PDF-Dokument - ORNIS
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8. Fazit<br />
Die Ergebnisse der hier durchgeführten Untersuchung zur Identität der jungen<br />
Russlanddeutschen in Tomsk sollen hier abschließend dargestellt werden. Wie lässt<br />
sich das in dieser Masterarbeit Erarbeitete nun bewerten und deuten? Können wir<br />
resümieren, dass russlanddeutsche Jugendliche für sich eine russlanddeutsche<br />
Identität in Anspruch nehmen und wenn ja, aufgrund welcher Faktoren tun sie dies?<br />
Was wir zumindest erst einmal feststellen können, ist, dass der Erhalt<br />
russlanddeutscher Identität in der Hand Weniger liegt, die sich dazu entschieden<br />
haben, diese Identität für sich aufrechtzuerhalten. Insofern können wir dabei<br />
durchaus vom Topos einer ‚erlernten Identität’ sprechen, dem ein individueller<br />
Wunsch nach (historischer) Kontinuität zu Grunde liegt. Die russlanddeutschen<br />
Organisationen, die in Tomsk agieren, liefern hierzu die Möglichkeit und sind, um in<br />
der Identitätsterminologie zu bleiben, somit der eigentliche Konstrukteur einer<br />
kollektiven russlanddeutschen Identität. Dort finden die Jugendlichen die<br />
Möglichkeiten, sich nach ihren Wünschen aus dem ‚Identitätsangebot’ zu bedienen.<br />
D.h. sie können entweder die Sprache lernen oder Seminare besuchen, eigene<br />
Projekte organisieren etc. Dass diese Angebote für eine russlanddeutsche Identität<br />
überlebenswichtig sind, verdeutlicht nochmals Andrej Kreismann, indem er die ältere<br />
und jüngere Generation vergleicht:<br />
„старшее поколение, в них вот культура, с которой они жили,<br />
это было прямо в них с рождения, то есть они не считали это<br />
чем-то особенным, они с этим жили. Современная молодежь,<br />
для них это уже как элемент, который действительно нужно<br />
сохранить.“ 64<br />
Schwierig wird es bei der Frage nach der Authentizität der russlanddeutschen<br />
Identität, also der Frage, inwieweit sich das, was heute unter dem Begriff verstanden<br />
wird, auf dem beruht, was vor zwei oder noch mehr Generationen darunter<br />
verstanden wurde. Obschon die Lesart des Identitätsbegriffs, wie sie in dieser Arbeit<br />
zur Anwendung gelangte, Identität und Identitätsbildung als Prozess begreift, ist der<br />
Wandel, in dem sich die russlanddeutsche Identität befindet, durchaus kritisch zu<br />
betrachten. Denn grob gesagt, speist sich das Identitätsbewusstsein der jungen<br />
Generation heute aus drei Einflusssphären:<br />
64 Interview mit Andrej Kreismann.<br />
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