Fairer Handel - Partnerschaft Ruanda
Fairer Handel - Partnerschaft Ruanda
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Jubiläum<br />
30 Jahre <strong>Partnerschaft</strong><br />
Rheinland-Pfalz/<strong>Ruanda</strong><br />
von Ministerpräsident a.D., Dr. Bernhard Vogel<br />
Dr. Bernhard Vogel sprach zum 30<br />
jährigen Jubiläum des Herxheimer<br />
<strong>Partnerschaft</strong>svereins am 23. November<br />
über die Anfänge und die Zukunft der<br />
<strong>Partnerschaft</strong> Rheinland-Pfalz/<strong>Ruanda</strong>.<br />
Aus dieser eindrucksvollen Herxheimer<br />
Rede hat Dr. Vogel seine Aussagen zur<br />
Zukunft der <strong>Partnerschaft</strong> zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Afrika ist 2013 anders als das Afrika 1980.<br />
<strong>Ruanda</strong> 2013 ist anders als <strong>Ruanda</strong> 1982.<br />
Auch die <strong>Partnerschaft</strong> Rheinland-Pfalz/<br />
<strong>Ruanda</strong> hat sich verändert und wird sich<br />
– soll sie auch in Zukunft Bestand haben<br />
– weiter verändern müssen. Auch sie<br />
braucht neue Impulse.<br />
Der wirtschaftliche Fortschritt in <strong>Ruanda</strong><br />
ist unverkennbar, zumindest in den größeren<br />
Städten. In <strong>Ruanda</strong> ist Ruhe und Ordnung<br />
eingekehrt, wenn auch noch keine<br />
westlichen Vorstellungen entsprechende<br />
demokratische Strukturen anzutreffen<br />
sind. Die Hauptstadt Kigali hat sich von<br />
einem Dorf zu einer ansehnlichen Großstadt<br />
entwickelt; die Straßenverbindungen<br />
durch das Land sind nicht wieder zu<br />
erkennen, wenn auch der Wunsch nach<br />
einer sicheren Autobahn oder gar einer Eisenbahnlinie<br />
zur Ostküste noch immer ein<br />
Traum bleibt. Die Schulzeit ist verlängert,<br />
die Schulpflicht wird kontrolliert, die Gesundheitszentren<br />
und Krankenstationen<br />
sind ausgebaut worden, die Wasserversorgung<br />
hat sich verbessert.<br />
So erfreulich sich die <strong>Partnerschaft</strong> auch<br />
entwickelt hat, sie steht immer neu vor ihrer<br />
Bewährung.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass die ruandische<br />
Staatsführung, die Verwaltung und die Gesellschaft<br />
tatsächlich die Chance ergreifen,<br />
die partnerschaftliche Hilfe<br />
auch für die Entwicklung<br />
dezentralisierter und partizipatorischer<br />
Strukturen zu<br />
nützen.<br />
Die der partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit<br />
innewohnenden Möglichkeiten<br />
müssen genützt<br />
und intensiviert werden.<br />
Eine Konsolidierung und<br />
inhaltliche Verbesserung<br />
muss im Mittelpunkt der<br />
Bemühungen stehen.<br />
Auf unserer, auf rheinlandpfälzischer<br />
Seite, muss die<br />
Beschäftigung mit den Inhalten<br />
der <strong>Partnerschaft</strong> verstärkt werden.<br />
Dazu gehört auch das Verständnis für die<br />
Geschichte und die Kultur des Partnerlandes.<br />
Noch mehr Rheinland-Pfälzer müssen<br />
ihr Partnerland kennen lernen. Noch<br />
mehr Praktika, Studienaufenthalte und<br />
Arbeitseinsätze in <strong>Ruanda</strong>, aber auch in<br />
Rheinland-Pfalz sind dringend erwünscht.<br />
Noch mehr Schulen sollten Kontakt zu<br />
ruandischen Schulen aufnehmen, Abiturientinnen<br />
und Abiturienten sollten sich<br />
entschließen, für ein freies, soziales Jahr<br />
nach <strong>Ruanda</strong> zu gehen. Die gute Zusammenarbeit<br />
mit Rundfunk, Fernsehen und<br />
Zeitungen sollte fortgesetzt werden. Besonders<br />
wichtig erscheint mir die Förderung<br />
des ländlichen Handwerks und der<br />
Landwirtschaft.<br />
Vor allem aber: der Respekt vor der eigenständigen<br />
Entscheidung der Partner muss<br />
erhalten werden.<br />
Die Vielzahl der Initiativen in unserer <strong>Partnerschaft</strong><br />
ist so groß wie die Vielzahl derer,<br />
die sie lebendig halten. Die „<strong>Ruanda</strong>-Revue“<br />
gibt regelmäßig einen beeindrucken-<br />
Der Begründer<br />
der <strong>Partnerschaft</strong><br />
Rheinland-Pfalz/<br />
<strong>Ruanda</strong>, Ministerpräsident<br />
a.D. Dr.<br />
Bernhard Vogel.<br />
(Foto: Konrad-<br />
Adenauer-<br />
Stiftung)<br />
den Überblick und gibt viele Anregungen.<br />
Es zeichnet Rheinland-Pfalz aus, dass seine<br />
Städte und Gemeinden viele <strong>Partnerschaft</strong>en<br />
in Europa und in der ganzen Welt<br />
eingegangen sind. Keine dieser <strong>Partnerschaft</strong>en<br />
sollte vernachlässigt werden. Sie<br />
alle sind von großem Gewinn. Aber <strong>Partnerschaft</strong>en<br />
zu ruandischen Gemeinden<br />
verdienen besondere Aufmerksamkeit<br />
und ein besonderes Engagement. Mich<br />
als Ur-, um nicht zu sagen Großvater der<br />
<strong>Partnerschaft</strong>, beglückt vor allem das Engagement<br />
der vierten Generation, das Engagement<br />
vieler Jugendlicher. Von ihnen<br />
hängt die Zukunft der <strong>Partnerschaft</strong> ab.<br />
Mehr noch, von ihnen hängt es ab, ob wir<br />
als Deutsche in der globalisierten Welt der<br />
Zukunft tatsächlich ankommen. Fest verwurzelt<br />
in der eigenen Heimat, aber voller<br />
Neugier auf das Andere, auf das Neue.<br />
„Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen,<br />
war vor 20 Jahren“ sagt ein ostafrikanisches<br />
Sprichwort. „Die nächstbeste Zeit ist<br />
jetzt“. Lassen Sie uns Bäume pflanzen!<br />
RUANDA REVUE · 01/2013 31