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Forum Eurobonds als Retter Europas – eine empirische Analyse Grundlagen Eurobonds Zuerst gilt es, Eurobonds zu definieren. Hierbei handelt es sich um Anleihen, welche nationale Staatsanleihen ersetzen und alle Euroländer in eine gesamtschuldnerische Haftung überführen. Kritisch hierbei ist insbesondere die Divergenz zwischen gemeinschaftlicher Haftung und unterschiedlicher Fiskalpolitik in der Eurozone. Von einer gesamtschuldnerischen Haftung sollen in erster Linie wirtschaftlich schlechter aufgestellte Länder in der Währungsunion profitieren. Die seit langem schwelende europäische Staats- und Schuldenkrise ist noch immer ungelöst. Als „Fels in der Brandung“ gilt für viele Deutschland – die Wirtschaftslage ist verglichen mit der in einigen südeuropäischen Ländern weiterhin stabil, das Zinsniveau historisch niedrig, sodass Deutschland bei der Krisenbewältigung eine bedeutende Rolle zukommt. In diesem Kontext ist das Thema Eurobonds eine moralisch wie auch akademisch spannende Frage. Eurobonds gelten unter einigen Experten als Mittel zur Krisenbewältigung, da sie die Zinslast im Durchschnitt aller EURO-Staaten senken und Spekulationen auf den Ausfall eines Mitgliedstaats nahezu unterbinden. Doch sind sie ein probates Mittel zur Beseitigung der Krise? Im Folgenden werden eine mögliche Einführung von Eurobonds zum 30. Dezember 2011 simuliert und mögliche Auswirkungen auf einzelne Volkswirtschaften analysiert. Zinsmehr-/ZinsMinderaufwand in Mrd. Euro Auf politischer Ebene werden unterschiedliche Arten von Eurobonds diskutiert. In den folgenden Ausführungen wird vereinfachend von einer gänzlichen Ersetzung der nationalen Staatsanleihen zum 30. Dezember 2011 ausgegangen. Die Ersetzung der nationalen Staatsanleihen durch Eurobonds hätte enorme Auswirkungen auf die Refinanzierung aller EURO- Staaten – positiv wie negativ. Darüber hinaus ist die Einführung mit einem hohen Aufwand verbunden, da diese Veränderung eines neuen EU-Vertrages bedarf. Das größte Risiko neben der Haftung ist ein Moral Hazard: An dieser Stelle stoßen Partikularinteresse und das Interesse der Allgemeinheit aufeinander. Im schlimmsten Fall könnten sich einzelne Mitgliedsstaaten in einer trügerischen Sicherheit wägen und neue Schulden aufbauen, da die Haftung nun nicht mehr bei ihnen alleine, sondern bei der Allgemeinheit liegt. Dies würde die Währungsunion in eine neue Krise führen. Empirische Analyse der Auswirkungen Darstellung der grundsätzlichen Methodik Die vereinfachte Analyse basiert auf Bloomberg-Daten und umfasst insgesamt zwölf EURO-Staaten: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien und Spanien per 30.12.2011. Ausnahme bildet das BIP von Griechenland, da hier nur Werte vom 31. März 2011 zur Verfügung standen. In die Untersuchung fließen zudem die Zinssätze 10-jähriger Staatsanleihen, das BIP in Millionen Währungseinheiten, die Staatsverschuldung in Prozent vom BIP und die jeweilige Einwohnerzahl ein. Alle darauf aufbauenden Berechnungen haben diese Datenbasis als Grundlage. Analyse des Zinsmehr-/Zinsminderaufwandes An dieser Stelle wird vereinfachend davon ausgegangen, dass sich alle Länder zu einem BIP-gewichteten Durchschnittszins refinanzieren können. Das Resultat ist, dass insbesondere Länder mit einer stabilen Wirtschaft einen Zinsmehraufwand hätten. Länder mit einer instabilen Wirtschaft würden hingegen entlastet werden. Dies trifft zumindest auf die beiden „Extremwerte“ Deutschland und Griechenland zu. 17,09 Mrd. Euro (€ 1.094,77 pro Kopf) müsste Deutschland mehr zahlen und Griechenland würde um 21,40 Mrd. Euro (€ 1.739,89 pro Kopf) entlastet. Fazit und Ausblick Aus deutscher Sicht bleiben Eurobonds umstritten, da die Verschuldung bzw. die Steuerbelastung steigen und Deutschland einen Wohlfahrtsverlust erleiden würde. Es würden zudem nicht alle kriselnden Staaten von der Einführung profitieren. Als exportorientierter Staat ist Deutschland jedoch auch abhängig von der Kaufkraft in den Partnerländern, da ein Exportrückgang ebenfalls fatal für die Zins- und Tilgungsfähigkeit wäre. Die Einführung ist nur dann sinnvoll, wenn das Moral- Hazard-Problem eingedämmt werden kann und es weitreichende Reformen in der Fiskalpolitik gibt. Nur dann wären Eurobonds ein Mittel zur langfristigen Stabilisierung in der Eurozone und keine reaktive Maßnahme zur akuten Krisenbewältigung. 10 bdvb-aktuell 118
Forum Für Deutschland bedeutet dies, dass es aus aktueller, kurzfristig gedachter Sicht bei der Einführung von Eurobonds nur verlieren kann. Allerdings stellt sich im Umkehrschluss die Frage, ob dies der Preis sein wird, den Deutschland für nachhaltige Wohlfahrtsgewinne resultierend aus der Euroeinführung zu zahlen hat. Auf lange Sicht kann nur eine gemeinsame Fiskalpolitik das Vertrauen der Investoren in die Märkte nachhaltig fördern – auch wenn es schwierig werden wird, dies dem einzelnen Bürger in Deutschland nahe zu bringen. Autoren Prof. Dr. Eric Frère, Dekan für internationale Studiengänge, FOM Hochschule und Direktor des dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien Dr. Svend Reuse MBA, Abteilungsleiter Controlling, Sparkasse Mülheim an der Ruhr sowie Fachbeiratsmitglied des dips Deutsches Institut für Portfolio Strategien bdvb-Mitglied Alexander Zureck B.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, dips Deutsches Institut für Portfolio-Strategien Literaturverzeichnis EU (2011): Grünbuch über die Durchführbarkeit der Einführung von Stabilitätsanleihen, in: EU-Kommission (Hrsg.), KOM(2011) 818 endgültig, Stand 23.11.2011, Brüssel 2011. Heinemann, S. / Reuse, S. (2012): Folgen des negativen Realzinses für die Deutsche Wirtschaft erschienen auf: www.finanzen.net/nachricht/zinsen/ DIPS-Kolumne-Folgen-des-negativen-Realzinses-fuerdie-Deutsche-Wirtschaft-1909988@print erschienen am 13.06.2012. Hild, A. / Herz, B. / Bauer, C. (2011): Structured Eurobonds, in: Universität Bayreuth (Hrsg.), Wirtschaftswissenschaftliche Diskussionspapiere, 2011, Nr. 7, Stand Oktober, Bayreuth 2011. Statistisches Bundesamt (2012): Außenhandel – Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland (mit Umsatz und Saldo) 2011, Stand 21.08.2012, Wiesbaden 2012. Reuse, S. (2012):Zinsniveau – Quo Vadis? erschienen auf: www.finanzen.net/nachricht/zinsen/DIPS-Kolumne-Zinsniveau-Quo-Vadis-1911519@print, erschienen am 14.06.2012. Mitglieder werben Mitglieder Laden Sie als bdvb-Mitglied Freunde, Kollegen, Kommilitonen zu einer vorteilhaften Mitgliedschaft ein. Wir belohnen Ihren Einsatz mit einer Prämie von: € 10 bei Studierenden, € 25 bei Studierenden mit Einkommen, € 100 bei vollzahlenden Mitgliedern und € 100 bei Firmenmitgliedschaften. Fordern Sie Ihr Werbepaket (bdvbaktuell, WirtschaftsWoche, Flyer) in der Geschäftsstelle an. Am einfachsten ist es, auf unseren aktuellen Internetauftritt zu verweisen. Oder Sie nutzen unser Online-Tool „Mitglieder empfehlen den bdvb!“ (mehr dazu in bdvbintern) Der Mitgliedsbeitrag beträgt pro Kalenderjahr: n 48 € Studierende n 90 € Studierende mit regelm. Einkommen n 136 € Inhaber wirtschaftsakademischer Abschlüsse (auch Kombi- Abschlüsse) n 400 € Fördernde Mitgliedschaft (Firmen, Institutionen) Name Vorname Titel/Studiengang Semesterzahl Straße PLZ, Ort Geb.-Datum Telefon/Fax E-Mail/Internet Examensort/-Jahr Datum/ Unterschrift Einzugsermächtigung: Ich ermächtige den bdvb ab sofort bis auf Widerruf, meinen Mitgliedsbeitrag mittels Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. Bank Bankleitzahl Konto-Nr. Datum/ Unterschrift (Fotografin: Uta Rietmann) Ich habe ein neues Mitglied geworben: Name Vorname Mitglieds-Nr. Straße PLZ/ Ort Ab 1.10.2012 gilt der 1/4 Jahresbeitrag Bitte zurücksenden an: Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V., Florastraße 29 40217 Düsseldorf oder Online-Antrag über www.bdvb.de ausfüllen. bdvb-aktuell 118 11
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