neurologisch - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
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NEUROLOGIE AKTUELL<br />
Bewegungsstörungen<br />
Unterscheidung von psychogener<br />
und organischer Dystonie<br />
Zirka 2–3 % der PatientInnen in Bewegungsstörungskliniken<br />
leiden an einer psychogenen<br />
Bewegungsstörung. Die frühe Diagnosestellung<br />
gilt als modifizierender Faktor hinsichtlich<br />
Prognose und Langzeit-Outcome und ist<br />
entscheidend zur Vermeidung unnötiger und<br />
potenziell schädigender diagnostischer und<br />
therapeutischer Maßnahmen. Die Diagnose<br />
einer psychogenen Bewegungsstörung soll<br />
keinesfalls als reine Ausschlussdiagnose organischer<br />
Erkrankungen erfolgen, sondern<br />
anhand positiver klinischer und anamnestischer<br />
Kriterien. 1 Dennoch stellt die Diagnos -<br />
tik psychogener Bewegungsstörungen KlinikerInnen<br />
oft vor eine große Herausforderung,<br />
und apparative Hilfsmittel wären wünschenswert.<br />
Zur Unterscheidung von psychogenem<br />
versus organischem Tremor und Myoklonus<br />
wurden verschiedene elektrophysiologische<br />
Tests vorgeschlagen, und in der Differenzialdiagnose<br />
organischer versus psychogener<br />
Parkinsonismus kann ein Dopamintransporter<br />
SPECT hilfreich sein.<br />
psychogener und organischer Dystonie<br />
gewidmet. Überraschenderweise zeigten<br />
PatientInnen mit psychogener Dystonie dieselbe<br />
verminderte kortikale und spinale Inhibierung<br />
wie organische Dystonien. 3, 4 Dies<br />
könnte durch sekundäre zentrale Veränderungen<br />
bei chronischer abnormaler Körperhaltung,<br />
zentrale Prädisposition für die Entwicklung<br />
einer Dystonie oder aber durch eine<br />
zugrunde liegende psychiatrische Erkrankung<br />
bedingt sein. Einen „ersten Lichtblick“ für<br />
eine mögliche apparative Unterscheidung<br />
beider Gruppen ergab eine Studie von Quartarone<br />
et al., welche – zumindest auf Gruppenebene<br />
– abnorme kortikale Plastizität<br />
anhand eines TMS-Protokolls (PAS – paired<br />
associative stimulation) nur bei organischer<br />
Abb. 1: Doppelblinkreflex einer gesunden Kontrollperson<br />
Dystonie und nicht bei PatientInnen mit psychogener<br />
fixierter Extremitätendystonie<br />
fand. 5<br />
Studie bei Blepharospasmus<br />
Wir führten kürzlich eine Studie zur Unterscheidung<br />
von psychogenem und organischem<br />
Blepharospasmus durch. 6 Blepharospasmus<br />
ist eine fokale Dystonie mit spätem<br />
Beginn, gekennzeichnet durch exzessives<br />
unwillkürliches Schließen der Augen. Auch<br />
organischer Blepharospasmus kann mit<br />
„ungewöhnlichen“ Merkmalen assoziiert<br />
sein, indem er intermittierend, variabel und<br />
ablenkbar erscheint oder sich unter Umständen<br />
durch Konzentration und Anspannung<br />
Differenzialdiagnose bei Dystonie: Unsicherheiten<br />
bestehen häufig auch bei der<br />
Unterscheidung von psychogener und organischer<br />
Dystonie, was nicht zuletzt daran<br />
liegt, dass die Dystonie sehr lange fälschlicherweise<br />
generell als psychogene Störung<br />
erachtet wurde. Klinische Hinweise für das<br />
Vorliegen einer psychogenen Dystonie sind<br />
unter anderem plötzlicher Beginn, paroxysmales<br />
Auftreten und von Beginn an bestehende<br />
fixierte Körperfehlhaltungen, im<br />
Gegensatz zur mobilen und klassischerweise<br />
bei bestimmten Tätigkeiten verstärkten Ausprägung<br />
organischer Dystonien. 2<br />
Nur wenige elektrophysiologische Studien<br />
haben sich bisher der Unterscheidung von<br />
Applikation eines elektrischen Doppelreizes über dem Nervus supraorbitalis mit einem Interstimulus -<br />
intervall (ISI) von 200 ms und Ableitung mittels Oberfächen-EMG vom ipsilateralen M. orbicularis oculi<br />
zeigt eine signifikante Amplitudenabnahme im Vergleich der ersten (lila) unkonditionierten zur zweiten<br />
(grün) konditionierten R2-Antwort.<br />
Quelle: Schwingenschuh P<br />
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