Contra emag Nr. 07/14
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Mali – Katastrophe<br />
im Wartestand<br />
Im medialen Schatten der ukrainischen<br />
Ereignisse setzt in aller Stille<br />
eine der vielen UN-Missionen ihren<br />
Misserfolg fort. Es handelt sich um Mali.<br />
Fünfzehn Monate nach der französischen,<br />
vom Weltsicherheitsrat gebilligten<br />
Militär-Intervention „Serval“ ist der<br />
Norden des Landes nach wie vor eine<br />
graue Zone, die Frankreich nicht unter<br />
Kontrolle bekommt, von der malischen<br />
Armee ganz zu schweigen.<br />
Von Florian Stumfall<br />
Zu Beginn des vergangenen Jahres hat<br />
die französische Armee, unterstützt von<br />
Einheiten aus dem Tschad, Hochburgen der<br />
Dschihadisten geschleift und Einheiten des<br />
Feindes in der Wüste gezwungen, sich zu<br />
ergeben. Anfang dieses Jahres, so verkündete<br />
stolz Frankreichs Kriegsminister Jean-<br />
Yves Le Drian, habe man verschiedene Anführer<br />
der Islamisten wie Omar Ould Hamaha<br />
getötet. Doch es geht wie beim Kopf der<br />
Hydra. Wird hier ein Islamist erschossen,<br />
stehen dort zwei neue auf.<br />
Das ist auch der Grund, warum die Begründung<br />
für den Krieg in Mali von vorne<br />
herein eine Lüge war. In der westlichen Argumentation<br />
geht von jedem Fleck der<br />
Erde, wo sich ein paar radikale Mohammedaner<br />
versammeln, eine Gefahr für Europa<br />
aus, also müsse man sie ausrotten. Dass<br />
aber der Islamismus gestärkt wird, wenn<br />
sich die islamischen Länder willkürlichen<br />
Angriffen der USA oder der EU ausgesetzt<br />
sehen, das wird gerne verschwiegen.<br />
„Gleichzeitig“, so schreibt der französische<br />
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Express, „reaktivieren sich kleinere Gruppen,<br />
die sich aus dem Bodensatz der Bevölkerung<br />
bilden und sich in den Bergmassiven<br />
des Tagharghar oder von Timetrine verstecken.“<br />
Diese neuen Einheiten verbünden sich<br />
mit den al-Kaida-Gruppen „Islamistischer<br />
Maghreb“ oder mit der „Bewegung für Einheit<br />
und den Dschihad in Westafrika“ (Mujao).<br />
Sie bilden eine Gefahr besonders für<br />
drei Regionen im Norden Mails: Gao, Timbuktu<br />
und Kidal. Und, um endlich auf den<br />
Kriegsgrund zu sprechen zu kommen, eben<br />
in diesem malischen Norden liegen die wesentlichen<br />
Lagerstätten malischer Bodenschätze,<br />
die auf Europa einen so unwiderstehlichen<br />
Reiz ausüben. Von Erdöl über<br />
Gold bis Uran ist alles zu haben, was gut<br />
und teuer ist. Vor allem die französischen<br />
Kernkraftwerke beziehen erhebliche Mengen<br />
an Uran aus Mali. Dieses Geschäft will<br />
man nicht den Tuareg opfern, die vom Leben<br />
in ihrer Heimat eine abweichende Meinung<br />
vertreten.<br />
Die französischen Streitkräfte unternehmen<br />
zwar von Zeit zu Zeit Angriffe mit Luftwaffen-Unterstützung<br />
auf die Islamisten.<br />
Und sie überwachen vom Flughafen Tessalit<br />
aus verdächtige Bewegungen am Boden.<br />
Aber sie sind mit einer Kopfstärke von 1600<br />
Mann nicht im Stande, die ganze Wüste zu<br />
kontrollieren. Vor allem die Regionen nach<br />
Nordosten, Richtung Algerien, entziehen<br />
sich völlig ihrem Zugriff.<br />
Und die Bundeswehr, die ihr Mandat erst<br />
kürzlich verlängert hat? Sie bildet die malische<br />
Armee aus, sodass deren Siege den<br />
Maßstab für den Erfolg der Ausbilder darstellen.<br />
Doch, Frau von der Leyen, lassen<br />
Sie uns darüber lieber schweigen