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CD |<br />
Reviews<br />
Alternative<br />
Bombay Bicycle<br />
Club<br />
„So Long, See You Tomorrow”<br />
VÖ 07.02.<br />
Vertrieb Universal<br />
80 bpm<br />
Im Königreich von Fish<br />
’n’ Chips sind sie Superstars, die goldene<br />
Schallplatten horten, die größten Hallen füllen<br />
und in sämtlichen Magazinen auftauchen.<br />
Der Grund, warum das bei uns (bislang) nicht<br />
so ist? Keine Ahnung! Denn: An der Musik an<br />
sich kann es kaum liegen. Schließlich sind<br />
BBC so etwas wie die Beach Boys des Indie-<br />
Dance-Rock – sie mixen verspielte, mehrstimmige<br />
Vokalarrangements mit dem traditionellen<br />
Sound von Gitarre, Bass und Schlagzeug<br />
sowie pulsierenden Madchester-Grooves.<br />
Sprich: Eine Mischung aus Happy Mondays<br />
und Shoegazer-Geschrammel, aufgelockert<br />
mit Anleihen bei Musicals, World Beat nebst<br />
60s Pop. Was extrem vielseitig und kurzweilig<br />
anmutet, etwas Naiv-Charmantes hat und<br />
gerade deshalb einen wichtigen Gegenpol zur<br />
durchgestylten, uniformierten Popmusik der<br />
Gegenwart bildet. <br />
ma<br />
Fanfarlo<br />
„Let’s Go Extinct“<br />
VÖ 14.02.<br />
Vertrieb RTD<br />
90 bpm<br />
Ganz schön apokalyptisch,<br />
was uns Fanfarlo da mit ihrem insgesamt<br />
dritten Album entgegenschmettern. Wer<br />
will schon aussterben? Bei näherem Hinsehen<br />
entpuppt sich Album Nummer drei aber als<br />
grundsätzlicher. Ein Konzeptalbum, das sich<br />
mit dem Universum, seiner Entstehung, uns<br />
und auch sonst noch so ziemlich allem beschäftigt,<br />
was zwischen Darwin, Asimov und<br />
Douglas Adams, zwischen Himmel und Erde<br />
und nicht zuletzt sphärischen Klängen und<br />
verspieltem Indiepop seine Berechtigung hat.<br />
Ganz im Sinne der Evolutionstheorie hat sich<br />
die von London aus operierende Band um den<br />
Schweden Simon Balthazar dabei vor allem<br />
kompositorisch weiterentwickelt – und wäre<br />
das 2009er-Debüt „Reservoir“ nicht schon so<br />
gut gewesen, wir würden von einem Quantensprung<br />
sprechen. Wenn schon aussterben,<br />
dann zu diesem Soundtrack! <br />
cb<br />
All The Luck In<br />
The World<br />
„All The Luck In The World“<br />
VÖ bereits erschienen<br />
Vertrieb RTD<br />
80 bpm<br />
Ihr Song „Never“ tauchte<br />
im Werbespot eines bekannten Reiseportals<br />
auf und erreichte über 800.000 Clicks. Was<br />
nicht bedeutet, dass die drei Iren sofort bei<br />
einem Major-Label untergekommen wären<br />
oder wer weiß wie viel Airplay erhielten. Aus<br />
gutem Grund: Es handelt sich um die poppigste,<br />
temporeichste Nummer eines ansonsten<br />
ausgesprochen ruhigen und behäbigen Debüts.<br />
Eben mit einem Dutzend Songs, die extrem<br />
folkloristisch anmuten, von akustischen<br />
Gitarren, mehrstimmigen Harmonien und einem<br />
warmen, leicht verqueren Gesang leben,<br />
oft spartanisch-minimalistisch daherkommen<br />
und etwas Schüchternes, Verhaltenes besitzen.<br />
Was auf Dauer aber auch für dezente Monotonie<br />
sorgt. Denn ein Bläsersatz hier und<br />
ein Cello da sind bereits echte Ausbrüche aus<br />
einem Erstlingswerk, das jedem Jack-Johnson-<br />
Fan gefallen dürfte. <br />
ma<br />
The Jezabels<br />
„The Brink“<br />
VÖ 14.02.<br />
Vertrieb RTD<br />
Temples<br />
„Sun Structures“<br />
VÖ 07.02.<br />
Vertrieb RTD<br />
Cage the<br />
Elephant<br />
„Melophobia“<br />
VÖ 14.02.<br />
Vertrieb Universal<br />
80 bpm 100 bpm<br />
80 bpm<br />
Die zwei Mädels und<br />
Was haben die denn<br />
Okay, der Preis für das<br />
zwei Jungs von The Jezabels kamen 2007 an<br />
der Universität von Sydney zusammen, drei<br />
der Mitglieder stammen aus dem Hippie-<br />
Standort Byron Bay und kannten sich bereits<br />
vor ihrem Studium. Zunächst veröffentlichten<br />
sie drei EPs, die in Australien allesamt gut<br />
ankamen, 2011 erschien endlich das Debütalbum<br />
„Prisoner“, das es bis auf Platz zwei<br />
der Charts schaffte. Mit „The Brink“ dürfte<br />
die Band auch bei uns bekannter werden, das<br />
Potenzial für eine internationale Karriere haben<br />
The Jezabels allemal. Dass Sängern Hayley<br />
Mary dabei stimmlich wahlweise an Kate<br />
Bush oder Cyndi Lauper erinnert, dürfte auch<br />
Freunde des Achtzigerjahre-Pop anlocken<br />
(zumal der intensive Indiepop der Band ohnehin<br />
etwas retro klingt), doch auch wer zuletzt<br />
etwa London Grammar mochte, ist hier gut<br />
geraucht? Die Temples aus dem britischen Kettering<br />
klingen, als hätten sie mit Lucy in the<br />
Sky with Diamonds nach Erdbeerfeldern Ausschau<br />
gehalten und dabei den melodieseligen<br />
Psychedelic-Pop der späteren Beatles für sich<br />
entdeckt. Und weil sie das so unangestrengt<br />
tun, als würden sie nicht aus alten Quellen<br />
schöpfen, sondern ganz neue bedienen, werden<br />
sie dafür spätestens seit Veröffentlichung<br />
ihres „Shelter Song“ in den hipperen Blogs<br />
Europas zu Recht geliebt. Zumal ihr Sound im<br />
Vergleich zu ähnlich gelagerten Retropsychedelikern<br />
der Marke Tame Impala oder The Coral<br />
noch weiter „far out“ ist, das Albumdebüt<br />
„Sun Structures“ von so strahlender Unschuld<br />
ist, dass man sich sofort in seine grandiosen<br />
Melodiebögen (v. a. „The Golden Throne“!)<br />
verlieben muss. Und wir? Higher than the „Sun<br />
hässlichste Plattencover geht schon jetzt<br />
an Cage the Elephant. Geschenkt. Die zehn<br />
Songs ihres dritten Albums können sich allerdings<br />
hören lassen. Was haben sich die<br />
Jungs im Vorfeld den Kopf zerbrochen: Bloß<br />
nichts falsch machen, bloß nicht zu sehr zitieren<br />
... Angst vor Musik, wie es der Albumtitel<br />
andeutet? Eher davor, das eigene Potenzial<br />
nicht ausschöpfen zu können. Statt also<br />
ihre Plattensammlungen nach Inspirationen<br />
zu durchforsten haben die vier in ihrem Gedächtnis<br />
gewühlt und Sounds gefunden, die<br />
nicht kopiert wirken, sondern jene Emotionen<br />
transportieren, die mit dem Erinnerten<br />
verbunden werden. So klingen CtE näher bei<br />
sich denn je, hie und da auf Hochglanz gepimpt,<br />
doch von einer Reife durchdrungen,<br />
die aufhorchen lässt. Indierock, erwachsen<br />
aufgehoben. <br />
sr Structures“! <br />
cb geworden. <br />
mw<br />
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