möglichkeit, die Förderung zu<br />
steigern und den Preis auf dem<br />
Weltmarkt sinken zu lassen“,<br />
antwortete Präsident Putin auf<br />
die Frage, ob westliche Sanktionen<br />
die russischen Einnahmen<br />
aus dem Ölgeschäft vermindern<br />
könnten. Doch er fürchte keine<br />
derartige Maßnahme der Saudis,<br />
denn sie würde diesen<br />
selbst schaden.<br />
Im September des vergangenen<br />
Jahres hat Saudi-Arabien<br />
Russland vom ersten Platz der<br />
Öl-Förderländer auf den zweiten<br />
verdrängt. Dabei hat Russland<br />
in diesem Zeitraum seine<br />
Förderung von Öl und Gaskondensat<br />
um 1,3 Prozent auf<br />
523,275 Millionen Tonnen gesteigert.<br />
In Zeiten drohenden<br />
Boykotts stellt sich also weniger<br />
die Frage der Produktion als des<br />
Absatzes.<br />
In diesem Zusammenhang ist<br />
für Russland eine Prognose der<br />
Internationalen Energieagentur<br />
von Belang, wonach sich der Ölund<br />
Gashandel allmählich nach<br />
Asien verlagern wird. Ganz im<br />
Zuge dieser Entwicklung haben<br />
bereits im Herbst des vergangenen<br />
Jahres Russland und China<br />
über 20 Handelsabkommen unterzeichnet.<br />
Dabei ist auch eine<br />
umfangreiche Lieferung von Gas<br />
vereinbart worden. Sie wird<br />
über die bereits bestehende Pipeline<br />
„Sila Sibiri“ und einer<br />
weitere namens „Altai“ erfolgen,<br />
die erst gebaut werden<br />
19<br />
soll.<br />
Entsprechend konkret sind<br />
auch die Vereinbarungen für<br />
den russischen Öl-Export. Die<br />
russische Holding „Rosneft“<br />
wird dem chinesischen Konzern<br />
„Sinopec“ während der kommenden<br />
zehn Jahre jährlich<br />
zehn Milliarden Tonnen Öl liefern.<br />
Im Vorfeld dieser Vereinbarung<br />
haben die Präsidenten<br />
von Russland und Kasachstan,<br />
Putin und Nasarbajew, im vergangenen<br />
Spätherbst ein Regierungsabkommen<br />
über die Zusammenarbeit<br />
beim Transport<br />
von russischem Öl nach China<br />
vereinbart.<br />
Darüber hinaus haben russische<br />
und chinesische Banken<br />
Vereinbarungen im Umfang von<br />
fast zwei Milliarden Dollar getroffen.<br />
Dabei geht es um den<br />
Ausbau des Kraftwerks Ekibastus<br />
in Kasachstan und den Ankauf<br />
von chinesischen Waren.
Die Tataren – von Putin aus der<br />
Vergessenheit geholt<br />
Ein wesentlicher<br />
Grund, warum die<br />
Krimtataren die Rückgliederung<br />
ihrer Heimat in die russische<br />
Föderation zunächst<br />
nicht begrüßt haben, sind<br />
böse Erinnerungen an die<br />
Stalin-Despotie. Wie so viele<br />
ethnische Minderheiten bekamen<br />
die Tataren die Brutalität<br />
des Systems in noch erheblicherem<br />
Maß zu spüren<br />
als das russische Titularvolk.<br />
Doch heute liegen die Dinge<br />
völlig anders.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Präsident Putin hat einen Erlass<br />
über die Rehabilitierung<br />
der Völker auf der Krim in Kraft<br />
gesetzt, die von den<br />
Repressalien unter<br />
Stalin betroffen waren,<br />
in erster Linie der<br />
Tataren als der größten<br />
Minderheit. Daneben<br />
gab es noch armenische,<br />
deutsche und<br />
griechische Bevölkerungsteile.<br />
Putin<br />
spricht alle an, „die<br />
unter den Stalinschen<br />
Repressalien gelitten haben“. Im<br />
Zuge der Rehabilitation wird<br />
festgelegt, dass alle drei Sprachen<br />
auf der Halbinsel, Russisch,<br />
Ukrainisch und Tatarisch,<br />
eine Turksprache, als Amtssprachen<br />
gelten werden. Der Regierungschef<br />
der Krim, Sergej Aksjonow,<br />
hat den Krimtataren zudem<br />
mehrere relevante Posten<br />
in der Regierung in Aussicht gestellt.<br />
Putin hatte schon anlässlich<br />
der Wiedereingliederung der<br />
Krim an das Schicksal der Tataren<br />
erinnert und angekündigt,<br />
die vollständige Rehabilitierung<br />
der in der Sowjetunion als „Nazi-Kollaborateure“<br />
verleumdeten<br />
Volksgruppe zu veranlassen:<br />
„Die Krimtataren sind inzwischen<br />
in ihre Heimat zurückgekehrt.<br />
Ich bin der Ansicht, dass<br />
es notwendig ist, alle politischen<br />
und rechtlichen Schritte<br />
dazu zu unternehmen, die Rehabilitation<br />
der Krimtataren zu<br />
vollenden und ihren guten Namen<br />
in vollem Umfang wiederherzustellen.“<br />
Die Krimtataren haben vor<br />
einigen Wochen bei ihrer Volksversammlung<br />
in der Stadt<br />
Bachtschissarai eine nationale<br />
und territoriale Autonomie im<br />
Verband der Republik Krim gefordert.<br />
Auf ein Referendum<br />
aber verzichten sie zunächst.<br />
20<br />
„Das Referendum wird erst<br />
durchgeführt, wenn es notwendig<br />
sein wird, die strikte Position<br />
des krimtatarischen Volkes<br />
zu erfahren“, sagte der Vorsitzende<br />
des krimtatarischen Parlaments,<br />
Refat Tschubarow.<br />
Anfang März haben die Autonome<br />
Republik Krim und die<br />
russische Teilrepublik Tatarstan<br />
ein Abkommen über wirtschaftliche<br />
und humanitäre Zusammenarbeit<br />
unterschrieben. „Wir<br />
haben viele Gemeinsamkeiten<br />
und wollen unsere Zusammenarbeit<br />
in allen Bereichen ohne<br />
Ausnahme entwickeln“, sagte<br />
der Krim-Premier Sergej Aksjonow<br />
bei einem Treffen mit Tatarstans<br />
Republikchef Rustam<br />
Minnichanow vor der Unterzeichnung<br />
des Dokuments.<br />
Tartarstan<br />
ist eine Autonome<br />
Republik<br />
im östlichen<br />
Teil des europäischen<br />
Russland.<br />
Sie liegt<br />
westlich des<br />
Ural in der osteuropäischen<br />
Tiefebene am<br />
Zusammenfluss von Wolga und<br />
Kama. Ihre Einwohnerzahl beträgt<br />
annähernd vier Millionen,<br />
gut die Hälfte besteht aus Tataren,<br />
gefolgt von rund 40 Prozent<br />
Russen und einigen europäischen<br />
und asiatischen ethnischen<br />
Splittergruppen.
Wenn die Machthaber<br />
in Kiew geglaubt<br />
haben sollten, im Augenblick<br />
der krisenhaften Zuspitzung<br />
hätten sie in ihrem<br />
Militär einen Rückhalt, so ist<br />
dieser Wunsch längst verflogen.<br />
In der östlichen Ukraine<br />
sind Soldaten mit und ohne<br />
Panzer zu Dutzenden übergelaufen,<br />
und die vereinzelten<br />
Schießereien haben<br />
nicht den Eindruck eines entschlossenen<br />
militärischen<br />
Vorgehens erweckt.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Die Nachricht, dass rund 60<br />
ukrainische Soldaten bei ihrem<br />
Einsatz in Kramatorsk übergelaufen<br />
sind, hat den ehemaligen<br />
Leiter der Hauptverwaltung für<br />
internationale Militärkooperation,<br />
den russischen Generaloberst<br />
Leonid Iwaschow, nicht<br />
überrascht. „Das war zu erwarten<br />
gewesen“, konstatierte er.<br />
„Die illegitimen Behörden, der<br />
Staatsstreich, die absolute Banden-Herrschaft<br />
erzürnen die<br />
Soldaten und Offiziere. Sollten<br />
die Behörden ihnen befohlen<br />
haben, gegen das eigene Volk<br />
vorzugehen, haben die ebenfalls<br />
zum ukrainischen Volk gehörenden<br />
Soldaten und Offiziere<br />
die richtige Entscheidung getroffen.<br />
Es kann keine andere<br />
Entscheidung geben.“<br />
21<br />
Allerdings ging es hier nicht<br />
nur um ukrainische Soldaten<br />
und Offiziere. Die Armee besteht<br />
nämlich zu einem hohen<br />
Prozentsatz aus ukrainischen<br />
Russen, sodass sich im Südosten<br />
des Landes in großem Umfang<br />
Russen und Russen einander<br />
gegenüberstehen, was die<br />
Bereitschaft der Militärs zur Gewalt<br />
sichtbar gedämpft hat. Zudem<br />
befindet sich die Armee in<br />
einem bedauernswerten Zustand.<br />
Sie verfügt nur über<br />
schlechtes und veraltetes Material,<br />
und ihre Angehörigen sind<br />
weitgehend demoralisiert. Die<br />
Art, in der sie bis in die jüngste<br />
Zeit behandelt wurden, erinnert<br />
an eine schlimme Tradition der<br />
Sowjetunion, in der die Soldaten<br />
zwar nicht genug zu essen,<br />
dafür aber Prügel bekamen.<br />
Wenn in der Ukraine immer<br />
wieder Munitionslager explodierten,<br />
so geschah das meist,<br />
um die massiven Diebstähle zu<br />
verheimlichen. Und gestohlen<br />
wurde, weil die Soldaten allzu<br />
oft keinen Sold bekamen. Eine<br />
solche Armee wird man nicht<br />
dazu bewegen können, im Bürgerkrieg<br />
auf das eigene Volk zu<br />
schießen, bestünde das nun aus<br />
Ukrainern oder ukrainischen<br />
Russen.<br />
Weiter auf Seite 22
Fortsetzung von Seite 21 - Von der „Maidan-Euphorie“ sei nichts mehr zu spüren, sagt Generaloberst<br />
Iwaschow und führt fort: „Die Regierenden befürchten derzeit, dass die Militärs einen Umsturz<br />
organisieren und die Ordnung wiederherstellen.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass ein ukrainischer<br />
General den Ungehorsam gegenüber der illegitimen Regierung probt. Auch Igor Korotschenko,<br />
Mitglied des gesellschaftlichen Rates des russischen Verteidigungsministeriums und Chefredakteur<br />
der Militärzeitschrift „Nazionaljnaja Oborona“ (Nationale Verteidigung), vertritt die Meinung,<br />
dass die ukrainische Armee den „kriminellen Befehlen aus Kiew“ keine Folge leisten wird.<br />
Eher werde sie auf die Seite des Volkes überlaufen. Die Armee sei dabei, eine politische Entschei -<br />
dung zu treffen, und diese falle nicht zugunsten der Kiewer Putschisten, des Präsidenten Turtschinow<br />
und des Regierungschefs Jazenjuk aus.<br />
Ukraine: Osterferien für den<br />
Geheimdienst?<br />
In eine „nichtaktive Phase“ sei der Sondereinsatz<br />
des ukrainischen Geheimdienstes<br />
SBU gegen die Anhänger einer Föderalisierung<br />
im Osten des Landes getreten, so eine Mitteilung<br />
des Dienstes. SBU-Sprecherin Marina Ostapenko<br />
begründete die Zurückhaltung damit,<br />
dass Ostern bevorstehe, das in diesem Jahr bei<br />
der Römisch-Katholischen und der Orthodoxen<br />
Kirche zufällig am selben Tag gefeiert wird. Außerdem<br />
hätten die Gespräche von Genf zu dem<br />
Entschluss zugunsten der Nichtaktivität beigetragen.<br />
„Es arbeitet ein Stab, Planungen werden<br />
geführt“, zitiert die Nachrichtenagentur<br />
Ligabisnesinform die Sprecherin.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Im Gegensatz zu dieser Meldung, dass sich<br />
der Kiew Geheimdienst in die Osterferien zurückgezogen<br />
habe, verkündet der interimistische<br />
Außenminister Andrej Deschtschiza, die<br />
„Sonderoperation“ im Osten des Landes gehe<br />
weiter. Wie sich diese entwickeln werde, hänge<br />
davon ab, wie die „gesetzwidrigen bewaffneten<br />
Formationen“ die Vereinbarungen von Genf erfüllen.<br />
Im Zusammenhang mit den Ereignissen<br />
in der Ost-Ukraine habe der SBU zwölf Ermittlungsverfahren<br />
wegen Sabotage, Separatismus<br />
und Terrorismus eingeleitet.<br />
Derweil wird aus Slawjansk gemeldet, zwei<br />
oder drei Fahrzeuge mit Provokateuren im<br />
Dienste der Putsch-Regierung in Kiew seien von<br />
Bürgermilizen beobachtet worden. Sie seien<br />
durch die Stadt gefahren und hätten Schüsse<br />
abgegeben. Allerdings habe das keine Opfer gefordert.<br />
„Ihr Ziel besteht darin, in der Stadt Panik<br />
auszulösen und womöglich Zusammenstöße<br />
zwischen verschiedenen Gruppen der Selbstverteidigung<br />
zu provozieren“, sagte ein Vertrauter<br />
von Wjatscheslaw Ponomarjow, dem Kommandeur<br />
der Volkswehr von Slawjansk.<br />
Ebendiese Provokateure seien es auch gewesen,<br />
die Tage zuvor einen Wagen mit Aktivisten<br />
der Volkswehr beschossen und dabei einen<br />
Menschen getötet und zwei weitere verletzt haben.<br />
Da die Polizeizentrale von Slawjansk von<br />
Einheiten der Bürgermiliz gehalten wird, hat<br />
sich die Polizei daran gemacht, den Fall auch tatsächlich<br />
zu untersuchen.<br />
Während in der ganzen Ukraine gespannt beobachtet<br />
wird, wieweit die Vereinbarungen von<br />
Genf die Lage beruhigen, ist Minister Deschtschiza<br />
gerade dabei, sie in ihrer Substanz zu unterlaufen.<br />
Dass illegal besetzte Straßen und Plätze<br />
geräumt werden sollen, gelte nicht für den<br />
Maidan in Kiew, so der oberste Ordnungshüter.<br />
Denn nach allem, was er wisse, seien die dortigen<br />
Protestierer nicht illegal auf dem Platz. Diese<br />
behauptete Legalität aber müssen sie sich<br />
von einer Regierung bescheinigen lassen, die<br />
sich selbst ohne Wahlen, mit Gewalt und unter<br />
Bruch der Verfassung ins Amt geputscht hat.<br />
22
Genfer Deklaration: Einseitige<br />
Medienberichte – doch die<br />
Proteste gehen weiter<br />
Offenbar sind viele<br />
deutsche Medien<br />
nicht Willens, den Inhalt<br />
der Genfer Deklaration zur<br />
Ukraine trotz Übersetzungsarbeit<br />
der Deutschen Presseagentur<br />
(dpa) korrekt<br />
wiederzugeben. Eine sehr<br />
lobenswerte Ausnahme<br />
stellt hierbei die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung<br />
(F.A.Z.) dar, welche die Erklärung<br />
komplett wiederzugeben.<br />
Währenddessen gehen<br />
die Proteste weiter, bei<br />
denen weitere Todesopfer<br />
zu beklagen waren.<br />
Von Marco Maier<br />
Um einen Vergleich zu ermöglichen,<br />
hier erst einmal<br />
die deutsche dpa-Übersetzung<br />
der Erklärung, die Sie direkt<br />
auf der EU-Website in<br />
englischer Sprache nachlesen<br />
können:<br />
„Das Genfer Treffen<br />
zur Situation in der<br />
Ukraine hat sich auf erste<br />
konkrete Schritte geeinigt,<br />
um die Spannungen<br />
zu deeskalieren und<br />
die Sicherheit für alle<br />
Bürger wieder herzustellen.<br />
Alle Seiten müssen<br />
jegliche Gewaltanwendung,<br />
Einschüchterungen<br />
und Provokationen<br />
unterlassen. Die Teilnehmer<br />
verurteilen aufs<br />
Schärfste alle Formen<br />
von Extremismus, Rassismus<br />
und religiöser Intoleranz,<br />
einschließlich Antisemitismus.<br />
Alle illegalen bewaffneten<br />
Gruppen müssen<br />
entwaffnet werden. Alle<br />
illegal besetzen Gebäude<br />
müssen ihren legitimen<br />
Eigentümern zurückgegeben<br />
werden. Alle illegal<br />
besetzten Straßen,<br />
Plätze oder andere öffentliche<br />
Flächen in den<br />
ukrainischen Städten<br />
23
und Gemeinden müssen<br />
geräumt werden.<br />
Demonstranten, die<br />
ihre Waffen abgegeben<br />
und besetzte Häuser geräumt<br />
haben, wird eine<br />
Amnestie zugesichert –<br />
ausgenommen jenen, die<br />
schwerer Verbrechen<br />
überführt wurden. Vereinbart<br />
wurde zudem,<br />
dass die Beobachtermission<br />
der OSZE eine führende<br />
Rolle bei der Unterstützung<br />
der ukrainischen<br />
Behörden und<br />
Kommunen übernimmt,<br />
um diese Schritte zur<br />
Deeskalation in den<br />
kommenden Tagen dort<br />
auszuführen, wo sie am<br />
notwendigsten sind. Die<br />
USA, die EU und Russland<br />
verpflichten sich,<br />
diese Mission zu unterstützen,<br />
auch mit der Bereitstellung<br />
von Beobachtern.<br />
Der angekündigte Verfassungsprozess<br />
wird<br />
transparent sein und<br />
niemanden ausgrenzen.<br />
Dazu gehören ein sofortiger,<br />
breiter nationaler<br />
Dialog, der alle ukrainischen<br />
Regionen und politischen<br />
Körperschaften<br />
erreicht und Möglichkeiten<br />
zu öffentlichen Kommentierungen<br />
und Verbesserungsvorschlägen<br />
eröffnet.<br />
Die Teilnehmer unterstreichen<br />
die Wichtigkeit<br />
der wirtschaftlichen und<br />
finanziellen Stabilität<br />
der Ukraine und stehen<br />
bereit für weitere Hilfe<br />
bei der Umsetzung der<br />
oben genannten Schritte.“<br />
Spiegel Online titelt dazu<br />
gleich "Ukraine-Gipfel in<br />
Genf: Russland stimmt Entwaffnung<br />
von Separatisten<br />
zu" Indirekt mag es ja stimmen,<br />
doch umfasst die geforderte<br />
Entwaffnung auch die<br />
schwer bewaffneten Extremisten<br />
des "Rechten<br />
Sektors". Im Text liest sich<br />
das ganz anders: "Der Genfer<br />
Krisengipfel zur Ukraine hat<br />
einen Friedensfahrplan beschlossen,<br />
der die Entwaffnung<br />
aller illegalen Kräfte in<br />
dem Land vorsieht. Demnach<br />
müssen die prorussischen Separatisten<br />
im Osten der<br />
Ukraine ihre Waffen niederlegen<br />
und die besetzten Gebäude<br />
verlassen."<br />
Auch bei der ARD und dem<br />
ZDF ist immer wieder die<br />
Rede davon, dass Russland<br />
der Entwaffnung der Seperatisten<br />
im Osten der Ukraine<br />
zugestimmt hätte. Dies ist jedoch<br />
einfach nur bedingt korrekt.<br />
Das Wort "alle illegalen<br />
bewaffneten Gruppen" beinhaltet<br />
nicht nur jene Menschen,<br />
die im im Osten für<br />
ein föderales Staatssystem,<br />
bzw. den Anschluss der vorwiegend<br />
russischsprachiger<br />
Gebiete an das Nachbarland<br />
kämpfen. Das Selbe gilt auch<br />
für die extremistischen Banden,<br />
die in beinahe der ganzen<br />
Ukraine unterwegs sind.<br />
Denn die Deklaration beschränkt<br />
sich nicht ausschließlich<br />
auf die Ostukraine,<br />
sondern zurecht auf das<br />
ganze Land.<br />
Wie gering der Einfluss<br />
Russlands auf die Menschen<br />
im Osten der Ukraine ist,<br />
zeigt sich jedoch an den heutigen<br />
Entwicklungen. Die<br />
Menschen weigern sich ihre<br />
Waffen abzugeben. Bei Protesten<br />
vor einem Stützpunkt<br />
der vorwiegend aus Mitgliedern<br />
des "Rechten Sektors"<br />
bestehenden<br />
"Nationalgarde" bei der Stadt<br />
Mariupol wurden indessen 3<br />
Menschen getötet und 13<br />
verletzt, wie das Innenministerium<br />
in Kiew mitteilte.<br />
24
US-Marine im Schwarzen Meer –<br />
kein Heimspiel<br />
Am <strong>14</strong>. April näherte<br />
sich ein russischer<br />
Kampfjet vom Typ SU-24 dem<br />
US-Zerstörer „Donald Cook“ im<br />
Tiefflug, 150 Meter über der<br />
Wasseroberfläche, bis auf etwas<br />
weniger als einen Kilometer.<br />
Dann drehte er ab. Dieses<br />
Manöver wiederholte er über<br />
insgesamt eineinhalb Stunden.<br />
Der Jet war offenbar unbewaffnet,<br />
reagierte aber nicht auf<br />
Warnungen des Zerstörers. Dieser<br />
drehte nach dem Vorfall ab<br />
und lief den rumänischen Hafen<br />
von Konstanza an.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Viele westliche Medien waren<br />
es nicht, die diese Episode<br />
gemeldet haben. Was sich aber<br />
im Anschluss ereignete, blieb so<br />
gut wie unter Geheimhaltung.<br />
Da war zunächst das Früherkennungssystem<br />
der „Donald<br />
Cook“, das genau in dieser Lage<br />
ausfiel. Technisches Versagen<br />
also. Doch das war es nicht allein.<br />
Der Grund, warum der Zerstörer<br />
umgehend Konstanza anlief,<br />
fiel in die Kategorie<br />
„menschliches Versagen“. Die<br />
Mannschaft war nämlich nach<br />
dem grausamen Spiel der SU-24<br />
nervlich derart strapaziert, dass<br />
sie in Teilen nicht mehr einsatzfähig<br />
war. Im Hafen demissionierten<br />
umgehend 27 Matrosen<br />
und gingen von Bord. Das Pentagon<br />
musste bestätigen, dass<br />
die Scheinangriffe eine demoralisierende<br />
Wirkung auf die Besatzung<br />
ausgeübt hätten. Ein<br />
Sprecher nannte den Vorfall<br />
„erschreckend und inakzeptabel,<br />
da es die Mannschaft völlig<br />
demoralisiert und eine negative<br />
Auswirkung auf das psychologische<br />
Klima“ verursacht habe.<br />
25<br />
Dem rumänischen Präsidenten<br />
Traian Basescu war der Vorfall<br />
wichtig genug, um persönlich<br />
bekanntzugeben, dass die<br />
„Donald Cook“ vom Schwarzen<br />
Meer abgezogen und durch ein<br />
anderes Kriegsschiff ersetzt<br />
würde. Dieser problemlose<br />
Wechsel wirft ein sonderbares<br />
Licht auf die Art, wie die USA<br />
das Abkommen von Montreux<br />
aus dem Jahr 1936 handhaben.<br />
Damals wurde der Türkei die<br />
Hoheit über Dardanellen und<br />
Bosporus zurückgegeben und<br />
die Zufahrt zum Schwarzen<br />
Meer vor allem auch für Kriegsschiffe<br />
geregelt. Das Abkommen<br />
gilt noch heute, ungeachtet abweichender<br />
Bestimmungen in<br />
der allgemeinen Seefahrt.<br />
Danach dürfen Länder, die<br />
nicht Anrainer des Schwarzen<br />
Meeres sind, nur unter klar festgelegten<br />
Bedingungen Kriegsschiffe<br />
dorthin entsenden. Dazu<br />
gehört das Verbot der Passage<br />
von Flugzeugträgern und der<br />
Gesamttonnage einer Marine-Einheit<br />
von zusammen<br />
45.000 Tonnen. Die USA, die<br />
den Vertrag nicht unterzeichnet<br />
haben, halten sich auch nicht<br />
daran. Im März etwa schickten<br />
sie ein Flottille von vier Schiffen<br />
durch den Bosporus, nämlich<br />
der „George H. W. Bush“, der<br />
„Truxtun“, der „Roosevelt“ und<br />
der „Philippine Sea“. Die Bush<br />
als Flugzeugträger mit 97.000<br />
Tonnen verstößt allein gegen<br />
zwei der Vorschriften. Vielleicht<br />
wollten die Russen mit ihrem<br />
Jet nur daran erinnern, dass sie<br />
ein scharfes Auge auf ihren maritimen<br />
Süden haben.
Gedanken zum Karsamstag:<br />
Wer Soldaten sät, wird Krieg<br />
ernten<br />
Gerade jetzt zur Osterzeit<br />
werden NA-<br />
TO-Truppen von christlichen<br />
Politikern nach Osten<br />
verlegt, anstatt den Dialog<br />
zu suchen. So lange der<br />
Westen seine Fehler in Bezug<br />
auf die Unterstützung<br />
gewisser Kräfte in Kiew<br />
nicht zugibt, wird die politische<br />
Spannung wohl<br />
noch weiter steigen. Das<br />
Resultat: Krieg.<br />
Von Marco Maier<br />
Wer sich nur ein klein wenig<br />
Mühe gibt um die Hintergründe<br />
des Maidan-Putsches in der<br />
Ukraine zu erfahren wird feststellen,<br />
dass insbesondere die<br />
Amerikaner, aber auch viele Organisationen<br />
aus der EU an der<br />
Finanzierung dieses Coups beteiligt<br />
waren. Völlig unkritisch<br />
wurden hierbei Gruppierungen<br />
unterstützt, die hierzulande<br />
längst schon auf der Verbotsliste<br />
stünden. Doch wenn es darum<br />
geht, dem russischen Präsidenten<br />
Vladimir Putin Steine in<br />
den Weg zu legen, ist offenbar<br />
jedes Mittel recht.<br />
Sicher, Russland ist – im<br />
westlichen Sinne – keine Vorzeigedemokratie.<br />
Auch die Menschenrechtssituation<br />
wird immer<br />
wieder zu Recht kritisiert.<br />
Dennoch muss man auf die kulturellen<br />
Eigenheiten Russlands<br />
und seiner Völker Rücksicht<br />
nehmen. Zu erwarten, dass die<br />
Menschen in diesem riesigen<br />
Land nach dem Zusammenbruch<br />
der UdSSR mit "Hurra!"<br />
das westliche Modell kopieren<br />
ist schlichtweg ein Unsinn. Dazu<br />
hat auch die desaströse Politik<br />
Boris Jelzins beigetragen, der<br />
Russland beinahe in den totalen<br />
Bankrott führte.<br />
26
Und dennoch dürfen wir<br />
nicht vergessen, dass Putin insbesondere<br />
gegenüber Deutschland<br />
stets eine sehr positive<br />
Haltung hatte, auch wenn ihm<br />
hier viel Gegenwind entgegen<br />
blies. Sind "wir Westler" vielleicht<br />
einfach zu kulturchauvinistisch?<br />
Haben wir nach all den<br />
Jahrzehnten in denen wir mit<br />
Hollywoodschinken gemästet<br />
wurden, in denen die Amerikaner<br />
immer die Guten und die<br />
Russen immer die Bösen waren,<br />
den Blick für das Wesentliche<br />
verloren? Haben die Russen<br />
nicht selbst das Recht darüber<br />
zu entscheiden, wer sie wie regiert?<br />
Im Kalten Krieg mag die<br />
NATO ja noch einen Zweck erfüllt<br />
haben. Doch heute, rund<br />
ein Vierteljahrhundert nach<br />
dem Zerfall des Ostblocks erleben<br />
wir den Wandel hin zu einer<br />
multipolaren Welt. Dem<br />
Kommentar von „Shanghai Cooperation<br />
Organisazion – Fan“ auf unserer<br />
Seite zu diesem Artikel:<br />
„Die Krise in der Ukraine hat nur das Ziel,<br />
besser an Russland ranzukommen, um von dort<br />
aus dann Terroristen in das Land einzuschleusen<br />
und dem Inneren heraus anzugreifen. Diese<br />
Strategie ist im Tschetschenien- und Georgien-<br />
Krieg nicht aufgegangen. Und sie wird in der<br />
Ukraine auch scheitern.<br />
Die NATO wird niemals einen Angriffskrieg<br />
auf Russland einleiten, denn das würde die<br />
NATO international isolieren und sämtliche<br />
Kräfte gegen sie mobilisieren. Zudem hätte die<br />
NATO nichts davon, wenn russische Atomraketen<br />
aus Vergeltung in Richtung Europa und<br />
wird das nordatlantische Militärbündnis<br />
nicht gerecht. Insbesondere<br />
deshalb, weil wir Europa<br />
so wieder zu einem Frontgebiet<br />
machen. Dabei stünde uns<br />
doch schon aus historischer und<br />
kultureller Sicht die Mittlerrolle<br />
zwischen Ost und West deutlich<br />
besser. Deutschland und Österreich<br />
könnten hier so viel für<br />
einen gesamteuropäischen Ausgleich<br />
erreichen.<br />
Aber was machen "wir"? Wir<br />
verstärken unsere Militärpräsenz<br />
in Osteuropa. Deutschland<br />
schickt Flugzeuge und ein<br />
Kriegsschiff nach Osten, und die<br />
Amerikaner beginnen sogar mit<br />
der Verlegung von Fußtruppen.<br />
Sicher, Russland hat ebenfalls<br />
Truppen an der Grenze zur<br />
Ukraine stationiert, was jedoch<br />
angesichts der unruhigen Lage<br />
in der Ukraine und der massiven<br />
Kriegsrhetorik in Kiew verständlich<br />
ist. Während des Jugoslawienkriegs<br />
hat Österreich ja<br />
auch die Militärpräsenz an der<br />
Grenze zum heutigen Slowenien<br />
massiv verstärkt, ohne eine Absicht<br />
zum Eingreifen in den Konflikt<br />
gehabt zu haben.<br />
Doch aus leidvoller Erfahrung<br />
heraus sollte uns klar sein,<br />
dass man Krieg ernten wird<br />
wenn man Soldaten sät. Ich<br />
mag zwar kein Christ sein, respektiere<br />
jedoch den Glauben<br />
der Christen, die in all den unterschiedlichen<br />
Konfessionen<br />
immerhin auch einen Großteil<br />
der Beteiligten in diesem Konflikt<br />
ausmachen. Heute am Karsamstag<br />
gedenkt die Christenheit<br />
der Grabesruhe Christi,<br />
dessen Auferstehung morgen<br />
gefeiert wird. Wie können es<br />
gerade die christlichen Politiker<br />
und Militärs überhaupt verantworten,<br />
zur Zeit des wichtigsten<br />
Festes der Christenheit mit dem<br />
Feuer des Kriegs zu spielen?<br />
Amerika fliegen würden. Der Begriff "Dead<br />
Hand" sollte der NATO ein Begriff sein. Der US-<br />
Raketenschild kann dank modernster Technik<br />
umgangen werden.<br />
Der Westen wird den finanziellen Kollaps erdulden<br />
müssen und untergehen wie einst das<br />
römische Reich. Somit bestünde die Chance,<br />
sich später wieder aufzubauen. Doch durch<br />
einen Krieg mit Russland wäre für den Westen<br />
und den Rest der Welt nichts gewonnen.<br />
Ich finde, man sollte etwas weniger Panik<br />
verbreiten und sich die heutigen Umstände mal<br />
anschauen. Ja, die heutige Krise ähnelt stark<br />
der vor dem ersten Weltkrieg, aber damals gab<br />
es auch keine Atomwaffen zur gegenseitigen<br />
Abschreckung.“<br />
27
NATO in Osteuropa – Wunder des<br />
schnellen Wachstums<br />
Als ob das ukrainische<br />
Militär keine anderen<br />
Sorgen hätte, etwa den<br />
Zerfall von Disziplin und<br />
Kampfmoral, führen in diesen<br />
Tagen Panzerjägereinheiten<br />
zusammen<br />
mit anderen<br />
Waffengattungen<br />
Manöver auf einem<br />
nicht näher genannten<br />
Truppenübungsplatz<br />
durch. „Bei dem<br />
Geländetraining von<br />
Militärs wird der taktischen<br />
Ausbildung<br />
große Aufmerksamkeit gewidmet:<br />
dem Stören des Zusammenwirkens<br />
der Panzer<br />
des Gegners mit Hilfe von<br />
Feuermitteln, der Trennung<br />
der Infanterie von gepanzerten<br />
Gefechtsfahrzeugen und<br />
der Panzer selbst voneinander“,<br />
heißt es in der Mitteilung<br />
des Militäramtes.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Die hier gewonnen Fähigkeiten<br />
könnten bald im Rahmen eines<br />
der acht Manöver angewendet<br />
werden, die die NATO in<br />
diesem Jahr in der Ukraine abhalten<br />
will. Während westliche<br />
Politiker tagtäglich Russland<br />
auffordern, Truppen auf dem eigenen<br />
Grund und Boden so zu<br />
verlegen, wie es die NATO<br />
wünscht, tritt diese in der<br />
Ukraine auf, als gehörte das<br />
Land bereits zum westlichen<br />
Kriegsbündnis. Das scheint im<br />
Interesse sowohl der NATO als<br />
auch der Kiewer Regierung zu<br />
liegen. Denn kaum war diese installiert,<br />
reiste der Putsch-Premier<br />
Jazenjuk in die USA, wo er<br />
mit dem Pentagon und der<br />
NATO Gespräche über eine militärische<br />
Zusammenarbeit einfädelte.<br />
„Wir führen jetzt bi- und<br />
multilaterale Konsultationen<br />
über die Gewährung technischer<br />
Hilfe, darunter auf der<br />
Ebene der Verteidigungsministerien“,<br />
sagte er unmittelbar<br />
nach seiner Rückkehr aus Washington.<br />
28<br />
An allen acht Militärübungen<br />
des laufenden Jahres in der<br />
Ukraine werden NATO-Länder<br />
teilnehmen, so Jewgeni Perebijnis,<br />
Sprecher des ukrainischen<br />
Außenministeriums. Es handelt<br />
sich dabei um die Übungen Rapid<br />
Trident 20<strong>14</strong> und Sea Breeze<br />
20<strong>14</strong>, die Fliegerübung Sicherer<br />
Himmel 20<strong>14</strong>, eine Übung der<br />
Militärpolizei (Ukraine und Polen)<br />
und andere mehr. Die NATO<br />
hat sich bereiterklärt, mobile<br />
Trainingsgruppen in der Ukraine<br />
zu stationieren. In nächster Zeit<br />
werden NATO-Experten die<br />
Ukraine besuchen, um Kiews<br />
Antrag auf die Bereitstellung<br />
technischer Mittel zu<br />
prüfen, das bestätigte<br />
auch der scheidende<br />
Allianzchef Anders<br />
Fogh Rasmussen in<br />
Brüssel nach einer<br />
Sitzung des NATO-Rates<br />
auf der Außenministerebene<br />
mit.<br />
„Wir sprechen von<br />
einer Unterstützung<br />
bei der Transformation der<br />
ukrainischen Streitkräfte zu einer<br />
modernen und effektiven<br />
Armee, die angesichts militärischer<br />
Bedrohungen zu einem<br />
wirksamen Schutz bereit wäre“,<br />
sagte Rasmussen. „Wir werden<br />
zur Festigung der Kampfbereitschaft<br />
der ukrainischen Streitkräfte<br />
beitragen. Möglich wäre<br />
auch die Entsendung mobiler<br />
Trainingsgruppen.“.<br />
Bereits im Jahr 2008 hat die<br />
NATO der Ukraine eine Mitgliedschaft<br />
in Aussicht gestellt.<br />
Tatsächlich gebärdet sich das<br />
Bündnis bereits so, als hätte es<br />
das Land schon kassiert. Noch<br />
am 6. März hatte Jazenjuk eine<br />
NATO-Mitgliedschaft der Ukraine<br />
ausgeschlossen, drei Wochen<br />
später sprach sich Präsident<br />
Turtschinow dafür aus.
Tote in Slawjansk – Der Rechte<br />
Sektor macht wieder Ernst<br />
Ostern war in der orthodoxen<br />
Welt dieses<br />
Jahr am selben Tag wie<br />
im Westen. Das hat aber<br />
nicht verhindern können,<br />
dass der extremistische<br />
Rechte Sektor, ein verlängerter<br />
Arm der Putsch-Regierung<br />
in Kiew, im ostukrainischen<br />
Slawjansk eine blutige<br />
Schießerei begonnen hat.<br />
Der Chef der dortigen Volkswehr,<br />
Wjatscheslaw Ponomarjow,<br />
hat die russische<br />
Regierung darum gebeten,<br />
Friedenstruppen zu entsenden,<br />
die die Einwohner der<br />
Stadt „vor der Nationalgarde<br />
und dem Rechten Sektor<br />
schützen“ können. Und er<br />
setzte hinzu: „Man redet gar<br />
nicht mit uns, man schießt<br />
einfach.“<br />
Von Florian Stumfall<br />
Die offiziellen russischen<br />
Organe haben sich über den<br />
Vorfall empört gezeigt. Er zeuge<br />
von der Weigerung der Behörden<br />
in Kiew, „Nationalisten<br />
und Extremisten zu zügeln und<br />
zu entwaffnen“, so eine Stellungnahme<br />
des Außenministeriums.<br />
„Verwunderlich ist, dass<br />
diese Tragödie bereits kurz<br />
nach der Unterzeichnung der<br />
Erklärung zu den Ergebnissen<br />
des Vierertreffens in Genf geschehen<br />
ist“, heißt es weiter,<br />
„Diese Erklärung enthielt den<br />
Aufruf, von beliebigen Gewaltaktionen,<br />
Einschüchterung<br />
und Provokationen Abstand zu<br />
nehmen.“ Moskau bestehe<br />
darauf, dass „die ukrainische<br />
Seite die übernommenen Verpflichtungen<br />
zur Deeskalation<br />
der Situation im Südosten der<br />
Ukraine strikt einhält“. so das<br />
russische Außenamt.<br />
In der Nacht zum Sonntag<br />
hatten Unbekannte den Kontrollposten<br />
vor der Einfahrt in<br />
Slawjansk im Dorf Bylbassowka<br />
beschossen. Ponomarjow<br />
informierte die Medien, dass<br />
bei der Schießerei ein Mitglied<br />
der Volkswehr getötet und<br />
zwei weitere verletzt wurden.<br />
Mit dem Gegenfeuer seien bis<br />
zu sieben Angreifer getötet<br />
worden. Er erklärte, die Stadt<br />
lebe im Zustand einer Belagerung<br />
durch den Rechten Sektor.<br />
Nur Russland könnte die<br />
Stadt schützen, deshalb habe<br />
er sich an Präsident Putin mit<br />
der Bitte gewandt, Friedenstruppen<br />
in die ostukrainischen<br />
Gebiete Donezk und Lugansk<br />
zu entsenden.<br />
Das ukrainische Innenministerium<br />
hat derweil bestätigt,<br />
dass es zu diesem Schusswechsel<br />
an einem Kontrollposten<br />
gekommen sei. „Zwischen<br />
zwei Gruppen von Bürgern<br />
29<br />
kam es in der Stadt Slawjansk,<br />
Gebiet Donezk, zu einem bewaffneten<br />
Zusammenstoß an<br />
einem Kontrollposten. Dabei<br />
kam eine Person ums Leben,<br />
drei weitere erhielten Schusswunden<br />
und wurden ins Krankenhaus<br />
eingeliefert“, so die<br />
zurückhaltende Schilderung<br />
des Ministeriums, in der vom<br />
„Rechten Sektor“ keine Rede<br />
war.<br />
Schon drei Tage zuvor war<br />
gemeldet worden, dass zwei<br />
bis drei Fahrzeuge mit Provokateuren<br />
in Slawjansk beobachtet<br />
worden seien. Sie fuhren<br />
in der Nacht zum Gründonnerstag<br />
in der Stadt herum<br />
und gaben Schüsse auf<br />
Kontrollposten der Bürgerwehr<br />
ab, hieß es. Da war noch<br />
niemand verletzt worden. „Ihr<br />
Ziel besteht darin, in der Stadt<br />
Panik zu stiften und womöglich<br />
eventuell Zusammenstöße<br />
zwischen diversen Gruppen<br />
der Selbstverteidigung zu provozieren“,<br />
sagte ein Mitstreiter<br />
von Ponomarjow zu diesem<br />
Vorfall. Es seien eben diese<br />
Provokateure gewesen, die am<br />
Samstag zuvor einen Wagen<br />
mit Angehörigen der Volkswehr<br />
beschossen und dabei<br />
einen Menschen getötet und<br />
zwei weitere verletzt haben.
Seekriegs-Manöver – Delphine in<br />
Diensten der NATO<br />
Die Seekriegs-Übungen<br />
der NATO im<br />
Schwarzen Meer beziehen<br />
alle möglichen maritimen<br />
Waffengattungen ein, sogar<br />
dressierte Delphine und Seelöwen.<br />
Das hat die russische<br />
Zeitung „Iswetija“ mitgeteilt<br />
und sich dabei auf den Marine-Sprecher<br />
und Chef des<br />
Meeressäuger-Programms<br />
der US-Marine, Tom Lapuzza,<br />
berufen. „Die Übungen unter<br />
Einsatz von 20 Delfinen und<br />
zehn Seelöwen sollen ein bis<br />
zwei Wochen dauern (Kriegsschiffe<br />
von Staaten, die nicht<br />
zu den Schwarzmeer-Anrainern<br />
gehören, dürfen sich<br />
nicht länger als 21 Tage im<br />
Schwarzen Meer aufhalten)“,<br />
so die Zeitung.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Konkret geht es bei dem Einsatz<br />
der gelehrigen Tiere darum,<br />
ein neu entwickeltes Radarsystem<br />
zu testen, das, so Lapuzza,<br />
„die Irreführung gegnerischer<br />
Echoortungsgeräte bestimmt<br />
ist. Ferner werden die<br />
Seelöwen und Delphine zum<br />
Aufspüren von Minen und von<br />
Militärtauchern eingesetzt.“<br />
Dies geschieht zum Schutz von<br />
Kriegsschiffen und Häfen vor<br />
Minen. „Außerdem ist geplant,<br />
einen ‚Harnisch‘ für Delfine zu<br />
erproben, der in einem Forschungszentrum<br />
der Universität<br />
Hawaii entwickelt wurde“, ließ<br />
die US-Marine wissen.<br />
Es ist zum ersten Mal, dass<br />
die NATO Militärübungen mit<br />
Wassersäugern macht. In der<br />
US-Kriegsmarine sind derzeit<br />
mehr als 100 Große Tümmler,<br />
kalifornische Seelöwen und<br />
Weißwale im Dienst. Die Tiere<br />
sollen auf dem Luftweg in die<br />
Ukraine gebracht werden.<br />
Auch die Ukraine hat ein<br />
Sonderprogramm der früheren<br />
Sowjetunion reaktiviert, bei<br />
dem Kampfdelphine ausgebildet<br />
und bei der Kriegsmarine<br />
eingesetzt werden sollen. In Sewastopol<br />
lief das Delphin-Programm<br />
seit 1973. Dabei ging es<br />
allerdings nicht nur darum, Radar-Frequenzen<br />
zu stören, sondern<br />
um regelrechte Kampfeinsätze,<br />
bei denen die Tiere zu<br />
Tode kamen. Man befestigte damals<br />
Sprengsätze an ihren Köpfen<br />
und schickte sie gegen<br />
feindliche Kampfschwimmer<br />
oder Schiffe. Nach dem Zerfall<br />
der Sowjetunion übernahm die<br />
Ukraine dieses Programm.<br />
„Derzeit werden im staatlichen<br />
Ozeanarium der Ukraine in<br />
Sewastopol zehn Delfine –<br />
große Tümmler – für die Ausführung<br />
von Spezialaufgaben<br />
der ukrainischen Kriegsflotte<br />
vorbereitet. In den Gewässern<br />
um Sewastopol führen ukrainische<br />
Militärs regelmäßig mit<br />
den Tieren Training zur Suche<br />
nach Gegenständen am Meeresgrund<br />
durch“, so ein Offizieller.<br />
Das geht allerdings nicht<br />
ganz problemlos. Kürzlich hat<br />
die ukrainische Kriegsflotte drei<br />
Kampfdelphine verloren: Die<br />
Tiere sollen bei einer Seeübung<br />
desertiert sein. Ein Veteran der<br />
Sowjetmarine mutmaßt, dass<br />
die Delphine – von Frühlingsgefühlen<br />
ergriffen – einem Weibchen<br />
ins offene Meer gefolgt<br />
sind.<br />
30
Dass es um die Finanzen<br />
der nordrhein-westfälischen<br />
Kommunen<br />
schon längere Zeit nicht<br />
gut bestellt ist, dürfte inzwischen<br />
weitläufig bekannt<br />
sein. Doch die Beteiligung<br />
am Energiekonzern RWE<br />
kommt den Kommunen<br />
Dank der neuen Bewertungsrichtlinien<br />
teuer zu stehen.<br />
Nicht zu vergessen: Die<br />
Haushaltslöcher in Folge der<br />
sinkenden Dividenden, die<br />
bislang immer eingeplant<br />
wurden.<br />
Von Marco Maier<br />
Bis zum Jahr 2013 hatten<br />
die NRW-Kommunen schon<br />
rund 60 Milliarden Euro an<br />
Schulden angehäuft. Nun<br />
droht angesichts des dramatischen<br />
Kursverlustes der RWE-<br />
Aktien das totale finanzielle<br />
Desaster. Immerhin gehören<br />
25 Prozent des Energiekonzerns<br />
diversen nordrhein-westfälischen<br />
Kommunen.<br />
Diese verlieren dadurch<br />
einen Teil ihres Eigenkapitals,<br />
denn die Abschreibungen<br />
dürften sich auf insgesamt<br />
etwa 2 Milliarden Euro belaufen.<br />
Deutlich wird dies am Beispiel<br />
Essen. Die Stadt ist mit<br />
NRW, RWE und der<br />
Kollaps der Kommunen<br />
rund 20 Millionen Aktien einer<br />
der größten kommunalen Aktionäre<br />
von RWE. Durch die<br />
Korrektur in den Büchern als<br />
Folge des jahrelangen Kursverfalls<br />
schlagen sich satte 700<br />
Millionen in der Bilanz nieder.<br />
Damit ist das noch vorhandene<br />
Eigenkapital der mit etwa<br />
3,3 Milliarden Euro in den<br />
Miesen hochverschuldeten<br />
Stadt so gut wie weg.<br />
Zwar sind die kommunalen<br />
Haushalte erst einmal nicht direkt<br />
davon betroffen, da es<br />
sich bei diesem Vorgang "nur"<br />
um Buchwerte handelt, und<br />
die laufenden Ausgaben und<br />
Einnahmen nicht direkt davon<br />
betroffen sind. Grund zum<br />
Aufatmen ist dieser Umstand<br />
jedoch noch lange nicht. Denn<br />
die Aktien gelten als Sicherheiten<br />
für die kommunalen Kredite<br />
– durch den gesunkenen<br />
Buchwert sinkt nun ebenso die<br />
Bonität der Kommunen. Damit<br />
werden neue Kredite – die angesichts<br />
der desolaten Finanzlage<br />
vieler Kommunen nötig<br />
sind – noch teurer, was die<br />
Ausgabensituation mittelfristig<br />
nicht gerade verbessert.<br />
Die Idee der Beteiligung am<br />
Energieversorger RWE an sich<br />
war keine schlechte Sache. Immerhin<br />
spülten die Dividendenzahlungen<br />
auch etwas<br />
Geld in die Kassen. Allerdings<br />
31<br />
hätten die Kommunen als<br />
größte Gruppe der Aktionäre<br />
ein wachsameres Auge auf die<br />
Entwicklungen werfen müssen.<br />
Diese Nachlässigkeit und<br />
die unterlassene regelmäßige<br />
Neubewertung der Aktienpakete<br />
rächen sich nun mehrfach.<br />
Doch ob sich die verantwortlichen<br />
Politiker nun darauf<br />
besinnen, ihren Einfluss<br />
geltend zu machen und die<br />
Umstrukturierung des Konzerns<br />
voranzutreiben, muss<br />
sich noch zeigen.<br />
Sorgen macht dem Kraftwerkbetreiber<br />
auch die Energiewende:<br />
Durch das steigende<br />
Angebot an Elektrizität sinken<br />
die Preise an den Strombörsen,<br />
so dass die Gewinnmargen<br />
zusammenbrechen.<br />
Im Gegenzug versuchen die<br />
Menschen aufgrund der immer<br />
weiter steigenden Energiekosten<br />
in Folge der horrenden<br />
Ökostromumlage den<br />
Stromverbrauch zu reduzieren,<br />
während immer noch viele<br />
energieintensive Unternehmen<br />
davon ausgenommen<br />
wurden. Doch das Geschäft<br />
mit den Privatkunden bringt<br />
höhere Renditen pro gelieferter<br />
Kilowattstunde Strom.
Europawahl 20<strong>14</strong>: Dafür stehen<br />
Deutschlands Parteien<br />
Nur noch wenige Wochen<br />
trennen uns<br />
von den Wahlen zum Europäischen<br />
Parlament. Wir haben<br />
uns einmal umgesehen,<br />
welche europapolitische<br />
Richtung jene Parteien einschlagen<br />
wollen, die auch<br />
eine Chance auf den Einzug<br />
haben.<br />
Von Marco Maier<br />
CDU<br />
Für die CDU gilt das Motto "Gemeinsam erfolgreich<br />
in Europa". Damit hat Angela Merkels<br />
Standard-Worthülse "Wir müssen eine gemeinsame<br />
Lösung finden" sozusagen einen Platz im<br />
Europaprogramm der Union gefunden. Einerseits<br />
fordert die CDU ein "starkes Deutschland<br />
in Europa", andererseits beruft sie sich gleichzeitig<br />
auf die europäische Einigung. Wie jedoch<br />
das Bekenntnis zu den "christlich-abendländischen<br />
Werten" mit der Akzeptanz der Scharia<br />
als Bestandteil der Rechtsprechung zusammenpasst,<br />
wird nicht erklärt. Ebensowenig glaubwürdig<br />
erscheint folgender Satz: "Wenn wir unsere<br />
Werte, unsere Art zu leben, unseren Wohlstand<br />
und unsere sozialen Errungenschaften<br />
bewahren wollen, brauchen wir ein starkes und<br />
handlungsfähiges Europa." Immerhin war insbesondere<br />
die CDU die treibende Kraft hinter<br />
dem massiven Sozialabbau in den europäischen<br />
Krisenstaaten. Vom Hartz 4 in Deutschland ganz<br />
zu schweigen.<br />
Europapolitik ist inzwischen<br />
längst schon auch Innenpolitik<br />
geworden. Durch die Aneignung<br />
von Befugnissen des EU-Machtapparats<br />
wirken Verordnungen<br />
und Gesetze bis in die kommunale<br />
Ebene hinein. Deshalb ist<br />
es umso wichtiger zu wissen,<br />
welche Ziele die einzelnen Parteien<br />
verwirklichen wollen –<br />
auch wenn die Einflussmöglichkeiten<br />
eingeschränkt sind.<br />
Sehr interessant ist hierbei folgende Aussge<br />
im Wahlprogramm: "Deshalb will die CDU eine<br />
starke Europäische Union. Gemeinsam wollen<br />
wir Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Soziale<br />
Marktwirtschaft international durchsetzen."<br />
Dies klingt nach einer expansiven Außenpolitik,<br />
in der eine konservativ geführte EU ihre<br />
Vorstellungen mit entsprechenden Mitteln "exportieren"<br />
möchte. Schön wäre es jedoch,<br />
wenn dieser Punkt auch tatsächlich in die Tat<br />
umgesetzt würde: "Europa darf sich nicht verzetteln,<br />
sondern muss sich auf die Aufgaben<br />
konzentrieren, die nur gesamteuropäisch bewältigt<br />
werden können. Die CDU steht für die<br />
Wahrung des Subsidiaritätsgrundsatzes in Europa."<br />
Die CDU hat es allerdings trotz der realtiven<br />
Stärke in all den Jahren nicht geschafft, dieses<br />
Prinzip auch nur annähernd umzusetzen.<br />
Warum sollte dies in den nächsten fünf Jahren<br />
der Fall sein?<br />
32
SPD<br />
Das Motto der SPD für die Europawahl 20<strong>14</strong><br />
lautet "Europa eine neue Richtung geben". Dabei<br />
möchten die Sozialdemokraten für ein Europa<br />
jener Menschen stark machen, "…die sich<br />
mit Empörung gegen die Dominanz der Finanzmärkte<br />
aussprechen…". Dass diese Worte von<br />
jener Partei stammen, die unter der Regierung<br />
Schröder die Liberalisierung der Finanzmärkte<br />
vorangetrieben hat, und auch in den letzten<br />
Jahren kaum Ansätze für eine sorgfältige Politik<br />
in Sachen Bankenregulierung und Kontrolle der<br />
Finanzmärkte zeigte, ist eigentlich ein starkes<br />
Stück.<br />
Bündnis90/<br />
Die Grünen<br />
Das grüne Wahlkampfmotto<br />
für Europa lautet:<br />
"Mitentscheiden, erneuern,<br />
zusammenhalten".<br />
Die Kernforderung der<br />
Grünen in ihrem Europawahlprogramm<br />
20<strong>14</strong> lautet<br />
hierbei: "Ein Europa,<br />
in dem BürgerInnen selbst<br />
über ihre Zukunft entscheiden<br />
können und<br />
Lobbyinteressen zurückgedrängt<br />
werden. Ein Europa,<br />
das seine Wirtschaft<br />
und Energieversorgung<br />
auf eine umweltfreundliche<br />
und nachhaltige Basis<br />
stellt. Ein Europa, das gemeinsam,<br />
fair und solidarisch<br />
vor allem das Gemeinwohl<br />
im Auge hat."<br />
An und für sich sind diese<br />
Punkte mehr oder weniger<br />
durchaus positiv. Allerdings<br />
dürfen die Grünen<br />
in Sachen Lobbyismus<br />
den Mund auch nicht<br />
zu weit aufmachen. Nicht<br />
wenige ihrer Ex-Abgeordneten<br />
agieren heute als<br />
Konzernvertreter. Wenn<br />
das große Geld lockt, haben<br />
hehre Ansprüche keine<br />
große Bedeutung<br />
mehr.<br />
Die Forderung nach einer<br />
"europäischen Energiewende"<br />
klingt angesichts<br />
des politischen Versagens<br />
in Deutschland bei<br />
der Umsetzung derselben<br />
beinahe schon nach einer<br />
Drohung. In der Bundesrepublik<br />
tragen vorwiegend<br />
die Bürger die Kosten<br />
der "Energiewende",<br />
während die Konzerne<br />
von Steuerbefreiungen<br />
profitieren. Dabei ist der<br />
schrittweise Umstieg auf<br />
eine nachhaltige und umweltfreundliche<br />
Energiewirtschaft<br />
durchaus sinnvoll.<br />
Ähnlich kritisch muss auch folgende Forderung<br />
der SPD betrachtet werden: "Wir müssen<br />
dafür sorgen, dass europäische Politik so gemacht<br />
wird, dass sie einen konkreten Mehrwert<br />
für die Bürgerinnen und Bürger hat. Also: beim<br />
Schutz ihrer sozialen Rechte, nicht bei deren Abbau.<br />
Beim Schutz ihrer Spareinlagen, nicht für<br />
den Schutz von Banken." War es nicht jene SPD,<br />
die mit der "Agenda 2010" den Sozialabbau<br />
überhaupt erst in die Wege geleitet hat? Ist es<br />
nicht so, dass die Sozialdemokraten für die Bankenunion<br />
und die Eurobonds eintreten, die<br />
schlussendlich genau das Gegenteil von dem<br />
bewirken, was im Wahlprogramm so ernsthaft<br />
gefordert wird? Schlussendlich wird der Brüsseler<br />
Lobbyistenapparat ohnehin wieder den Sieg<br />
davon tragen.<br />
33<br />
Die Linke<br />
Mit dem Motto "Europa geht anders:<br />
sozial, friedlich, demokratisch" zieht die<br />
Linkspartei in den Wahlkampf. In ihrem<br />
Wahlprogramm spricht sich die Linkspartei<br />
dafür aus, dass die Mindestlöhne in<br />
Europa mindestens 60 Prozent der<br />
Durchschnittlöhne im jeweiligen Land<br />
betragen sollen. Dass damit allerdings<br />
eine Lohnerhöhungsspirale in Gang getreten<br />
wird, scheint den Delegierten entgangen<br />
zu sein. Ebenso streitet sie für<br />
eine sanktionsfreie Mindestsicherung<br />
und eine gesetzliche Mindestrente von<br />
60 Prozent des Durschnittseinkommens<br />
vor Ort. Gefordert wird ebenfalls eine<br />
einmalige Millionärsabgabe zur Bekämpfung<br />
der europäischen Schuldenkrise.<br />
Weiters spricht sich die Linkspartei<br />
klar gegen das Freihandelsabkommen<br />
TTIP mit den USA aus und fordert ein<br />
Ende der umfangreichen Privatisierungspolitik<br />
in Europa. Ebenso im Fokus: die<br />
Flüchtlingspolitik. So fordert die Linke<br />
das Ende der Abschottungspolitik und<br />
die Aufnahme sämtlicher Flüchtlinge in<br />
Europa.
FDP<br />
Die deutschen Liberalen brauchen offenbar<br />
kein Motto für ihr Wahlprogramm. Das<br />
Ziel der Freidemokraten: "Weniger Bürokratie,<br />
mehr Bürgernähe und mehr Transparenz".<br />
Etwas Verklärung für die Entwicklungen<br />
der letzten Jahrzehnte darf natürlich<br />
nicht fehlen: "Nach dem Fall des Eisernen<br />
Vorhangs ist Europa ein Kontinent der Demokratie<br />
und der Freiheit geworden." Angesichts<br />
der Brüsseler Regulierungswut und<br />
dem Versuch immer mehr Macht in den<br />
Händen der Eurokraten zu konzentrieren,<br />
kann man diese Aussage nur bedingt nachvollziehen.<br />
AfD<br />
Das Europawahlprogramm<br />
der AfD steht unter dem<br />
Motto "Mut zu Deutschland.<br />
Für ein Europa der Vielfalt".<br />
Im Gegensatz zur FDP lehnt<br />
die AfD einen europäischen<br />
Bundesstaat ab. Wie die CDU<br />
steht sie für das "christliche<br />
Abendland" ein. Weiters<br />
heißt es darin: "Um Europa<br />
wieder eine gedeihliche Zukunft<br />
zu geben, tritt die AfD<br />
für eine Europäische Union<br />
ein, die auf Subsidiarität statt<br />
auf Zentralismus und auf<br />
Wettbewerb statt Gleichmacherei<br />
und Harmonisierung<br />
setzt. Die AfD bestehtauf der<br />
Eigenverantwortung der Mitgliedsstaaten<br />
für ihre jeweilige<br />
Wirtschafts- und Fiskalpolitik."<br />
Selbstverständlich<br />
schließt dies die Ablehnung<br />
von Eurobonds, ESM, EZB<br />
und Bankenunion mit ein.<br />
War zwischenzeitlich nicht<br />
mehr von einer Auflösung<br />
der Währungsunion die<br />
Sehr positiv klingt auch diese Forderung:<br />
"Wir wollen ein Europa der Bürgerrechte,<br />
das Toleranz, Privatsphäre – ob digital oder<br />
analog – und persönliche Verantwortung respektiert<br />
und schützt." Zumindest im Kampf<br />
gegen die Vorratsdatenspeicherung war die<br />
FDP durchaus glaubwürdig. Der Ruf nach<br />
"mehr Marktwirtschaft" hingegen geht mit<br />
der Sorge um weitere Liberalisierungen der<br />
Finanzmärkte einher. In Sachen Zukunft der<br />
EU findet sich dafür eine klare Aussage:<br />
"Wir sind davon überzeugt, dass Europa<br />
langfristig auf der Grundlage einer gemeinsamen<br />
Verfassung ein föderaler Bundesstaat<br />
werden sollte."<br />
Kleinparteien<br />
Rede, so tritt diese Forderung<br />
im Wahlprogramm wieder<br />
auf. So heißt es darin:<br />
"Die AfD fordert eine Auflösung,<br />
zumindest aber eine<br />
vollständige währungspolitische<br />
Neuordnung des Euro-<br />
Währungsgebietes." Weiters<br />
fordert die Alternative für<br />
Deutschland eine Zerschlagung<br />
der Großbanken nach<br />
schwedischem Vorbild und<br />
eine Mindest-Eigenkapitalquote<br />
von 25 Prozent für die<br />
"Schattenbanken".<br />
In unserer nächsten Ausgabe werden wir Ihnen die 18 Kleinparteien vorstellen, welche ebenfalls<br />
zur Europawahl zugelassen wurden. Wir hoffen, Ihnen im Falle der Unentschlossenheit ein<br />
wenig bei der Auswahl helfen zu können.<br />
Gerade durch den Fall der Prozenthürde besteht nun auch für die Kleinparteien die Möglichkeit,<br />
einen der 96 Sitze für Deutschland im Europäischen Parlament zu ergattern. Somit gehen<br />
deutlich weniger Stimmen verloren, als es bislang der Fall war. Wer den „Etablierten Parteien“<br />
einen Denkzettel verpassen möchte, kann dies nun eher erreichen.<br />
34
FPÖ will christliche Flüchtlinge<br />
aus Syrien bevorzugen<br />
Ginge es nach der<br />
FPÖ, würden<br />
christliche Flüchtlinge aus<br />
Syrien deutlich bevorzugt<br />
behandelt. Grund für die<br />
Debatte ist die Zusicherung<br />
der Bundesregierung,<br />
1.000 weitere Flüchtlinge<br />
aus Syrien in Österreich<br />
aufzunehmen.<br />
Von Marco Maier<br />
Gegenüber der österreichischen<br />
Tageszeitung "Kurier"<br />
kündigte die Innenministerin<br />
ein stärkeres Engagement zum<br />
Schutz verfolgter Menschen in<br />
Syrien an: "Österreich wird –<br />
unabhängig von den laufenden<br />
Aufnahmen syrischer Asylwerber<br />
und zusätzlich zu den<br />
bereits zugesagten 500 Flüchtlingen<br />
– weitere 1.000 Flüchtlinge<br />
aus dem Krisengebiet<br />
aufnehmen." Bevorzugen wolle<br />
die die Bundesregierung ihren<br />
Aussagen nach vor allem<br />
Frauen, Kinder und eben<br />
Christen. Doch bislang ist das<br />
volle Kontingent noch nicht<br />
ausgeschöpft worden, was<br />
laut Innenministerin am UN-<br />
-Flüchtlingswerk UNHCR liegt.<br />
Dass von den bislang etwa<br />
250 aufgenommenen Flüchtlingen<br />
nur rund 100 Christen<br />
seien, stößt den frenetischen<br />
Verteidigern des "christlichen<br />
Abendlandes" offenbar sauer<br />
auf. Der freiheitliche Spitzenkandidaten<br />
für die Europawahl,<br />
Harald Vilimsky, begründet<br />
die Forderung nach einer<br />
Bevorzugung christlicher<br />
Flüchtlinge so: "Die Christen<br />
sind die größte bedrohte<br />
Gruppe in Syrien und bedürfen<br />
daher unseres Schutzes auf<br />
Zeit, bis der Bürgerkrieg in Syrien<br />
beendet ist." Er ergänzte<br />
weiter: "Der Rest sind Muslime,<br />
von denen manche – mit<br />
dem Schutz des österreichischen<br />
Asyls ausgestattet – zurück<br />
nach Syrien gehen und<br />
dort erneut im Bürgerkrieg<br />
kämpfen."<br />
Zwar versprach Innenministerin<br />
Mikl-Leitern (ÖVP) von<br />
einer "besonderen Rücksicht<br />
auf verfolgte Christen", wovon<br />
laut Vilimsky bisher jedoch<br />
nicht viel zu spüren sei. Die<br />
grüne Menschenrechtssprecherin<br />
Alev Korun begrüßte<br />
35<br />
zwar den Schritt der Bundesregierung,<br />
erachtet die bloße<br />
Aufstockung der Zahl aufzunehmender<br />
Flüchtlinge jedoch<br />
als nicht ausreichend. Ihrer<br />
Ansicht nach müssten die EU-<br />
Innenminister deutlich mehr<br />
unternehmen, um das Flüchtlingssterben<br />
im Mittelmeer zu<br />
beenden.<br />
Wichtiger als die Flüchtlinge<br />
überall zu verteilen wäre es jedoch,<br />
an einer Beendigung des<br />
syrischen Bürgerkriegs zu arbeiten,<br />
damit kein Mensch unfreiwillig<br />
seine Heimat verlassen<br />
muss. Insbesondere auf diplomatischem<br />
Weg, aber auch<br />
in Form humanitärer Hilfe<br />
könnte viel mehr erreicht werden,<br />
um das sinnlose Leiden<br />
von Millionen Menschen deutlich<br />
zu reduzieren.
Oettinger: PKW-Maut für die<br />
ganze EU<br />
Geht es nach EU-Kommissar<br />
Günther Oettinger,<br />
würden nicht nur<br />
noch mehr Atomkraftwerke<br />
gebaut und der Kontinent<br />
von Fracking-Unternehmen<br />
nach Öl- und Gasvorkommen<br />
untersucht, sondern grundsätzlich<br />
alle Autofahrer per<br />
europaweiter PKW-Maut zur<br />
Kasse gebeten werden.<br />
Von Marco Maier<br />
Dem langen Arm Brüssels<br />
soll offenbar niemand entgehen.<br />
Der Eurokraten-Moloch<br />
reißt immer mehr Zuständigkeiten<br />
an sich, in dem mittels<br />
europaweit gültiger Gesetze,<br />
Verordnungen und Richtlinien<br />
die Gesetzgebungskompetenz<br />
von Mitgliedsstaaten<br />
und deren Gebietskörperschaften<br />
(Bundesländer, Departements,<br />
Provinzen, Kommunen…)<br />
ohne deren Einverständnis<br />
beeinflussen. Den<br />
neuesten Coup landete EU-<br />
Kommissar Günther Oettinger<br />
(CDU), der sich für eine<br />
"europäische PKW-Maut"<br />
aussprach.<br />
Ob einzelne EU-Staaten<br />
eine Benutzungsgebühr für<br />
ihre Straßen verlangen, ist<br />
bislang eine Sache der Staaten<br />
selbst. Oettinger jedoch<br />
sagte im Interview mit der<br />
Welt am Sonntag: "Wir haben<br />
längst keine Grenzkontrollen<br />
mehr. 28 verschiedene<br />
Mautsysteme wären da<br />
grotesk," und könne sich deshalb<br />
eine "einheitliche Straßennutzungsgebühr<br />
für den<br />
europäischen Binnenmarkt<br />
vorstellen."<br />
In Deutschland ist auf<br />
Drängen der CSU eine Straßenmaut<br />
für Ausländer vorgesehen,<br />
damit diese auch<br />
zur Instandhaltung des Straßennetzes<br />
beitragen. Den<br />
deutschen Fahrzeughaltern<br />
soll dafür eine Senkung der<br />
Kfz-Steuer winken. Dabei<br />
muss man sich jetzt schon<br />
fragen, wohin die vielen Milliarden<br />
Euro an Steuern und<br />
Abgaben der Autofahrer hinfließen.<br />
Insbesondere dann,<br />
wenn man sich die vielen<br />
36<br />
Schlaglochpisten in der Bundesrepublik<br />
ansieht.<br />
Für die Autofahrer könnte<br />
es demnach bald schon deutlich<br />
teurer werden. Wie nämlich<br />
Oettingers Europafraktionskollege<br />
Juncker schon einmal<br />
sagte: "Wir beschließen<br />
etwas, stellen das dann in<br />
den Raum und warten einige<br />
Zeit ab, was passiert. Wenn<br />
es dann kein großes Geschrei<br />
gibt und keine Aufstände,<br />
weil die meisten gar nicht begreifen,<br />
was da beschlossen<br />
wurde, dann machen wir<br />
weiter – Schritt für Schritt,<br />
bis es kein Zurück mehr gibt."<br />
Das Interview mit Oettinger<br />
in der "Welt am Sonntag"<br />
können sie hier lesen – inklusive<br />
der Behauptung, dass<br />
Atomkraft klimafreundlicher<br />
sei als Kohle oder Gas.
Das Kosovo – Schurkenstaat von<br />
der NATO Gnaden<br />
Als die NATO das Kosovo<br />
aus dem Serbischen<br />
Staatsverband herausgebombt<br />
hatte, zweifellos<br />
gegen alles Völkerrecht, wie<br />
Deutschlands damaliger<br />
Kanzler Schröder später unumwunden<br />
zugab, wiesen<br />
sie dem neuen Gebilde drei<br />
wichtige Aufgaben zu. Deshalb<br />
lag ihnen auch daran,<br />
sich vom Internationalen Gerichtshof<br />
(IGH) die Rechtmäßigkeit<br />
des kosovarischen<br />
Staates bescheinigen zu lassen.<br />
Nur wollen sie natürlich<br />
nicht, daß man heute an die<br />
Loslösung der Krim von der<br />
Ukraine dieselben rechtlichen<br />
Maßstäbe anlegt. Dabei<br />
handele es sich um etwas<br />
ganz anderes, heißt es,<br />
und das stimmt sogar.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Ohne die Dauerpräsenz der<br />
westlichen Streitkräfte im Kosovo,<br />
hauptsächlich der Bundeswehr,<br />
gäbe es diese Region, die<br />
keine zwei Millionen Einwohner<br />
hat, verglichen mit, sagen wir,<br />
Bayern und seinen 13 Millionen,<br />
als Staat längst nicht mehr.<br />
Doch sie hat für die EU und vor<br />
allem die USA eine wichtige<br />
strategische Bedeutung, sodass<br />
die westlichen Truppen dort<br />
stationiert bleiben, unter fortdauerndem<br />
Bruch des Völkerrechts.<br />
Doch das ist vor allem<br />
den USA diese Außenstelle wert<br />
– als Hort für Hochfinanz, organisierte<br />
Kriminalität und Terroristen.<br />
Kosovos Premierminister Hashim<br />
Thaci geht mit seinem Beispiel<br />
voran. Er ist der Boss einer<br />
mafiaähnlichen kriminellen Vereinigung,<br />
wie Dick Marty, früherer<br />
Staatsanwalt, Abgeordneter<br />
des Europarates und Mitglied<br />
der OSZE-Kommission für Menschenrechte<br />
2012 in einem Bericht<br />
vor dem Europarat darlegte.<br />
Die Geschäfte des Präsidenten<br />
sind Waffenhandel, Handel<br />
mit menschlichen Organen,<br />
auch solchen, die gewaltsam<br />
entnommen wurden, und mit<br />
Drogen. Thaci selbst habe zehn<br />
Jahre lang die „gewaltsame<br />
Kontrolle“ über den Heroinhandel<br />
gehabt.<br />
Mit diesen Geschäften nicht<br />
ganz ausgelastet, hat das Kosovo<br />
des Hashim Thaci ein zweites<br />
Standbein, den Terrorismus.<br />
Freeman veröffentliche am<br />
6. Mai 2012: „Eine Delegation<br />
der syrischen Opposition hat<br />
mit der Regierung in Pristina<br />
eine Vereinbarung getroffen,<br />
um die Erfahrungen aus dem<br />
Krieg gegen Serbien zu übernehmen.<br />
Die syrische Opposition<br />
entsendet ihre Militanten<br />
nach Kosovo, um aus den Taktiken<br />
zu lernen, damit sie die<br />
Macht in Syrien ergreifen kann.<br />
Der kriminelle Pseudostaat, den<br />
37<br />
die Balkanmafia als Geschenk<br />
von der NATO bekommen hat,<br />
gibt seine Erfahrung weiter, wie<br />
man Terror gegen die Bevölkerung<br />
und ethnische Säuberung<br />
durchführt und es erfolgreich<br />
dem westlichen Publikum verkauft.“<br />
Neuerdings ist das Kosovo<br />
zur Anlaufstelle für al-Kaida-Leute<br />
geworden, die von Syrien<br />
nach Europa wollen.<br />
Außerdem hat man für das<br />
internationale Großkapital das<br />
Kosovo zu einem wohligen Tummelplatz<br />
gemacht. Hier gilt der<br />
Euro, obwohl das Land dem<br />
Verbund nicht angehört. Der<br />
Durchschnittslohn liegt bei 300<br />
Euro pro Monat. Die Einkommenssteuer<br />
beträgt äusserstenfalls<br />
zehn Prozent, kann aber<br />
auch ganz entfallen, die Mehrwertsteuer<br />
16 Prozent, die Körperschaftssteuer<br />
zehn Prozent.<br />
Die Gesetzgebung lockt Investoren<br />
an, sie ist, ebenso wie die<br />
Sicherheitskräfte und die Strafverfolgungsbehörden,<br />
völlig in<br />
der Hand der Besatzungstruppen.<br />
Das ist der ideale Platz für<br />
Geldwäsche, Schwarzgeldtransfer,<br />
Korruptions-Orgien und jeden<br />
Handel, der problemlos so<br />
kriminell sein darf wie derjenige<br />
des Staatspräsidenten und seiner<br />
Leute.<br />
Doch, wie gesagt, mit einem<br />
haben die Verteidiger des Kosovo<br />
recht: Hier handelt es sich<br />
wirklich um etwas anderes als<br />
bei der Krim.
Mali – Katastrophe<br />
im Wartestand<br />
Im medialen Schatten der ukrainischen<br />
Ereignisse setzt in aller Stille<br />
eine der vielen UN-Missionen ihren<br />
Misserfolg fort. Es handelt sich um Mali.<br />
Fünfzehn Monate nach der französischen,<br />
vom Weltsicherheitsrat gebilligten<br />
Militär-Intervention „Serval“ ist der<br />
Norden des Landes nach wie vor eine<br />
graue Zone, die Frankreich nicht unter<br />
Kontrolle bekommt, von der malischen<br />
Armee ganz zu schweigen.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Zu Beginn des vergangenen Jahres hat<br />
die französische Armee, unterstützt von<br />
Einheiten aus dem Tschad, Hochburgen der<br />
Dschihadisten geschleift und Einheiten des<br />
Feindes in der Wüste gezwungen, sich zu<br />
ergeben. Anfang dieses Jahres, so verkündete<br />
stolz Frankreichs Kriegsminister Jean-<br />
Yves Le Drian, habe man verschiedene Anführer<br />
der Islamisten wie Omar Ould Hamaha<br />
getötet. Doch es geht wie beim Kopf der<br />
Hydra. Wird hier ein Islamist erschossen,<br />
stehen dort zwei neue auf.<br />
Das ist auch der Grund, warum die Begründung<br />
für den Krieg in Mali von vorne<br />
herein eine Lüge war. In der westlichen Argumentation<br />
geht von jedem Fleck der<br />
Erde, wo sich ein paar radikale Mohammedaner<br />
versammeln, eine Gefahr für Europa<br />
aus, also müsse man sie ausrotten. Dass<br />
aber der Islamismus gestärkt wird, wenn<br />
sich die islamischen Länder willkürlichen<br />
Angriffen der USA oder der EU ausgesetzt<br />
sehen, das wird gerne verschwiegen.<br />
„Gleichzeitig“, so schreibt der französische<br />
38<br />
Express, „reaktivieren sich kleinere Gruppen,<br />
die sich aus dem Bodensatz der Bevölkerung<br />
bilden und sich in den Bergmassiven<br />
des Tagharghar oder von Timetrine verstecken.“<br />
Diese neuen Einheiten verbünden sich<br />
mit den al-Kaida-Gruppen „Islamistischer<br />
Maghreb“ oder mit der „Bewegung für Einheit<br />
und den Dschihad in Westafrika“ (Mujao).<br />
Sie bilden eine Gefahr besonders für<br />
drei Regionen im Norden Mails: Gao, Timbuktu<br />
und Kidal. Und, um endlich auf den<br />
Kriegsgrund zu sprechen zu kommen, eben<br />
in diesem malischen Norden liegen die wesentlichen<br />
Lagerstätten malischer Bodenschätze,<br />
die auf Europa einen so unwiderstehlichen<br />
Reiz ausüben. Von Erdöl über<br />
Gold bis Uran ist alles zu haben, was gut<br />
und teuer ist. Vor allem die französischen<br />
Kernkraftwerke beziehen erhebliche Mengen<br />
an Uran aus Mali. Dieses Geschäft will<br />
man nicht den Tuareg opfern, die vom Leben<br />
in ihrer Heimat eine abweichende Meinung<br />
vertreten.<br />
Die französischen Streitkräfte unternehmen<br />
zwar von Zeit zu Zeit Angriffe mit Luftwaffen-Unterstützung<br />
auf die Islamisten.<br />
Und sie überwachen vom Flughafen Tessalit<br />
aus verdächtige Bewegungen am Boden.<br />
Aber sie sind mit einer Kopfstärke von 1600<br />
Mann nicht im Stande, die ganze Wüste zu<br />
kontrollieren. Vor allem die Regionen nach<br />
Nordosten, Richtung Algerien, entziehen<br />
sich völlig ihrem Zugriff.<br />
Und die Bundeswehr, die ihr Mandat erst<br />
kürzlich verlängert hat? Sie bildet die malische<br />
Armee aus, sodass deren Siege den<br />
Maßstab für den Erfolg der Ausbilder darstellen.<br />
Doch, Frau von der Leyen, lassen<br />
Sie uns darüber lieber schweigen
Nach rund 6 Stunden<br />
unter Wasser<br />
musste das mit einem Sonargerät<br />
ausgestattete Mini-U-Boot<br />
die Suche abbrechen.<br />
Nach australischen<br />
Behördenangaben wurde<br />
das Wasser tiefer, als seine<br />
Konstruktion es erlaubte.<br />
Von Marco Maier<br />
MH 370: Mini-U-Boot<br />
musste Suche abbrechen<br />
Der unbenannte Unterwasser-Roboter<br />
Bluefin-21 (Siehe<br />
Bild unten) sollte ursprünglich<br />
16 Stunden lang unter Wasser<br />
bleiben und nach der verschollenen<br />
Boeing 777-200 suchen.<br />
Allerdings ist das U-Boot mit einem<br />
Sicherheitssystem ausgerüstet,<br />
welches ein Absinken in<br />
gefährliche Tiefen verhindert<br />
und es zum auftauchen veranlässt.<br />
In dieser Tiefe beträgt der<br />
Umgebungsdruck des Wassers<br />
in etwa 4.500 bar. Nun sollen<br />
die gesammelten Daten ausgewertet<br />
werden.<br />
Inzwischen wurden von der<br />
"Ocean Shield" in einem Gebiet<br />
2.300 Meilen nordwestlich von<br />
Perth Ölspuren entdeckt, die<br />
analysiert werden müssen.<br />
Wahrscheinlicher als vom Absturz<br />
des Flugzeugs ist jedoch<br />
die Herkunft von einem Schiff.<br />
Dennoch geben die Suchmannschaften<br />
nicht auf.<br />
Das Mini-U-Boot Bluefin-21,<br />
welches den Meeresboden absuchen<br />
soll, ist 5 Meter lang<br />
und hat einen Durchmesser von<br />
53 Zentimetern. Trotz eines<br />
stattlichen Gewichts von etwa<br />
750 Kilogramm bewegt es sich<br />
mit 8 Stundenkilometern unter<br />
Wasser fort. Zudem ist es mit<br />
einem Seitensichtsonar und einer<br />
Kamera ausgerüstet, womit<br />
Dank des starken Akkus eine<br />
Einsatzdauer von bis zu 20<br />
Stunden möglich sind.<br />
Auf die Blackbox kann nicht<br />
mehr gezählt werden, da die<br />
Akkus des Datenspeichers inzwischen<br />
leer sind. So bleibt<br />
nun nur noch die visuelle Suche<br />
nach dem Flugzeug.<br />
39
Spaniens Banken verscherbeln<br />
ihre Immobilien<br />
Als Folge der großen<br />
Immobilienkrise<br />
besitzen spanische Banken<br />
noch unzählige leerstehende<br />
Immobilien. Der Wert<br />
soll sich auf rund 100 Milliarden<br />
Euro belaufen. Doch<br />
so bringen sie kein Geld<br />
ein. Um bei den EU-Bilanzprüfungen<br />
besser dazustehen,<br />
sollen die Gebäude<br />
nun schnellstmöglich verkauft<br />
werden.<br />
Von Marco Maier<br />
Angesichts der enorm hohen<br />
Arbeitslosigkeit und der nach<br />
wie vor kritischen Wirtschaftslage<br />
in Spanien ist die Kreditnachfrage<br />
in Sachen Wohnimmobilien<br />
nach wie vor im Keller. Die<br />
Bilanzen der Banken weisen zudem<br />
noch gravierende<br />
Schwachstellen auf, so dass eine<br />
kleine Erfrischungskur dringend<br />
notwendig ist. Nun haben einige<br />
der Kreditinstitute ein offenbar<br />
probates Mittel gefunden,<br />
um sich von den unbewohnten<br />
Häusern zu trennen.<br />
Wenn man einen Immobilienkredit<br />
aufnehmen möchte,<br />
sind 20 Prozent an Eigenkapital<br />
und ein ausreichendes Einkommen<br />
als Mindestvoraussetzung<br />
normal. Auch in Spanien. Doch<br />
um die Häuser im Besitz der<br />
Banken loszuwerden, verzichtet<br />
man inzwischen schon auf Ersteres.<br />
Niedrige Zinsen inklusive.<br />
Immerhin verlangen die Bankenaufseher<br />
für Hypothekenkredite<br />
niedrigere Finanzreserven<br />
als für gepfändete Häuser.<br />
So verlangen die spanischen<br />
Banken für Kredite auf Fremdimmobilien<br />
nach wie vor die<br />
entsprechenden Eigenmittel<br />
und einen jährlichen Zinssatz<br />
von 2 bis etwa 4,5 Prozent. Entschließt<br />
man sich jedoch für<br />
den Kauf einer jener Häuser die<br />
den Banken gehören, bieten Institute<br />
wie die Banco Popular<br />
und die Bankia Sonderkonditionen<br />
an: Keine Eigenmittel und<br />
einen jährlichen Zinssatz von<br />
0,9 bis 1,25 Prozent.<br />
Zwar besteht dadurch ein<br />
weiteres Risiko von Zahlungsausfällen,<br />
doch für die Spanier<br />
selbst ist dies wohl noch eine<br />
gute Chance günstig an ein<br />
Haus zu kommen. Für einen<br />
40<br />
Kredit in Höhe von 150.000<br />
Euro und einer Laufzeit von 25<br />
Jahren müssten bei einem Zinssatz<br />
von 1 Prozent insgesamt<br />
knappe 175.000 Euroe zurückbezahlt<br />
werden. Das sind gerade<br />
einmal 580 Euro im Monat.<br />
Bei den üblichen 4 Prozent Zinsen<br />
im Jahr hingegen beläuft<br />
sich die Gesamtsumme auf über<br />
240.000 Euro und rund 810<br />
Euro im Monat.<br />
Die Banken erhoffen sich dadurch<br />
eine Belebung des Kreditgeschäfts.<br />
Mit 198.000 solcher<br />
Finanzierungen im vergangenen<br />
Jahr mussten sie einen Rückgang<br />
um rund ein Viertel im<br />
Vergleich zum Jahr 2012 hinnehmen.<br />
Ohne diese Maßnahme<br />
wäre in diesem Jahr wohl<br />
wieder ein Minus zu verkraften<br />
gewesen. Doch Geld verdienen<br />
sie mit diesem Schritt wohl<br />
kaum.
Zu teuer: Voestalpine will weg aus<br />
Österreich<br />
Ö<br />
sterreich wird als Industriestandort<br />
zunehmend<br />
uninteressant.<br />
Hohe Kosten für Energie und<br />
Personal, sowie die überdurchschnittlich<br />
hohe Steuer-<br />
und Abgabenbelastung<br />
sind Gründe dafür, weshalb<br />
der ehemals staatliche Industriekonzern<br />
Voestalpine<br />
in Österreich Kapazitäten abbauen<br />
und stärker in den<br />
USA investieren will.<br />
Von Marco Maier<br />
Rund 550 Millionen Euro investiert<br />
der Konzern derzeit in<br />
Texas. Die dort geplante Anlage<br />
soll bis Dezember 2015 fertiggestellt<br />
werden und dort hochwertiges<br />
Eisen produzieren. Das<br />
50 Millionen Euro teure Werk in<br />
Georgia soll schon in wenigen<br />
Tagen den Betrieb aufnehmen<br />
und Fahrgestelle für Autos fertigen.<br />
Ein weiteres Werk soll bis<br />
2016 in den Vereinigten Staaten<br />
entstehen. Damit wird der österreichische<br />
Traditionskonzern<br />
zu einem aktiven Teil der amerikanischen<br />
Reindustrialisierungwelle.<br />
In Österreich hingegen<br />
sieht das Voest-Management<br />
keine sonderlich großen Zukunftsperspektiven<br />
mehr.<br />
Grund für den geplanten Kapazitätsabbau<br />
in der Alpenrepublik<br />
ist der Kostenfaktor. Nicht<br />
nur die Energiepreise spielen<br />
dabei eine Rolle, sondern ebenso<br />
die Tatsache, dass die Lohnkosten<br />
in den Vereinigten Staaten<br />
knapp ein Drittel unter jenen<br />
Österreichs liegen. Hinzu<br />
kommen die deutlich günstigeren<br />
Grundstücke. Für ein Industriegrundstück<br />
in den USA bezahlt<br />
der Konzern gerade einmal<br />
rund 5 Prozent dessen, was er<br />
in Österreich aufwenden müsste.<br />
Hinzu kommt die drückende<br />
Steuer- und Abgabenlast. Die<br />
Abgabenquote in Österreich<br />
dürfte in diesem Jahr mit 45,2<br />
Prozent (zum Vergleich: USA:<br />
26,7 Prozent) des Bruttoinlandsprodukts<br />
einen neuen Rekordwert<br />
erreichen. Verkrustete<br />
Strukturen und die parteipolitische<br />
Klientelpolitik verhinderten<br />
bislang eine umfassende<br />
Staatsreform, so dass ein<br />
schlanker, effizienter Staat bislang<br />
nicht realisiert werden<br />
konnte. Das "urplötzlich" nach<br />
41<br />
der letzten Nationalratswahl<br />
aufgetauchte "Budgetloch", sowie<br />
die immensen Kosten für<br />
die verstaatlichte Krisenbank<br />
Hypo-Alpe-Adria tun ihr Übriges<br />
dazu, dass eine baldige Steuerreform<br />
nicht zu erwarten ist.<br />
Konzernchef Wolfgang Eder<br />
kritisierte zudem die völlig unberechenbare<br />
Klimapolitik der<br />
EU, was aus Sicht der Industrie<br />
untragbar werde. Hier zeigt<br />
sich, dass die besten Regeln und<br />
Vorschriften in Sachen Umweltschutz<br />
nicht viel nützen, wenn<br />
sie von anderen Staaten unterlaufen<br />
werden. So lange die anderen<br />
Industriestaaten – insbesondere<br />
die USA – nicht an entsprechend<br />
hohen internationalen<br />
Standards interessiert sind,<br />
werden den Europäern im industriellen<br />
Bereich die Felle davon<br />
schwimmen – und der Umwelt<br />
nützt es schlussendlich gar<br />
nichts.
Kein Geld für Strom: In Deutschland<br />
gehen die Lichter aus<br />
Die unter anderem in Folge der Energiewende<br />
und der Ausnahme<br />
großer Industriebetriebe von der EEG-Umlage<br />
massiv steigenden Stromkosten für Privathaushalte<br />
führen dazu, dass in immer<br />
mehr Wohnungen der Strom abgestellt<br />
wird. Der Begriff "Energiearmut" etabliert<br />
sich angesichts dieser Tatsache als Ausdruck<br />
der desaströsen Situation.<br />
Von Marco Maier<br />
Während das ganze Land darüber streitet, ob<br />
Mindestlöhne gut oder schlecht sind, ob Jobs<br />
für 1-3 Euro die Stunde sich mit der Menschenwürde<br />
vereinbaren lassen, und Sanktionen gegen<br />
die Hartz-4-Empfänger an der Tagesordnung<br />
stehen, wird jährlich hunderttausenden Haushalten<br />
in Deutschland der Strom abgestellt, weil<br />
die Menschen die massiv steigenden Kosten<br />
(siehe Grafik unten von senec-ies.com) nicht<br />
mehr tragen können.<br />
Wenn die Mietpreise explodieren und die Lebensmittel<br />
immer teurer werden, die Nettoeinkommen<br />
jedoch dieser Entwicklung nicht folgen<br />
können, müssen sich immer mehr Menschen<br />
dafür entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben.<br />
Neben den Optionen obdachlos zu werden oder<br />
zu verhungern klingt da der Verzicht auf Glotze<br />
& Co naheliegender.<br />
Wie eine Anfrage der Linkspartei ergab, stellten<br />
die Energieversorger allein im Jahr 2012<br />
ganzen 321.539 Haushalten den Strom ab. 2011<br />
waren noch etwa 312.500 Haushalte von diesen<br />
Maßnahmen betroffen. Das heißt: jeden Tag gingen<br />
in rund 880 Haushalten die Lichter aus, weil<br />
die Menschen ihre Stromrechnungen nicht<br />
mehr bezahlen konnten. Elektrizität wird damit<br />
zunehmend zu einem Luxusgut. Luxus ist nämlich<br />
etwas, das sich viele Menschen nicht leisten<br />
können.<br />
Kritiker bemängeln, dass die Last der Energiewende<br />
vor allem auf die Privathaushalte abgewälzt<br />
wird, während die großen Industriebetriebe<br />
davon ausgenommen werden. Ebenso ist es<br />
kaum nachvollziehbar, dass die Grundpreise<br />
selbst in die Höhe schießen, obwohl manche<br />
Energiekonzerne wie zum Beispiel RWE sich darüber<br />
beklagen, dass angesichts des vielen<br />
Ökostroms die Preise auf den Strombörsen im<br />
Keller sind. Hier läuft eindeutig etwas verkehrt.<br />
42
Jürgen Elsässer wehrt sich zu Recht<br />
gegen Ditfurths Diffamierung<br />
Jürgen Elsässer, Herausgeber<br />
des "Compact<br />
Magazins", der Journalist<br />
Ken Jebsen und der<br />
Organisator der jüngsten<br />
Montagsdemos Lars Mährholz<br />
wurden von der Ökosozialistin<br />
Jutta Ditfurth<br />
mit schwerwiegenden Anschuldigungen<br />
konfrontiert.<br />
Auf Facebook kündigte<br />
er nun an, gerichtlich<br />
gegen die Aussagen vorgehen<br />
zu wollen.<br />
Von Marco Maier<br />
Wenn irgendwelche Extremisten<br />
andere Menschen des<br />
Extremismus bezichtigen,<br />
liegt das oftmals an der jeweiligen<br />
Perspektive. Eine<br />
Frau wie Jutta Ditfurth, die<br />
offensichtlich mit linksextremistischem<br />
Gedankengut<br />
sympathisiert, erscheint hierbei<br />
kaum als glaubwürdige<br />
Anklägerin in Sachen Rechtsextremismus<br />
gegenüber den<br />
beschuldigten Personen.<br />
Wer sich wie Jürgen Elsässer,<br />
KenFM oder Lars Mährholz<br />
kritisch über die aktuellen<br />
politischen Vorgänge äußert,<br />
muss mit Gegenwind<br />
rechnen. Immerhin gibt es<br />
nun mal unterschiedliche Ansichten<br />
zu den diversen Themen,<br />
vor allem dann, wenn<br />
diese kontrovers diskutiert<br />
werden. Diffamieren und beleidigen<br />
lassen muss sich hingegen<br />
niemand. Und so ist<br />
die Ankündigung Elsässers<br />
absolut nachvollziehbar.<br />
43<br />
Man muss sich ernsthaft<br />
fragen, was man heutzutage<br />
überhaupt noch kritisch hinterfragen<br />
darf, ohne gleich<br />
als Rechtsextremist, Neonazi,<br />
Antisemit oder Faschist bezeichnet<br />
zu werden. Fällt bald<br />
auch jegliche Kritik an Google,<br />
Facebook oder Goldman<br />
Sachs unter Antisemitismusverdacht,<br />
nur weil die Firmeninhaber<br />
nun einmal Juden<br />
sind?<br />
Jürgen Elsässer hat durchaus<br />
recht, wenn er sich in seinem<br />
Blog über die getätigten<br />
Aussagen von Frau Ditfurth<br />
aufregt. Insbesondere deshalb,<br />
weil damit nicht nur die<br />
genannten Personen, sondern<br />
alle Teilnehmer der Demonstrationen<br />
für Frieden<br />
pauschal in eine Ecke gestellt<br />
werden, in die sie nicht hineingehören.
Abstruse Vorwürfe gegen Janich<br />
und die PdV: Libertäre Nazis und<br />
Verschwörungstheoretiker<br />
Wenn es darum<br />
geht, politisch Andersdenkende<br />
zu diffamieren,<br />
bieten sich wahlweise<br />
die "Verschwörungstheoretikerkeule"<br />
oder ganz simpel<br />
die "Faschismuskeule" an.<br />
Um das zumindest fadenscheinig<br />
zu "belegen", konstruiert<br />
man beliebige Querverweise<br />
hinzu, die man natürlich<br />
noch mit entsprechend<br />
bösartigen Adjektiven<br />
versieht. So geschehen in einem<br />
Communityartikel des<br />
"Freitag" mit der PdV und<br />
Oliver Janich.<br />
Von Marco Maier<br />
Ob man jemanden als<br />
"rechts" oder "links", als "kapitalistisch"<br />
oder "sozialistisch"<br />
bezeichnen kann, dürfte beinahe<br />
immer eine subjektive Bewertung<br />
sein. Für mich als<br />
grundsätzlich eher liberalen<br />
Menschen, der gerne mal von<br />
"Linken" als "Rechter" und von<br />
"Rechten" als "Linker" bezeichnet<br />
wird, gehen die Anschuldigungen<br />
von Klaus Ehrlich gegen<br />
Oliver Janich und die libertäre<br />
Kleinpartei "Partei der Vernunft"<br />
jedoch zu weit. Muss<br />
man sich wirklich auf das Niveau<br />
einer Jutta Ditfurth herablassen,<br />
um unliebsame politische<br />
Ansichten zu desavouieren?<br />
In einer kruden Melangerie<br />
aus AfD, PdV und Holocaust versucht<br />
der Berliner Klaus Ehrlich<br />
diese drei nichts mit einander<br />
zu schaffen habende Dinge miteinander<br />
zu verknüpfen. Wie er<br />
darauf kommt? Zumindest von<br />
der zunehmend rechtskonservativen<br />
AfD aus baut er die Brücke<br />
zur radikalkapitalistischen (libertären)<br />
PdV, weil AfD-Chef Lucke<br />
die PdV dazu aufrief, überzulaufen.<br />
So heißt es in seinem<br />
Artikel: "Die Professorengemeinschaft<br />
der AfD hat keine<br />
Scheu mit solchen Menschen<br />
gemeinsame Sache zu machen!<br />
Schlimmer noch, die PdV wurde<br />
explizit dazu eingeladen, sich an<br />
der Gründung der AfD zu beteiligen!"<br />
44
Toll. Wenn die NPD die Linkspartei<br />
aufruft sich ihr in einer<br />
Querfront anzuschließen, sind<br />
dann die Linken auch plötzlich<br />
allesamt Rechtsextreme? Offenbar<br />
genügt es schon, wenn eine<br />
Partei nur auf die Idee kommt,<br />
mit einer anderen Partei zusammenzuarbeiten<br />
– ohne dass dies<br />
aufgrund politischer Differenzen<br />
dann tatsächlich auch geschieht!<br />
Da wir nun jedoch schon bei<br />
Oliver Janich und der PdV sind,<br />
hier der nächste Vorwurf: Die<br />
PdV würde lediglich auf 2 Säulen<br />
basieren – der marktfundamentalistischen<br />
Österreichischen<br />
Schule der Nationalökonomie<br />
und Verschwörungstheorien.<br />
Ersteres stimmt durchaus.<br />
Hayeks Werke gelten als wirtschaftspolitischer<br />
Wegweiser<br />
der Libertären. Was die "Verschwörungstheorien"<br />
anbelangt,<br />
so scheint Ehrlich trotz der erdrückenden<br />
Last an Indizien und<br />
Beweisen offenbar immer noch<br />
an der offiziellen Lehrmeinung<br />
zu den Anschlägen vom 11. September<br />
2001 festzuhalten. Doch<br />
die Privatmeinung eines Oliver<br />
Janich als "zweite Säule" der<br />
PdV zu bezeichnen, ist doch<br />
mehr als nur lächerlich.<br />
Wie kommt Klaus Ehrlich nun<br />
zu der Verbindung PdV & Holocaust?<br />
Selbstverständlich über<br />
die AfD, die irgendwie über<br />
Ecken mit dem Revisionisten<br />
Horst Mahler und dessen Anwältin<br />
Sylvia Stolz. Dazu noch über<br />
den Nürnberger "Alles-<br />
Schall-und-Rauch-Stammtisch",<br />
dessen Mitglieder laut Ehrlich<br />
(ich kann das nicht bestätigen)<br />
wohl Mitglieder der PdV sein<br />
sollen. Auf deren Seite heißt es<br />
jedoch einleitend: "Der Stammtisch<br />
hat die Intention, Leute an<br />
einen Tisch zu bekommen, die<br />
kritisch und distanziert gegenüber<br />
Faschismus, Zentralismus,<br />
demokratiefeindlichen Gruppierungen<br />
und dumpfen, zensierten<br />
Massenmedien sind."<br />
Gut, laut Screenshot wurde<br />
auf der Stammtischseite ein Video<br />
verlinkt, bei dem die Mahler-Anwältin<br />
zum Thema "Meinungsfreiheit"<br />
interviewed wurde.<br />
Ich weiß zwar nicht, ob in<br />
diesem Video strafbare Äußerungen<br />
getätigt wurden, aber offenbar<br />
darf man nach Ansicht<br />
von Herrn Ehrlich bestimmte<br />
Personen allein aufgrund ihres<br />
Weltbildes nicht zu Wort kommen<br />
lassen. So wie ich die PdV<br />
jedoch bislang kenne, steht der<br />
Libertarismus auch für die völlige<br />
Meinungs- und Redefreiheit,<br />
die nicht durch staatliche Verbote<br />
beschränkt werden sollte.<br />
Ganz zu schweigen davon, dass<br />
Libertäre und Totalitäre keine<br />
gemeinsamen Ziele teilen.<br />
Alles in Allem zeigt der aufgewärmte<br />
und überarbeitete Artikel<br />
vom letzten Jahr noch weitere<br />
deutliche Mängel auf. So wird<br />
Oliver Janich immer noch als<br />
Parteichef bezeichnet, obwohl<br />
er dies schon seit Monaten nicht<br />
mehr ist. Ebenso hat die PdV<br />
nicht wirklich etwas mit dem<br />
"Verschwörungstheoretiker"<br />
Christoph Hörstel (einst "Neue<br />
Mitte", jetzt "Deutsche Mitte")<br />
gemein. Genauso wenig nachvollziehbar<br />
ist es, das konsequent<br />
liberale/libertäre Magazin<br />
"eigentümlich frei" gar als<br />
"rechtsnational" zu bezeichnen,<br />
nur weil dort auch ab und an ein<br />
paar Konservative zu Wort kommen<br />
dürfen. Der durchaus hochkarätige<br />
"ef-Autorenpool" sollte<br />
diesbezüglich eigentlich Bände<br />
sprechen.<br />
Als Fazit bleibt wohl lediglich<br />
die Feststellung, dass gewisse<br />
Personen ein äußerst seltsames<br />
Bedürfnis danach haben, politisch<br />
Andersdenkende durch allerhand<br />
bösartiger Unterstellungen<br />
und fadenscheiniger Vorwürfe<br />
in ein schlechtes Licht zu<br />
rücken. Man muss Oliver Janich<br />
und die PdV angesichts der radikalkapitalistischen<br />
Ansichten<br />
nicht mögen (ich selbst habe<br />
oftmals durchaus andere wirtschaftspolitische<br />
Ansichten). Sie<br />
aber in eine rechtsextreme und<br />
verschwörungstheoretische Ecke<br />
rücken zu wollen, geht eindeutig<br />
zu weit. Insbesondere deshalb,<br />
da sich der Libertarismus in jeglicher<br />
Form gegen den Staatstotalitarismus<br />
der Sozialisten jeglicher<br />
Couleur ausspricht.<br />
Ob der radikale Kapitalismus<br />
im Gegenzug nicht einfach eine<br />
andere totalitäre Form – nämlich<br />
jene von Kapital und Marktmacht<br />
– darstellt, steht natürlich<br />
auf einem anderen Blatt Papier.<br />
Wer schon Äpfel unbedingt mit<br />
Birnen vergleichen will, sollte jedoch<br />
nicht unbedingt gleich<br />
einen Obstkorb ausleeren und<br />
mit Bananen und Orangen um<br />
sich werfen.<br />
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