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DVD Blu-ray | Features<br />
Systemfehler<br />
Wenn Inge tanzt<br />
Feuchtgebiete<br />
Blut, Rotz und Schleim<br />
„Skandal!“, schrien damals alle Moralapostel,<br />
als im Jahre 2008 der Roman von Charlotte<br />
Roche ekelerregend in Richtung Licht<br />
der Welt kroch. Es hat also immerhin fünf<br />
Jahre gedauert, bis sich ein couragierter<br />
Filmschaffender an den Stoff heranwagte.<br />
Dass es mit David Wnendt nun ein talentierter<br />
deutscher Nachwuchsregisseur<br />
80 bpm<br />
geworden ist, der uns bereits mit seinem<br />
Quasidebüt „Kriegerin“ sehr positiv aufgefallen<br />
ist, freut uns jedenfalls, noch bevor<br />
wir nur eine Minute des Films gesehen haben.<br />
Zwar geht es an dieser Stelle nicht um<br />
gewaltbereite Neonazis, ähnlich verstörend<br />
ist die Thematik dann allerdings schon.<br />
„Mach Dich bereit für Helen“, hieß es bereits im Werbetrailer<br />
zur Verfilmung des Bestsellers. Was man durchaus als Drohung<br />
verstehen kann und muss. Denn Helen (Carla Juri) lässt uns<br />
schön freimütig teilhaben an all ihren fiesen Wehwehchen wie<br />
einer Analfissur oder plagenden Hämorrhoiden, bespricht ihre<br />
Menstruation in allen blutigen Facetten. Dass Helen – im Krankenhaus<br />
liegend wegen der Hämorrhoiden-OP – eigentlich<br />
nur ihre zerstrittenen Eltern wiedervereinen möchte, das wird<br />
bei allem Ekel und allem Vorstoßen in geschmacklich tiefrote<br />
und verkrustete Bereiche leicht zur Nebensache, was schade<br />
ist. Was hier schockt, das ist nicht so sehr das Thematisieren<br />
angeblicher Tabuthemen, die heute nicht mehr wirklich tabu<br />
sind, es ist eher die unangenehme visuelle Nähe zu Würgereiz<br />
verursachenden Dingen, die den Film exzentrisch werden<br />
lässt. Mutlosigkeit kann man Wnendt und seiner herausragenen<br />
Darstellerin sicher nicht vorwerfen … <br />
Feuchtgebiete | Fox / D 2013 | Regie David Wnendt | Darsteller Carla<br />
Juri, Christoph Letkowski, Meret Becker | Features Featurettes, Makingof,<br />
Interviews, Entfallene Szenen, Teaser, Trailer, TV-Spots, Musikvideo, Kurzfilm,<br />
Bildergalerie, Hörfilmfassung für Sehbehinderte | VÖ bereits erschienen | FSK 16<br />
cl<br />
Vom „Systemfehler“ haben sich seine Macher<br />
und Produzenten wohl das erhofft,<br />
was Ende des Jahres dann „Fack Ju Göthe“<br />
geworden ist. Einen coolen, jungen,<br />
frischen Teenagerhit, der die Kassen vollmacht<br />
und unweigerlich Fortsetzungen<br />
nach sich zieht. Aber hier liegt genau der<br />
Fehler im System des deutschen Films: Hits<br />
70 bpm<br />
lassen sich, auch wenn man noch so viele<br />
der vermeintlich richtigen Backzutaten beimischt,<br />
nicht erzwingen. Und was mit Elyas<br />
M’Barek und „krassem“ Humor funktioniert,<br />
muss eben nicht zwingend mit Tim Oliver<br />
Schulz und Teeniepunkrock gelingen. Das<br />
nämlich sind die Zutaten des Film gewordenen<br />
Fotoromans, der „Systemfehler“ im Kern ist: Hübsche junge<br />
Menschen in Schülerklischeerollen, die in coolen und dem<br />
jeweils hippsten musikalischen Trend nachmodellierten Schulbands<br />
spielen. Bzw. eben nicht. Und dann vielleicht doch. Hä?<br />
Genau. Inge (Paula Kalenberg), das ist die spaßbefreite Ökotusse<br />
von der Schule. Und „Systemfehler“ die coole Band, die ihr einen<br />
Hit („Wenn Inge tanzt“) auf den widerwilligen Leib geschrieben<br />
hat. Es winkt sogar ein Plattenvertrag. Aber da verletzt sich der<br />
Gitarrist der Band. Und wer kann noch Gitarre spielen? Richtig:<br />
Inge. Und weil sich zwischen der und Bandleader Max auch<br />
noch ein paar Funkenflüge abspielen, muss sich am Ende wieder<br />
einer entscheiden. Für Musik, Mädel oder gar für beides. Die<br />
(weibliche) Zielgruppe bis 13 findet es spitze, der Rest sucht und<br />
findet wohl eher den Fehler im System. <br />
Systemfehler – Wenn Inge tanzt | WVG / D 2013 | Regie Wolfgang Groos<br />
Darsteller Paula Kalenberg, Tim Oliver Schultz, Peter Kraus | Features<br />
Making-of, Interviews, Musikvideo | VÖ bereits erschienen | FSK 6<br />
ss<br />
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