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Forschungsbericht zum Verstehen von Sachtexten in der Grundschule

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Aufbau e<strong>in</strong>es mentalen Modells durch das Reden gleichermaßen geför<strong>der</strong>t wurde.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e ausländische Schüler/<strong>in</strong>nen, die Sprach- und <strong>Verstehen</strong>sschwierigkeiten auch<br />

bei <strong>der</strong> gesprochenen Sprache haben, s<strong>in</strong>d hier beteiligt. An<strong>der</strong>erseits besteht gerade durch das<br />

Unterrichtsgespräch für die Lehrkraft die Möglichkeit, auf leseschwache Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>zugehen. Festzuhalten bleibt, dass es durch die nicht normierte Durchführung<br />

des Unterrichtsgesprächs zu nicht nachprüfbaren Wirkungen auf den Rezeptionsprozess<br />

kommt.<br />

2) Durch das Reden über den Text wird womöglich zu sehr die Phantasie angeregt, d.h. es<br />

werden über den Inhalt des Textes Hypothesen gebildet, ohne diese auf ihre Richtigkeit zu<br />

überprüfen. Hier kann auch e<strong>in</strong> sozio-psychologischer Effekt greifen: Hat im Unterrichtsgespräch<br />

e<strong>in</strong>/e Schüler/<strong>in</strong>, <strong>der</strong>/die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klassenhierarchie weit oben steht, e<strong>in</strong>e falsche<br />

Hypothese vorgetragen, so kann es se<strong>in</strong>, dass diese u.U. unh<strong>in</strong>terfragt übernommen wurde.<br />

Doch das s<strong>in</strong>d Spekulationen, die hier nicht weiter überprüft werden können.<br />

3) E<strong>in</strong> Faktor für den mäßigen Erfolg dieses Rezeptionsverfahrens kann auch das Alter <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen se<strong>in</strong>. Womöglich ist das Reden über den Text e<strong>in</strong> eher für erwachsene<br />

Leser/<strong>in</strong>nen geeignetes Rezeptionsverfahren, da diese über e<strong>in</strong> größeres Welt-, Erfahrungsund<br />

Sprachwissen verfügen als 9 – 11-Jährige und dadurch leichter e<strong>in</strong> mentales Modell<br />

aufbauen, das den Text<strong>in</strong>halt repräsentiert. K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> 4. Jahrgangsstufe s<strong>in</strong>d u.U. eher auf die<br />

Informationen aus dem Text angewiesen, d.h. es gelten bei ihnen eher Modelle auf<br />

hierarchieniedrigen Verarbeitungsstufen, wie Perfettis Theorie <strong>der</strong> verbalen Effizienz o<strong>der</strong><br />

Stanovichs <strong>in</strong>teraktiv-kompensatorisches Modell, bei denen die Informationen aus <strong>der</strong><br />

Worterkennung und aus <strong>der</strong> lokalen Kohärenzbildung durch den Satzkontext<br />

verstehensleitend s<strong>in</strong>d.<br />

3.1.5 Beste Komb<strong>in</strong>ation mit Unterstreichen, Reden, Schreiben.<br />

Welche Methodenkomb<strong>in</strong>ation ist <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Varianten mit dem gleichen<br />

2. Rezeptionsverfahren die erfolgreichste?<br />

Bei dieser Frage steht wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> 2. Rezeptionsdurchgang im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Während unter 3.1.4 herausgefunden wurde, welches <strong>der</strong> drei Rezeptionsverfahren des<br />

2. Rezeptionsdurchgang am besten abgeschnitten hat, das Unterstreichen, das Reden über den<br />

Text o<strong>der</strong> das Schreiben, sollen nun jedes dieser Rezeptionsverfahren für sich betrachtet<br />

werden. Wir gehen <strong>von</strong> folgen<strong>der</strong> Fragestellung aus:<br />

Wenn <strong>der</strong> Sachtext im Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2. Rezeptionsdurchgang beispielsweise<br />

unterstrichen werden soll - welches Rezeptionsverfahren ist dann im 1. Rezeptionsdurchgang<br />

für e<strong>in</strong> optimales Textverstehen am geeignetsten: das Stilllesen, das Vorlesen o<strong>der</strong> das Reden<br />

über den Text?<br />

Durch den Vergleich <strong>der</strong> Mittelwerte kommt man zu drei Ergebnissen:<br />

- Wenn <strong>der</strong> Text im 2. Rezeptionsdurchgang unterstrichen wird, dann ist die Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit dem Stilllesen als Verfahren des 1. Rezeptionsdurchganges am erfolgreichsten.<br />

- Wenn über den Text im 2. Rezeptionsdurchgang geredet wird, dann ist die Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit dem Stilllesen als Verfahren des 1. Rezeptionsdurchganges am erfolgreichsten<br />

- Wenn aus dem Text im 2. Rezeptionsdurchgang Wörter herausgeschrieben werden, dann<br />

ist die Komb<strong>in</strong>ation mit dem Stilllesen als Verfahren des 1. Rezeptionsdurchganges am<br />

erfolgreichsten.<br />

Das Hauptverfahren des stillen Lesens ist für den gesamten Rezeptionsprozess offensichtlich<br />

ausschlaggebend: Es sche<strong>in</strong>t völlig gleichgültig zu se<strong>in</strong>, mit welcher Rezeptionsstrategie man<br />

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