FILMHEFT THE FOG OF WAR - Kino macht Schule
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TEIL 1 Filmanalyse und Materialien zum Film Seite 19<br />
Krieg und Frieden, oder:<br />
Was können wir lernen?<br />
Jeder Mensch <strong>macht</strong> Fehler. Moderne Massenvernichtungswaffen haben ein Zerstörungspotential, das erstmals<br />
mit einem Schlag die Menschheit auslöschen könnte. Wir müssen daher Fehler vermeiden lernen, bevor<br />
es zu spät ist - mit diesem Appell McNamaras beginnt <strong>THE</strong> <strong>FOG</strong> <strong>OF</strong> <strong>WAR</strong>.<br />
McNamara beruft sich auf seine Erfahrungen aus der Zeit des Kalten Krieges. Seine Einsichten jedoch basieren<br />
auf grundsätzlichen Gedanken und Überzeugungen. McNamara, der in mehreren Kriegen und Konflikten<br />
eine wichtige aktive Rolle gespielt hat, betrachtet Krieg als notwendiges Übel. Seine größte Sorge kleidet er<br />
in die Frage: Was wollen wir für das 21. Jahrhundert?<br />
McNamaras Darstellung historischer Fakten sollte, trotz seiner selbstkritischen Offenheit, geprüft und teilweise<br />
ergänzt werden. So erläutert er die Kubakrise, erwähnt aber dabei nicht die amerikanischen Raketen,<br />
die 1962 von der Türkei aus bereits auf die UdSSR gerichtet waren. Kennedy zog diese Raketen auf Verlangen<br />
Chruschtschows ab, um die Krise beizulegen. Eine Lehre daraus müsste lauten: Aggression zeugt<br />
Aggressionen. Die Friedensforschung untersucht seit langem, wie dieser Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen<br />
ist.<br />
Zu Recht nimmt Robert McNamara die verheerenden Gefahren des nuklearen Overkills ins Visier. Doch wenn<br />
die Natur des Menschen unwandelbar bleibt (Lehrsatz Nr. 11), wenn der Rüstungswettlauf eine unaufhaltsame<br />
Mechanik darstellt, bleibt für das Lernen wenig Raum.<br />
Größere Chancen bietet ein Blick auf Faktoren, die McNamara nicht anspricht. Dazu gehört die unheilvolle<br />
Verflechtung von Industrie, Wirtschaft und Krieg. Dazu gehören auch die ideologisch, nationalistisch oder religiös<br />
geprägten Weltbilder, die Konflikte schaffen oder schüren. Anders formuliert: Menschen sterben nicht<br />
nur durch militärische Fehler, sondern auch durch planmäßiges militärisches Vorgehen. Militärische Aktionen<br />
wurzeln in ökonomischen und sozialen Realitäten. Bei diesen Konfliktursachen sollte beginnen, was McNamara<br />
fordert - das Lernen.