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Bezirks- und Hochschulgruppen<br />
mit interessanten volkswirtschaftlichen<br />
Ausführungen zum Thema – gab Wolfgang<br />
Häuser, freiberuflicher Volkswirt<br />
aus Frankfurt am Main, auf einer Diskussionsveranstaltung<br />
<strong>de</strong>r BG am 26.<br />
Juli. Am Vorabend <strong>de</strong>r Olympischen<br />
Sommerspiele 2012 in London erinnerte<br />
<strong>de</strong>r Referent zunächst an <strong>de</strong>n „Englischen<br />
Sportsommer 2012“: Er schlug dabei<br />
einen launigen Bogen vom Champions-<br />
League-Finale über die Fußball-EM und<br />
über Wimbledon bis hin zur Tour <strong>de</strong><br />
France und zur Londoner Olympia<strong>de</strong> als<br />
Krönung.<br />
Doch auch zahlreiche sportliche Erfolge<br />
können diverse strukturelle Probleme<br />
Großbritanniens nicht über<strong>de</strong>cken. So<br />
bezeichnen es Spötter als „Industrieland<br />
ohne Industrie“. Das ist zwar übertrieben,<br />
aber unter allen großen OECD-Län<strong>de</strong>rn<br />
hat es <strong>de</strong>n kleinsten Industriesektor. Die<br />
britische Automobilindustrie ist zwar<br />
noch ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Zweig, mittlerweile<br />
sind aber alle Unternehmen in ausländischer<br />
Hand. Aus <strong>de</strong>utscher – o<strong>de</strong>r gar<br />
schwäbischer – Sicht ist so etwas eigentlich<br />
unvorstellbar …<br />
Großbritanniens Energiesektor lässt sich<br />
mit <strong>de</strong>n Stichworten „Nordseeöl, Atomenergie<br />
und noch wenig Erneuerbare“<br />
skizzieren. Das Land hat zwar in <strong>de</strong>n 80er<br />
und 90er Jahren vom Boom durch das<br />
Nordseeöl profitiert, aber die Produktion<br />
von Rohöl und Erdgas ist seit Jahren<br />
rückläufig. Peak Oil ist in <strong>de</strong>r Nordsee<br />
also schon lange Realität, während es auf<br />
globaler Ebene noch hitzig diskutiert wird.<br />
Auf <strong>de</strong>r Insel laufen noch 16 ältere AKW<br />
mit einer Kapazität von 9.500 MW, die<br />
knapp ein Fünftel <strong>de</strong>s Stromverbrauchs<br />
<strong>de</strong>cken. Dabei ist <strong>de</strong>rzeit we<strong>de</strong>r ein<br />
schneller Ausstieg à la Deutschland, noch<br />
<strong>de</strong>r Bau neuer AKW geplant. Man setzt in<br />
Hochschulgruppe Stuttgart zu Besuch im Daimlerwerk in Sin<strong>de</strong>lfingen<br />
London vielmehr auf <strong>de</strong>n Ausbau erneuerbarer<br />
Energien, <strong>de</strong>nn die Bedingungen<br />
für „renewables“ sind günstig, gera<strong>de</strong> für<br />
Wind- und Meeresenergie. Dazu gibt es<br />
diverse Pilotprojekte wie „Pelamis“, bei<br />
<strong>de</strong>m mittels schlangenartiger Röhren<br />
Strom aus Wellenenergie erzeugt wird.<br />
In <strong>de</strong>r Außenwirtschaft fällt das chronische<br />
Außenhan<strong>de</strong>ls<strong>de</strong>fizit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
ins Auge. Die Dienstleistungen werfen<br />
vor allem dank <strong>de</strong>s international äußerst<br />
wettbewerbsfähigen Finanzsektors einen<br />
Überschuss ab, dieser wird aber vom chronischen<br />
Defizit in <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz weit<br />
übertroffen. So entsprechen die britischen<br />
Warenexporte gera<strong>de</strong> einmal einem Drittel<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Niveaus.<br />
Großbritanniens Europa-Politik – schon<br />
seit <strong>de</strong>m EU-Beitritt 1973 – lässt sich mit<br />
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zwei Sätzen sehr plakativ<br />
skizzieren:<br />
• EU-Politik: „London liegt zwischen<br />
Brüssel und Washington“<br />
• EWU-Politik: „No Euro please – we are<br />
British“<br />
Da die EWU-Themen mittlerweile die<br />
meisten EU-Gipfel dominieren, steht<br />
Großbritannien in <strong>de</strong>r Europapolitik bei<br />
vielen Entscheidungen eher abseits. Es<br />
hat sich in dieser EU-Außenseiterrolle<br />
aber mittlerweile recht gut eingerichtet.<br />
Aber auch als Nicht-Euro-Land kann<br />
sich London <strong>de</strong>n Verwerfungen durch<br />
die EWU-Schul<strong>de</strong>nkrise nicht so stark<br />
wie erhofft entziehen. Insgesamt dürften<br />
sich die euroskeptischen Briten durch<br />
die Staatsschul<strong>de</strong>nkrise natürlich in ihrer<br />
opt-out-Entscheidung, <strong>de</strong>r EWU nicht<br />
beigetreten zu sein, bestätigt sehen. Dem<br />
kann man <strong>de</strong>rzeit aus kontinentaler Sicht<br />
nicht mehr so leicht wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />
Nach einer lebhaften Diskussion überreichte<br />
Dipl.-Volksw. Sylvia Ungeheuer<br />
<strong>de</strong>m Referenten ein Buchpräsent zum<br />
Thema Radsport im Olympiajahr. Weitere<br />
Informationen zum Referat und zu<br />
Großbritannien unter wolfgang.haeuser@<br />
onlinehome.<strong>de</strong>.<br />
Wege aus <strong>de</strong>r Staatsschul<strong>de</strong>nkrise<br />
Zu diesem <strong>aktuell</strong>en Thema hielt bdvb-<br />
Mitglied Dipl.-Volksw. Wilhelm Ungeheuer<br />
auf einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
<strong>de</strong>r Bezirksgruppe Stuttgart und<br />
<strong>de</strong>m Lions Club Stuttgart-Fontana im<br />
Hotel am Schlossgarten in Stuttgart am<br />
16. Juli einen Vortrag mit anschließen<strong>de</strong>r<br />
Diskussion.<br />
Zu Beginn seiner Ausführungen wies<br />
Wilhelm Ungeheuer darauf hin, dass die<br />
Volkswirtschaftslehre zum Bereich <strong>de</strong>r<br />
Sozial- und nicht <strong>de</strong>r Formalwissenschaft<br />
gehört. Von daher sind alle volkswirtschaftlichen<br />
Theorien Spiegel <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Sozial- und Gesellschaftsordnung.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s Kreislaufmo<strong>de</strong>lls von<br />
Francois Quesnay (1694 – 1774), in <strong>de</strong>m<br />
Han<strong>de</strong>l und Handwerk als sterile Klasse<br />
(classe stérile) bezeichnet wer<strong>de</strong>n, wird<br />
dies über<strong>de</strong>utlich. Nach <strong>de</strong>r Darstellung<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit konkurrieren<strong>de</strong>n<br />
Denkmo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r „neoklassischen“ und<br />
<strong>de</strong>r „keynesianischen“ Wirtschaftstheorie<br />
wur<strong>de</strong> die <strong>aktuell</strong>e Staatsverschuldung in<br />
Europa beleuchtet. Im Durchschnitt <strong>de</strong>r<br />
EURO-Län<strong>de</strong>r lag die Staatsverschuldung<br />
En<strong>de</strong> 2011 bei 87,2 % <strong>de</strong>s Bruttoinlandprodukts.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r gesamten Europäischen<br />
Union betrug die Staatschul<strong>de</strong>nquote<br />
82,5 %. Deutschlands belief sich<br />
auf 81,2 %, Griechenlands auf 165,3 %,<br />
Großbritanniens auf 85,7 % und Frankreichs<br />
auf 85,8 %. Im Vergleich hierzu<br />
lagen die Staatsschul<strong>de</strong>nquote En<strong>de</strong> 2011<br />
in <strong>de</strong>n USA bei 103,5 % und die Japans<br />
bei 211,4 %.<br />
Als Wege aus <strong>de</strong>r Staatsschul<strong>de</strong>nkrise wies<br />
Wilhelm Ungeheuer drei Möglichkeiten<br />
auf.<br />
1. Der Markt wird’s schon richten!<br />
Dieser Weg wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r ersten<br />
Weltwirtschaftskrise 1929-1933 beschritten<br />
und führte zu einem Einbruch <strong>de</strong>s<br />
weltweiten Han<strong>de</strong>ls um 2/3, zu einem<br />
Rückgang <strong>de</strong>s Volkseinkommens in<br />
Deutschland um 40 % und in <strong>de</strong>n USA<br />
um 45 % bei gleichzeitigem Anstieg <strong>de</strong>r<br />
Arbeitslosenquoten in Deutschland von<br />
9,6 auf 36,9 % und in <strong>de</strong>n USA von 3,1<br />
% auf 24,8 %. Erst durch die Politik <strong>de</strong>s<br />
„New Deal“ in <strong>de</strong>n USA konnte dieser<br />
Abwärtstrend gestoppt wer<strong>de</strong>n.<br />
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