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Contra emag Nr. 07/14

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Dass es um die Finanzen<br />

der nordrhein-westfälischen<br />

Kommunen<br />

schon längere Zeit nicht<br />

gut bestellt ist, dürfte inzwischen<br />

weitläufig bekannt<br />

sein. Doch die Beteiligung<br />

am Energiekonzern RWE<br />

kommt den Kommunen<br />

Dank der neuen Bewertungsrichtlinien<br />

teuer zu stehen.<br />

Nicht zu vergessen: Die<br />

Haushaltslöcher in Folge der<br />

sinkenden Dividenden, die<br />

bislang immer eingeplant<br />

wurden.<br />

Von Marco Maier<br />

Bis zum Jahr 2013 hatten<br />

die NRW-Kommunen schon<br />

rund 60 Milliarden Euro an<br />

Schulden angehäuft. Nun<br />

droht angesichts des dramatischen<br />

Kursverlustes der RWE-<br />

Aktien das totale finanzielle<br />

Desaster. Immerhin gehören<br />

25 Prozent des Energiekonzerns<br />

diversen nordrhein-westfälischen<br />

Kommunen.<br />

Diese verlieren dadurch<br />

einen Teil ihres Eigenkapitals,<br />

denn die Abschreibungen<br />

dürften sich auf insgesamt<br />

etwa 2 Milliarden Euro belaufen.<br />

Deutlich wird dies am Beispiel<br />

Essen. Die Stadt ist mit<br />

NRW, RWE und der<br />

Kollaps der Kommunen<br />

rund 20 Millionen Aktien einer<br />

der größten kommunalen Aktionäre<br />

von RWE. Durch die<br />

Korrektur in den Büchern als<br />

Folge des jahrelangen Kursverfalls<br />

schlagen sich satte 700<br />

Millionen in der Bilanz nieder.<br />

Damit ist das noch vorhandene<br />

Eigenkapital der mit etwa<br />

3,3 Milliarden Euro in den<br />

Miesen hochverschuldeten<br />

Stadt so gut wie weg.<br />

Zwar sind die kommunalen<br />

Haushalte erst einmal nicht direkt<br />

davon betroffen, da es<br />

sich bei diesem Vorgang "nur"<br />

um Buchwerte handelt, und<br />

die laufenden Ausgaben und<br />

Einnahmen nicht direkt davon<br />

betroffen sind. Grund zum<br />

Aufatmen ist dieser Umstand<br />

jedoch noch lange nicht. Denn<br />

die Aktien gelten als Sicherheiten<br />

für die kommunalen Kredite<br />

– durch den gesunkenen<br />

Buchwert sinkt nun ebenso die<br />

Bonität der Kommunen. Damit<br />

werden neue Kredite – die angesichts<br />

der desolaten Finanzlage<br />

vieler Kommunen nötig<br />

sind – noch teurer, was die<br />

Ausgabensituation mittelfristig<br />

nicht gerade verbessert.<br />

Die Idee der Beteiligung am<br />

Energieversorger RWE an sich<br />

war keine schlechte Sache. Immerhin<br />

spülten die Dividendenzahlungen<br />

auch etwas<br />

Geld in die Kassen. Allerdings<br />

31<br />

hätten die Kommunen als<br />

größte Gruppe der Aktionäre<br />

ein wachsameres Auge auf die<br />

Entwicklungen werfen müssen.<br />

Diese Nachlässigkeit und<br />

die unterlassene regelmäßige<br />

Neubewertung der Aktienpakete<br />

rächen sich nun mehrfach.<br />

Doch ob sich die verantwortlichen<br />

Politiker nun darauf<br />

besinnen, ihren Einfluss<br />

geltend zu machen und die<br />

Umstrukturierung des Konzerns<br />

voranzutreiben, muss<br />

sich noch zeigen.<br />

Sorgen macht dem Kraftwerkbetreiber<br />

auch die Energiewende:<br />

Durch das steigende<br />

Angebot an Elektrizität sinken<br />

die Preise an den Strombörsen,<br />

so dass die Gewinnmargen<br />

zusammenbrechen.<br />

Im Gegenzug versuchen die<br />

Menschen aufgrund der immer<br />

weiter steigenden Energiekosten<br />

in Folge der horrenden<br />

Ökostromumlage den<br />

Stromverbrauch zu reduzieren,<br />

während immer noch viele<br />

energieintensive Unternehmen<br />

davon ausgenommen<br />

wurden. Doch das Geschäft<br />

mit den Privatkunden bringt<br />

höhere Renditen pro gelieferter<br />

Kilowattstunde Strom.

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