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neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Tab. 5: Diagnosekriterien MSA<br />

1. Wahrscheinliche MSA<br />

Eine sporadische, progressive, im Erwachsenenalter beginnende<br />

Erkrankung, charakterisiert durch:<br />

• autonomes Versagen mit Inkontinenz (mit ED bei Männern) oder<br />

orthostatischen Blutdruckabfall innerhalb 3 min Stehens (zumindest<br />

30 mmHg systolisch oder 15 mmHg diastolisch) und<br />

• ein mangelhaft auf L-Dopa ansprechendes Parkinson-Syndrom<br />

(Bradykinese und Rigidität, Tremor oder posturale Instabilität) oder<br />

• ein zerebelläres Syndrom (Gangataxie und zerebelläre Dysarthrie,<br />

Extremitätenataxie, oder zerebelläre okulomotorische Störung)<br />

2. Mögliche MSA<br />

Eine sporadische, progressive, im Erwachsenenalter beginnende<br />

Erkrankung, charakterisiert durch:<br />

• Parkinson-Syndrom (Bradykinese und Rigidität, Tremor oder<br />

posturale Instabilität) oder<br />

• ein zerebelläres Syndrom (Gangataxie und zerebelläre Dysarthrie,<br />

Extremitätenataxie, oder zerebelläre okulomotorische Störung) und<br />

• zumindest ein Kriterium für autonomes Versagen (anderweitig nicht<br />

erklärbare Drangsymptomatik oder Blasenentleerungsstörung, ED<br />

bei Männern oder signifikanter orthostatischer Blutdruckabfall, der<br />

die Kriterien für „wahrscheinliche MSA“ nicht erfüllt) und<br />

• zumindest eines der zusätzlichen Kriterien (s. 3.)<br />

3. Zusätzliche Kriterien<br />

mögliche MSA-P oder MSA-C<br />

• Babinski-Zeichen und Hyperreflexie<br />

• Stridor<br />

mögliche MSA-P<br />

• rasch fortschreitendes Parkinson-Syndrom<br />

• schlechtes Ansprechen auf L-Dopa<br />

• posturale Instabilität innerhalb von 3 Jahren nach Beginn der<br />

motorischen Symptome<br />

• Gangataxie, zerebelläre Dysarthrie, Extremitätenataxie, zerebelläre<br />

okulomotorische Dysfunktion<br />

• Dysphagie innerhalb von 5 Jahren nach Beginn der motorischen<br />

Symptome<br />

• im MRT Atrophie des Putamens, Kleinhirnstiels, Pons, Cerebellums<br />

• Hypometabolismus im FDG-PET im Bereich des Putamens,<br />

Hirnstamms, Pons, Cerebellums<br />

mögliche MSA-C<br />

• Parkinson-Syndrom (Bradykinese und Rigidität)<br />

• im MRT Atrophie des Putamens, Kleinhirnstiels, Pons<br />

• Hypometabolismus im FDG-PET im Bereich des Putamens<br />

• präsynaptische Denervation im nigrostriatalen Dopaminsystem<br />

im SPECT oder PET<br />

Übersetzt nach: Gilman 2008 9<br />

vielmehr sind diese in ca. ein Drittel bis der<br />

Hälfte der atypischen Parkinson-Syndrome<br />

festzustellen. Zerebelläre Symptome (wie<br />

Stand-/Gangataxie, Dysmetrie) sprechen<br />

ebenfalls gegen die Diagnose IPS, wobei vor<br />

allem im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf<br />

eine klinische Differenzierung zwischen<br />

Gangstörung aufgrund der ausgeprägten posturalen<br />

Instabilität oder (eventuell auch zusätzlich<br />

bestehenden) zerebellären Ataxie<br />

schwierig sein kann.<br />

Ein weiteres für die klassische IPS untypisches<br />

Symptom sind Myoklonien im Bereich der Extremitäten<br />

oder Gesichtsmuskulatur – vielmehr<br />

werden diese bei bis zu 30 % der MSA-<br />

PatientInnen beobachtet und können sogar<br />

noch häufiger bei der CBS oder DLK auftreten.<br />

Das Vorliegen einer vertikalen Blickparese<br />

bzw. Verlangsamung der Sakkaden stellt hingegen<br />

nahezu ein diagnostisches Kriterium<br />

für die PSP dar.<br />

Auch ist sowohl eine ausgeprägte Dysarthrie<br />

FACT-BOX<br />

Die Diagnose der verschiedenen Parkinson-Syndrome<br />

bleibt eine klinische Diagnose,<br />

wobei die endgültige Differenzierung<br />

nur post mortem möglich ist. Jedoch<br />

ist eine frühe und möglichst<br />

akkurate Diagnose wegweisend hinsichtlich<br />

adäquater Führung des/der PatientIn<br />

und reduziert zudem unnötige und womöglich<br />

kostenintensive Zusatzdiagnostik.<br />

Außerdem wirkt sich eine angemessene<br />

Therapie (sowohl medikamentös als<br />

auch physikalisch und neurorehabilitativ)<br />

entscheidend auf die Symptomkontrolle<br />

aus; auch hat sich gezeigt, dass angemessen<br />

therapierte IPS-PatientInnen eine<br />

nahezu normale Lebenserwartung erreichen<br />

können.<br />

und/oder Dysphagie eher untypisch für IPS,<br />

obwohl dies im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf<br />

auch bei IPS-PatientInnen auftreten<br />

kann.<br />

Darüber hinaus sind autonome Symptome<br />

speziell für eine MSA charakteristisch, wie z.<br />

B. eine früh auftretende Dranginkontinenz<br />

oder Blasenentleerungsstörung bzw. erektile<br />

Dysfunktion sowie auch kardiovaskuläre Regulationsstörungen<br />

wie eine ausgeprägte orthostatische<br />

Hypotension (auch mit orthostatisch<br />

bedingten vasovagalen Synkopen); insgesamt<br />

spricht auch hier deren frühes<br />

Auftreten im Krankheitsverlauf eher gegen IPS<br />

und für ein atypisches Parkinson-Syndrom wie<br />

die MSA, jedoch können aufgrund der Beteiligung<br />

autonomer Zentren auch bei der IPS<br />

die autonomen Symptome nicht mit endgültiger<br />

Sicherheit zwischen IPS oder atypischen<br />

Parkinson-Syndrom differenzieren (Tab. 5).<br />

Klinisches Spektrum der Tauopathien:<br />

Während die klinische Präsentation der<br />

Alpha-Synucleinopathien DLK und MSA homogen<br />

erscheint, hat sich in den letzten Jah-<br />

18

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