PDF-Dokument - ORNIS
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erfolgte dann in kameragestützten Interviews von etwa 20 Minuten Länge. Diese<br />
führte ich mit zwei ausgewählten Jugendlichen – Andrej Baitinger und Inna<br />
Grebenar – durch. Aus den Interviews ist schließlich ein 30-minütiger<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm entstanden, bei dem die beiden Jungendlichen als<br />
Hauptprotagonisten fungieren. Der Film unterstützt die Struktur der Arbeit und ist<br />
gleichzeitig Teil einer weiteren thematischen Ebene, nämlich der des Alltags. Dabei<br />
kommen nicht nur die beiden genannten Jugendlichen zu Wort, sondern auch<br />
Personen, die aktiv und in leitender Funktion, russlanddeutsches Leben in Tomsk<br />
maßgeblich mitgestalten. Diese Ebene schlägt sich aber nicht nur im Film nieder,<br />
sondern wird auch im schriftlichen Teil der Masterarbeit theoretisch gestützt.<br />
Gemeinsam mit dem <strong>Dokument</strong>arfilm soll hierbei möglichst anschaulich das<br />
Verhältnis des Selbst im Alltag und des Selbst in der Welt dargestellt werden. Im<br />
Laufe dieser Arbeit werde ich mich immer wieder auf Zitate aus den Interviews<br />
beziehen, um so einen durchlässigen Übergang von Theorie und Lebenswirklichkeit<br />
zu gewährleisten.<br />
Die vermeintlich mannigfaltigen Ansätze können als alleinstehende Elemente meiner<br />
Vorgehensweise aufgefasst werden. Ich jedoch betrachte sie als logische Bausteine,<br />
die unter dem gemeinsamen Dach der Kulturwissenschaften, aufgrund ihres<br />
gegenseitigen Ineinanderwirkens, nur so der Komplexität des Themas gerecht<br />
werden.<br />
1.2 Zur Quellensituation<br />
Über die Russlanddeutschen und ihr Schicksal, besonders jenes des tragischen 20.<br />
Jahrhunderts, ist viel geforscht und geschrieben worden. Ende der achtziger, Anfang<br />
der neunziger Jahre, nachdem etliche <strong>Dokument</strong>e zugänglich gemacht worden,<br />
schien das Interesse an der Aufarbeitung dieses Schicksals gleichwohl auf deutscher<br />
wie auf russischer Seite zu liegen. Und auch heute sind die Russlanddeutschen<br />
immer noch Forschungsgegenstand etlicher wissenschaftlicher Arbeiten beider<br />
Länder. Durch solche Werke, wie beispielsweise das 2009 in Omsk erschienene<br />
Geschichte und Ethnographie der Deutschen in Sibirien, wird es uns möglich, einen<br />
Einblick in das Alltagsleben der Russlanddeutschen seit ihrer Ansiedlung in den<br />
sibirischen Regionen zu erhalten. Auch hat Detlev Brandes bereits viel zur<br />
Aufklärung beigetragen, wann und wo in Sibirien die ersten deutschen Siedler noch<br />
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