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Forum<br />

Wahlfreiheit zwischen GKV und PKV<br />

– reif für einen Systemwechsel?<br />

Die Finanzierungsprobleme <strong>de</strong>r privaten Krankenvollversicherung in Deutschland sind<br />

offensichtlich. In einer breit angelegten Welle kündigten zum Beginn 2012 nahezu alle<br />

privaten Versicherer Beitragserhöhungen bis zu 40 % an. Branchenriesen, wie Allianz<br />

o<strong>de</strong>r Axa, <strong>de</strong>nken öffentlich über einen Abschied aus <strong>de</strong>r privaten Krankenvollversicherung<br />

nach. bdvb-Mitglied Philipp Karbach vergleicht verschie<strong>de</strong>ne Gesundheitssysteme und<br />

gibt einen Ausblick auf <strong>de</strong>n Klassenprimus Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />

Politischer Wille und systemische<br />

Schwachpunkte<br />

Für die Finanzierungslücke gibt es vielschichtige<br />

Ursachen. Zum einen war es<br />

<strong>de</strong>r Gesetzgeber und politische Wille, <strong>de</strong>r<br />

die Finanzierung <strong>de</strong>r privaten Krankenversicherungen<br />

beeinflusste, z.B. in<strong>de</strong>m<br />

die Pflichtversicherung für junge Arbeitnehmer<br />

auf drei Jahre ausge<strong>de</strong>hnt wur<strong>de</strong>.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sind die Ursachen systemisch<br />

bedingt. Die private Krankenvollversicherung<br />

beruht auf <strong>de</strong>m Kapital<strong>de</strong>ckungsverfahren<br />

und einer Kalkulation<br />

<strong>de</strong>s individuellen Krankheitsrisikos. In<br />

jungen gesun<strong>de</strong>n Jahren spart <strong>de</strong>r Versicherte<br />

Beiträge an, um in älteren Jahren<br />

mit höherem Krankheitsrisiko von <strong>de</strong>n<br />

angesparten Beträgen zu zehren. Dies ist<br />

eine Rechnung, die in immer selteneren<br />

Fällen aufgeht. Der medizinische Fortschritt<br />

ermöglicht heute eine höhere<br />

Lebenserwartung bei gleichzeitigem Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Multimorbidität: Die Menschen<br />

wer<strong>de</strong>n nicht mehr wirklich gesund und<br />

verursachen dabei immer höhere Kosten<br />

für chronische Krankheiten. Verstärkt<br />

wird diese Entwicklung durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen<br />

Wan<strong>de</strong>l.<br />

Autor<br />

Diplom-Gesundheitsökonom Philipp<br />

Karbach (pk72065@bdvb.<strong>de</strong>) ist Leiter<br />

<strong>de</strong>r Abteilung Market & Solutions Zentraleuropa<br />

bei <strong>de</strong>r Healthcare Group <strong>de</strong>s<br />

amerikanischen IT-Konzerns Computer<br />

Sciences Corporation (CSC)<br />

obwohl beinahe doppelt so viel ausgegeben<br />

wird wie in England (steuerfinanziertes<br />

System). Dieses Land bekennt sich<br />

öffentlich zur Rationierung von Gesundheitsleistungen.<br />

Klassenprimus Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong><br />

Das holländische Gesundheitssystem<br />

Grafik 1<br />

Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich<br />

(Sozialversicherung) schnei<strong>de</strong>t bei geringerem<br />

Ressourceneinsatz vergleichbar gut<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen ab. Dies ist vor allem<br />

<strong>de</strong>shalb interessant, weil bei unseren<br />

Nachbarn bis vor einigen Jahren ebenfalls<br />

eine private Krankenvollversicherung existierte.<br />

In einer groß angelegten Reform<br />

wur<strong>de</strong> zum 01.01.2006 die Trennung<br />

Source: OECD Health Data 2009, Version Juni 2009 und eigene Kalkulationen; Darstellung: TK<br />

Gesundheitssysteme<br />

im Vergleich<br />

Ist die Zeit reif für <strong>de</strong>n Systemwechsel? Die<br />

vorherrschen<strong>de</strong>n Gesundheitssysteme lassen<br />

sich in drei Arten unterteilen: Steuerfinanziert,<br />

Sozialversicherung und privat.<br />

Die Systeme unterschei<strong>de</strong>n sich teilweise<br />

grundlegend. Dennoch gibt es quantitative<br />

(z.B. makro- und mikroökonomische<br />

Effizienz) und qualitative Parameter (z.B.<br />

Lebenserwartung) um diese zu bewerten.<br />

Vergleicht man <strong>de</strong>n Mitteleinsatz mit <strong>de</strong>n<br />

erzielten Ergebnissen kann festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass einige Systeme effizienter<br />

sind als an<strong>de</strong>re (vgl. Grafik 1). So gilt<br />

das US-System (überwiegend privat finanziert)<br />

als verschwen<strong>de</strong>risch, weil ein<br />

großer Teil <strong>de</strong>r Bevölkerung gar keinen<br />

Zugang zu Gesundheitsleistungen hat,<br />

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