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Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

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<strong>Figurationen</strong> <strong>von</strong> <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

27<br />

Herrschaftswechsel. 31 Prekäre Situationen lassen v. a. Entscheidungszwänge<br />

<strong>und</strong> -alternativen schärfer hervortreten, konturieren sowohl auf<br />

der Ebene der Normen wie auch in der Praxis Inklusions- oder Exklusionstendenzen<br />

deutlicher.<br />

Zweitens entstehen Untersuchungen über Netzwerke, welche Arme<br />

oder Fremde in die jeweiligen größeren Sozial- bzw. Herrschaftseinheiten<br />

einbinden. Gerade im diachronen Vergleich tritt die große Bandbreite<br />

<strong>von</strong> Gestaltungsformen zu Tage. Bruderschaften, Mitgliedschaften,<br />

Fre<strong>und</strong>schaftsbindungen, Klientelbeziehungen kommen an dieser Stelle in<br />

den Blick. 32 Wesentlich ist die Richtung dieser Vergemeinschaftungsformen:<br />

Sie überbrücken die sozialen Hierarchien bzw. Grenzziehungen wie<br />

oben – unten, fremd – heimisch.<br />

Gleichzeitig sind diese Sozialformen der Inklusion zugleich auch<br />

hervorragende Beobachtungspunkte für die gegenläufigen Tendenzen<br />

zur sozialen Schließung, also hin zu wachsender Exklusivität ihrer Leistungen<br />

<strong>und</strong> Zugehörigkeiten. An ihnen lässt sich die Sachlogik des<br />

Mangels an hinreichenden Ressourcen zur Versorgung <strong>von</strong> Armen oder<br />

Fremden <strong>und</strong> zugleich auch die soziale Logik der Statussicherung seitens<br />

der beteiligten sozialen Gruppen studieren.<br />

Ein drittes gemeinsames Untersuchungsgelände bildet das Feld der Semantiken<br />

<strong>von</strong> Inklusion / Exklusion. Während die konkreten Spannungsbeziehungen<br />

zwischen ihnen <strong>und</strong> den realen Praktiken vor allem in den<br />

Einzeluntersuchungen untersucht <strong>und</strong> dabei die je spezifische historischkulturellen<br />

Konstellationen herausgearbeitet werden, untersuchen verschiedene<br />

Arbeitsgruppen des Forschungsverb<strong>und</strong>es die Entwicklung<br />

semantischer Traditionen. Bis zur Gegenwart wird der Umgang mit<br />

<strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong> geprägt durch die christlich-jüdische Semantik,<br />

deren Topoi <strong>und</strong> Argumente den unterschiedlichsten Umständen <strong>und</strong><br />

31 Vgl. die Sektion II: Hungersnöte: Verarmung – Entfremdung – Gegenmaßnahmen<br />

in Gestrich /Raphael, Inklusion / Exklusion (wie Anm. 21), S. 233–384; Schnabel-Schüle<br />

/Gestrich, Fremde Herrscher – fremdes Volk (wie Anm. 25).<br />

32 Vgl. den Beitrag <strong>von</strong> Monika Escher-Apsner, S. 181–212, in diesem Band sowie<br />

Haverkamp, Alfred: Bruderschaften <strong>und</strong> Gemeinden im 12. <strong>und</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

In: Schneidmüller, Bernd / Weinfurter, Stefan (Hg.): Ordnungskonfigurationen<br />

im hohen Mittelalter (Vorträge <strong>und</strong> Forschungen, Bd. 64). Stuttgart 2006,<br />

S. 153–192; <strong>und</strong> Escher-Apsner, Monika (Hg.): Mittelalterliche Bruderschaften<br />

in europäischen Städten. Funktionen, Formen, Akteure / Medieval confraternities<br />

in European Towns. Functions. Forms, protagonists. Trier 2008 (im Druck). Vgl.<br />

zudem Coskun, Roms Fre<strong>und</strong>e (wie Anm. 22).

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