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Contra emag Nr. 07/14

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3 – Exo-Comic<br />

4 – Editorial<br />

46 – Umfrage<br />

46 – Impressum<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

5 – Montagsdemos: Boykott, Manipulation<br />

und neue Wege<br />

6 – Montagsdemos: Die Medien schlagen<br />

zurück<br />

7 – Ist die Fed-Kritik antisemitisch?<br />

8 – Montagsdemonstrationen: Die empörte<br />

Masse geht wieder auf die Straßen<br />

9 – Traditioneller Ostermarsch für den<br />

Frieden in Berlin<br />

10 – Deutscher Frühling: Frieden, Freiheit<br />

und Demokratie<br />

Schwerpunkt Russland &<br />

Ukraine<br />

12 – Russische Invasion: Video gefälscht<br />

– leider aufgeflogen!<br />

13 – Die Ukraine – bereits am Tropf von<br />

Brüssel<br />

<strong>14</strong> – Kiew lässt marschieren – Hubschrauber,<br />

Panzer und die Propaganda<br />

15 – Blackwater in der Ukraine – Wer<br />

ist hier der Kriegstreiber?<br />

16 – Das ukrainische Gold – Handstreich<br />

in Kiew?<br />

17 – Staatshaftungen: Österreich schadet<br />

sich mit Russland-Sanktionen selbst<br />

18 – Ukraine: Einreiseverbot für und<br />

Kopfgeld auf Russen<br />

19 – Russland-Sanktionen: Öl fließt<br />

auch nach Osten<br />

20 – Die Tataren – Von Putin aus der<br />

Vergessenheit geholt<br />

2<br />

21 – Ukraine: Die Armee steigt aus<br />

22 – Ukraine: Osterferien für den Geheimdienst?<br />

23 – Genfer Deklaration: Einseitige Medienberichte<br />

– doch die Proteste gehen<br />

weiter<br />

25 – US-Marine im Schwarzen Meer –<br />

kein Heimspiel<br />

26 – Gedanken zum Karsamstag: Wer<br />

Soldaten sät, wird Krieg ernten<br />

28 – NATO in Osteuropa – Wunder des<br />

schnellen Wachstums<br />

29 – Tote in Slawjansk – Der Rechte<br />

Sektor macht wieder Ernst<br />

30 – Seekriegs-Manöver – Delphine in<br />

Diensten der NATO


Politik<br />

31 – NRW, RWE und der Kollaps der<br />

Kommunen<br />

32 – Europawahl 20<strong>14</strong>: Dafür stehen<br />

Deutschlands Parteien<br />

35 – FPÖ will christliche Flüchtlinge aus<br />

Syrien bevorzugen<br />

36 – Oettinger: PKW-Maut für die ganze<br />

EU<br />

37 – Das Kosovo – Schurkenstaat von<br />

der NATO Gnaden<br />

38 – Mali: Katastrophe im Wartestand<br />

Weitere Themen<br />

39 – MH 370: Mini-U-Boot musste Suche<br />

abbrechen<br />

40 – Spaniens Banken verscherbeln<br />

ihre Immobilien<br />

41 – Zu teuer: Voestalpine will weg aus<br />

Österreich<br />

42 – Kein Geld für Strom: In Deutschland<br />

gehen die Lichter aus<br />

43 – Jürgen Elsässer wehrt sich zu<br />

Recht gegen Ditfurths Diffamierung<br />

44 – Abstruse Vorwürfe gegen Janich<br />

und die PdV: Libertäre Nazis und Verschwörungstheoretiker<br />

3


Editorial<br />

Anschuldigungen, Vorwürfe, Beleidigungen und Unterstellungen – so sieht die bundesdeutsche<br />

Realität aus, wenn es um die Neuauflage der Montagsdemonstrationen geht. Anstatt sich<br />

mit den Anliegen von tausenden Menschen auseinanderzusetzen, übt sich die deutsche Medienwelt<br />

inklusive B-Prominenz in diffamierender Hetze. Deshalb haben wir im <strong>Contra</strong>-Magazin begonnen,<br />

uns intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Das Resultat sehen Sie sowohl auf unserer<br />

Webseite, als auch in gebündelter Form hier im eMagazin.<br />

Selbstverständlich interessierten wir uns auch für andere Themen, wobei insbesondere der<br />

nach wie vor schwelende Disput rund um die Ukraine und den Ost-West-Konflikt weiterhin sehr<br />

in unserem Fokus lag. Hier galt es ebenso, der russophoben Medienwelt die Stirn zu bieten und<br />

jene Dinge aufzuzeigen, die ansonsten weitläufig unterschlagen wurden.<br />

Sie finden in unserer siebten Ausgabe des <strong>Contra</strong>-Magazins wieder einige Zusatzinformationen,<br />

die auf unserer Webseite keinen ausreichenden Platz fanden, damit sich der Download und<br />

die Verbreitung auch lohnt.<br />

Weiters möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir auf Facebook Dank der hervorragenden<br />

Möglichkeit zum teilen mit Freunden und Bekannten immer wieder kurze Infos veröffentlichen.<br />

Ihr, Marco Maier<br />

4


Mehrere tausend<br />

Menschen fanden<br />

sich auch gestern wieder zu<br />

den Montagsdemos in vielen<br />

deutschen Städten ein. Für<br />

die deutschen Massenmedien<br />

ist dies kaum ein Thema.<br />

Selbst einige Webcams sollen<br />

so manipuliert worden<br />

sein, dass sich leere Plätze<br />

zeigen, obwohl sich dort teilweise<br />

tausende Menschen<br />

versammelten.<br />

Von Marco Maier<br />

Quer durch die politischen<br />

Lager zieht sich die Schar jener<br />

Menschen, die zu den Montagsdemonstrationen<br />

aufrufen. Darunter<br />

Leute wie Jürgen Elsässer,<br />

Ken Jebsen (KenFM) und Lars<br />

Mährholz, die durchaus polarisieren.<br />

Durch die Pauschalverurteilung<br />

diverser<br />

Personen und Organisationen<br />

entstand<br />

der Eindruck, es<br />

würde sich hierbei<br />

um "faschistische<br />

Kräfte" handeln, die<br />

die Friedenskundgebungen<br />

initiierten. Dementsprechend<br />

fällt auch das mediale<br />

Echo aus, sofern die Demonstrationen<br />

nicht gänzlich verschwiegen<br />

werden.<br />

Die Webcams an diversen öffentlichen<br />

Plätzen wie am<br />

Münchner Stacchus oder am<br />

Brandenburger Tor in Berlin<br />

wurden offensichtlich deshalb<br />

ausgeschaltet, damit die Bilder<br />

nicht so schnell verbreitet werden.<br />

Unter den Betreibern der<br />

Webcams war auch das ZDF,<br />

welches von den deutschen Gebührenzahlern<br />

finanziert wird.<br />

Wenn Sie selbst eine Montagsdemo oder Mahnwache<br />

veranstalten, senden Sie uns doch einfach Infos<br />

zu den Terminen, Sprechern, Unterstützern, usw. zu.<br />

Ebenso veröffentlichen wir gerne Erlebnisberichte<br />

und Eindrücke von den Veranstaltungen, um damit<br />

mehr Menschen zu informieren.<br />

5<br />

Es sind alle Menschen aufgerufen<br />

an den Montagsdemos<br />

für den Frieden teilzunehmen,<br />

die sich gegen die aktuelle<br />

Kriegspolitik der Bundesregierung<br />

aussprechen. Inzwischen<br />

werden auch Stimmen laut, die<br />

ein Rotationsverfahren der Veranstalter<br />

ausrufen, damit Angriffe<br />

auf einzelne Aktivisten<br />

wirkungslos werden und alle interessierten<br />

Personen und Organisationen<br />

eine Plattform erhalten.<br />

Zudem würde dies den<br />

demokratischen Pluralismus<br />

verdeutlichen.<br />

Anstatt sich auseinanderdividieren<br />

zu lassen, weil<br />

Person/Gruppe X mit<br />

Person/Gruppe Y aus diversen<br />

Gründen nichts zu tun haben<br />

möchte, sollten ein Ende haben.<br />

Gerade diese Zerstrittenheit unter<br />

jenen Menschen, die doch<br />

ähnliche Ziele haben, nützen<br />

den Regierenden in Berlin. Gerade<br />

deshalb wäre es umso besser,<br />

wenn sich<br />

die Veranstalter<br />

abwechseln würden.<br />

Das persönliche<br />

Ego, als<br />

Veranstalter aufzutreten<br />

und<br />

tausende Menschen<br />

mobilisiert zu haben, sollte<br />

nebensächlich sein. Immerhin<br />

geht es darum, die Menschen<br />

in Deutschland wachzurütteln<br />

und einen Krieg zu verhindern.


Montagsdemos: Die Medien schlagen<br />

zurück<br />

Nachdem das Thema<br />

Montagsdemos,<br />

Friedensdemos, bzw. Mahnwachen<br />

für den Frieden lange<br />

Zeit nicht relevant erschien,<br />

führte die massive Flutung<br />

der Facebook-Seiten<br />

der Massenmedien zu einer<br />

teils trotzigen, meistens jedoch<br />

pauschalierenden Gegenwehr.<br />

Für "Spiegel",<br />

"Zeit" & Co sind die Teilnehmer<br />

der Demonstrationen<br />

offenbar Neonazis und Antisemiten.<br />

Von Marco Maier<br />

Nun, das gewählte Motto für<br />

die deutschlandweiten Protestaktionen<br />

mag mit "AUFRUF<br />

ZUM FRIEDLICHEN WIDER-<br />

STAND! FÜR FRIEDEN! IN EURO-<br />

PA! AUF DER WELT! FÜR EINE<br />

EHRLICHE PRESSE! & GEGEN DIE<br />

TÖDLICHE POLITIK DER FE-<br />

DERAL RESERVE (einer privaten<br />

Bank)!" doch etwas sehr weit<br />

gestreut sein, dennoch findet<br />

dieser Aufruf in vielen Teilen<br />

der Bevölkerung Gehör. Dass<br />

sich neben den "Normalbürgern"<br />

und bekannten Aktivisten<br />

auch Menschen mit nicht ganz<br />

"Mainstream-konformen Ansichten"<br />

einbringen, führt jedoch<br />

zu einer medialen Pauschalverurteilung.<br />

So titelte die "taz" mit "Im<br />

Kampf gegen die Medien-Mafia<br />

- Im Internet und mit „Montagsdemos“<br />

macht eine neue Bewegung<br />

mobil. Verbreitet werden<br />

rechte Phrasen und Verschwörungstheorien."<br />

Im "Störungsmelder"<br />

der Wochenzeitung<br />

"Die Zeit" konnte man folgenden<br />

Titel lesen: "Reichsbürger,<br />

Neonazis und Antisemiten –<br />

Querfront kapert Friedensdemonstrationen".<br />

Auf "spiegel.-<br />

de" wird mit der Überschrift<br />

"Facebook-Spam: Russland-Freunde<br />

aus der rechten<br />

Ecke" gleich noch die Verbindung<br />

zwischen der Facebook-<br />

Seite "Anonymous.Kollektiv"<br />

und den Montagsdemos gezogen.<br />

Da sich die Proteste unter<br />

anderem auch "für eine ehrlichere<br />

Presse" einsetzen, fühlen<br />

sich die Verantwortlichen der<br />

Massenmedien offenbar direkt<br />

betroffen. Vielleicht liegt es daran,<br />

dass der mediale Kurs der<br />

deutsch(sprachig)en Massenmedien<br />

vorwiegend auf die Un-<br />

6


terstützung der aggressiven NA-<br />

TO-Politik gerichtet, und eine<br />

ausgewogene Berichterstattung<br />

zum Ukraine-Konflikt kaum gegeben<br />

ist. Dies spricht auch die<br />

Journalistik-Dozentin Gabriele<br />

Krone-Schmalz im äußerst sehenswerten<br />

NDR-Interview an<br />

(welches die verantwortlichen<br />

Redakteure der deutschen Massenmedien<br />

ebenfalls ansehen<br />

sollten).<br />

Gerade jetzt, wo die Welt vor<br />

einer neuerlichen militärischen<br />

Auseinandersetzung im globalen<br />

Maßstab steht, wo die Medien<br />

wieder einmal als Propagandamaschinerie<br />

missbraucht<br />

werden, ist es umso wichtiger<br />

dem ein wirkliches Gegengewicht<br />

entgegenzustellen: Vox<br />

populi – die Stimme des Volkes<br />

als ein deutschlandweites Bekenntnis<br />

zum Frieden. Krieg soll<br />

niemals wieder eine Option darstellen,<br />

um von den wahren<br />

Problemen abzulenken.<br />

Vielleicht wäre es auch an<br />

der Zeit, einen Friedensvertrag<br />

mit den Siegermächten des<br />

Zweiten Weltkriegs anzustreben<br />

und Deutschland zu einem neutralen<br />

Staat zu machen. Nur so<br />

kann man der NATO-Militarisierung<br />

Deutschlands ein Ende setzen<br />

und die Truppen aus Osteuropa<br />

abziehen. Ein deutlicheres<br />

Zeichen für den Friedenswillen<br />

kann es kaum geben.<br />

Ist die Fed-Kritik antisemitisch?<br />

Ein Kritikpunkt der Friedensdemonstrationen<br />

ist die Geldpolitik der US-<br />

Zentralbank „Federal Reserve System“<br />

(Fed). Für die Verschwörungstheoretiker<br />

der Demokritiker ist dies Anlass genug, den<br />

Menschen auf den Demonstrationen antisemitische<br />

Tendenzen vorzuwerfen.<br />

Von Marco Maier<br />

Wer die Fed oder das herrschende Geldsystem<br />

kritisiert, gilt offenbar als Antisemit. Grund dafür<br />

ist die Tatsache, dass einige der Großbanken nun<br />

einmal jüdische Namen tragen, bzw. im Besitz von<br />

Menschen jüdischen Glaubens sind.<br />

Dabei bezieht sich die Kritik der Menschen<br />

nicht auf die Religionszugehörigkeit der Banker,<br />

sondern auf die Machenschaften der Finanzkonzerne.<br />

Immerhin ist die US-Zentralbank im Besitz<br />

einiger privater Großbanken, wenngleich die US-<br />

Regierung offiziell die Hand darüber hält und<br />

auch personell Entscheidungen trifft.<br />

Das Problem hierbei liegt jedoch darin, dass<br />

die Geldpolitik der Fed zumeist den elementaren<br />

Interessen der Privatbanken dienlich war und ist.<br />

Dass diese jedoch nur sehr selten mit den Interessen<br />

der Mehrheitsbevölkerung korrelieren, ist offensichtlich,<br />

eine Kritik daran mehr als nur notwendig.<br />

Man sollte nicht damit beginnen, den Unmut<br />

über das Wirtschafts- und Finanzsystem auf die<br />

religiöse oder nationale Zugehörigkeit einiger<br />

hochrangiger Vertreter zu reduzieren. Diese Verallgemeinerung<br />

ist äußerst kontraproduktiv. Egal<br />

ob es sich hierbei um Banker oder Politiker handelt.<br />

Wer den Fed-Kritikern Antisemitismus vorwirft,<br />

müsste genauso sämtlichen Bundesregierungs-Kritikern<br />

einen Antigermanismus vorwerfen.<br />

Doch das ist absurd.<br />

Wer verlangt, dass diverse Unternehmen nicht<br />

kritisiert werden dürfen weil dort Menschen jüdischen<br />

Glaubens das Sagen haben, macht sich<br />

selbst zum Befürworter ethnischer Differenzierungen<br />

zum Nachteil Anderer. Damit schüren gerade<br />

jene Leute Vorurteile, die diese angeblich bei<br />

anderen Menschen ankreiden wollen.<br />

Fazit: Kritik an der Sache und den Handlungen<br />

von Personen darf nicht mit Kritik an der Religions-<br />

oder Volkszugehörigkeit verwechselt werden.<br />

Die Fed darf nicht sakrosankt sein, nur weil<br />

unter anderem auch Banken mit jüdischen Eigentümern<br />

an der US-Zentralbank beteiligt sind. Damit<br />

hat diese Kritik nämlich gar nichts zu schaffen.<br />

Dieser Artikel erschien zuerst aus unserem<br />

Partnerportal „Buergerstimme“.<br />

7


Montagsdemonstrationen: Die empörte<br />

Masse geht wieder auf die Straße<br />

Was einst als sozialer<br />

Protest bereits inmitten<br />

Deutschlands stattgefunden,<br />

erlebt nunmehr ein<br />

Comeback: die Montagsdemonstrationen.<br />

Empörte<br />

Massen protestieren gegen<br />

das Establishment, verleihen<br />

ihrer berechtigten Wut Ausdruck.<br />

Plötzlich scheinen<br />

Deutschlands Straßen kurzzeitig<br />

wieder dem Volk zu<br />

gehören, doch zwischen unzufriedenen<br />

Bürgern und politischen<br />

Brandstiftern sorgt<br />

weiterhin mangelnde Kommunikationsfähigkeit<br />

für<br />

konspirative Ängste. Folglich<br />

muss die Frage lauten:<br />

Wacht Deutschland tatsächlich<br />

als Gemeinschaft auf,<br />

oder geht es um persönliche<br />

Interessen des Einzelnen?<br />

Von Joachim Sondern<br />

Zweifelsohne, wer selber von<br />

Ungerechtigkeit betroffen,<br />

möchte primär seinen eigenen<br />

Zustand verbessern, dennoch<br />

dürfen jene Menschen keinesfalls<br />

weitere Probleme ihrer<br />

Mitmenschen ignorieren.<br />

Grundsätzlich scheinen Existenzsorgen<br />

zwar unterschiedlich,<br />

aber der Auslöser hinter allen<br />

Problemen bleibt ein Staatssystem<br />

bestehend aus politischen<br />

Brandstiftern. Demzufolge<br />

können einzig vertrauensvolle<br />

Gemeinschaften Veränderungen<br />

erwirken. Genau daran zerbrachen<br />

frühere Montagsdemonstrationen<br />

oder Protestbewegungen<br />

wie Occupy.<br />

Schönheitskorrekturen<br />

statt Europaprotest –<br />

Deutschlands Alleingang<br />

Bisher verliefen Diskussionen<br />

mit Protestteilnehmern meist<br />

einseitig. Immer wieder ertönte<br />

folgender Satz: „Wir haben Probleme<br />

im eigenen Land, das<br />

Ausland interessiert uns nicht.“<br />

Dazu gesellten sich oftmals Parolen<br />

wie „Die Südländer sind<br />

doch selber Schuld“, „Andere<br />

Länder sollen uns nicht ausbeuten.“<br />

Bravo, Vorurteile soweit<br />

das Auge reicht, fortlaufend<br />

dem irrtümlichen Gedanken erliegend,<br />

lediglich BRD-Bürger<br />

seien fleißig, hoch gebildet. Ja,<br />

Deutschland spielt weltweit den<br />

Zahlmeister, deutsche Bürger<br />

leiden; allerdings aufgrund einer<br />

raffgierigen Hochfinanz, von<br />

welcher alle Völker gleichermaßen<br />

betroffen, denn „deutsches<br />

Geld“ erhielt kein spanischer<br />

sowie griechischer Politiker,<br />

sonder machtbesessene Banken,<br />

gewissenlose Staatsdiener.<br />

Sinnig wären daher kooperative<br />

Europaproteste gegen diese<br />

Haie. Spanier riefen deutsche<br />

Bürger genau dazu auf samt einem<br />

Video. Lediglich eine kleine<br />

Gruppe Deutscher reagierte,<br />

schickte ebenso eine entsprechende<br />

Videobotschaft los. Ansonsten<br />

liebt der Deutsche Michel<br />

eher kleine Schönheitskorrekturen:<br />

„Gerechte Steuerlastverteilung“,<br />

„Weg mit Hartz IV“,<br />

„Geringere Gema-Gebühren“,<br />

„Lebenshaltungskosten müssen<br />

gesenkt, Löhne angehoben werden“.<br />

Irgendwann merken protestierende<br />

Bürger allerdings,<br />

dass ihre Forderungen im Sande<br />

verlaufen, woraufhin der Mob<br />

erneut schweigt. Spaniens Bürger<br />

hingegen demonstrieren<br />

seit 2009 ununterbrochen, bilden<br />

Arbeitsgruppen, entwickeln<br />

neue Konzepte.<br />

8


Deutschland muss seine<br />

Identität wiederfinden<br />

Warum haben deutsche Bürger<br />

Angst vor gemeinschaftlichen<br />

Europaprotesten? Ganz<br />

einfach, Deutschlands Bevölkerung<br />

definiert sich über berufliche<br />

Erfolge, ihr äußeres Erscheinungsbild<br />

und oberflächliche<br />

Gesellschaftsattitüden. Ein Land<br />

fernab jedweder kulturellen<br />

Identität kann mitnichten zusammenwachsen.<br />

Unlängst fehlen<br />

wahre Werte, man hat<br />

Angst, Stolz, Ehrgefühl sowie<br />

Familienwerte vorzuleben hinsichtlich<br />

eines indoktrinierten<br />

In diesem Jahr werden mindestens<br />

2.000 Menschen zum traditionellen<br />

Ostermarsch für den Frieden in Berlin erwartet.<br />

Das diesjährige Motto lautet:<br />

"Krieg wird gemacht – Wir stellen uns dagegen".<br />

Wer nicht dabei sein kann hat bei<br />

CastorTV die Möglichkeit ihn sich online<br />

per Livestream anzusehen.<br />

geschichtlichen Schuldbewusstseins.<br />

Von Marco Maier<br />

Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Vor<br />

nunmehr 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg<br />

aus, vor 75 Jahren folgte der Zweite Weltkrieg<br />

hinterher. Die aktuell anhaltenden politischen<br />

und diplomatischen Geplänkel rund um den<br />

Konflikt in der Ukraine führen dazu, dass nicht<br />

wenige Menschen die düsteren Wolken eines<br />

neuerlichen Weltenbrands heranziehen sehen.<br />

Umso wichtiger ist es zu zeigen, dass Krieg<br />

keine Option zur Lösung politischer Auseinandersetzungen<br />

ist. Der spätantike Kirchenlehrer<br />

Augustinus von Hippo schrieb schon: "Es ist<br />

Ja, Hartz IV muss weg, soziale<br />

Strukturen verbessert werden,<br />

ganz ohne Frage alles berechtigte<br />

Anliegen. Die Ursache<br />

dafür? Brüssels Zentralregierung.<br />

Deshalb dürfen Bürgerbewegungen<br />

keine Zeit verschwenden<br />

vor Berliner Marionettenbüros.<br />

Viel eher geht es<br />

darum, ein Zeichen in Brüssel zu<br />

setzen, zusammen mit Spaniern,<br />

Franzosen, Italienern als<br />

auch anderen Europäern. Für<br />

„regionale“ Proteste bleibt keine<br />

Zeit. Zudem gilt: tägliche Demonstrationen<br />

statt Montagsdemonstrationen.<br />

Sehr gut ist,<br />

dass Deutschlands Volk reagiert,<br />

seine Stimme erhebt, was<br />

jetzt aber im Europaprotest<br />

münden muss.<br />

Ich schließe mit einem eigenen<br />

Zitat:<br />

Der Widerstand wird aus<br />

dem Stolz heraus geboren, lebt<br />

durch freie Herzen und siegt,<br />

wenn die Bereitschaft vorhanden,<br />

eine Revolution bis zum erfolgreichen<br />

Ende durchzuführen!<br />

Dieser Artikel erschien zuerst<br />

bei unserem Partnerportal<br />

„Buergerstimme“.<br />

Traditioneller Ostermarsch für den<br />

Frieden in Berlin<br />

ruhmreicher, den Krieg mit dem Worte zu töten,<br />

als Menschen mit dem Schwerte, den Frieden<br />

durch den Frieden zu gewinnen, nicht durch<br />

den Krieg.". In eine ähnliche Kerbe schlug der<br />

römische Staatsmann Marcus Tullius Cicero mit<br />

den Worten: "Der ungerechteste Friede ist immer<br />

noch besser als der gerechteste Krieg."<br />

Der Beginn der Veranstaltung ist um 12:00<br />

Uhr an der Weidendammer Brücke. Von da an<br />

gibt es bei CastorTV auch einen Livestream zu<br />

sehen. Die Abschlusskundgebung findet an der<br />

Neuen Wache Unter den Linden statt.<br />

Insgesamt finden im ganzen Bundesgebiet<br />

rund 80 Ostermärsche statt bei denen insgesamt<br />

mehr als hunderttausend Teilnehmer erwartet<br />

werden. Damit zeigen viele Menschen in<br />

Deutschland, dass sie mit der aktuellen Kriegspolitik<br />

Deutschlands und der NATO nicht einverstanden<br />

sind. Weitere Infos und Termine zu den<br />

bundesweiten Friedensaktionen an diesem Wochenende<br />

finden Sie bei ostermarsch.info.<br />

9


Deutscher Frühling: Frieden, Freiheit<br />

und Demokratie<br />

Auch in Deutschland<br />

wird es Frühling. Ein<br />

Frühling nach einem ewigen<br />

Winter. Viele Bürger verlassen<br />

ihren goldenen Käfig und<br />

müssen feststellen, dass sie<br />

gar nicht so frei sind, wie sie<br />

immer glaubten, dass sie in<br />

einer Demokratie leben, die<br />

gar nicht so demokratisch<br />

ist, wie ihnen die Demokraten<br />

immer erzählten. Auch<br />

der Frieden ist nach langer<br />

Zeit gefährdet, weil ihre Regierung<br />

mit den westlichen<br />

Bündnispartnern einen<br />

Kriegskurs gegen Russland<br />

fährt. Die Bürger selbst halten<br />

nichts von Sanktionen<br />

und Kriegsrhetorik. Der ein-<br />

zig logische Schritt ist auf die<br />

Straße zu gehen und zu protestieren.<br />

Von Andre Eric Keller<br />

Die Deutschen befreien sich<br />

nicht von einer Diktatur im herkömmlichen<br />

Sinn. Es ist ein Diktat<br />

der Siegermächte, welches<br />

praktisch das deutsche Leben<br />

noch immer beherrscht. Die<br />

deutsche Medienlandschaft<br />

wurde damals von den Alliierten<br />

installiert. Wem wundert es<br />

daher, dass bis heute die Chefredaktionen<br />

der sogenannten<br />

Qualitätspresse nur mit proamerikanischen<br />

und NA-<br />

TO-freundlichen Chefredakteuren<br />

besetzt sind. Kritische Worte<br />

in Richtung Amerika werden<br />

nur selten zugelassen. Eine faire<br />

Berichterstattung wird so unterbunden,<br />

steht der einfache<br />

Journalist doch im Sold der Zeitungsmagnaten.<br />

So mutierte<br />

der Mainstream im Laufe der<br />

Jahre zum Propagandaapparat<br />

der USA und Großbritannien.<br />

Selbst den Parteien in<br />

Deutschland sagt man nach<br />

dass sie von der CIA entweder<br />

gegründet oder unterwandert<br />

wurden. Welcher Partei soll der<br />

deutsche Michel vertrauen?<br />

Keine Partei ist für die Menschen<br />

da, sie sind eben nur ein<br />

Machtapparat für deren Parteibonzen.<br />

Sie lügen und betrügen,<br />

arbeiten für Wirtschaft, Industrie<br />

und Banken, beim Steuerzahler<br />

kassiert man freilich<br />

nur ab. Den Deutschen geht es<br />

schon lang nicht mehr gut. Die<br />

wirtschaftlichen Erfolge der<br />

"BRD" kommen zum kleinen<br />

10


Mann nicht durch. Der Durchnittsdeutsche<br />

rackert sich blöde<br />

um seine Familie ernähren zu<br />

können. Das ist auch so gewollt.<br />

Den Bürger nur klein halten. Er<br />

darf ja nicht auf falsche Gedanken<br />

kommen. Nur nicht aufmucken.<br />

Man soll die Deutschen<br />

nicht unterschätzen, denn viele<br />

haben die "Schnauze" voll. Genug<br />

gekuscht!<br />

Dem Deutschen fällt auch<br />

auf wie sehr diese vermeintliche<br />

Demokratie zu einer Demokratur<br />

verkommt. Demokratisch<br />

darf nur alle vier Jahre gewählt<br />

werden, das war es dann auch<br />

schon. Das ist vielen zu wenig.<br />

Man will mehr Mitsprache.<br />

Möglichkeiten für mehr Demokratie<br />

gäbe es zuhauf, nur wer<br />

will das dem Bürger zugestehen?<br />

Es ist so einfach wie bisher<br />

weiterzumachen, also warum<br />

sollten sie dem Bürger mehr Instrumente<br />

in die Hand geben<br />

um echte Demokratie zb. nach<br />

Schweizer Vorbild durchzusetzen.<br />

Direkte Demokratie ist lästig<br />

und unbequem. Diese Parteienführer<br />

müssten dann von<br />

ihrem Thron herunter kommen<br />

und echt für das Proletariat arbeiten,<br />

das will doch keiner. Da<br />

hat man es schon einfacher mit<br />

all diesen Lobbyisten. Die Demokratie<br />

muss sich weiter entwickeln,<br />

wer das noch nicht geschnallt<br />

hat, der blieb im letzten<br />

Jahrhundert stecken. Ein Bekenntnis<br />

zur Demokratie bedeutet<br />

auch für diese zu arbeiten<br />

und sie auf einen neue Ebene<br />

zu bringen.<br />

Der Frieden ist dem Deutschen<br />

auch ein großes Anliegen.<br />

Sie haben in Umgang mit dem<br />

Frieden eine große Verantwortung.<br />

Weshalb, muss hier an<br />

dieser Stelle wirklich nicht erörtert<br />

werden. Die deutsche Bevölkerung<br />

liegt längst nicht<br />

mehr auf der Linie ihrer Regierung.<br />

Man würde fast meinen,<br />

die Bundesregierung hat sich<br />

vom Volk abgekoppelt oder sie<br />

sei die Regierung eines anderen<br />

Volkes. Tatsächlich vertritt die<br />

deutsche Bundesregierung die<br />

Interessen von EU und USA. Der<br />

verlängerte Arm dieser Bündnisse<br />

ist das heutige Deutschland.<br />

Es liegt jetzt an einer aufgeklärten,<br />

intelligenten und<br />

friedlichen Bevölkerung dieser<br />

Regierung klarzumachen, wer<br />

der Souverän ist. Nur die Deutschen<br />

können der "GroKo" klarmachen,<br />

dass sie sich endlich<br />

freimachen sollen von den Ketten<br />

der damaligen Alliierten.<br />

Werft doch die Amerikaner<br />

und Briten aus eurem Land und<br />

werdet Herr über euch selbst.<br />

Das nennt man Souveränität.<br />

Und mit dieser Souveränität beginnt<br />

die echte Freiheit. Ihr habt<br />

selbst mehr als genug Kultur<br />

und eine große Geschichte. Die<br />

Amerikanisierung der deutschen<br />

Gesellschaft kann man<br />

auf allen Ecken und Enden sehen,<br />

wer will das von euch?<br />

Selbst die deutsche Sprache<br />

muss herhalten. Dass Anglizismen<br />

sie unterwanden, scheint<br />

"cool" zu sein. Es fehlt euch<br />

noch an Selbstbewusstsein.<br />

Kein Wunder, denn wenn ihr<br />

Missstände aufzeigt und klar die<br />

Schuldigen der Misere benennt,<br />

kommen Deutschfeinde herausgekrochen<br />

und bezichtigen<br />

euch des Rechtsextremismus.<br />

Ihr sollte über solchen Dingen<br />

stehen. Das und noch viel mehr,<br />

muss euch Frieden, Freiheit und<br />

Demokratie wert sein!<br />

11


Das Video scheint alle<br />

Vorwürfe gegen Russland<br />

und die russische Bewegung<br />

in der Ukraine zu belegen:<br />

Ein Mann, der sich als<br />

Oberstleutnant der russischen<br />

Armee ausgibt, spricht in Gorlowka<br />

vor Angehörigen der<br />

dortigen Polizei, kurz nachdem<br />

die Polizeistation von Selbstverteidigungskräften<br />

besetzt<br />

worden war. Außerdem erteilt<br />

der Mann in Tarn-Uniform Befehle<br />

und gibt bekannt, dass<br />

eine neue Polizeiführung eingesetzt<br />

worden sei. Was will<br />

man also noch mehr an Beweisen?<br />

Von Florian Stumfall<br />

Nicht immer gibt der erste<br />

Schein die Wirklichkeit wider. In<br />

dem vorliegenden Fall war es<br />

ein Zeuge der Gegenseite, der<br />

den Schwindel auffliegen ließ.<br />

Alexej Gontscharenko, Mitglied<br />

des Stadtrates von Odessa für<br />

die Klitschko-Partei UDAR, hat<br />

zugegeben, dass das Video gestellt<br />

und von einem Maidan-Aktivisten<br />

namens Alexej<br />

Krawzow gedreht worden war.<br />

Das Video sei gemacht worden,<br />

resümiert Wladimir Karassjow,<br />

der Koordinator der Bewegung<br />

„Russischer Sektor-Ukraine“,<br />

Gontscharenkos Aussage, damit<br />

die Regierung in Kiew es den<br />

Vertretern von EU und NATO als<br />

Beweis dafür vorlegen könne,<br />

dass Russland bereits begonnen<br />

habe, in der Ukraine militärisch<br />

zu intervenieren. „Dieses Video<br />

sollte eine mögliche Aggression<br />

der ukrainischen Armee gegen<br />

das eigene Volk rechtfertigen.“<br />

Gontscharenko bestätigte in<br />

einem Gespräch mit einer russischen<br />

Presse-Agentur, dass jener<br />

Krawzow das Video gedreht<br />

habe. „Ich stand daneben und<br />

sah mit eigenen Augen, wie die<br />

Anhänger der Föderation (in<br />

Kiew) die Polizeizentrale von<br />

Gorlowka unter ihre Kontrolle<br />

brachten. Ich war dort.“ Koordinator<br />

Karassjow betonte zum<br />

wiederholten Male, dass es sich<br />

dabei um eine Provokation gehandelt<br />

habe. „Im Südosten der<br />

Ukraine gibt es keine russischen<br />

Truppen. Keinen einzigen russischen<br />

Soldaten. Alle Demonstranten<br />

sind Bürger der Ukraine<br />

mit ukrainischem Paß, ebenso<br />

wie die Protestierer mit Schusswaffen.<br />

In den südöstlichen Gebieten<br />

der Ukraine gibt es keine<br />

12<br />

Sturmeinheiten der russischen<br />

Armee.“ Auch im Zusammenhang<br />

mit dem Einsatz in Slawjansk<br />

war ein gefälschtes Video<br />

aufgetaucht, das angeblich<br />

Mitarbeiter der russischen Militär-Aufklärung<br />

GRU zeigen sollte.<br />

Bestätigt ist dagegen der geheime<br />

Besuch des CIA-Chefs<br />

Brennan in Kiew. Regierungssprecher<br />

Jay Carney vom Weißen<br />

Haus in Washington hat erklärt:<br />

„Wir können bestätigen,<br />

dass Brennan Kiew besucht<br />

hat.“ Auch ein ranghoher Beamter<br />

der ukrainischen Sicherheitskräfte<br />

hat mitgeteilt, dass<br />

sich Brennan „mit Vertretern<br />

der ukrainischen Militär- und Sicherheitsstrukturen“<br />

getroffen<br />

habe. Wer weiß, vielleicht geht<br />

der Video-Schwindel auf seine<br />

Anregung zurück, als Griff in die<br />

Trick-Kiste der CIA.<br />

Das Video wurde auch von<br />

der ARD-Tagesschau verwendet.<br />

(Link auf unserer Website)


Der Putsch-Premier<br />

Jazenjuk in Kiew verkündet<br />

es mit Wohlgefallen:<br />

Schon am 15. Mai wird die<br />

EU ihren Markt für Waren<br />

aus der Ukraine öffnen. Zwar<br />

werden die Einkäufer das<br />

Geld selber mitbringen müssen,<br />

aber nach der Unterzeichnung<br />

des politischen<br />

Teils des Assoziierungsabkommens<br />

kann das Brüssel<br />

nicht schrecken. Denn Kiew<br />

hat bereits den EU-Beitritt<br />

beantragt, und der wird<br />

noch sehr viel teurer werden.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Der EU-Rat hat beschlossen,<br />

die Zollgebühren für mehrere<br />

Importwaren aus der Ukraine<br />

abzuschaffen, wie die Zeitung<br />

„Wedomosti“ schreibt. Ferner<br />

stellt die EU eine Finanzhilfe<br />

von einer Milliarde Dollar bereit.<br />

So werde die ukrainische<br />

Wirtschaft stabilisiert, hofft<br />

man in Brüssel und Kiew gleichermaßen.<br />

Die Ukraine ist auf Hilfe dringend<br />

angewiesen. Die Goldund<br />

Devisenreserven des Landes<br />

reichen für weniger als zwei<br />

Monate aus, wie der ukrainische<br />

Finanzminister Alexander<br />

Schlapak mitteilte. „Der Wirtschaftsrückgang<br />

ist bei uns seit<br />

zwei Jahren im Gange, wir haben<br />

ein überaus ernsthaftes<br />

Haushaltsdefizit. Unsere Staatskasse<br />

ist faktisch leer“, so der<br />

Minister. Neben dem Haushaltsdefizit<br />

müsse die Ukraine weiterhin<br />

mit einem Negativsaldo<br />

der Handelsbilanz leben, fügte<br />

er an. Einen russischen Kredit,<br />

den das Land vor einigen Monaten<br />

bekommen hatte, nannte er<br />

„faktisch eine Portion Drogen,<br />

ein weiteres Defizit“.<br />

Doch diese weise Einstellung<br />

gegenüber dem Schuldenmachen<br />

schmilzt wie Schnee in der<br />

Sonne, wenn Brüssel mit Euros<br />

winkt. Bis zum Jahr 2020 will<br />

die EU die Ukraine mit insgesamt<br />

11,2 Milliarden Euro unterstützen.<br />

Außerdem schießen<br />

die USA noch eine Milliarde<br />

Dollar zu, und der Internationale<br />

Währungsfonds (IWF) hatte<br />

zuvor der Ukraine einen Kredit<br />

in Höhe von <strong>14</strong> bis 18 Milliarden<br />

US-Dollar versprochen. Diese<br />

sind zwar an Reformen gebunden,<br />

aber auch hier zeigt<br />

sich bereits ein Ausweg. Die<br />

Weltbank hat sich nämlich erboten,<br />

der Ukraine heuer Kredite<br />

für drei Milliarden Dollar bereitzustellen,<br />

um Reformen und<br />

Infrastruktur-Projekte zu fördern,<br />

teilt die Bank mit. Die<br />

ukrainische Wirtschaft sei mit<br />

zahlreichen ernsthaften wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen<br />

13<br />

konfrontiert gewesen, die „dringende<br />

Schritte innerhalb kurzer<br />

Zeit“ sowie langfristige Reformen<br />

erfordern würden.<br />

Wie von seiten der EU verlautet,<br />

kann die Ukraine mit diesen<br />

Finanzhilfen ihre Schulden<br />

begleichen. Das heißt aber im<br />

Klartext, dass es wieder einmal<br />

der europäische Steuerzahler<br />

ist, der anteilig oder vollständig<br />

für fremde Schulden aufkommt<br />

– sozusagen Eurobonds für ein<br />

Noch-Nicht-Mitglied. Und was<br />

das Zurückzahlen angeht: Wer<br />

glaubt, dass man von der Ukraine<br />

jemals wieder etwas sehen<br />

wird, der glaubt auch daran,<br />

dass Griechenland auch nur<br />

einen Cent herausrückt, und<br />

der glaubt auch an den Osterhasen.<br />

Auf diese Weise ist die Ukraine<br />

noch einmal dem Staatsbankrott<br />

entronnen. Ohne die<br />

Unterstützung, so Peter Attard<br />

Montalto von der Investbank<br />

Nomura, wäre er nicht zu vermeiden<br />

gewesen. Dafür hängt<br />

Kiew jetzt am Drogen-Tropf der<br />

üblichen Verdächtigen. Doch<br />

mit denen ist gut weiterkiffen.


Kiew lässt marschieren – Hubschrauber,<br />

Panzer und die Propaganda<br />

Russland hat die Weltgemeinschaft<br />

aufgerufen, von den ukrainischen<br />

Behörden die „Einstellung des Krieges gegen<br />

das eigene Volk zu fordern“ , wie der<br />

russische UNO-Botschafter Vitali Tschurkin<br />

im Sicherheitsrat sagte. „Die Weltgemeinschaft<br />

muss von den Maidan-Günstlingen<br />

fordern, den Krieg gegen das eigene Volk<br />

einzustellen“. Mit der Besetzung des Flughafens<br />

von Kramatorsk durch die ukrainischen<br />

Streitkräfte ist jedoch die Wahrscheinlichkeit<br />

einer friedlichen Einigung<br />

sehr viel geringer geworden.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Mit zwei Hubschraubern flogen die Luftlandesoldaten<br />

an und brachten den Flugplatz unter<br />

ihre Kontrolle. In Slawjansk<br />

rückten Panzer<br />

ein. Nach Angaben eines<br />

Vertreters der<br />

Volkswehr gab es bei<br />

der Erstürmung des<br />

Flughafens auf der Seite<br />

der Volkswehrangehörigen<br />

vier Tote und<br />

zwei Verwundete.<br />

Russlands Außenminister<br />

Sergej Lawrow<br />

nannte die Entscheidung<br />

von Interimspräsident Alexander Turtschinow,<br />

die Armee gegen das eigene Volk einzusetzen,<br />

eine äußerst gefährliche Entwicklung. Diejenigen,<br />

die die Machthaber in Kiew zu solchem<br />

Vorgehen ermutigten, müssten die gesamte<br />

Verantwortung dafür tragen, forderte Lawrow.<br />

„Die westlichen Maidan-Sponsoren … sowie<br />

die hinter ihnen stehenden USA sind verpflichtet,<br />

die außer Kontrolle geratenen ‚unter Treuhandschaft<br />

stehenden Personen‘ zu zügeln, sie<br />

zu zwingen, sich von Neonazis und sonstigen Extremisten<br />

zu distanzieren und den Einsatz der<br />

Streitkräfte gegen das ukrainische Volk einzustellen“,<br />

betonte der Minister.<br />

Doch davon ist vorerst keine Rede, im Gegenteil.<br />

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den<br />

Demonstranten im Osten des Landes mit einer<br />

„Ausrottung“ gedroht. „Sie müssen gewarnt<br />

sein: Wenn sie die Waffen nicht niederlegen,<br />

werden sie vernichtet“, sagte SBU-Vizechef Wassili<br />

Krutow. In Donezk, Charkow, Lugansk und<br />

andere Städten demonstrierten Tausende Menschen<br />

für eine Föderalisierung der Ukraine. Jetzt<br />

hat die Regierung in Kiew einen „Anti-Terror-Einsatz“<br />

befohlen, eine Formulierung mit<br />

der sie die gesamte Bevölkerung der südöstlichen<br />

Ukraine unter Terror-Verdacht stellt.<br />

Eine zweite Front bildet der Propagandakrieg.<br />

Nachdem verschiedene<br />

westliche<br />

Medien wiederholt<br />

mit Bildern russische<br />

Truppenkonzentrationen<br />

beweisen<br />

wollten, die aus<br />

dem August des<br />

vergangenen Jahres<br />

stammen, wurde<br />

jetzt behauptet,<br />

russisches Militär<br />

stehe bereits in der<br />

Ukraine. Doch ein unverdächtiger Zeuge widerlegt<br />

diesen Vorwurf. „In der Region gibt es weder<br />

aktive Kampfhandlungen noch russische<br />

Präsenz“, erklärte Admiral Georgij Alafuzoff,<br />

Chef des militärischen Nachrichtendienstes<br />

Finnlands „Meines Erachtens sind das hauptsächlich<br />

Einwohner der Region, die mit dem jetzigen<br />

Stand der Dinge unzufrieden sind.“<br />

<strong>14</strong>


Blackwater in der Ukraine –<br />

wer ist der Kriegstreiber?<br />

Irgendeiner ist es immer,<br />

der zum Schluss als der<br />

Kriegstreiber dasteht, meistens<br />

der Verlierer. Es lohnt<br />

sich daher, genau hinzuschauen,<br />

wer jetzt die Entwicklung<br />

der Gewalt in der<br />

Ukraine begünstigt und wer<br />

nicht.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Für die USA ist die Sache<br />

recht einfach: Sie bezeichnen<br />

die militärische Offensive der<br />

Putsch-Regierung in Kiew als<br />

„ausgewogen“. Regierungssprecher<br />

Jay Carney erklärte im<br />

Weißen Haus: „Wir sind uns<br />

darüber im Klaren, dass die Regierung<br />

in Kiew Schritte zur<br />

Senkung der Spannungen im<br />

Osten des Landes unternimmt.“<br />

Carney und seine Befehlshaber<br />

machen die „prorussische<br />

Volkswehr“ für die eskalierte<br />

Gewalt in mehreren Städten der<br />

Ukraine verantwortlich, sehen<br />

aber andererseits in der jüngsten<br />

Entwicklung nicht die Gefahr<br />

eines Bürgerkrieges. „Diese<br />

Krise ist an und für sich leicht zu<br />

lösen, wenn Russland Verhandlungen<br />

akzeptieren, seine<br />

Streitkräfte (von der ukrainischen<br />

Grenze) zurückziehen<br />

und die Unterstützung für prorussische<br />

Aktivisten einstellen<br />

würde“, erklärte Carney. Die<br />

USA, so fuhr er fort, würden<br />

sich auf die Erweisung ökonomischer<br />

Hilfe für die Ukraine<br />

konzentrieren.<br />

Genau das aber ist nicht so<br />

glaubhaft, wie es die USA gerne<br />

hätten. Aus den Reihen der<br />

Volksarmee wurden Stimmen<br />

laut, wonach es unter den Angreifern<br />

auf Seiten der Regierungstruppen<br />

auch Blackwater-<br />

Söldner gegeben habe. Das<br />

würde nicht nur die vereinfachende<br />

Stellungnahme des Weißen<br />

Hauses, sondern zum Teil<br />

auch den Besuch des CIA-Chefs<br />

Brennan in Kiew erklären. Und<br />

die USA wären somit bereits<br />

Teilnehmer eben der bewaffneten<br />

Auseinandersetzungen, die<br />

sie gezielt verharmlosen.<br />

Auch Polen ermuntert die<br />

Verantwortlichen in Kiew, militärisch<br />

gegen den Osten des<br />

Landes vorzugehen. Laut Außenminister<br />

Radoslaw Sikorski<br />

haben sie das Recht dazu. „Vom<br />

rechtlichen Standpunkt aus verfügt<br />

die Ukraine über das Monopol<br />

der Gewaltausübung,“<br />

sagt er und meint damit eine<br />

Regierung, die durch Putsch,<br />

Verfassungsbruch und ausländische<br />

Hilfe an die Macht gekommen<br />

ist. “Die Ukraine hat eindeutig<br />

das Recht“, wiederholte<br />

Sikorski im selben Atemzug,<br />

„gegen die bewaffneten Menschen<br />

mit Gewalt vorzugehen.“<br />

Demgegenüber hat Russlands<br />

Präsident Putin erklärt,<br />

der Einsatz der Streitkräfte<br />

durch Kiew zur Unterdrückung<br />

der Proteste im Süden und Osten<br />

des Landes sei unzulässig.<br />

Außenminister Lawrow hatte<br />

diese Entscheidung als eine äußerst<br />

gefährliche Entwicklung<br />

bezeichnet. „Diejenigen, die<br />

den Machthabern in Kiew zu<br />

solchem Vorgehen anspornen,<br />

müssen die gesamte Verantwortung<br />

dafür tragen.“<br />

15


Wo ist das ukrainische Gold –<br />

Handstreich in Kiew<br />

Kann sein, dass sich<br />

Putsch-Premier Jazenjuk<br />

die frühere Ikone für<br />

alle politisch Naiven, Julia Timoschenko,<br />

zum Vorbild erkoren<br />

hat. Schließlich sind<br />

seit langem alle Vorwürfe<br />

unwiderlegt, sie habe jedenfalls<br />

über zehn, vielleicht sogar<br />

bis zu 20 Milliarden Dollar<br />

aus der Ukraine in die<br />

USA umgeleitet, und zwar<br />

zur höchsteigenen Verfügung.<br />

Matthew Brzezinski<br />

widmete in seinem Buch<br />

„Kasino Moskau” diesem<br />

Vorgang ein ganzes Kapitel.<br />

Soweit die blonde Dame.<br />

Doch jetzt ist ja Jazenjuk am<br />

Ruder.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die wirklich echten James-<br />

Bond-Geschichten unterscheiden<br />

sich von denen im Kino unter<br />

anderem dadurch, dass sie<br />

oftmals ungeklärt bleiben. So<br />

sind es bisher nur etwas mehr<br />

als Hinweise, die das Augenmerk<br />

auf die ukrainischen Goldreserven<br />

lenken. Laut der ukrainischen<br />

Zeitung „Iskra News“<br />

wurden bereits zu Beginn des<br />

März von vier Lastwagen und<br />

zwei Kleinbussen ohne Nummernschilder<br />

und bewacht von<br />

15 schwarzgekleideten und mit<br />

Sturmmasken unkenntlich gemachten<br />

Sicherheitsleuten, 40<br />

schwere Kisten zum Kiewer<br />

Flughafen Borispol gebracht<br />

und in ein Frachtflugzeug geladen.<br />

Die Operation fand in aller<br />

Eile um zwei Uhr in der Nacht<br />

statt und trug alle Kennzeichen<br />

eines konspirativen Vorgehens.<br />

Den Inhalt der Kisten bildeten<br />

die knapp 40 Tonnen Gold, die<br />

zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich<br />

die kompletten Reserven<br />

der Ukraine ausmachten.<br />

Die Maschine startete mit<br />

zunächst unbekanntem Ziel.<br />

16<br />

Die Zeitung beruft sich darauf,<br />

dass Offizielle des Regimes<br />

den Transfer der Goldreserven,<br />

deren Wert rund 1,5 Milliarden<br />

Dollar entsprechen dürfte, angewiesen<br />

und sich dabei auf<br />

eine Anordnung Jazenjuks berufen<br />

hätten. Das Ziel des Fluges<br />

seien die USA gewesen. Ein leitender<br />

Beamter des Finanzministeriums,<br />

so die Meldung weiter,<br />

habe später Redakteure der<br />

Zeitung angerufen und bestätigt,<br />

dass die „neue Führung“<br />

befohlen habe, das Gold in die<br />

USA zu verbringen. Doch diese<br />

Offenheit herrschte nicht überall.<br />

Mitarbeiter des Flughafens<br />

haben den ganzen Vorgang beobachtet<br />

und machten bei ihrer<br />

Verwaltung Meldung. Daraufhin<br />

wurde ihnen bedeutet, die sollten<br />

„sich nicht in die Angelegenheiten<br />

anderer Leute einmischen“.<br />

Natürlich gibt es für diese Sache<br />

Erklärungen, noch bevor sie<br />

überhaupt bestätigt ist. So wird<br />

gesagt, die Regierung in Kiew<br />

habe das Gold vor einem drohenden<br />

Zugriff Russlands in Sicherheit<br />

bringen müssen. Das<br />

allerdings ist abwegig: Ein russischer<br />

Feldzug mit dem ukrainischen<br />

Gold als Beute wäre ein<br />

Verlustgeschäft. Doch für einen<br />

anderen Aspekt sollten die USA<br />

geradestehen: Wieso brauchen<br />

sie – unter Berufung auf technische<br />

Schwierigkeiten – Jahre,<br />

um ein paar Zentner deutsches<br />

Gold zurückzuerstatten, während<br />

die Ukrainer im Stande<br />

sind, so etwas in einer Nachtund<br />

Neben-Aktion durchzuziehen?<br />

Geradewegs wie James<br />

Bond?


Staatshaftungen: Österreich schadet<br />

sich mit Russland-Sanktionen selbst<br />

Ö<br />

sterreichische Unternehmen,<br />

vor allem<br />

Banken, sind in der Ukraine<br />

und in Russland sehr aktiv.<br />

Sollte das Geplänkel mit<br />

den Sanktionen so weitergehen,<br />

könnte die Republik<br />

via Österreichischer Kontrollbank<br />

mit mehreren Milliarden<br />

Euro für die Ausfälle<br />

haften.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Kontrollbank wickelt<br />

die Haftungen für die Republik<br />

Österreich ab. Österreichische<br />

Firmen können sich<br />

über das Institut bei Auslandsgeschäften<br />

absichern.<br />

Rudolf Scholten, Generaldirektor<br />

der Kontrollbank, Mitglied<br />

des Exekutivkomites der<br />

Bilderberg-Konfernz und ehemaliger<br />

SPÖ-Bundesminister<br />

erklärte im März, dass sein<br />

Institut für Geschäfte in Russland<br />

und der Ukraine insgesamt<br />

Haftungen in Höhe von<br />

4 Milliarden Euro eingegangen<br />

ist. Rund 1,9 Milliarden<br />

Euro davon laufen auf die<br />

Raiffeisen Bank International<br />

(RBI) und die Bank Austria.<br />

Sollte sich Österreich von<br />

der EU zu weiteren Sanktionen<br />

gegen Russland verleiten<br />

lassen und die Lage in der<br />

Ukraine endgültig eskalieren,<br />

kommt die Republik zum finanziellen<br />

Handkuss. Zumindest<br />

dann, wenn die Gegenmaßnahmen<br />

Russlands in einer<br />

Konfiszierung ausländischer<br />

Banken mündet, wären<br />

dies bei den beiden Finanzinstituten<br />

schon einmal knapp<br />

1 Milliarde Euro, für die dann<br />

der Steuerzahler aufkommen<br />

darf.<br />

Die Ukraine hatte ja schon<br />

nach der Krim-Übernahme<br />

Russlands allen Banken damit<br />

gedroht, allen Banken die auf<br />

der Krim weiter Geschäfte<br />

machen die Lizenz zu entziehen.<br />

Nach Angaben der österreichischen<br />

Tageszeitung<br />

"Die Presse" mussten dann<br />

Raiffeisen (32 Filialen) und<br />

Bank Austria (20 Filialen) ihre<br />

Geschäfte auf der Halbinsel<br />

einstellen. Wie die ausstehenden<br />

120 Millionen Euro<br />

an Krediten dort eingefordert<br />

werden sollen, die allein<br />

Raiffeisen noch ausstehen<br />

hat, steht jedoch in den Sternen.<br />

17


Ukraine: Einreiseverbot für und<br />

Kopfgeld auf Russen<br />

Derzeit scheint es in der Ukraine in<br />

Sachen antirussischer Aktionen keine<br />

Grenzen mehr zu geben. Neben einem<br />

staatlich ausgerufenen Einreiseverbot für<br />

männliche Russen im wehrfähigen Alter<br />

setzt eine Privatbank auch noch eine ein<br />

Kopfgeld von 10.000 Dollar für jeden festgenommenen<br />

"Moskalj" (Russen) aus.<br />

Von Marco Maier<br />

An Kurzsichtigkeit<br />

hinsichtlich<br />

der politischen<br />

Aktionen<br />

gegen<br />

Russland mangelt<br />

es derzeit<br />

in Kiew offenbar<br />

nicht. So<br />

gab die Maidan-Koalition<br />

in Kiew den<br />

Befehl aus,<br />

dass sämtlichen<br />

männlichen<br />

Russen<br />

im Alter von 15<br />

bis 60 Jahren die Einreise verwehrt werden soll.<br />

Damit möchte die Jazenjuk-Truppe offiziell verhindern,<br />

dass Freiwillige aus Russland Einfluss<br />

auf die Geschehnisse in der Ostukraine nehmen.<br />

Was die derzeitige Übergangsregierung dabei<br />

jedoch zum Nachteil hunderttausender Ukrainer<br />

in Kauf nimmt, ist der Beschluss gleicher Gegenmaßnahmen<br />

durch Moskau. Dies würde jedoch<br />

bedeuten, dass all jene Ukrainer die in Russland<br />

arbeiten nicht mehr zu ihrer Arbeitsstelle können.<br />

Somit drängt Kiew unzählige Familien in die<br />

Arbeitslosigkeit und Armut, zumal die Löhne in<br />

Russland über jenen in der Ukraine liegen. Doch<br />

dies scheint die von Oligarchen unterstützte<br />

Truppe in Kiew nicht zu interessieren. Bei Champagner<br />

und Kaviar lässt es sich leicht über das<br />

Schicksal der normalen Menschen entscheiden.<br />

Nicht zu vergessen das ausgesetzte Kopfgeld<br />

der Privatbank von Kolomojski, dem ukrainischen<br />

Oligarchen der von der Maidan-Koalition<br />

als Gouverneur von Dnepropetrowsk eingesetzt<br />

wurde. Der Multimilliardär lobt darin ganze<br />

10.000 Dollar an Kopfgeld für jeden festgenommenen<br />

Russen aus. Damit wird Jeder der in der<br />

Öffentlichkeit russisch spricht zum potentiellen<br />

Opfer. Doch bislang scheinen sich weder die EU,<br />

noch Berlin, noch die Schweiz (wo Kolomojski<br />

seinen Wohnsitz hat) darum zu kümmern.<br />

Gäbe es ein solches Plakat in Russland, könnte<br />

man sich vor medialen Entrüstungsorgien jedoch<br />

kaum retten. Es ist erschreckend, wie hier<br />

trotz besseren Wissens immer noch mit zweierlei<br />

Maß gemossen wird, nur um damit einen<br />

neuen Krieg zu provozieren. Dabei verhält sich<br />

Moskau derart passiv, wie es zu Zeiten der Sowjetunion<br />

wohl längst nicht der Fall gewesen<br />

wäre.<br />

18


Russland-Sanktionen: Öl fließt<br />

auch nach Osten<br />

Sämtliche Drohungen<br />

des Westens gegen<br />

Moskau kulminieren in der<br />

Vorstellung, dass, wenn USA<br />

und EU es wollten, Russland<br />

auf seinem Öl und Gas sitzenbleiben<br />

werde und damit<br />

wirtschaftlich ruiniert würde.<br />

Doch die Erinnerung<br />

trügt den, der meint, diese<br />

Ankündigungen gebe es erst<br />

seit dem Ukraine-Konflikt.<br />

Schon in den Monaten und<br />

Jahren davor hat der Westen<br />

Russland so anhaltend vor<br />

den Kopf gestoßen, dass er<br />

dieses Land systematisch in<br />

die politische Nähe Chinas<br />

getrieben hat. Und das<br />

bringt zwangsläufig auch<br />

wirtschaftliche Folgen mit<br />

sich.<br />

Von Florian Stumfall<br />

„Nur Saudi Arabien hat die<br />

Möglichkeit, die Förderung zu<br />

steigern und den Preis auf dem<br />

Weltmarkt sinken zu lassen“,<br />

antwortete Präsident Putin auf<br />

die Frage, ob westliche Sanktionen<br />

die russischen Einnahmen<br />

aus dem Ölgeschäft vermindern<br />

könnten. Doch er fürchte keine<br />

derartige Maßnahme der Saudis,<br />

denn sie würde diesen<br />

selbst schaden.<br />

Im September des vergangenen<br />

Jahres hat Saudi-Arabien<br />

Russland vom ersten Platz der<br />

Öl-Förderländer auf den zweiten<br />

verdrängt. Dabei hat Russland<br />

in diesem Zeitraum seine<br />

Förderung von Öl und Gaskondensat<br />

um 1,3 Prozent auf<br />

523,275 Millionen Tonnen gesteigert.<br />

In Zeiten drohenden<br />

Boykotts stellt sich also weniger<br />

die Frage der Produktion als des<br />

Absatzes.<br />

In diesem Zusammenhang ist<br />

für Russland eine Prognose der<br />

Internationalen Energieagentur<br />

von Belang, wonach sich der Ölund<br />

Gashandel allmählich nach<br />

Asien verlagern wird. Ganz im<br />

Zuge dieser Entwicklung haben<br />

bereits im Herbst des vergangenen<br />

Jahres Russland und China<br />

über 20 Handelsabkommen unterzeichnet.<br />

Dabei ist auch eine<br />

umfangreiche Lieferung von Gas<br />

vereinbart worden. Sie wird<br />

über die bereits bestehende Pipeline<br />

„Sila Sibiri“ und einer<br />

weitere namens „Altai“ erfolgen,<br />

die erst gebaut werden<br />

19<br />

soll.<br />

Entsprechend konkret sind<br />

auch die Vereinbarungen für<br />

den russischen Öl-Export. Die<br />

russische Holding „Rosneft“<br />

wird dem chinesischen Konzern<br />

„Sinopec“ während der kommenden<br />

zehn Jahre jährlich<br />

zehn Milliarden Tonnen Öl liefern.<br />

Im Vorfeld dieser Vereinbarung<br />

haben die Präsidenten<br />

von Russland und Kasachstan,<br />

Putin und Nasarbajew, im vergangenen<br />

Spätherbst ein Regierungsabkommen<br />

über die Zusammenarbeit<br />

beim Transport<br />

von russischem Öl nach China<br />

vereinbart.<br />

Darüber hinaus haben russische<br />

und chinesische Banken<br />

Vereinbarungen im Umfang von<br />

fast zwei Milliarden Dollar getroffen.<br />

Dabei geht es um den<br />

Ausbau des Kraftwerks Ekibastus<br />

in Kasachstan und den Ankauf<br />

von chinesischen Waren.


Die Tataren – von Putin aus der<br />

Vergessenheit geholt<br />

Ein wesentlicher<br />

Grund, warum die<br />

Krimtataren die Rückgliederung<br />

ihrer Heimat in die russische<br />

Föderation zunächst<br />

nicht begrüßt haben, sind<br />

böse Erinnerungen an die<br />

Stalin-Despotie. Wie so viele<br />

ethnische Minderheiten bekamen<br />

die Tataren die Brutalität<br />

des Systems in noch erheblicherem<br />

Maß zu spüren<br />

als das russische Titularvolk.<br />

Doch heute liegen die Dinge<br />

völlig anders.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Präsident Putin hat einen Erlass<br />

über die Rehabilitierung<br />

der Völker auf der Krim in Kraft<br />

gesetzt, die von den<br />

Repressalien unter<br />

Stalin betroffen waren,<br />

in erster Linie der<br />

Tataren als der größten<br />

Minderheit. Daneben<br />

gab es noch armenische,<br />

deutsche und<br />

griechische Bevölkerungsteile.<br />

Putin<br />

spricht alle an, „die<br />

unter den Stalinschen<br />

Repressalien gelitten haben“. Im<br />

Zuge der Rehabilitation wird<br />

festgelegt, dass alle drei Sprachen<br />

auf der Halbinsel, Russisch,<br />

Ukrainisch und Tatarisch,<br />

eine Turksprache, als Amtssprachen<br />

gelten werden. Der Regierungschef<br />

der Krim, Sergej Aksjonow,<br />

hat den Krimtataren zudem<br />

mehrere relevante Posten<br />

in der Regierung in Aussicht gestellt.<br />

Putin hatte schon anlässlich<br />

der Wiedereingliederung der<br />

Krim an das Schicksal der Tataren<br />

erinnert und angekündigt,<br />

die vollständige Rehabilitierung<br />

der in der Sowjetunion als „Nazi-Kollaborateure“<br />

verleumdeten<br />

Volksgruppe zu veranlassen:<br />

„Die Krimtataren sind inzwischen<br />

in ihre Heimat zurückgekehrt.<br />

Ich bin der Ansicht, dass<br />

es notwendig ist, alle politischen<br />

und rechtlichen Schritte<br />

dazu zu unternehmen, die Rehabilitation<br />

der Krimtataren zu<br />

vollenden und ihren guten Namen<br />

in vollem Umfang wiederherzustellen.“<br />

Die Krimtataren haben vor<br />

einigen Wochen bei ihrer Volksversammlung<br />

in der Stadt<br />

Bachtschissarai eine nationale<br />

und territoriale Autonomie im<br />

Verband der Republik Krim gefordert.<br />

Auf ein Referendum<br />

aber verzichten sie zunächst.<br />

20<br />

„Das Referendum wird erst<br />

durchgeführt, wenn es notwendig<br />

sein wird, die strikte Position<br />

des krimtatarischen Volkes<br />

zu erfahren“, sagte der Vorsitzende<br />

des krimtatarischen Parlaments,<br />

Refat Tschubarow.<br />

Anfang März haben die Autonome<br />

Republik Krim und die<br />

russische Teilrepublik Tatarstan<br />

ein Abkommen über wirtschaftliche<br />

und humanitäre Zusammenarbeit<br />

unterschrieben. „Wir<br />

haben viele Gemeinsamkeiten<br />

und wollen unsere Zusammenarbeit<br />

in allen Bereichen ohne<br />

Ausnahme entwickeln“, sagte<br />

der Krim-Premier Sergej Aksjonow<br />

bei einem Treffen mit Tatarstans<br />

Republikchef Rustam<br />

Minnichanow vor der Unterzeichnung<br />

des Dokuments.<br />

Tartarstan<br />

ist eine Autonome<br />

Republik<br />

im östlichen<br />

Teil des europäischen<br />

Russland.<br />

Sie liegt<br />

westlich des<br />

Ural in der osteuropäischen<br />

Tiefebene am<br />

Zusammenfluss von Wolga und<br />

Kama. Ihre Einwohnerzahl beträgt<br />

annähernd vier Millionen,<br />

gut die Hälfte besteht aus Tataren,<br />

gefolgt von rund 40 Prozent<br />

Russen und einigen europäischen<br />

und asiatischen ethnischen<br />

Splittergruppen.


Wenn die Machthaber<br />

in Kiew geglaubt<br />

haben sollten, im Augenblick<br />

der krisenhaften Zuspitzung<br />

hätten sie in ihrem<br />

Militär einen Rückhalt, so ist<br />

dieser Wunsch längst verflogen.<br />

In der östlichen Ukraine<br />

sind Soldaten mit und ohne<br />

Panzer zu Dutzenden übergelaufen,<br />

und die vereinzelten<br />

Schießereien haben<br />

nicht den Eindruck eines entschlossenen<br />

militärischen<br />

Vorgehens erweckt.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die Nachricht, dass rund 60<br />

ukrainische Soldaten bei ihrem<br />

Einsatz in Kramatorsk übergelaufen<br />

sind, hat den ehemaligen<br />

Leiter der Hauptverwaltung für<br />

internationale Militärkooperation,<br />

den russischen Generaloberst<br />

Leonid Iwaschow, nicht<br />

überrascht. „Das war zu erwarten<br />

gewesen“, konstatierte er.<br />

„Die illegitimen Behörden, der<br />

Staatsstreich, die absolute Banden-Herrschaft<br />

erzürnen die<br />

Soldaten und Offiziere. Sollten<br />

die Behörden ihnen befohlen<br />

haben, gegen das eigene Volk<br />

vorzugehen, haben die ebenfalls<br />

zum ukrainischen Volk gehörenden<br />

Soldaten und Offiziere<br />

die richtige Entscheidung getroffen.<br />

Es kann keine andere<br />

Entscheidung geben.“<br />

21<br />

Allerdings ging es hier nicht<br />

nur um ukrainische Soldaten<br />

und Offiziere. Die Armee besteht<br />

nämlich zu einem hohen<br />

Prozentsatz aus ukrainischen<br />

Russen, sodass sich im Südosten<br />

des Landes in großem Umfang<br />

Russen und Russen einander<br />

gegenüberstehen, was die<br />

Bereitschaft der Militärs zur Gewalt<br />

sichtbar gedämpft hat. Zudem<br />

befindet sich die Armee in<br />

einem bedauernswerten Zustand.<br />

Sie verfügt nur über<br />

schlechtes und veraltetes Material,<br />

und ihre Angehörigen sind<br />

weitgehend demoralisiert. Die<br />

Art, in der sie bis in die jüngste<br />

Zeit behandelt wurden, erinnert<br />

an eine schlimme Tradition der<br />

Sowjetunion, in der die Soldaten<br />

zwar nicht genug zu essen,<br />

dafür aber Prügel bekamen.<br />

Wenn in der Ukraine immer<br />

wieder Munitionslager explodierten,<br />

so geschah das meist,<br />

um die massiven Diebstähle zu<br />

verheimlichen. Und gestohlen<br />

wurde, weil die Soldaten allzu<br />

oft keinen Sold bekamen. Eine<br />

solche Armee wird man nicht<br />

dazu bewegen können, im Bürgerkrieg<br />

auf das eigene Volk zu<br />

schießen, bestünde das nun aus<br />

Ukrainern oder ukrainischen<br />

Russen.<br />

Weiter auf Seite 22


Fortsetzung von Seite 21 - Von der „Maidan-Euphorie“ sei nichts mehr zu spüren, sagt Generaloberst<br />

Iwaschow und führt fort: „Die Regierenden befürchten derzeit, dass die Militärs einen Umsturz<br />

organisieren und die Ordnung wiederherstellen.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass ein ukrainischer<br />

General den Ungehorsam gegenüber der illegitimen Regierung probt. Auch Igor Korotschenko,<br />

Mitglied des gesellschaftlichen Rates des russischen Verteidigungsministeriums und Chefredakteur<br />

der Militärzeitschrift „Nazionaljnaja Oborona“ (Nationale Verteidigung), vertritt die Meinung,<br />

dass die ukrainische Armee den „kriminellen Befehlen aus Kiew“ keine Folge leisten wird.<br />

Eher werde sie auf die Seite des Volkes überlaufen. Die Armee sei dabei, eine politische Entschei -<br />

dung zu treffen, und diese falle nicht zugunsten der Kiewer Putschisten, des Präsidenten Turtschinow<br />

und des Regierungschefs Jazenjuk aus.<br />

Ukraine: Osterferien für den<br />

Geheimdienst?<br />

In eine „nichtaktive Phase“ sei der Sondereinsatz<br />

des ukrainischen Geheimdienstes<br />

SBU gegen die Anhänger einer Föderalisierung<br />

im Osten des Landes getreten, so eine Mitteilung<br />

des Dienstes. SBU-Sprecherin Marina Ostapenko<br />

begründete die Zurückhaltung damit,<br />

dass Ostern bevorstehe, das in diesem Jahr bei<br />

der Römisch-Katholischen und der Orthodoxen<br />

Kirche zufällig am selben Tag gefeiert wird. Außerdem<br />

hätten die Gespräche von Genf zu dem<br />

Entschluss zugunsten der Nichtaktivität beigetragen.<br />

„Es arbeitet ein Stab, Planungen werden<br />

geführt“, zitiert die Nachrichtenagentur<br />

Ligabisnesinform die Sprecherin.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Im Gegensatz zu dieser Meldung, dass sich<br />

der Kiew Geheimdienst in die Osterferien zurückgezogen<br />

habe, verkündet der interimistische<br />

Außenminister Andrej Deschtschiza, die<br />

„Sonderoperation“ im Osten des Landes gehe<br />

weiter. Wie sich diese entwickeln werde, hänge<br />

davon ab, wie die „gesetzwidrigen bewaffneten<br />

Formationen“ die Vereinbarungen von Genf erfüllen.<br />

Im Zusammenhang mit den Ereignissen<br />

in der Ost-Ukraine habe der SBU zwölf Ermittlungsverfahren<br />

wegen Sabotage, Separatismus<br />

und Terrorismus eingeleitet.<br />

Derweil wird aus Slawjansk gemeldet, zwei<br />

oder drei Fahrzeuge mit Provokateuren im<br />

Dienste der Putsch-Regierung in Kiew seien von<br />

Bürgermilizen beobachtet worden. Sie seien<br />

durch die Stadt gefahren und hätten Schüsse<br />

abgegeben. Allerdings habe das keine Opfer gefordert.<br />

„Ihr Ziel besteht darin, in der Stadt Panik<br />

auszulösen und womöglich Zusammenstöße<br />

zwischen verschiedenen Gruppen der Selbstverteidigung<br />

zu provozieren“, sagte ein Vertrauter<br />

von Wjatscheslaw Ponomarjow, dem Kommandeur<br />

der Volkswehr von Slawjansk.<br />

Ebendiese Provokateure seien es auch gewesen,<br />

die Tage zuvor einen Wagen mit Aktivisten<br />

der Volkswehr beschossen und dabei einen<br />

Menschen getötet und zwei weitere verletzt haben.<br />

Da die Polizeizentrale von Slawjansk von<br />

Einheiten der Bürgermiliz gehalten wird, hat<br />

sich die Polizei daran gemacht, den Fall auch tatsächlich<br />

zu untersuchen.<br />

Während in der ganzen Ukraine gespannt beobachtet<br />

wird, wieweit die Vereinbarungen von<br />

Genf die Lage beruhigen, ist Minister Deschtschiza<br />

gerade dabei, sie in ihrer Substanz zu unterlaufen.<br />

Dass illegal besetzte Straßen und Plätze<br />

geräumt werden sollen, gelte nicht für den<br />

Maidan in Kiew, so der oberste Ordnungshüter.<br />

Denn nach allem, was er wisse, seien die dortigen<br />

Protestierer nicht illegal auf dem Platz. Diese<br />

behauptete Legalität aber müssen sie sich<br />

von einer Regierung bescheinigen lassen, die<br />

sich selbst ohne Wahlen, mit Gewalt und unter<br />

Bruch der Verfassung ins Amt geputscht hat.<br />

22


Genfer Deklaration: Einseitige<br />

Medienberichte – doch die<br />

Proteste gehen weiter<br />

Offenbar sind viele<br />

deutsche Medien<br />

nicht Willens, den Inhalt<br />

der Genfer Deklaration zur<br />

Ukraine trotz Übersetzungsarbeit<br />

der Deutschen Presseagentur<br />

(dpa) korrekt<br />

wiederzugeben. Eine sehr<br />

lobenswerte Ausnahme<br />

stellt hierbei die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung<br />

(F.A.Z.) dar, welche die Erklärung<br />

komplett wiederzugeben.<br />

Währenddessen gehen<br />

die Proteste weiter, bei<br />

denen weitere Todesopfer<br />

zu beklagen waren.<br />

Von Marco Maier<br />

Um einen Vergleich zu ermöglichen,<br />

hier erst einmal<br />

die deutsche dpa-Übersetzung<br />

der Erklärung, die Sie direkt<br />

auf der EU-Website in<br />

englischer Sprache nachlesen<br />

können:<br />

„Das Genfer Treffen<br />

zur Situation in der<br />

Ukraine hat sich auf erste<br />

konkrete Schritte geeinigt,<br />

um die Spannungen<br />

zu deeskalieren und<br />

die Sicherheit für alle<br />

Bürger wieder herzustellen.<br />

Alle Seiten müssen<br />

jegliche Gewaltanwendung,<br />

Einschüchterungen<br />

und Provokationen<br />

unterlassen. Die Teilnehmer<br />

verurteilen aufs<br />

Schärfste alle Formen<br />

von Extremismus, Rassismus<br />

und religiöser Intoleranz,<br />

einschließlich Antisemitismus.<br />

Alle illegalen bewaffneten<br />

Gruppen müssen<br />

entwaffnet werden. Alle<br />

illegal besetzen Gebäude<br />

müssen ihren legitimen<br />

Eigentümern zurückgegeben<br />

werden. Alle illegal<br />

besetzten Straßen,<br />

Plätze oder andere öffentliche<br />

Flächen in den<br />

ukrainischen Städten<br />

23


und Gemeinden müssen<br />

geräumt werden.<br />

Demonstranten, die<br />

ihre Waffen abgegeben<br />

und besetzte Häuser geräumt<br />

haben, wird eine<br />

Amnestie zugesichert –<br />

ausgenommen jenen, die<br />

schwerer Verbrechen<br />

überführt wurden. Vereinbart<br />

wurde zudem,<br />

dass die Beobachtermission<br />

der OSZE eine führende<br />

Rolle bei der Unterstützung<br />

der ukrainischen<br />

Behörden und<br />

Kommunen übernimmt,<br />

um diese Schritte zur<br />

Deeskalation in den<br />

kommenden Tagen dort<br />

auszuführen, wo sie am<br />

notwendigsten sind. Die<br />

USA, die EU und Russland<br />

verpflichten sich,<br />

diese Mission zu unterstützen,<br />

auch mit der Bereitstellung<br />

von Beobachtern.<br />

Der angekündigte Verfassungsprozess<br />

wird<br />

transparent sein und<br />

niemanden ausgrenzen.<br />

Dazu gehören ein sofortiger,<br />

breiter nationaler<br />

Dialog, der alle ukrainischen<br />

Regionen und politischen<br />

Körperschaften<br />

erreicht und Möglichkeiten<br />

zu öffentlichen Kommentierungen<br />

und Verbesserungsvorschlägen<br />

eröffnet.<br />

Die Teilnehmer unterstreichen<br />

die Wichtigkeit<br />

der wirtschaftlichen und<br />

finanziellen Stabilität<br />

der Ukraine und stehen<br />

bereit für weitere Hilfe<br />

bei der Umsetzung der<br />

oben genannten Schritte.“<br />

Spiegel Online titelt dazu<br />

gleich "Ukraine-Gipfel in<br />

Genf: Russland stimmt Entwaffnung<br />

von Separatisten<br />

zu" Indirekt mag es ja stimmen,<br />

doch umfasst die geforderte<br />

Entwaffnung auch die<br />

schwer bewaffneten Extremisten<br />

des "Rechten<br />

Sektors". Im Text liest sich<br />

das ganz anders: "Der Genfer<br />

Krisengipfel zur Ukraine hat<br />

einen Friedensfahrplan beschlossen,<br />

der die Entwaffnung<br />

aller illegalen Kräfte in<br />

dem Land vorsieht. Demnach<br />

müssen die prorussischen Separatisten<br />

im Osten der<br />

Ukraine ihre Waffen niederlegen<br />

und die besetzten Gebäude<br />

verlassen."<br />

Auch bei der ARD und dem<br />

ZDF ist immer wieder die<br />

Rede davon, dass Russland<br />

der Entwaffnung der Seperatisten<br />

im Osten der Ukraine<br />

zugestimmt hätte. Dies ist jedoch<br />

einfach nur bedingt korrekt.<br />

Das Wort "alle illegalen<br />

bewaffneten Gruppen" beinhaltet<br />

nicht nur jene Menschen,<br />

die im im Osten für<br />

ein föderales Staatssystem,<br />

bzw. den Anschluss der vorwiegend<br />

russischsprachiger<br />

Gebiete an das Nachbarland<br />

kämpfen. Das Selbe gilt auch<br />

für die extremistischen Banden,<br />

die in beinahe der ganzen<br />

Ukraine unterwegs sind.<br />

Denn die Deklaration beschränkt<br />

sich nicht ausschließlich<br />

auf die Ostukraine,<br />

sondern zurecht auf das<br />

ganze Land.<br />

Wie gering der Einfluss<br />

Russlands auf die Menschen<br />

im Osten der Ukraine ist,<br />

zeigt sich jedoch an den heutigen<br />

Entwicklungen. Die<br />

Menschen weigern sich ihre<br />

Waffen abzugeben. Bei Protesten<br />

vor einem Stützpunkt<br />

der vorwiegend aus Mitgliedern<br />

des "Rechten Sektors"<br />

bestehenden<br />

"Nationalgarde" bei der Stadt<br />

Mariupol wurden indessen 3<br />

Menschen getötet und 13<br />

verletzt, wie das Innenministerium<br />

in Kiew mitteilte.<br />

24


US-Marine im Schwarzen Meer –<br />

kein Heimspiel<br />

Am <strong>14</strong>. April näherte<br />

sich ein russischer<br />

Kampfjet vom Typ SU-24 dem<br />

US-Zerstörer „Donald Cook“ im<br />

Tiefflug, 150 Meter über der<br />

Wasseroberfläche, bis auf etwas<br />

weniger als einen Kilometer.<br />

Dann drehte er ab. Dieses<br />

Manöver wiederholte er über<br />

insgesamt eineinhalb Stunden.<br />

Der Jet war offenbar unbewaffnet,<br />

reagierte aber nicht auf<br />

Warnungen des Zerstörers. Dieser<br />

drehte nach dem Vorfall ab<br />

und lief den rumänischen Hafen<br />

von Konstanza an.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Viele westliche Medien waren<br />

es nicht, die diese Episode<br />

gemeldet haben. Was sich aber<br />

im Anschluss ereignete, blieb so<br />

gut wie unter Geheimhaltung.<br />

Da war zunächst das Früherkennungssystem<br />

der „Donald<br />

Cook“, das genau in dieser Lage<br />

ausfiel. Technisches Versagen<br />

also. Doch das war es nicht allein.<br />

Der Grund, warum der Zerstörer<br />

umgehend Konstanza anlief,<br />

fiel in die Kategorie<br />

„menschliches Versagen“. Die<br />

Mannschaft war nämlich nach<br />

dem grausamen Spiel der SU-24<br />

nervlich derart strapaziert, dass<br />

sie in Teilen nicht mehr einsatzfähig<br />

war. Im Hafen demissionierten<br />

umgehend 27 Matrosen<br />

und gingen von Bord. Das Pentagon<br />

musste bestätigen, dass<br />

die Scheinangriffe eine demoralisierende<br />

Wirkung auf die Besatzung<br />

ausgeübt hätten. Ein<br />

Sprecher nannte den Vorfall<br />

„erschreckend und inakzeptabel,<br />

da es die Mannschaft völlig<br />

demoralisiert und eine negative<br />

Auswirkung auf das psychologische<br />

Klima“ verursacht habe.<br />

25<br />

Dem rumänischen Präsidenten<br />

Traian Basescu war der Vorfall<br />

wichtig genug, um persönlich<br />

bekanntzugeben, dass die<br />

„Donald Cook“ vom Schwarzen<br />

Meer abgezogen und durch ein<br />

anderes Kriegsschiff ersetzt<br />

würde. Dieser problemlose<br />

Wechsel wirft ein sonderbares<br />

Licht auf die Art, wie die USA<br />

das Abkommen von Montreux<br />

aus dem Jahr 1936 handhaben.<br />

Damals wurde der Türkei die<br />

Hoheit über Dardanellen und<br />

Bosporus zurückgegeben und<br />

die Zufahrt zum Schwarzen<br />

Meer vor allem auch für Kriegsschiffe<br />

geregelt. Das Abkommen<br />

gilt noch heute, ungeachtet abweichender<br />

Bestimmungen in<br />

der allgemeinen Seefahrt.<br />

Danach dürfen Länder, die<br />

nicht Anrainer des Schwarzen<br />

Meeres sind, nur unter klar festgelegten<br />

Bedingungen Kriegsschiffe<br />

dorthin entsenden. Dazu<br />

gehört das Verbot der Passage<br />

von Flugzeugträgern und der<br />

Gesamttonnage einer Marine-Einheit<br />

von zusammen<br />

45.000 Tonnen. Die USA, die<br />

den Vertrag nicht unterzeichnet<br />

haben, halten sich auch nicht<br />

daran. Im März etwa schickten<br />

sie ein Flottille von vier Schiffen<br />

durch den Bosporus, nämlich<br />

der „George H. W. Bush“, der<br />

„Truxtun“, der „Roosevelt“ und<br />

der „Philippine Sea“. Die Bush<br />

als Flugzeugträger mit 97.000<br />

Tonnen verstößt allein gegen<br />

zwei der Vorschriften. Vielleicht<br />

wollten die Russen mit ihrem<br />

Jet nur daran erinnern, dass sie<br />

ein scharfes Auge auf ihren maritimen<br />

Süden haben.


Gedanken zum Karsamstag:<br />

Wer Soldaten sät, wird Krieg<br />

ernten<br />

Gerade jetzt zur Osterzeit<br />

werden NA-<br />

TO-Truppen von christlichen<br />

Politikern nach Osten<br />

verlegt, anstatt den Dialog<br />

zu suchen. So lange der<br />

Westen seine Fehler in Bezug<br />

auf die Unterstützung<br />

gewisser Kräfte in Kiew<br />

nicht zugibt, wird die politische<br />

Spannung wohl<br />

noch weiter steigen. Das<br />

Resultat: Krieg.<br />

Von Marco Maier<br />

Wer sich nur ein klein wenig<br />

Mühe gibt um die Hintergründe<br />

des Maidan-Putsches in der<br />

Ukraine zu erfahren wird feststellen,<br />

dass insbesondere die<br />

Amerikaner, aber auch viele Organisationen<br />

aus der EU an der<br />

Finanzierung dieses Coups beteiligt<br />

waren. Völlig unkritisch<br />

wurden hierbei Gruppierungen<br />

unterstützt, die hierzulande<br />

längst schon auf der Verbotsliste<br />

stünden. Doch wenn es darum<br />

geht, dem russischen Präsidenten<br />

Vladimir Putin Steine in<br />

den Weg zu legen, ist offenbar<br />

jedes Mittel recht.<br />

Sicher, Russland ist – im<br />

westlichen Sinne – keine Vorzeigedemokratie.<br />

Auch die Menschenrechtssituation<br />

wird immer<br />

wieder zu Recht kritisiert.<br />

Dennoch muss man auf die kulturellen<br />

Eigenheiten Russlands<br />

und seiner Völker Rücksicht<br />

nehmen. Zu erwarten, dass die<br />

Menschen in diesem riesigen<br />

Land nach dem Zusammenbruch<br />

der UdSSR mit "Hurra!"<br />

das westliche Modell kopieren<br />

ist schlichtweg ein Unsinn. Dazu<br />

hat auch die desaströse Politik<br />

Boris Jelzins beigetragen, der<br />

Russland beinahe in den totalen<br />

Bankrott führte.<br />

26


Und dennoch dürfen wir<br />

nicht vergessen, dass Putin insbesondere<br />

gegenüber Deutschland<br />

stets eine sehr positive<br />

Haltung hatte, auch wenn ihm<br />

hier viel Gegenwind entgegen<br />

blies. Sind "wir Westler" vielleicht<br />

einfach zu kulturchauvinistisch?<br />

Haben wir nach all den<br />

Jahrzehnten in denen wir mit<br />

Hollywoodschinken gemästet<br />

wurden, in denen die Amerikaner<br />

immer die Guten und die<br />

Russen immer die Bösen waren,<br />

den Blick für das Wesentliche<br />

verloren? Haben die Russen<br />

nicht selbst das Recht darüber<br />

zu entscheiden, wer sie wie regiert?<br />

Im Kalten Krieg mag die<br />

NATO ja noch einen Zweck erfüllt<br />

haben. Doch heute, rund<br />

ein Vierteljahrhundert nach<br />

dem Zerfall des Ostblocks erleben<br />

wir den Wandel hin zu einer<br />

multipolaren Welt. Dem<br />

Kommentar von „Shanghai Cooperation<br />

Organisazion – Fan“ auf unserer<br />

Seite zu diesem Artikel:<br />

„Die Krise in der Ukraine hat nur das Ziel,<br />

besser an Russland ranzukommen, um von dort<br />

aus dann Terroristen in das Land einzuschleusen<br />

und dem Inneren heraus anzugreifen. Diese<br />

Strategie ist im Tschetschenien- und Georgien-<br />

Krieg nicht aufgegangen. Und sie wird in der<br />

Ukraine auch scheitern.<br />

Die NATO wird niemals einen Angriffskrieg<br />

auf Russland einleiten, denn das würde die<br />

NATO international isolieren und sämtliche<br />

Kräfte gegen sie mobilisieren. Zudem hätte die<br />

NATO nichts davon, wenn russische Atomraketen<br />

aus Vergeltung in Richtung Europa und<br />

wird das nordatlantische Militärbündnis<br />

nicht gerecht. Insbesondere<br />

deshalb, weil wir Europa<br />

so wieder zu einem Frontgebiet<br />

machen. Dabei stünde uns<br />

doch schon aus historischer und<br />

kultureller Sicht die Mittlerrolle<br />

zwischen Ost und West deutlich<br />

besser. Deutschland und Österreich<br />

könnten hier so viel für<br />

einen gesamteuropäischen Ausgleich<br />

erreichen.<br />

Aber was machen "wir"? Wir<br />

verstärken unsere Militärpräsenz<br />

in Osteuropa. Deutschland<br />

schickt Flugzeuge und ein<br />

Kriegsschiff nach Osten, und die<br />

Amerikaner beginnen sogar mit<br />

der Verlegung von Fußtruppen.<br />

Sicher, Russland hat ebenfalls<br />

Truppen an der Grenze zur<br />

Ukraine stationiert, was jedoch<br />

angesichts der unruhigen Lage<br />

in der Ukraine und der massiven<br />

Kriegsrhetorik in Kiew verständlich<br />

ist. Während des Jugoslawienkriegs<br />

hat Österreich ja<br />

auch die Militärpräsenz an der<br />

Grenze zum heutigen Slowenien<br />

massiv verstärkt, ohne eine Absicht<br />

zum Eingreifen in den Konflikt<br />

gehabt zu haben.<br />

Doch aus leidvoller Erfahrung<br />

heraus sollte uns klar sein,<br />

dass man Krieg ernten wird<br />

wenn man Soldaten sät. Ich<br />

mag zwar kein Christ sein, respektiere<br />

jedoch den Glauben<br />

der Christen, die in all den unterschiedlichen<br />

Konfessionen<br />

immerhin auch einen Großteil<br />

der Beteiligten in diesem Konflikt<br />

ausmachen. Heute am Karsamstag<br />

gedenkt die Christenheit<br />

der Grabesruhe Christi,<br />

dessen Auferstehung morgen<br />

gefeiert wird. Wie können es<br />

gerade die christlichen Politiker<br />

und Militärs überhaupt verantworten,<br />

zur Zeit des wichtigsten<br />

Festes der Christenheit mit dem<br />

Feuer des Kriegs zu spielen?<br />

Amerika fliegen würden. Der Begriff "Dead<br />

Hand" sollte der NATO ein Begriff sein. Der US-<br />

Raketenschild kann dank modernster Technik<br />

umgangen werden.<br />

Der Westen wird den finanziellen Kollaps erdulden<br />

müssen und untergehen wie einst das<br />

römische Reich. Somit bestünde die Chance,<br />

sich später wieder aufzubauen. Doch durch<br />

einen Krieg mit Russland wäre für den Westen<br />

und den Rest der Welt nichts gewonnen.<br />

Ich finde, man sollte etwas weniger Panik<br />

verbreiten und sich die heutigen Umstände mal<br />

anschauen. Ja, die heutige Krise ähnelt stark<br />

der vor dem ersten Weltkrieg, aber damals gab<br />

es auch keine Atomwaffen zur gegenseitigen<br />

Abschreckung.“<br />

27


NATO in Osteuropa – Wunder des<br />

schnellen Wachstums<br />

Als ob das ukrainische<br />

Militär keine anderen<br />

Sorgen hätte, etwa den<br />

Zerfall von Disziplin und<br />

Kampfmoral, führen in diesen<br />

Tagen Panzerjägereinheiten<br />

zusammen<br />

mit anderen<br />

Waffengattungen<br />

Manöver auf einem<br />

nicht näher genannten<br />

Truppenübungsplatz<br />

durch. „Bei dem<br />

Geländetraining von<br />

Militärs wird der taktischen<br />

Ausbildung<br />

große Aufmerksamkeit gewidmet:<br />

dem Stören des Zusammenwirkens<br />

der Panzer<br />

des Gegners mit Hilfe von<br />

Feuermitteln, der Trennung<br />

der Infanterie von gepanzerten<br />

Gefechtsfahrzeugen und<br />

der Panzer selbst voneinander“,<br />

heißt es in der Mitteilung<br />

des Militäramtes.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die hier gewonnen Fähigkeiten<br />

könnten bald im Rahmen eines<br />

der acht Manöver angewendet<br />

werden, die die NATO in<br />

diesem Jahr in der Ukraine abhalten<br />

will. Während westliche<br />

Politiker tagtäglich Russland<br />

auffordern, Truppen auf dem eigenen<br />

Grund und Boden so zu<br />

verlegen, wie es die NATO<br />

wünscht, tritt diese in der<br />

Ukraine auf, als gehörte das<br />

Land bereits zum westlichen<br />

Kriegsbündnis. Das scheint im<br />

Interesse sowohl der NATO als<br />

auch der Kiewer Regierung zu<br />

liegen. Denn kaum war diese installiert,<br />

reiste der Putsch-Premier<br />

Jazenjuk in die USA, wo er<br />

mit dem Pentagon und der<br />

NATO Gespräche über eine militärische<br />

Zusammenarbeit einfädelte.<br />

„Wir führen jetzt bi- und<br />

multilaterale Konsultationen<br />

über die Gewährung technischer<br />

Hilfe, darunter auf der<br />

Ebene der Verteidigungsministerien“,<br />

sagte er unmittelbar<br />

nach seiner Rückkehr aus Washington.<br />

28<br />

An allen acht Militärübungen<br />

des laufenden Jahres in der<br />

Ukraine werden NATO-Länder<br />

teilnehmen, so Jewgeni Perebijnis,<br />

Sprecher des ukrainischen<br />

Außenministeriums. Es handelt<br />

sich dabei um die Übungen Rapid<br />

Trident 20<strong>14</strong> und Sea Breeze<br />

20<strong>14</strong>, die Fliegerübung Sicherer<br />

Himmel 20<strong>14</strong>, eine Übung der<br />

Militärpolizei (Ukraine und Polen)<br />

und andere mehr. Die NATO<br />

hat sich bereiterklärt, mobile<br />

Trainingsgruppen in der Ukraine<br />

zu stationieren. In nächster Zeit<br />

werden NATO-Experten die<br />

Ukraine besuchen, um Kiews<br />

Antrag auf die Bereitstellung<br />

technischer Mittel zu<br />

prüfen, das bestätigte<br />

auch der scheidende<br />

Allianzchef Anders<br />

Fogh Rasmussen in<br />

Brüssel nach einer<br />

Sitzung des NATO-Rates<br />

auf der Außenministerebene<br />

mit.<br />

„Wir sprechen von<br />

einer Unterstützung<br />

bei der Transformation der<br />

ukrainischen Streitkräfte zu einer<br />

modernen und effektiven<br />

Armee, die angesichts militärischer<br />

Bedrohungen zu einem<br />

wirksamen Schutz bereit wäre“,<br />

sagte Rasmussen. „Wir werden<br />

zur Festigung der Kampfbereitschaft<br />

der ukrainischen Streitkräfte<br />

beitragen. Möglich wäre<br />

auch die Entsendung mobiler<br />

Trainingsgruppen.“.<br />

Bereits im Jahr 2008 hat die<br />

NATO der Ukraine eine Mitgliedschaft<br />

in Aussicht gestellt.<br />

Tatsächlich gebärdet sich das<br />

Bündnis bereits so, als hätte es<br />

das Land schon kassiert. Noch<br />

am 6. März hatte Jazenjuk eine<br />

NATO-Mitgliedschaft der Ukraine<br />

ausgeschlossen, drei Wochen<br />

später sprach sich Präsident<br />

Turtschinow dafür aus.


Tote in Slawjansk – Der Rechte<br />

Sektor macht wieder Ernst<br />

Ostern war in der orthodoxen<br />

Welt dieses<br />

Jahr am selben Tag wie<br />

im Westen. Das hat aber<br />

nicht verhindern können,<br />

dass der extremistische<br />

Rechte Sektor, ein verlängerter<br />

Arm der Putsch-Regierung<br />

in Kiew, im ostukrainischen<br />

Slawjansk eine blutige<br />

Schießerei begonnen hat.<br />

Der Chef der dortigen Volkswehr,<br />

Wjatscheslaw Ponomarjow,<br />

hat die russische<br />

Regierung darum gebeten,<br />

Friedenstruppen zu entsenden,<br />

die die Einwohner der<br />

Stadt „vor der Nationalgarde<br />

und dem Rechten Sektor<br />

schützen“ können. Und er<br />

setzte hinzu: „Man redet gar<br />

nicht mit uns, man schießt<br />

einfach.“<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die offiziellen russischen<br />

Organe haben sich über den<br />

Vorfall empört gezeigt. Er zeuge<br />

von der Weigerung der Behörden<br />

in Kiew, „Nationalisten<br />

und Extremisten zu zügeln und<br />

zu entwaffnen“, so eine Stellungnahme<br />

des Außenministeriums.<br />

„Verwunderlich ist, dass<br />

diese Tragödie bereits kurz<br />

nach der Unterzeichnung der<br />

Erklärung zu den Ergebnissen<br />

des Vierertreffens in Genf geschehen<br />

ist“, heißt es weiter,<br />

„Diese Erklärung enthielt den<br />

Aufruf, von beliebigen Gewaltaktionen,<br />

Einschüchterung<br />

und Provokationen Abstand zu<br />

nehmen.“ Moskau bestehe<br />

darauf, dass „die ukrainische<br />

Seite die übernommenen Verpflichtungen<br />

zur Deeskalation<br />

der Situation im Südosten der<br />

Ukraine strikt einhält“. so das<br />

russische Außenamt.<br />

In der Nacht zum Sonntag<br />

hatten Unbekannte den Kontrollposten<br />

vor der Einfahrt in<br />

Slawjansk im Dorf Bylbassowka<br />

beschossen. Ponomarjow<br />

informierte die Medien, dass<br />

bei der Schießerei ein Mitglied<br />

der Volkswehr getötet und<br />

zwei weitere verletzt wurden.<br />

Mit dem Gegenfeuer seien bis<br />

zu sieben Angreifer getötet<br />

worden. Er erklärte, die Stadt<br />

lebe im Zustand einer Belagerung<br />

durch den Rechten Sektor.<br />

Nur Russland könnte die<br />

Stadt schützen, deshalb habe<br />

er sich an Präsident Putin mit<br />

der Bitte gewandt, Friedenstruppen<br />

in die ostukrainischen<br />

Gebiete Donezk und Lugansk<br />

zu entsenden.<br />

Das ukrainische Innenministerium<br />

hat derweil bestätigt,<br />

dass es zu diesem Schusswechsel<br />

an einem Kontrollposten<br />

gekommen sei. „Zwischen<br />

zwei Gruppen von Bürgern<br />

29<br />

kam es in der Stadt Slawjansk,<br />

Gebiet Donezk, zu einem bewaffneten<br />

Zusammenstoß an<br />

einem Kontrollposten. Dabei<br />

kam eine Person ums Leben,<br />

drei weitere erhielten Schusswunden<br />

und wurden ins Krankenhaus<br />

eingeliefert“, so die<br />

zurückhaltende Schilderung<br />

des Ministeriums, in der vom<br />

„Rechten Sektor“ keine Rede<br />

war.<br />

Schon drei Tage zuvor war<br />

gemeldet worden, dass zwei<br />

bis drei Fahrzeuge mit Provokateuren<br />

in Slawjansk beobachtet<br />

worden seien. Sie fuhren<br />

in der Nacht zum Gründonnerstag<br />

in der Stadt herum<br />

und gaben Schüsse auf<br />

Kontrollposten der Bürgerwehr<br />

ab, hieß es. Da war noch<br />

niemand verletzt worden. „Ihr<br />

Ziel besteht darin, in der Stadt<br />

Panik zu stiften und womöglich<br />

eventuell Zusammenstöße<br />

zwischen diversen Gruppen<br />

der Selbstverteidigung zu provozieren“,<br />

sagte ein Mitstreiter<br />

von Ponomarjow zu diesem<br />

Vorfall. Es seien eben diese<br />

Provokateure gewesen, die am<br />

Samstag zuvor einen Wagen<br />

mit Angehörigen der Volkswehr<br />

beschossen und dabei<br />

einen Menschen getötet und<br />

zwei weitere verletzt haben.


Seekriegs-Manöver – Delphine in<br />

Diensten der NATO<br />

Die Seekriegs-Übungen<br />

der NATO im<br />

Schwarzen Meer beziehen<br />

alle möglichen maritimen<br />

Waffengattungen ein, sogar<br />

dressierte Delphine und Seelöwen.<br />

Das hat die russische<br />

Zeitung „Iswetija“ mitgeteilt<br />

und sich dabei auf den Marine-Sprecher<br />

und Chef des<br />

Meeressäuger-Programms<br />

der US-Marine, Tom Lapuzza,<br />

berufen. „Die Übungen unter<br />

Einsatz von 20 Delfinen und<br />

zehn Seelöwen sollen ein bis<br />

zwei Wochen dauern (Kriegsschiffe<br />

von Staaten, die nicht<br />

zu den Schwarzmeer-Anrainern<br />

gehören, dürfen sich<br />

nicht länger als 21 Tage im<br />

Schwarzen Meer aufhalten)“,<br />

so die Zeitung.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Konkret geht es bei dem Einsatz<br />

der gelehrigen Tiere darum,<br />

ein neu entwickeltes Radarsystem<br />

zu testen, das, so Lapuzza,<br />

„die Irreführung gegnerischer<br />

Echoortungsgeräte bestimmt<br />

ist. Ferner werden die<br />

Seelöwen und Delphine zum<br />

Aufspüren von Minen und von<br />

Militärtauchern eingesetzt.“<br />

Dies geschieht zum Schutz von<br />

Kriegsschiffen und Häfen vor<br />

Minen. „Außerdem ist geplant,<br />

einen ‚Harnisch‘ für Delfine zu<br />

erproben, der in einem Forschungszentrum<br />

der Universität<br />

Hawaii entwickelt wurde“, ließ<br />

die US-Marine wissen.<br />

Es ist zum ersten Mal, dass<br />

die NATO Militärübungen mit<br />

Wassersäugern macht. In der<br />

US-Kriegsmarine sind derzeit<br />

mehr als 100 Große Tümmler,<br />

kalifornische Seelöwen und<br />

Weißwale im Dienst. Die Tiere<br />

sollen auf dem Luftweg in die<br />

Ukraine gebracht werden.<br />

Auch die Ukraine hat ein<br />

Sonderprogramm der früheren<br />

Sowjetunion reaktiviert, bei<br />

dem Kampfdelphine ausgebildet<br />

und bei der Kriegsmarine<br />

eingesetzt werden sollen. In Sewastopol<br />

lief das Delphin-Programm<br />

seit 1973. Dabei ging es<br />

allerdings nicht nur darum, Radar-Frequenzen<br />

zu stören, sondern<br />

um regelrechte Kampfeinsätze,<br />

bei denen die Tiere zu<br />

Tode kamen. Man befestigte damals<br />

Sprengsätze an ihren Köpfen<br />

und schickte sie gegen<br />

feindliche Kampfschwimmer<br />

oder Schiffe. Nach dem Zerfall<br />

der Sowjetunion übernahm die<br />

Ukraine dieses Programm.<br />

„Derzeit werden im staatlichen<br />

Ozeanarium der Ukraine in<br />

Sewastopol zehn Delfine –<br />

große Tümmler – für die Ausführung<br />

von Spezialaufgaben<br />

der ukrainischen Kriegsflotte<br />

vorbereitet. In den Gewässern<br />

um Sewastopol führen ukrainische<br />

Militärs regelmäßig mit<br />

den Tieren Training zur Suche<br />

nach Gegenständen am Meeresgrund<br />

durch“, so ein Offizieller.<br />

Das geht allerdings nicht<br />

ganz problemlos. Kürzlich hat<br />

die ukrainische Kriegsflotte drei<br />

Kampfdelphine verloren: Die<br />

Tiere sollen bei einer Seeübung<br />

desertiert sein. Ein Veteran der<br />

Sowjetmarine mutmaßt, dass<br />

die Delphine – von Frühlingsgefühlen<br />

ergriffen – einem Weibchen<br />

ins offene Meer gefolgt<br />

sind.<br />

30


Dass es um die Finanzen<br />

der nordrhein-westfälischen<br />

Kommunen<br />

schon längere Zeit nicht<br />

gut bestellt ist, dürfte inzwischen<br />

weitläufig bekannt<br />

sein. Doch die Beteiligung<br />

am Energiekonzern RWE<br />

kommt den Kommunen<br />

Dank der neuen Bewertungsrichtlinien<br />

teuer zu stehen.<br />

Nicht zu vergessen: Die<br />

Haushaltslöcher in Folge der<br />

sinkenden Dividenden, die<br />

bislang immer eingeplant<br />

wurden.<br />

Von Marco Maier<br />

Bis zum Jahr 2013 hatten<br />

die NRW-Kommunen schon<br />

rund 60 Milliarden Euro an<br />

Schulden angehäuft. Nun<br />

droht angesichts des dramatischen<br />

Kursverlustes der RWE-<br />

Aktien das totale finanzielle<br />

Desaster. Immerhin gehören<br />

25 Prozent des Energiekonzerns<br />

diversen nordrhein-westfälischen<br />

Kommunen.<br />

Diese verlieren dadurch<br />

einen Teil ihres Eigenkapitals,<br />

denn die Abschreibungen<br />

dürften sich auf insgesamt<br />

etwa 2 Milliarden Euro belaufen.<br />

Deutlich wird dies am Beispiel<br />

Essen. Die Stadt ist mit<br />

NRW, RWE und der<br />

Kollaps der Kommunen<br />

rund 20 Millionen Aktien einer<br />

der größten kommunalen Aktionäre<br />

von RWE. Durch die<br />

Korrektur in den Büchern als<br />

Folge des jahrelangen Kursverfalls<br />

schlagen sich satte 700<br />

Millionen in der Bilanz nieder.<br />

Damit ist das noch vorhandene<br />

Eigenkapital der mit etwa<br />

3,3 Milliarden Euro in den<br />

Miesen hochverschuldeten<br />

Stadt so gut wie weg.<br />

Zwar sind die kommunalen<br />

Haushalte erst einmal nicht direkt<br />

davon betroffen, da es<br />

sich bei diesem Vorgang "nur"<br />

um Buchwerte handelt, und<br />

die laufenden Ausgaben und<br />

Einnahmen nicht direkt davon<br />

betroffen sind. Grund zum<br />

Aufatmen ist dieser Umstand<br />

jedoch noch lange nicht. Denn<br />

die Aktien gelten als Sicherheiten<br />

für die kommunalen Kredite<br />

– durch den gesunkenen<br />

Buchwert sinkt nun ebenso die<br />

Bonität der Kommunen. Damit<br />

werden neue Kredite – die angesichts<br />

der desolaten Finanzlage<br />

vieler Kommunen nötig<br />

sind – noch teurer, was die<br />

Ausgabensituation mittelfristig<br />

nicht gerade verbessert.<br />

Die Idee der Beteiligung am<br />

Energieversorger RWE an sich<br />

war keine schlechte Sache. Immerhin<br />

spülten die Dividendenzahlungen<br />

auch etwas<br />

Geld in die Kassen. Allerdings<br />

31<br />

hätten die Kommunen als<br />

größte Gruppe der Aktionäre<br />

ein wachsameres Auge auf die<br />

Entwicklungen werfen müssen.<br />

Diese Nachlässigkeit und<br />

die unterlassene regelmäßige<br />

Neubewertung der Aktienpakete<br />

rächen sich nun mehrfach.<br />

Doch ob sich die verantwortlichen<br />

Politiker nun darauf<br />

besinnen, ihren Einfluss<br />

geltend zu machen und die<br />

Umstrukturierung des Konzerns<br />

voranzutreiben, muss<br />

sich noch zeigen.<br />

Sorgen macht dem Kraftwerkbetreiber<br />

auch die Energiewende:<br />

Durch das steigende<br />

Angebot an Elektrizität sinken<br />

die Preise an den Strombörsen,<br />

so dass die Gewinnmargen<br />

zusammenbrechen.<br />

Im Gegenzug versuchen die<br />

Menschen aufgrund der immer<br />

weiter steigenden Energiekosten<br />

in Folge der horrenden<br />

Ökostromumlage den<br />

Stromverbrauch zu reduzieren,<br />

während immer noch viele<br />

energieintensive Unternehmen<br />

davon ausgenommen<br />

wurden. Doch das Geschäft<br />

mit den Privatkunden bringt<br />

höhere Renditen pro gelieferter<br />

Kilowattstunde Strom.


Europawahl 20<strong>14</strong>: Dafür stehen<br />

Deutschlands Parteien<br />

Nur noch wenige Wochen<br />

trennen uns<br />

von den Wahlen zum Europäischen<br />

Parlament. Wir haben<br />

uns einmal umgesehen,<br />

welche europapolitische<br />

Richtung jene Parteien einschlagen<br />

wollen, die auch<br />

eine Chance auf den Einzug<br />

haben.<br />

Von Marco Maier<br />

CDU<br />

Für die CDU gilt das Motto "Gemeinsam erfolgreich<br />

in Europa". Damit hat Angela Merkels<br />

Standard-Worthülse "Wir müssen eine gemeinsame<br />

Lösung finden" sozusagen einen Platz im<br />

Europaprogramm der Union gefunden. Einerseits<br />

fordert die CDU ein "starkes Deutschland<br />

in Europa", andererseits beruft sie sich gleichzeitig<br />

auf die europäische Einigung. Wie jedoch<br />

das Bekenntnis zu den "christlich-abendländischen<br />

Werten" mit der Akzeptanz der Scharia<br />

als Bestandteil der Rechtsprechung zusammenpasst,<br />

wird nicht erklärt. Ebensowenig glaubwürdig<br />

erscheint folgender Satz: "Wenn wir unsere<br />

Werte, unsere Art zu leben, unseren Wohlstand<br />

und unsere sozialen Errungenschaften<br />

bewahren wollen, brauchen wir ein starkes und<br />

handlungsfähiges Europa." Immerhin war insbesondere<br />

die CDU die treibende Kraft hinter<br />

dem massiven Sozialabbau in den europäischen<br />

Krisenstaaten. Vom Hartz 4 in Deutschland ganz<br />

zu schweigen.<br />

Europapolitik ist inzwischen<br />

längst schon auch Innenpolitik<br />

geworden. Durch die Aneignung<br />

von Befugnissen des EU-Machtapparats<br />

wirken Verordnungen<br />

und Gesetze bis in die kommunale<br />

Ebene hinein. Deshalb ist<br />

es umso wichtiger zu wissen,<br />

welche Ziele die einzelnen Parteien<br />

verwirklichen wollen –<br />

auch wenn die Einflussmöglichkeiten<br />

eingeschränkt sind.<br />

Sehr interessant ist hierbei folgende Aussge<br />

im Wahlprogramm: "Deshalb will die CDU eine<br />

starke Europäische Union. Gemeinsam wollen<br />

wir Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Soziale<br />

Marktwirtschaft international durchsetzen."<br />

Dies klingt nach einer expansiven Außenpolitik,<br />

in der eine konservativ geführte EU ihre<br />

Vorstellungen mit entsprechenden Mitteln "exportieren"<br />

möchte. Schön wäre es jedoch,<br />

wenn dieser Punkt auch tatsächlich in die Tat<br />

umgesetzt würde: "Europa darf sich nicht verzetteln,<br />

sondern muss sich auf die Aufgaben<br />

konzentrieren, die nur gesamteuropäisch bewältigt<br />

werden können. Die CDU steht für die<br />

Wahrung des Subsidiaritätsgrundsatzes in Europa."<br />

Die CDU hat es allerdings trotz der realtiven<br />

Stärke in all den Jahren nicht geschafft, dieses<br />

Prinzip auch nur annähernd umzusetzen.<br />

Warum sollte dies in den nächsten fünf Jahren<br />

der Fall sein?<br />

32


SPD<br />

Das Motto der SPD für die Europawahl 20<strong>14</strong><br />

lautet "Europa eine neue Richtung geben". Dabei<br />

möchten die Sozialdemokraten für ein Europa<br />

jener Menschen stark machen, "…die sich<br />

mit Empörung gegen die Dominanz der Finanzmärkte<br />

aussprechen…". Dass diese Worte von<br />

jener Partei stammen, die unter der Regierung<br />

Schröder die Liberalisierung der Finanzmärkte<br />

vorangetrieben hat, und auch in den letzten<br />

Jahren kaum Ansätze für eine sorgfältige Politik<br />

in Sachen Bankenregulierung und Kontrolle der<br />

Finanzmärkte zeigte, ist eigentlich ein starkes<br />

Stück.<br />

Bündnis90/<br />

Die Grünen<br />

Das grüne Wahlkampfmotto<br />

für Europa lautet:<br />

"Mitentscheiden, erneuern,<br />

zusammenhalten".<br />

Die Kernforderung der<br />

Grünen in ihrem Europawahlprogramm<br />

20<strong>14</strong> lautet<br />

hierbei: "Ein Europa,<br />

in dem BürgerInnen selbst<br />

über ihre Zukunft entscheiden<br />

können und<br />

Lobbyinteressen zurückgedrängt<br />

werden. Ein Europa,<br />

das seine Wirtschaft<br />

und Energieversorgung<br />

auf eine umweltfreundliche<br />

und nachhaltige Basis<br />

stellt. Ein Europa, das gemeinsam,<br />

fair und solidarisch<br />

vor allem das Gemeinwohl<br />

im Auge hat."<br />

An und für sich sind diese<br />

Punkte mehr oder weniger<br />

durchaus positiv. Allerdings<br />

dürfen die Grünen<br />

in Sachen Lobbyismus<br />

den Mund auch nicht<br />

zu weit aufmachen. Nicht<br />

wenige ihrer Ex-Abgeordneten<br />

agieren heute als<br />

Konzernvertreter. Wenn<br />

das große Geld lockt, haben<br />

hehre Ansprüche keine<br />

große Bedeutung<br />

mehr.<br />

Die Forderung nach einer<br />

"europäischen Energiewende"<br />

klingt angesichts<br />

des politischen Versagens<br />

in Deutschland bei<br />

der Umsetzung derselben<br />

beinahe schon nach einer<br />

Drohung. In der Bundesrepublik<br />

tragen vorwiegend<br />

die Bürger die Kosten<br />

der "Energiewende",<br />

während die Konzerne<br />

von Steuerbefreiungen<br />

profitieren. Dabei ist der<br />

schrittweise Umstieg auf<br />

eine nachhaltige und umweltfreundliche<br />

Energiewirtschaft<br />

durchaus sinnvoll.<br />

Ähnlich kritisch muss auch folgende Forderung<br />

der SPD betrachtet werden: "Wir müssen<br />

dafür sorgen, dass europäische Politik so gemacht<br />

wird, dass sie einen konkreten Mehrwert<br />

für die Bürgerinnen und Bürger hat. Also: beim<br />

Schutz ihrer sozialen Rechte, nicht bei deren Abbau.<br />

Beim Schutz ihrer Spareinlagen, nicht für<br />

den Schutz von Banken." War es nicht jene SPD,<br />

die mit der "Agenda 2010" den Sozialabbau<br />

überhaupt erst in die Wege geleitet hat? Ist es<br />

nicht so, dass die Sozialdemokraten für die Bankenunion<br />

und die Eurobonds eintreten, die<br />

schlussendlich genau das Gegenteil von dem<br />

bewirken, was im Wahlprogramm so ernsthaft<br />

gefordert wird? Schlussendlich wird der Brüsseler<br />

Lobbyistenapparat ohnehin wieder den Sieg<br />

davon tragen.<br />

33<br />

Die Linke<br />

Mit dem Motto "Europa geht anders:<br />

sozial, friedlich, demokratisch" zieht die<br />

Linkspartei in den Wahlkampf. In ihrem<br />

Wahlprogramm spricht sich die Linkspartei<br />

dafür aus, dass die Mindestlöhne in<br />

Europa mindestens 60 Prozent der<br />

Durchschnittlöhne im jeweiligen Land<br />

betragen sollen. Dass damit allerdings<br />

eine Lohnerhöhungsspirale in Gang getreten<br />

wird, scheint den Delegierten entgangen<br />

zu sein. Ebenso streitet sie für<br />

eine sanktionsfreie Mindestsicherung<br />

und eine gesetzliche Mindestrente von<br />

60 Prozent des Durschnittseinkommens<br />

vor Ort. Gefordert wird ebenfalls eine<br />

einmalige Millionärsabgabe zur Bekämpfung<br />

der europäischen Schuldenkrise.<br />

Weiters spricht sich die Linkspartei<br />

klar gegen das Freihandelsabkommen<br />

TTIP mit den USA aus und fordert ein<br />

Ende der umfangreichen Privatisierungspolitik<br />

in Europa. Ebenso im Fokus: die<br />

Flüchtlingspolitik. So fordert die Linke<br />

das Ende der Abschottungspolitik und<br />

die Aufnahme sämtlicher Flüchtlinge in<br />

Europa.


FDP<br />

Die deutschen Liberalen brauchen offenbar<br />

kein Motto für ihr Wahlprogramm. Das<br />

Ziel der Freidemokraten: "Weniger Bürokratie,<br />

mehr Bürgernähe und mehr Transparenz".<br />

Etwas Verklärung für die Entwicklungen<br />

der letzten Jahrzehnte darf natürlich<br />

nicht fehlen: "Nach dem Fall des Eisernen<br />

Vorhangs ist Europa ein Kontinent der Demokratie<br />

und der Freiheit geworden." Angesichts<br />

der Brüsseler Regulierungswut und<br />

dem Versuch immer mehr Macht in den<br />

Händen der Eurokraten zu konzentrieren,<br />

kann man diese Aussage nur bedingt nachvollziehen.<br />

AfD<br />

Das Europawahlprogramm<br />

der AfD steht unter dem<br />

Motto "Mut zu Deutschland.<br />

Für ein Europa der Vielfalt".<br />

Im Gegensatz zur FDP lehnt<br />

die AfD einen europäischen<br />

Bundesstaat ab. Wie die CDU<br />

steht sie für das "christliche<br />

Abendland" ein. Weiters<br />

heißt es darin: "Um Europa<br />

wieder eine gedeihliche Zukunft<br />

zu geben, tritt die AfD<br />

für eine Europäische Union<br />

ein, die auf Subsidiarität statt<br />

auf Zentralismus und auf<br />

Wettbewerb statt Gleichmacherei<br />

und Harmonisierung<br />

setzt. Die AfD bestehtauf der<br />

Eigenverantwortung der Mitgliedsstaaten<br />

für ihre jeweilige<br />

Wirtschafts- und Fiskalpolitik."<br />

Selbstverständlich<br />

schließt dies die Ablehnung<br />

von Eurobonds, ESM, EZB<br />

und Bankenunion mit ein.<br />

War zwischenzeitlich nicht<br />

mehr von einer Auflösung<br />

der Währungsunion die<br />

Sehr positiv klingt auch diese Forderung:<br />

"Wir wollen ein Europa der Bürgerrechte,<br />

das Toleranz, Privatsphäre – ob digital oder<br />

analog – und persönliche Verantwortung respektiert<br />

und schützt." Zumindest im Kampf<br />

gegen die Vorratsdatenspeicherung war die<br />

FDP durchaus glaubwürdig. Der Ruf nach<br />

"mehr Marktwirtschaft" hingegen geht mit<br />

der Sorge um weitere Liberalisierungen der<br />

Finanzmärkte einher. In Sachen Zukunft der<br />

EU findet sich dafür eine klare Aussage:<br />

"Wir sind davon überzeugt, dass Europa<br />

langfristig auf der Grundlage einer gemeinsamen<br />

Verfassung ein föderaler Bundesstaat<br />

werden sollte."<br />

Kleinparteien<br />

Rede, so tritt diese Forderung<br />

im Wahlprogramm wieder<br />

auf. So heißt es darin:<br />

"Die AfD fordert eine Auflösung,<br />

zumindest aber eine<br />

vollständige währungspolitische<br />

Neuordnung des Euro-<br />

Währungsgebietes." Weiters<br />

fordert die Alternative für<br />

Deutschland eine Zerschlagung<br />

der Großbanken nach<br />

schwedischem Vorbild und<br />

eine Mindest-Eigenkapitalquote<br />

von 25 Prozent für die<br />

"Schattenbanken".<br />

In unserer nächsten Ausgabe werden wir Ihnen die 18 Kleinparteien vorstellen, welche ebenfalls<br />

zur Europawahl zugelassen wurden. Wir hoffen, Ihnen im Falle der Unentschlossenheit ein<br />

wenig bei der Auswahl helfen zu können.<br />

Gerade durch den Fall der Prozenthürde besteht nun auch für die Kleinparteien die Möglichkeit,<br />

einen der 96 Sitze für Deutschland im Europäischen Parlament zu ergattern. Somit gehen<br />

deutlich weniger Stimmen verloren, als es bislang der Fall war. Wer den „Etablierten Parteien“<br />

einen Denkzettel verpassen möchte, kann dies nun eher erreichen.<br />

34


FPÖ will christliche Flüchtlinge<br />

aus Syrien bevorzugen<br />

Ginge es nach der<br />

FPÖ, würden<br />

christliche Flüchtlinge aus<br />

Syrien deutlich bevorzugt<br />

behandelt. Grund für die<br />

Debatte ist die Zusicherung<br />

der Bundesregierung,<br />

1.000 weitere Flüchtlinge<br />

aus Syrien in Österreich<br />

aufzunehmen.<br />

Von Marco Maier<br />

Gegenüber der österreichischen<br />

Tageszeitung "Kurier"<br />

kündigte die Innenministerin<br />

ein stärkeres Engagement zum<br />

Schutz verfolgter Menschen in<br />

Syrien an: "Österreich wird –<br />

unabhängig von den laufenden<br />

Aufnahmen syrischer Asylwerber<br />

und zusätzlich zu den<br />

bereits zugesagten 500 Flüchtlingen<br />

– weitere 1.000 Flüchtlinge<br />

aus dem Krisengebiet<br />

aufnehmen." Bevorzugen wolle<br />

die die Bundesregierung ihren<br />

Aussagen nach vor allem<br />

Frauen, Kinder und eben<br />

Christen. Doch bislang ist das<br />

volle Kontingent noch nicht<br />

ausgeschöpft worden, was<br />

laut Innenministerin am UN-<br />

-Flüchtlingswerk UNHCR liegt.<br />

Dass von den bislang etwa<br />

250 aufgenommenen Flüchtlingen<br />

nur rund 100 Christen<br />

seien, stößt den frenetischen<br />

Verteidigern des "christlichen<br />

Abendlandes" offenbar sauer<br />

auf. Der freiheitliche Spitzenkandidaten<br />

für die Europawahl,<br />

Harald Vilimsky, begründet<br />

die Forderung nach einer<br />

Bevorzugung christlicher<br />

Flüchtlinge so: "Die Christen<br />

sind die größte bedrohte<br />

Gruppe in Syrien und bedürfen<br />

daher unseres Schutzes auf<br />

Zeit, bis der Bürgerkrieg in Syrien<br />

beendet ist." Er ergänzte<br />

weiter: "Der Rest sind Muslime,<br />

von denen manche – mit<br />

dem Schutz des österreichischen<br />

Asyls ausgestattet – zurück<br />

nach Syrien gehen und<br />

dort erneut im Bürgerkrieg<br />

kämpfen."<br />

Zwar versprach Innenministerin<br />

Mikl-Leitern (ÖVP) von<br />

einer "besonderen Rücksicht<br />

auf verfolgte Christen", wovon<br />

laut Vilimsky bisher jedoch<br />

nicht viel zu spüren sei. Die<br />

grüne Menschenrechtssprecherin<br />

Alev Korun begrüßte<br />

35<br />

zwar den Schritt der Bundesregierung,<br />

erachtet die bloße<br />

Aufstockung der Zahl aufzunehmender<br />

Flüchtlinge jedoch<br />

als nicht ausreichend. Ihrer<br />

Ansicht nach müssten die EU-<br />

Innenminister deutlich mehr<br />

unternehmen, um das Flüchtlingssterben<br />

im Mittelmeer zu<br />

beenden.<br />

Wichtiger als die Flüchtlinge<br />

überall zu verteilen wäre es jedoch,<br />

an einer Beendigung des<br />

syrischen Bürgerkriegs zu arbeiten,<br />

damit kein Mensch unfreiwillig<br />

seine Heimat verlassen<br />

muss. Insbesondere auf diplomatischem<br />

Weg, aber auch<br />

in Form humanitärer Hilfe<br />

könnte viel mehr erreicht werden,<br />

um das sinnlose Leiden<br />

von Millionen Menschen deutlich<br />

zu reduzieren.


Oettinger: PKW-Maut für die<br />

ganze EU<br />

Geht es nach EU-Kommissar<br />

Günther Oettinger,<br />

würden nicht nur<br />

noch mehr Atomkraftwerke<br />

gebaut und der Kontinent<br />

von Fracking-Unternehmen<br />

nach Öl- und Gasvorkommen<br />

untersucht, sondern grundsätzlich<br />

alle Autofahrer per<br />

europaweiter PKW-Maut zur<br />

Kasse gebeten werden.<br />

Von Marco Maier<br />

Dem langen Arm Brüssels<br />

soll offenbar niemand entgehen.<br />

Der Eurokraten-Moloch<br />

reißt immer mehr Zuständigkeiten<br />

an sich, in dem mittels<br />

europaweit gültiger Gesetze,<br />

Verordnungen und Richtlinien<br />

die Gesetzgebungskompetenz<br />

von Mitgliedsstaaten<br />

und deren Gebietskörperschaften<br />

(Bundesländer, Departements,<br />

Provinzen, Kommunen…)<br />

ohne deren Einverständnis<br />

beeinflussen. Den<br />

neuesten Coup landete EU-<br />

Kommissar Günther Oettinger<br />

(CDU), der sich für eine<br />

"europäische PKW-Maut"<br />

aussprach.<br />

Ob einzelne EU-Staaten<br />

eine Benutzungsgebühr für<br />

ihre Straßen verlangen, ist<br />

bislang eine Sache der Staaten<br />

selbst. Oettinger jedoch<br />

sagte im Interview mit der<br />

Welt am Sonntag: "Wir haben<br />

längst keine Grenzkontrollen<br />

mehr. 28 verschiedene<br />

Mautsysteme wären da<br />

grotesk," und könne sich deshalb<br />

eine "einheitliche Straßennutzungsgebühr<br />

für den<br />

europäischen Binnenmarkt<br />

vorstellen."<br />

In Deutschland ist auf<br />

Drängen der CSU eine Straßenmaut<br />

für Ausländer vorgesehen,<br />

damit diese auch<br />

zur Instandhaltung des Straßennetzes<br />

beitragen. Den<br />

deutschen Fahrzeughaltern<br />

soll dafür eine Senkung der<br />

Kfz-Steuer winken. Dabei<br />

muss man sich jetzt schon<br />

fragen, wohin die vielen Milliarden<br />

Euro an Steuern und<br />

Abgaben der Autofahrer hinfließen.<br />

Insbesondere dann,<br />

wenn man sich die vielen<br />

36<br />

Schlaglochpisten in der Bundesrepublik<br />

ansieht.<br />

Für die Autofahrer könnte<br />

es demnach bald schon deutlich<br />

teurer werden. Wie nämlich<br />

Oettingers Europafraktionskollege<br />

Juncker schon einmal<br />

sagte: "Wir beschließen<br />

etwas, stellen das dann in<br />

den Raum und warten einige<br />

Zeit ab, was passiert. Wenn<br />

es dann kein großes Geschrei<br />

gibt und keine Aufstände,<br />

weil die meisten gar nicht begreifen,<br />

was da beschlossen<br />

wurde, dann machen wir<br />

weiter – Schritt für Schritt,<br />

bis es kein Zurück mehr gibt."<br />

Das Interview mit Oettinger<br />

in der "Welt am Sonntag"<br />

können sie hier lesen – inklusive<br />

der Behauptung, dass<br />

Atomkraft klimafreundlicher<br />

sei als Kohle oder Gas.


Das Kosovo – Schurkenstaat von<br />

der NATO Gnaden<br />

Als die NATO das Kosovo<br />

aus dem Serbischen<br />

Staatsverband herausgebombt<br />

hatte, zweifellos<br />

gegen alles Völkerrecht, wie<br />

Deutschlands damaliger<br />

Kanzler Schröder später unumwunden<br />

zugab, wiesen<br />

sie dem neuen Gebilde drei<br />

wichtige Aufgaben zu. Deshalb<br />

lag ihnen auch daran,<br />

sich vom Internationalen Gerichtshof<br />

(IGH) die Rechtmäßigkeit<br />

des kosovarischen<br />

Staates bescheinigen zu lassen.<br />

Nur wollen sie natürlich<br />

nicht, daß man heute an die<br />

Loslösung der Krim von der<br />

Ukraine dieselben rechtlichen<br />

Maßstäbe anlegt. Dabei<br />

handele es sich um etwas<br />

ganz anderes, heißt es,<br />

und das stimmt sogar.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Ohne die Dauerpräsenz der<br />

westlichen Streitkräfte im Kosovo,<br />

hauptsächlich der Bundeswehr,<br />

gäbe es diese Region, die<br />

keine zwei Millionen Einwohner<br />

hat, verglichen mit, sagen wir,<br />

Bayern und seinen 13 Millionen,<br />

als Staat längst nicht mehr.<br />

Doch sie hat für die EU und vor<br />

allem die USA eine wichtige<br />

strategische Bedeutung, sodass<br />

die westlichen Truppen dort<br />

stationiert bleiben, unter fortdauerndem<br />

Bruch des Völkerrechts.<br />

Doch das ist vor allem<br />

den USA diese Außenstelle wert<br />

– als Hort für Hochfinanz, organisierte<br />

Kriminalität und Terroristen.<br />

Kosovos Premierminister Hashim<br />

Thaci geht mit seinem Beispiel<br />

voran. Er ist der Boss einer<br />

mafiaähnlichen kriminellen Vereinigung,<br />

wie Dick Marty, früherer<br />

Staatsanwalt, Abgeordneter<br />

des Europarates und Mitglied<br />

der OSZE-Kommission für Menschenrechte<br />

2012 in einem Bericht<br />

vor dem Europarat darlegte.<br />

Die Geschäfte des Präsidenten<br />

sind Waffenhandel, Handel<br />

mit menschlichen Organen,<br />

auch solchen, die gewaltsam<br />

entnommen wurden, und mit<br />

Drogen. Thaci selbst habe zehn<br />

Jahre lang die „gewaltsame<br />

Kontrolle“ über den Heroinhandel<br />

gehabt.<br />

Mit diesen Geschäften nicht<br />

ganz ausgelastet, hat das Kosovo<br />

des Hashim Thaci ein zweites<br />

Standbein, den Terrorismus.<br />

Freeman veröffentliche am<br />

6. Mai 2012: „Eine Delegation<br />

der syrischen Opposition hat<br />

mit der Regierung in Pristina<br />

eine Vereinbarung getroffen,<br />

um die Erfahrungen aus dem<br />

Krieg gegen Serbien zu übernehmen.<br />

Die syrische Opposition<br />

entsendet ihre Militanten<br />

nach Kosovo, um aus den Taktiken<br />

zu lernen, damit sie die<br />

Macht in Syrien ergreifen kann.<br />

Der kriminelle Pseudostaat, den<br />

37<br />

die Balkanmafia als Geschenk<br />

von der NATO bekommen hat,<br />

gibt seine Erfahrung weiter, wie<br />

man Terror gegen die Bevölkerung<br />

und ethnische Säuberung<br />

durchführt und es erfolgreich<br />

dem westlichen Publikum verkauft.“<br />

Neuerdings ist das Kosovo<br />

zur Anlaufstelle für al-Kaida-Leute<br />

geworden, die von Syrien<br />

nach Europa wollen.<br />

Außerdem hat man für das<br />

internationale Großkapital das<br />

Kosovo zu einem wohligen Tummelplatz<br />

gemacht. Hier gilt der<br />

Euro, obwohl das Land dem<br />

Verbund nicht angehört. Der<br />

Durchschnittslohn liegt bei 300<br />

Euro pro Monat. Die Einkommenssteuer<br />

beträgt äusserstenfalls<br />

zehn Prozent, kann aber<br />

auch ganz entfallen, die Mehrwertsteuer<br />

16 Prozent, die Körperschaftssteuer<br />

zehn Prozent.<br />

Die Gesetzgebung lockt Investoren<br />

an, sie ist, ebenso wie die<br />

Sicherheitskräfte und die Strafverfolgungsbehörden,<br />

völlig in<br />

der Hand der Besatzungstruppen.<br />

Das ist der ideale Platz für<br />

Geldwäsche, Schwarzgeldtransfer,<br />

Korruptions-Orgien und jeden<br />

Handel, der problemlos so<br />

kriminell sein darf wie derjenige<br />

des Staatspräsidenten und seiner<br />

Leute.<br />

Doch, wie gesagt, mit einem<br />

haben die Verteidiger des Kosovo<br />

recht: Hier handelt es sich<br />

wirklich um etwas anderes als<br />

bei der Krim.


Mali – Katastrophe<br />

im Wartestand<br />

Im medialen Schatten der ukrainischen<br />

Ereignisse setzt in aller Stille<br />

eine der vielen UN-Missionen ihren<br />

Misserfolg fort. Es handelt sich um Mali.<br />

Fünfzehn Monate nach der französischen,<br />

vom Weltsicherheitsrat gebilligten<br />

Militär-Intervention „Serval“ ist der<br />

Norden des Landes nach wie vor eine<br />

graue Zone, die Frankreich nicht unter<br />

Kontrolle bekommt, von der malischen<br />

Armee ganz zu schweigen.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Zu Beginn des vergangenen Jahres hat<br />

die französische Armee, unterstützt von<br />

Einheiten aus dem Tschad, Hochburgen der<br />

Dschihadisten geschleift und Einheiten des<br />

Feindes in der Wüste gezwungen, sich zu<br />

ergeben. Anfang dieses Jahres, so verkündete<br />

stolz Frankreichs Kriegsminister Jean-<br />

Yves Le Drian, habe man verschiedene Anführer<br />

der Islamisten wie Omar Ould Hamaha<br />

getötet. Doch es geht wie beim Kopf der<br />

Hydra. Wird hier ein Islamist erschossen,<br />

stehen dort zwei neue auf.<br />

Das ist auch der Grund, warum die Begründung<br />

für den Krieg in Mali von vorne<br />

herein eine Lüge war. In der westlichen Argumentation<br />

geht von jedem Fleck der<br />

Erde, wo sich ein paar radikale Mohammedaner<br />

versammeln, eine Gefahr für Europa<br />

aus, also müsse man sie ausrotten. Dass<br />

aber der Islamismus gestärkt wird, wenn<br />

sich die islamischen Länder willkürlichen<br />

Angriffen der USA oder der EU ausgesetzt<br />

sehen, das wird gerne verschwiegen.<br />

„Gleichzeitig“, so schreibt der französische<br />

38<br />

Express, „reaktivieren sich kleinere Gruppen,<br />

die sich aus dem Bodensatz der Bevölkerung<br />

bilden und sich in den Bergmassiven<br />

des Tagharghar oder von Timetrine verstecken.“<br />

Diese neuen Einheiten verbünden sich<br />

mit den al-Kaida-Gruppen „Islamistischer<br />

Maghreb“ oder mit der „Bewegung für Einheit<br />

und den Dschihad in Westafrika“ (Mujao).<br />

Sie bilden eine Gefahr besonders für<br />

drei Regionen im Norden Mails: Gao, Timbuktu<br />

und Kidal. Und, um endlich auf den<br />

Kriegsgrund zu sprechen zu kommen, eben<br />

in diesem malischen Norden liegen die wesentlichen<br />

Lagerstätten malischer Bodenschätze,<br />

die auf Europa einen so unwiderstehlichen<br />

Reiz ausüben. Von Erdöl über<br />

Gold bis Uran ist alles zu haben, was gut<br />

und teuer ist. Vor allem die französischen<br />

Kernkraftwerke beziehen erhebliche Mengen<br />

an Uran aus Mali. Dieses Geschäft will<br />

man nicht den Tuareg opfern, die vom Leben<br />

in ihrer Heimat eine abweichende Meinung<br />

vertreten.<br />

Die französischen Streitkräfte unternehmen<br />

zwar von Zeit zu Zeit Angriffe mit Luftwaffen-Unterstützung<br />

auf die Islamisten.<br />

Und sie überwachen vom Flughafen Tessalit<br />

aus verdächtige Bewegungen am Boden.<br />

Aber sie sind mit einer Kopfstärke von 1600<br />

Mann nicht im Stande, die ganze Wüste zu<br />

kontrollieren. Vor allem die Regionen nach<br />

Nordosten, Richtung Algerien, entziehen<br />

sich völlig ihrem Zugriff.<br />

Und die Bundeswehr, die ihr Mandat erst<br />

kürzlich verlängert hat? Sie bildet die malische<br />

Armee aus, sodass deren Siege den<br />

Maßstab für den Erfolg der Ausbilder darstellen.<br />

Doch, Frau von der Leyen, lassen<br />

Sie uns darüber lieber schweigen


Nach rund 6 Stunden<br />

unter Wasser<br />

musste das mit einem Sonargerät<br />

ausgestattete Mini-U-Boot<br />

die Suche abbrechen.<br />

Nach australischen<br />

Behördenangaben wurde<br />

das Wasser tiefer, als seine<br />

Konstruktion es erlaubte.<br />

Von Marco Maier<br />

MH 370: Mini-U-Boot<br />

musste Suche abbrechen<br />

Der unbenannte Unterwasser-Roboter<br />

Bluefin-21 (Siehe<br />

Bild unten) sollte ursprünglich<br />

16 Stunden lang unter Wasser<br />

bleiben und nach der verschollenen<br />

Boeing 777-200 suchen.<br />

Allerdings ist das U-Boot mit einem<br />

Sicherheitssystem ausgerüstet,<br />

welches ein Absinken in<br />

gefährliche Tiefen verhindert<br />

und es zum auftauchen veranlässt.<br />

In dieser Tiefe beträgt der<br />

Umgebungsdruck des Wassers<br />

in etwa 4.500 bar. Nun sollen<br />

die gesammelten Daten ausgewertet<br />

werden.<br />

Inzwischen wurden von der<br />

"Ocean Shield" in einem Gebiet<br />

2.300 Meilen nordwestlich von<br />

Perth Ölspuren entdeckt, die<br />

analysiert werden müssen.<br />

Wahrscheinlicher als vom Absturz<br />

des Flugzeugs ist jedoch<br />

die Herkunft von einem Schiff.<br />

Dennoch geben die Suchmannschaften<br />

nicht auf.<br />

Das Mini-U-Boot Bluefin-21,<br />

welches den Meeresboden absuchen<br />

soll, ist 5 Meter lang<br />

und hat einen Durchmesser von<br />

53 Zentimetern. Trotz eines<br />

stattlichen Gewichts von etwa<br />

750 Kilogramm bewegt es sich<br />

mit 8 Stundenkilometern unter<br />

Wasser fort. Zudem ist es mit<br />

einem Seitensichtsonar und einer<br />

Kamera ausgerüstet, womit<br />

Dank des starken Akkus eine<br />

Einsatzdauer von bis zu 20<br />

Stunden möglich sind.<br />

Auf die Blackbox kann nicht<br />

mehr gezählt werden, da die<br />

Akkus des Datenspeichers inzwischen<br />

leer sind. So bleibt<br />

nun nur noch die visuelle Suche<br />

nach dem Flugzeug.<br />

39


Spaniens Banken verscherbeln<br />

ihre Immobilien<br />

Als Folge der großen<br />

Immobilienkrise<br />

besitzen spanische Banken<br />

noch unzählige leerstehende<br />

Immobilien. Der Wert<br />

soll sich auf rund 100 Milliarden<br />

Euro belaufen. Doch<br />

so bringen sie kein Geld<br />

ein. Um bei den EU-Bilanzprüfungen<br />

besser dazustehen,<br />

sollen die Gebäude<br />

nun schnellstmöglich verkauft<br />

werden.<br />

Von Marco Maier<br />

Angesichts der enorm hohen<br />

Arbeitslosigkeit und der nach<br />

wie vor kritischen Wirtschaftslage<br />

in Spanien ist die Kreditnachfrage<br />

in Sachen Wohnimmobilien<br />

nach wie vor im Keller. Die<br />

Bilanzen der Banken weisen zudem<br />

noch gravierende<br />

Schwachstellen auf, so dass eine<br />

kleine Erfrischungskur dringend<br />

notwendig ist. Nun haben einige<br />

der Kreditinstitute ein offenbar<br />

probates Mittel gefunden,<br />

um sich von den unbewohnten<br />

Häusern zu trennen.<br />

Wenn man einen Immobilienkredit<br />

aufnehmen möchte,<br />

sind 20 Prozent an Eigenkapital<br />

und ein ausreichendes Einkommen<br />

als Mindestvoraussetzung<br />

normal. Auch in Spanien. Doch<br />

um die Häuser im Besitz der<br />

Banken loszuwerden, verzichtet<br />

man inzwischen schon auf Ersteres.<br />

Niedrige Zinsen inklusive.<br />

Immerhin verlangen die Bankenaufseher<br />

für Hypothekenkredite<br />

niedrigere Finanzreserven<br />

als für gepfändete Häuser.<br />

So verlangen die spanischen<br />

Banken für Kredite auf Fremdimmobilien<br />

nach wie vor die<br />

entsprechenden Eigenmittel<br />

und einen jährlichen Zinssatz<br />

von 2 bis etwa 4,5 Prozent. Entschließt<br />

man sich jedoch für<br />

den Kauf einer jener Häuser die<br />

den Banken gehören, bieten Institute<br />

wie die Banco Popular<br />

und die Bankia Sonderkonditionen<br />

an: Keine Eigenmittel und<br />

einen jährlichen Zinssatz von<br />

0,9 bis 1,25 Prozent.<br />

Zwar besteht dadurch ein<br />

weiteres Risiko von Zahlungsausfällen,<br />

doch für die Spanier<br />

selbst ist dies wohl noch eine<br />

gute Chance günstig an ein<br />

Haus zu kommen. Für einen<br />

40<br />

Kredit in Höhe von 150.000<br />

Euro und einer Laufzeit von 25<br />

Jahren müssten bei einem Zinssatz<br />

von 1 Prozent insgesamt<br />

knappe 175.000 Euroe zurückbezahlt<br />

werden. Das sind gerade<br />

einmal 580 Euro im Monat.<br />

Bei den üblichen 4 Prozent Zinsen<br />

im Jahr hingegen beläuft<br />

sich die Gesamtsumme auf über<br />

240.000 Euro und rund 810<br />

Euro im Monat.<br />

Die Banken erhoffen sich dadurch<br />

eine Belebung des Kreditgeschäfts.<br />

Mit 198.000 solcher<br />

Finanzierungen im vergangenen<br />

Jahr mussten sie einen Rückgang<br />

um rund ein Viertel im<br />

Vergleich zum Jahr 2012 hinnehmen.<br />

Ohne diese Maßnahme<br />

wäre in diesem Jahr wohl<br />

wieder ein Minus zu verkraften<br />

gewesen. Doch Geld verdienen<br />

sie mit diesem Schritt wohl<br />

kaum.


Zu teuer: Voestalpine will weg aus<br />

Österreich<br />

Ö<br />

sterreich wird als Industriestandort<br />

zunehmend<br />

uninteressant.<br />

Hohe Kosten für Energie und<br />

Personal, sowie die überdurchschnittlich<br />

hohe Steuer-<br />

und Abgabenbelastung<br />

sind Gründe dafür, weshalb<br />

der ehemals staatliche Industriekonzern<br />

Voestalpine<br />

in Österreich Kapazitäten abbauen<br />

und stärker in den<br />

USA investieren will.<br />

Von Marco Maier<br />

Rund 550 Millionen Euro investiert<br />

der Konzern derzeit in<br />

Texas. Die dort geplante Anlage<br />

soll bis Dezember 2015 fertiggestellt<br />

werden und dort hochwertiges<br />

Eisen produzieren. Das<br />

50 Millionen Euro teure Werk in<br />

Georgia soll schon in wenigen<br />

Tagen den Betrieb aufnehmen<br />

und Fahrgestelle für Autos fertigen.<br />

Ein weiteres Werk soll bis<br />

2016 in den Vereinigten Staaten<br />

entstehen. Damit wird der österreichische<br />

Traditionskonzern<br />

zu einem aktiven Teil der amerikanischen<br />

Reindustrialisierungwelle.<br />

In Österreich hingegen<br />

sieht das Voest-Management<br />

keine sonderlich großen Zukunftsperspektiven<br />

mehr.<br />

Grund für den geplanten Kapazitätsabbau<br />

in der Alpenrepublik<br />

ist der Kostenfaktor. Nicht<br />

nur die Energiepreise spielen<br />

dabei eine Rolle, sondern ebenso<br />

die Tatsache, dass die Lohnkosten<br />

in den Vereinigten Staaten<br />

knapp ein Drittel unter jenen<br />

Österreichs liegen. Hinzu<br />

kommen die deutlich günstigeren<br />

Grundstücke. Für ein Industriegrundstück<br />

in den USA bezahlt<br />

der Konzern gerade einmal<br />

rund 5 Prozent dessen, was er<br />

in Österreich aufwenden müsste.<br />

Hinzu kommt die drückende<br />

Steuer- und Abgabenlast. Die<br />

Abgabenquote in Österreich<br />

dürfte in diesem Jahr mit 45,2<br />

Prozent (zum Vergleich: USA:<br />

26,7 Prozent) des Bruttoinlandsprodukts<br />

einen neuen Rekordwert<br />

erreichen. Verkrustete<br />

Strukturen und die parteipolitische<br />

Klientelpolitik verhinderten<br />

bislang eine umfassende<br />

Staatsreform, so dass ein<br />

schlanker, effizienter Staat bislang<br />

nicht realisiert werden<br />

konnte. Das "urplötzlich" nach<br />

41<br />

der letzten Nationalratswahl<br />

aufgetauchte "Budgetloch", sowie<br />

die immensen Kosten für<br />

die verstaatlichte Krisenbank<br />

Hypo-Alpe-Adria tun ihr Übriges<br />

dazu, dass eine baldige Steuerreform<br />

nicht zu erwarten ist.<br />

Konzernchef Wolfgang Eder<br />

kritisierte zudem die völlig unberechenbare<br />

Klimapolitik der<br />

EU, was aus Sicht der Industrie<br />

untragbar werde. Hier zeigt<br />

sich, dass die besten Regeln und<br />

Vorschriften in Sachen Umweltschutz<br />

nicht viel nützen, wenn<br />

sie von anderen Staaten unterlaufen<br />

werden. So lange die anderen<br />

Industriestaaten – insbesondere<br />

die USA – nicht an entsprechend<br />

hohen internationalen<br />

Standards interessiert sind,<br />

werden den Europäern im industriellen<br />

Bereich die Felle davon<br />

schwimmen – und der Umwelt<br />

nützt es schlussendlich gar<br />

nichts.


Kein Geld für Strom: In Deutschland<br />

gehen die Lichter aus<br />

Die unter anderem in Folge der Energiewende<br />

und der Ausnahme<br />

großer Industriebetriebe von der EEG-Umlage<br />

massiv steigenden Stromkosten für Privathaushalte<br />

führen dazu, dass in immer<br />

mehr Wohnungen der Strom abgestellt<br />

wird. Der Begriff "Energiearmut" etabliert<br />

sich angesichts dieser Tatsache als Ausdruck<br />

der desaströsen Situation.<br />

Von Marco Maier<br />

Während das ganze Land darüber streitet, ob<br />

Mindestlöhne gut oder schlecht sind, ob Jobs<br />

für 1-3 Euro die Stunde sich mit der Menschenwürde<br />

vereinbaren lassen, und Sanktionen gegen<br />

die Hartz-4-Empfänger an der Tagesordnung<br />

stehen, wird jährlich hunderttausenden Haushalten<br />

in Deutschland der Strom abgestellt, weil<br />

die Menschen die massiv steigenden Kosten<br />

(siehe Grafik unten von senec-ies.com) nicht<br />

mehr tragen können.<br />

Wenn die Mietpreise explodieren und die Lebensmittel<br />

immer teurer werden, die Nettoeinkommen<br />

jedoch dieser Entwicklung nicht folgen<br />

können, müssen sich immer mehr Menschen<br />

dafür entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben.<br />

Neben den Optionen obdachlos zu werden oder<br />

zu verhungern klingt da der Verzicht auf Glotze<br />

& Co naheliegender.<br />

Wie eine Anfrage der Linkspartei ergab, stellten<br />

die Energieversorger allein im Jahr 2012<br />

ganzen 321.539 Haushalten den Strom ab. 2011<br />

waren noch etwa 312.500 Haushalte von diesen<br />

Maßnahmen betroffen. Das heißt: jeden Tag gingen<br />

in rund 880 Haushalten die Lichter aus, weil<br />

die Menschen ihre Stromrechnungen nicht<br />

mehr bezahlen konnten. Elektrizität wird damit<br />

zunehmend zu einem Luxusgut. Luxus ist nämlich<br />

etwas, das sich viele Menschen nicht leisten<br />

können.<br />

Kritiker bemängeln, dass die Last der Energiewende<br />

vor allem auf die Privathaushalte abgewälzt<br />

wird, während die großen Industriebetriebe<br />

davon ausgenommen werden. Ebenso ist es<br />

kaum nachvollziehbar, dass die Grundpreise<br />

selbst in die Höhe schießen, obwohl manche<br />

Energiekonzerne wie zum Beispiel RWE sich darüber<br />

beklagen, dass angesichts des vielen<br />

Ökostroms die Preise auf den Strombörsen im<br />

Keller sind. Hier läuft eindeutig etwas verkehrt.<br />

42


Jürgen Elsässer wehrt sich zu Recht<br />

gegen Ditfurths Diffamierung<br />

Jürgen Elsässer, Herausgeber<br />

des "Compact<br />

Magazins", der Journalist<br />

Ken Jebsen und der<br />

Organisator der jüngsten<br />

Montagsdemos Lars Mährholz<br />

wurden von der Ökosozialistin<br />

Jutta Ditfurth<br />

mit schwerwiegenden Anschuldigungen<br />

konfrontiert.<br />

Auf Facebook kündigte<br />

er nun an, gerichtlich<br />

gegen die Aussagen vorgehen<br />

zu wollen.<br />

Von Marco Maier<br />

Wenn irgendwelche Extremisten<br />

andere Menschen des<br />

Extremismus bezichtigen,<br />

liegt das oftmals an der jeweiligen<br />

Perspektive. Eine<br />

Frau wie Jutta Ditfurth, die<br />

offensichtlich mit linksextremistischem<br />

Gedankengut<br />

sympathisiert, erscheint hierbei<br />

kaum als glaubwürdige<br />

Anklägerin in Sachen Rechtsextremismus<br />

gegenüber den<br />

beschuldigten Personen.<br />

Wer sich wie Jürgen Elsässer,<br />

KenFM oder Lars Mährholz<br />

kritisch über die aktuellen<br />

politischen Vorgänge äußert,<br />

muss mit Gegenwind<br />

rechnen. Immerhin gibt es<br />

nun mal unterschiedliche Ansichten<br />

zu den diversen Themen,<br />

vor allem dann, wenn<br />

diese kontrovers diskutiert<br />

werden. Diffamieren und beleidigen<br />

lassen muss sich hingegen<br />

niemand. Und so ist<br />

die Ankündigung Elsässers<br />

absolut nachvollziehbar.<br />

43<br />

Man muss sich ernsthaft<br />

fragen, was man heutzutage<br />

überhaupt noch kritisch hinterfragen<br />

darf, ohne gleich<br />

als Rechtsextremist, Neonazi,<br />

Antisemit oder Faschist bezeichnet<br />

zu werden. Fällt bald<br />

auch jegliche Kritik an Google,<br />

Facebook oder Goldman<br />

Sachs unter Antisemitismusverdacht,<br />

nur weil die Firmeninhaber<br />

nun einmal Juden<br />

sind?<br />

Jürgen Elsässer hat durchaus<br />

recht, wenn er sich in seinem<br />

Blog über die getätigten<br />

Aussagen von Frau Ditfurth<br />

aufregt. Insbesondere deshalb,<br />

weil damit nicht nur die<br />

genannten Personen, sondern<br />

alle Teilnehmer der Demonstrationen<br />

für Frieden<br />

pauschal in eine Ecke gestellt<br />

werden, in die sie nicht hineingehören.


Abstruse Vorwürfe gegen Janich<br />

und die PdV: Libertäre Nazis und<br />

Verschwörungstheoretiker<br />

Wenn es darum<br />

geht, politisch Andersdenkende<br />

zu diffamieren,<br />

bieten sich wahlweise<br />

die "Verschwörungstheoretikerkeule"<br />

oder ganz simpel<br />

die "Faschismuskeule" an.<br />

Um das zumindest fadenscheinig<br />

zu "belegen", konstruiert<br />

man beliebige Querverweise<br />

hinzu, die man natürlich<br />

noch mit entsprechend<br />

bösartigen Adjektiven<br />

versieht. So geschehen in einem<br />

Communityartikel des<br />

"Freitag" mit der PdV und<br />

Oliver Janich.<br />

Von Marco Maier<br />

Ob man jemanden als<br />

"rechts" oder "links", als "kapitalistisch"<br />

oder "sozialistisch"<br />

bezeichnen kann, dürfte beinahe<br />

immer eine subjektive Bewertung<br />

sein. Für mich als<br />

grundsätzlich eher liberalen<br />

Menschen, der gerne mal von<br />

"Linken" als "Rechter" und von<br />

"Rechten" als "Linker" bezeichnet<br />

wird, gehen die Anschuldigungen<br />

von Klaus Ehrlich gegen<br />

Oliver Janich und die libertäre<br />

Kleinpartei "Partei der Vernunft"<br />

jedoch zu weit. Muss<br />

man sich wirklich auf das Niveau<br />

einer Jutta Ditfurth herablassen,<br />

um unliebsame politische<br />

Ansichten zu desavouieren?<br />

In einer kruden Melangerie<br />

aus AfD, PdV und Holocaust versucht<br />

der Berliner Klaus Ehrlich<br />

diese drei nichts mit einander<br />

zu schaffen habende Dinge miteinander<br />

zu verknüpfen. Wie er<br />

darauf kommt? Zumindest von<br />

der zunehmend rechtskonservativen<br />

AfD aus baut er die Brücke<br />

zur radikalkapitalistischen (libertären)<br />

PdV, weil AfD-Chef Lucke<br />

die PdV dazu aufrief, überzulaufen.<br />

So heißt es in seinem<br />

Artikel: "Die Professorengemeinschaft<br />

der AfD hat keine<br />

Scheu mit solchen Menschen<br />

gemeinsame Sache zu machen!<br />

Schlimmer noch, die PdV wurde<br />

explizit dazu eingeladen, sich an<br />

der Gründung der AfD zu beteiligen!"<br />

44


Toll. Wenn die NPD die Linkspartei<br />

aufruft sich ihr in einer<br />

Querfront anzuschließen, sind<br />

dann die Linken auch plötzlich<br />

allesamt Rechtsextreme? Offenbar<br />

genügt es schon, wenn eine<br />

Partei nur auf die Idee kommt,<br />

mit einer anderen Partei zusammenzuarbeiten<br />

– ohne dass dies<br />

aufgrund politischer Differenzen<br />

dann tatsächlich auch geschieht!<br />

Da wir nun jedoch schon bei<br />

Oliver Janich und der PdV sind,<br />

hier der nächste Vorwurf: Die<br />

PdV würde lediglich auf 2 Säulen<br />

basieren – der marktfundamentalistischen<br />

Österreichischen<br />

Schule der Nationalökonomie<br />

und Verschwörungstheorien.<br />

Ersteres stimmt durchaus.<br />

Hayeks Werke gelten als wirtschaftspolitischer<br />

Wegweiser<br />

der Libertären. Was die "Verschwörungstheorien"<br />

anbelangt,<br />

so scheint Ehrlich trotz der erdrückenden<br />

Last an Indizien und<br />

Beweisen offenbar immer noch<br />

an der offiziellen Lehrmeinung<br />

zu den Anschlägen vom 11. September<br />

2001 festzuhalten. Doch<br />

die Privatmeinung eines Oliver<br />

Janich als "zweite Säule" der<br />

PdV zu bezeichnen, ist doch<br />

mehr als nur lächerlich.<br />

Wie kommt Klaus Ehrlich nun<br />

zu der Verbindung PdV & Holocaust?<br />

Selbstverständlich über<br />

die AfD, die irgendwie über<br />

Ecken mit dem Revisionisten<br />

Horst Mahler und dessen Anwältin<br />

Sylvia Stolz. Dazu noch über<br />

den Nürnberger "Alles-<br />

Schall-und-Rauch-Stammtisch",<br />

dessen Mitglieder laut Ehrlich<br />

(ich kann das nicht bestätigen)<br />

wohl Mitglieder der PdV sein<br />

sollen. Auf deren Seite heißt es<br />

jedoch einleitend: "Der Stammtisch<br />

hat die Intention, Leute an<br />

einen Tisch zu bekommen, die<br />

kritisch und distanziert gegenüber<br />

Faschismus, Zentralismus,<br />

demokratiefeindlichen Gruppierungen<br />

und dumpfen, zensierten<br />

Massenmedien sind."<br />

Gut, laut Screenshot wurde<br />

auf der Stammtischseite ein Video<br />

verlinkt, bei dem die Mahler-Anwältin<br />

zum Thema "Meinungsfreiheit"<br />

interviewed wurde.<br />

Ich weiß zwar nicht, ob in<br />

diesem Video strafbare Äußerungen<br />

getätigt wurden, aber offenbar<br />

darf man nach Ansicht<br />

von Herrn Ehrlich bestimmte<br />

Personen allein aufgrund ihres<br />

Weltbildes nicht zu Wort kommen<br />

lassen. So wie ich die PdV<br />

jedoch bislang kenne, steht der<br />

Libertarismus auch für die völlige<br />

Meinungs- und Redefreiheit,<br />

die nicht durch staatliche Verbote<br />

beschränkt werden sollte.<br />

Ganz zu schweigen davon, dass<br />

Libertäre und Totalitäre keine<br />

gemeinsamen Ziele teilen.<br />

Alles in Allem zeigt der aufgewärmte<br />

und überarbeitete Artikel<br />

vom letzten Jahr noch weitere<br />

deutliche Mängel auf. So wird<br />

Oliver Janich immer noch als<br />

Parteichef bezeichnet, obwohl<br />

er dies schon seit Monaten nicht<br />

mehr ist. Ebenso hat die PdV<br />

nicht wirklich etwas mit dem<br />

"Verschwörungstheoretiker"<br />

Christoph Hörstel (einst "Neue<br />

Mitte", jetzt "Deutsche Mitte")<br />

gemein. Genauso wenig nachvollziehbar<br />

ist es, das konsequent<br />

liberale/libertäre Magazin<br />

"eigentümlich frei" gar als<br />

"rechtsnational" zu bezeichnen,<br />

nur weil dort auch ab und an ein<br />

paar Konservative zu Wort kommen<br />

dürfen. Der durchaus hochkarätige<br />

"ef-Autorenpool" sollte<br />

diesbezüglich eigentlich Bände<br />

sprechen.<br />

Als Fazit bleibt wohl lediglich<br />

die Feststellung, dass gewisse<br />

Personen ein äußerst seltsames<br />

Bedürfnis danach haben, politisch<br />

Andersdenkende durch allerhand<br />

bösartiger Unterstellungen<br />

und fadenscheiniger Vorwürfe<br />

in ein schlechtes Licht zu<br />

rücken. Man muss Oliver Janich<br />

und die PdV angesichts der radikalkapitalistischen<br />

Ansichten<br />

nicht mögen (ich selbst habe<br />

oftmals durchaus andere wirtschaftspolitische<br />

Ansichten). Sie<br />

aber in eine rechtsextreme und<br />

verschwörungstheoretische Ecke<br />

rücken zu wollen, geht eindeutig<br />

zu weit. Insbesondere deshalb,<br />

da sich der Libertarismus in jeglicher<br />

Form gegen den Staatstotalitarismus<br />

der Sozialisten jeglicher<br />

Couleur ausspricht.<br />

Ob der radikale Kapitalismus<br />

im Gegenzug nicht einfach eine<br />

andere totalitäre Form – nämlich<br />

jene von Kapital und Marktmacht<br />

– darstellt, steht natürlich<br />

auf einem anderen Blatt Papier.<br />

Wer schon Äpfel unbedingt mit<br />

Birnen vergleichen will, sollte jedoch<br />

nicht unbedingt gleich<br />

einen Obstkorb ausleeren und<br />

mit Bananen und Orangen um<br />

sich werfen.<br />

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