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FILMHEFT THE FOG OF WAR - Kino macht Schule

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TEIL 1 Filmanalyse und Materialien zum Film Seite 13<br />

auch als Chef der Weltbank. McNamara glaubt an die Macht der Zahl. Abstraktion und Logik allein scheinen<br />

ihm optimale Effizienz zu garantieren - unabhängig davon, wie die konkrete Aufgabe lautet.<br />

Lehrsatz Nr. 6 fasst diesen Glauben an die Mathematik zusammen, denn „Fakten holen“ bedeutet in erster<br />

Linie „Daten beschaffen“. Ein Symbol für dieses mathematische Erfassen der Welt ist die Lochkarten-Sortiermaschine,<br />

ein mechanischer Vorläufer der elektronischen Datenbanksysteme. Bezeichnend auch die optische<br />

Ähnlichkeit der vielen Statistiken, die der Film zeigt - die Methoden sind in allen Bereichen die gleichen.<br />

Besonders eindrucksvoll erscheint die führende Rolle der Mathematik im Bild der wie Bomben abgeworfenen<br />

Ziffern: Was zündet, ist die Zahl, und sie entfaltet vernichtende Sprengkraft.<br />

Der Wert des Individuums Doch Zahlen sind Platzhalter, und die statistische Methode beruht auf Abstraktion<br />

und Ersetzbarkeit. Die große Frage ist daher: Was geschieht mit dem Individuum? Fällt es nicht schon<br />

der Betrachtungsweise zum Opfer, bevor die erste Bombe einschlägt? Lehrsatz Nr. 5 will die Moral durch<br />

Verhältnismäßigkeit sichern. Aber McNamara fühlt sich mit dem Problem offensichtlich unwohl. Die Frage<br />

nach den 100.000 Toten von Tokio kontert er mit der fiktiven Gegenfrage des Hardliners LeMay: Hätte er<br />

statt der japanischen Zivilisten seine Soldaten opfern sollen?<br />

In der Tat kreisen die Überlegungen des Pessimisten McNamara um die Warnung, dass der Krieg alle überrollt.<br />

Niemand, so zeigt <strong>THE</strong> <strong>FOG</strong> <strong>OF</strong> <strong>WAR</strong> für ihn, hält das Kriegsgeschehen unter Kontrolle, nicht einmal so<br />

mächtige Individuen wie John F. Kennedy. Von verhängnisvollen Fehlern ganz zu schweigen. Um so eindringlicher<br />

gerät McNamaras Appell an Moral und Verantwortung. Ein Widerspruch, aber ein sehr fruchtbarer - und<br />

vielleicht das Einzige, was uns retten kann.<br />

Fragen:<br />

q Welche Szenen sind mit Musik unterlegt? Wie lassen sich die Stimmungen beschreiben, die diese Musik<br />

hervorruft?<br />

q Der Filmbeginn zeigt Marinesoldaten, die Ferngläser aufs Meer richten. Welche Funktion haben diese Einstellungen?<br />

q McNamara verlangt, jede Erkenntnis zu prüfen (Lehrsatz Nr. 7). Bei welchen Themen hat er dies selbst<br />

beherzigt?<br />

Nachgefragt: nachgedreht!<br />

Golf von Tongking, 1964. Der vorgebliche Angriff auf zwei US-Schiffe markiert den Beginn des Vietnamkrieges.<br />

<strong>THE</strong> <strong>FOG</strong> <strong>OF</strong> <strong>WAR</strong> zeigt Material aus dem Nationalarchiv - Szenen, die das US-Militär kurz nach den<br />

Zwischenfällen nachgestellt hat.<br />

Auschwitz, 1945. Russische Soldaten befreien das Konzentrationslager. Tage danach „befreien“ sie es<br />

erneut, vor laufenden Kameras.<br />

Bei Bagdad, 2003. Ein Spezialkommando rettet eine verletzte US-Soldatin. Die als Heldin heimgekehrte<br />

Jessica Lynch gibt wenig später bekannt, die Aktion sei in wesentlichen Teilen inszeniert gewesen.

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