Armut grenzt aus ... - Der PARITÄTISCHE Hessen
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Verbandsrundschau<br />
„Gleich und doch verschieden“<br />
Fachtagung zur Inklusion von Menschen mit Behinderung<br />
Miteiner Reihe vonFachtagungenbegleitender Paritätische Gesamtverbandund dasInstitutMensch,<br />
Ethikund Wissenschaft(IMEW) die Umsetzungder UN-Konventionüberdie<br />
Rechte von Menschen mit Behinderungen inDeutschland. Unter der Überschrift „Gleich<br />
und doch verschieden –Menschen mit und ohne Behinderung“ ging es bei der jüngsten<br />
Tagung vorallem um dengesellschaftlichenund individuellenUmgangmit Vielfalt.<br />
Die UN-Konvention über die<br />
Rechte von Menschen mit Behinderung<br />
basiert ebenso wie<br />
die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />
auf einer wichtigen Prämisse:Jeder<br />
Mensch hatdie gleichen Rechte<br />
und die gleiche Würde. „Die Menschenrechte<br />
sollen uns allen die Freiheit sichern,<br />
unser Leben selbst zu gestalten“,<br />
betonte Professor Dr. Beate Rudolf, Direktorin<br />
des Deutschen Instituts für<br />
Menschenrechte, das als Monitoringstelle<br />
damitbeauftragtwurde,die Umsetzung<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
zu begleiten. Die Anerkennung der<br />
Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen<br />
sei ein ganz zentraler Aspekt bei<br />
der Umsetzung der Menschenrechte, so<br />
Rudolf. Dar<strong>aus</strong> resultiere für die Staaten<br />
die Verpflichtung, das soziale und staatliche<br />
System sozuorganisieren, „dass<br />
jeder dabei sein kann, inder Politik, in<br />
der Wirtschaft, im gesellschaftlichen<br />
Leben.“Diesunterstrich auch Dr.Ulrich<br />
Schneider, Hauptgeschäftsführer desParitätischen<br />
Gesamtverbands: „Bei aller<br />
Verschiedenheit sind alle Menschen<br />
gleichwertig...“. Durch dieOffenheit und<br />
Toleranz gegenüber der Verschiedenheit<br />
entstehe erst die Vielfalt, die unsere Gesellschaft<br />
voranbringe. Diese Einsicht<br />
bedinge aber auch die Verpflichtung,<br />
sich aktivfür die Inklusion einzusetzen.<br />
ganz besonders von Wechselwirkungen<br />
zwischen den Betroffenen und ihrer<br />
Umwelt – von Barrieren in den Köpfen<br />
ebenso wie beispielsweise von baulichen<br />
Barrieren. Häufig machten diese <strong>aus</strong><br />
einer Beeinträchtigung überhaupt erst<br />
eine Behinderung. Dem müsse durch<br />
gezielte Maßnahmen begegnet werden,<br />
die diese Behinderung <strong>aus</strong>gleichen. Dafür<br />
sprach sich auch Dr. Jürgen Schneider,<br />
Landesbeauftragter für Menschen<br />
mitBehinderung in Berlin <strong>aus</strong>. „Rechtliche<br />
Gleichstellung heißt noch nicht<br />
Chancengleichheit“,betonte er.<br />
Vor diesem Hintergrund hält auch Dr.<br />
Alexander Sopp vonder Antidiskriminierungsstelle<br />
des Bundes eine gezielte Bevorzugung<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
gegenüber Menschen ohne Behinderung<br />
<strong>aus</strong>rechtlicher Sichtfür einlegitimes<br />
Mittel zur Gleichstellung. Als Beispiel<br />
für eine solche „positive Diskrimi-<br />
nierung“ führte er die bevorzugte Einstellung<br />
schwerbehinderter Menschen<br />
bei gleicher beruflicher Eignung an.<br />
Denn Menschen mit Behinderung sind<br />
deutlich stärker von Arbeitslosigkeit und<br />
<strong>Armut</strong> betroffen als nicht behinderte<br />
Menschen.<br />
„Mit Begriffskosmetik ist es nicht getan“<br />
Dass nicht nur auf rechtlicher, sondern<br />
vorallem aufgesellschaftlicherEbene die<br />
Basis für die Inklusion geschaffen werden<br />
muss, strich Professor Dr. Reinhard<br />
Markowetz, Soziologe an der Ludwig-<br />
Maximilians-Universität München her<strong>aus</strong>.<br />
Er beschäftigte sich in seinem Vortrag<br />
mitgesellschaftlichenEinstellungen<br />
undindividuellen Vorurteilengegenüber<br />
Menschen mit Behinderungen. Markowetz<br />
betonte, dass Vorurteile und Stigmatisierung<br />
unter anderem abhängig<br />
davon seien, wie bedrohlich eine Behin-<br />
„Behinderung kann jeden treffen“<br />
Generell würden Menschen mit Behinderung<br />
in unserer Gesellschaft immer<br />
noch abgewertet, stellte Dr. Sigrid<br />
Arnade, Geschäftführerin der Interessengemeinschaft<br />
Selbstbestimmt Leben,<br />
fest. „Behinderung kann jeden jederzeit<br />
treffen.“ Wie, das hänge jedoch<br />
nicht nur von den individuellen Beeinträchtigungender<br />
Menschen ab,sondern<br />
Eine Diskussionzum ThemaInklusion undExklusion durch Sprache standamEndeder Fachtagung<br />
„Gleich und doch verschieden“.EstherMand(LebenshilfeViersen)diskutierte mit Dr.Sigrid<br />
Arnade (ISL), Dr.KatrinGrüber (IMEW) und Professor Dr.HansWalterSchmuhl (von links).<br />
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www.der-paritaetische.de<br />
2 | 2012