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Forschungsbericht zum Verstehen von Sachtexten in der Grundschule

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b) Kognitive Glie<strong>der</strong>ung und Ordnung<br />

Damit ist die <strong>in</strong>haltliche Strukturierung und Ordnung e<strong>in</strong>es Textes geme<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong> Text wird<br />

verarbeitet, <strong>in</strong>dem Text<strong>in</strong>formation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hierarchisch aufgebaute kognitive Struktur<br />

e<strong>in</strong>gebaut wird. Dabei stehen die umfassendsten Konzepte an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Hierarchie, die<br />

auf untergeordneten Konzepten aufbauen. Christmann und Groeben bezeichnen das als<br />

Subsumtionslernen (S. 152). Folgende Textmerkmale unterstützen diesen Prozess:<br />

1. Advance Organizer (Vorstrukturieren), <strong>der</strong>en Wirksamkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong><br />

Vorstrukturierung abhängt.<br />

2. Sequentielles Arrangieren <strong>von</strong> Texten: Dies betrifft die Art <strong>der</strong> Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge <strong>der</strong><br />

Text<strong>in</strong>formation. Dabei soll mit <strong>in</strong>klusiven Konzepten begonnen werden, um dann nach und<br />

nach zu weniger <strong>in</strong>klusiven abzusteigen. Empirische Untersuchungen ergaben folgende<br />

Befunde:<br />

● Hierarchisch-sequentielle Sequenzierung (Abfolge) führt zu besserem Behalten <strong>von</strong><br />

Text<strong>in</strong>formationen als an<strong>der</strong>e Sequenzierungsarten.<br />

● Deduktive Sequenzierungen s<strong>in</strong>d behaltenswirksamer als <strong>in</strong>duktive Sequenzierungen.<br />

● Die natürliche Textstruktur ist verarbeitungsfreundlicher als e<strong>in</strong>e durch falsch platzierte<br />

Sätze gestörte Textstruktur.<br />

● E<strong>in</strong> thematisch kont<strong>in</strong>uierlicher Textaufbau mit Hierarchisierung zwischen den<br />

Abschnitten führt zur Bildung <strong>von</strong> Inferenzen; die Inferenzbildung wird bei e<strong>in</strong>em<br />

diskont<strong>in</strong>uierlicher Text beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

● Die Kenntnis <strong>der</strong> Textsorte erleichtert die Bildung e<strong>in</strong>er Superstruktur und führt zu<br />

besserem Behalten.<br />

3. Integrative Vere<strong>in</strong>igung bedeutet, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen bereits<br />

erworbenen und neuen Konzepten kenntlich zu machen. Dies geschieht durch Anreicherung<br />

<strong>der</strong> Texte mit Elaborationen (Erläuterungen, Spezifizierungen, Beispiele) und Analogien.<br />

4. Konsolidierung. Festigung des Wissens durch Zusammenfassungen (effektiv für das direkte<br />

Lernen), Unterstreichungen und Hervorhebungen (weniger wirksam).<br />

Diese Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>en didaktischen Text beziehen sich vor allem auf das Behalten <strong>der</strong><br />

Text<strong>in</strong>formationen. In unserer Studie wollen wir aber lediglich das <strong>Verstehen</strong> testen, so dass<br />

es genügt, darauf zu achten, dass dem Text e<strong>in</strong> folgerichtiger Aufbau ohne gedankliche<br />

Sprünge und logische Brüche zugrunde liegt. Dies betrifft ausschließlich das Kriterium des<br />

sequentielles Arrangierens <strong>von</strong> Texten. E<strong>in</strong> <strong>Verstehen</strong>srahmen wird (neben <strong>der</strong> Überschrift,<br />

die als „advance organizer“ fungieren kann) durch die zeitliche Angabe „<strong>von</strong> früh morgens<br />

bis spät <strong>in</strong> die Nacht“ im 1. Satz des Textes gesteckt. Der thematisch kont<strong>in</strong>uierliche Aufbau,<br />

<strong>der</strong> durch Zeitangaben im Textverlauf verstärkt wird, för<strong>der</strong>t den Aufbau e<strong>in</strong>es kognitiven<br />

Modells und die Bildung <strong>von</strong> Inferenzen.<br />

Der vorliegende Text ist zu kurz, als dass alle an<strong>der</strong>en verstehensoptimierenden<br />

Textmerkmale (Advance Organizer als schriftlicher Vorspann, die <strong>in</strong>tegrative Vere<strong>in</strong>igung<br />

und die Konsolidierung) hier Platz f<strong>in</strong>den könnten. Sie sprechen das Lernen <strong>von</strong> Inhalten an<br />

und können, wenn e<strong>in</strong> Text diese Merkmale nicht enthält, als Rezeptionsstrategien selbst<br />

operationalisiert werden.<br />

c) Semantische Kürze / Redundanz<br />

In didaktischen Texten erhöht e<strong>in</strong>e gewisse Redundanz die Textverständlichkeit. Im Text <strong>der</strong><br />

Studie liegen Redundanzen nicht vor. <strong>Verstehen</strong>sför<strong>der</strong>nd dürfte die semantische Kürze<br />

wirken, da <strong>der</strong> Tagesablauf chronologisch str<strong>in</strong>gent wie<strong>der</strong>gegeben wird.<br />

d) Motivationale Stimulanz:<br />

Dieser Aspekt betrifft den Zusammenhang zwischen Interesse und Textverstehen. Ob e<strong>in</strong> Text<br />

motivierend ist, fängt schon mit dem Sachgebiet an, aus dem <strong>der</strong> Text stammt. Zusätzlich<br />

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