Contra emag Nr. 07/14
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Oettinger: PKW-Maut für die<br />
ganze EU<br />
Geht es nach EU-Kommissar<br />
Günther Oettinger,<br />
würden nicht nur<br />
noch mehr Atomkraftwerke<br />
gebaut und der Kontinent<br />
von Fracking-Unternehmen<br />
nach Öl- und Gasvorkommen<br />
untersucht, sondern grundsätzlich<br />
alle Autofahrer per<br />
europaweiter PKW-Maut zur<br />
Kasse gebeten werden.<br />
Von Marco Maier<br />
Dem langen Arm Brüssels<br />
soll offenbar niemand entgehen.<br />
Der Eurokraten-Moloch<br />
reißt immer mehr Zuständigkeiten<br />
an sich, in dem mittels<br />
europaweit gültiger Gesetze,<br />
Verordnungen und Richtlinien<br />
die Gesetzgebungskompetenz<br />
von Mitgliedsstaaten<br />
und deren Gebietskörperschaften<br />
(Bundesländer, Departements,<br />
Provinzen, Kommunen…)<br />
ohne deren Einverständnis<br />
beeinflussen. Den<br />
neuesten Coup landete EU-<br />
Kommissar Günther Oettinger<br />
(CDU), der sich für eine<br />
"europäische PKW-Maut"<br />
aussprach.<br />
Ob einzelne EU-Staaten<br />
eine Benutzungsgebühr für<br />
ihre Straßen verlangen, ist<br />
bislang eine Sache der Staaten<br />
selbst. Oettinger jedoch<br />
sagte im Interview mit der<br />
Welt am Sonntag: "Wir haben<br />
längst keine Grenzkontrollen<br />
mehr. 28 verschiedene<br />
Mautsysteme wären da<br />
grotesk," und könne sich deshalb<br />
eine "einheitliche Straßennutzungsgebühr<br />
für den<br />
europäischen Binnenmarkt<br />
vorstellen."<br />
In Deutschland ist auf<br />
Drängen der CSU eine Straßenmaut<br />
für Ausländer vorgesehen,<br />
damit diese auch<br />
zur Instandhaltung des Straßennetzes<br />
beitragen. Den<br />
deutschen Fahrzeughaltern<br />
soll dafür eine Senkung der<br />
Kfz-Steuer winken. Dabei<br />
muss man sich jetzt schon<br />
fragen, wohin die vielen Milliarden<br />
Euro an Steuern und<br />
Abgaben der Autofahrer hinfließen.<br />
Insbesondere dann,<br />
wenn man sich die vielen<br />
36<br />
Schlaglochpisten in der Bundesrepublik<br />
ansieht.<br />
Für die Autofahrer könnte<br />
es demnach bald schon deutlich<br />
teurer werden. Wie nämlich<br />
Oettingers Europafraktionskollege<br />
Juncker schon einmal<br />
sagte: "Wir beschließen<br />
etwas, stellen das dann in<br />
den Raum und warten einige<br />
Zeit ab, was passiert. Wenn<br />
es dann kein großes Geschrei<br />
gibt und keine Aufstände,<br />
weil die meisten gar nicht begreifen,<br />
was da beschlossen<br />
wurde, dann machen wir<br />
weiter – Schritt für Schritt,<br />
bis es kein Zurück mehr gibt."<br />
Das Interview mit Oettinger<br />
in der "Welt am Sonntag"<br />
können sie hier lesen – inklusive<br />
der Behauptung, dass<br />
Atomkraft klimafreundlicher<br />
sei als Kohle oder Gas.