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Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

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<strong>Figurationen</strong> <strong>von</strong> <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

17<br />

Der SFB 600 folgt also einer Forschungsstrategie, die mediterraneuropäischen<br />

Gesellschaften <strong>von</strong> ihren Grenzen <strong>und</strong> Grenzziehungen<br />

her zu untersuchen. In beiden Fällen, bei <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong>, ist die<br />

Spannweite der Beziehungen groß, reicht <strong>von</strong> gewalttätiger Beseitigung<br />

oder rechtlicher Ausschließung bis hin zu familiärer Adoption oder<br />

kultureller Verschmelzung.<br />

Erstens fragt der Forschungsverb<strong>und</strong> nach gr<strong>und</strong>legenden Strukturmustern,<br />

Typologien, welche jenseits der situationsspezifischen, zeit<strong>und</strong><br />

ortstypischen Aspekte in diesen Gestaltungsformen zu entdecken<br />

sind; zweitens untersucht er die kulturellen <strong>und</strong> religiösen Traditionen<br />

bzw. Institutionen, welche in der Perspektive langer Dauer diese Muster<br />

geprägt haben <strong>und</strong> bis zur Gegenwart prägen. Drittens beschäftigt<br />

sich der SFB mit dem Zusammenhang zwischen den gr<strong>und</strong>legenden<br />

Strukturmustern der Gesellschaften <strong>und</strong> Kulturen einerseits, ihren Reaktionsweisen<br />

auf <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong> andererseits.<br />

Inklusion / Exklusion als theoretischer Bezugsrahmen<br />

Ein solches Forschungsvorhaben bedarf neben einer gemeinsamen Fragestellung<br />

auch einer gemeinsamen Begrifflichkeit, um dem selbstgesteckten<br />

Ziel, über den Vergleich zu verallgemeinerungsfähigen Beschreibungen<br />

<strong>und</strong> Erklärungsmodellen zu gelangen, näher zu kommen. Dies stellt<br />

das Konzept Inklusion / Exklusion dar. Dessen theoretische Entfaltung<br />

<strong>und</strong> empirische Nutzung in den Sozialwissenschaften steht in enger<br />

Wechselbeziehung mit der Dramatisierung gegenwärtiger Problemlagen<br />

im Zeichen wachsender Zugangsbarrieren zu Bildung, Arbeit <strong>und</strong> sozialen<br />

Sicherungssystemen. Besonders die deutschsprachige soziologische Debatte<br />

konzentriert sich auf die Frage, ob dieses Begriffspaar eine Schlüsselkategorie<br />

sei zur Charakterisierung der Entwicklungstendenzen <strong>und</strong><br />

Folgen sozialer Ordnungen angesichts der Globalisierung <strong>von</strong> Märkten,<br />

der weiteren Ausdifferenzierung anderer grenzüberschreitender Funktionssysteme<br />

<strong>und</strong> der sinkenden Steuerungskapazität nationaler Politik. 9<br />

9 Leisering, Lutz: Desillusionierung des modernen Fortschrittsglaubens. »Soziale<br />

Exklusion« als gesellschaftliche Selbstbeschreibung <strong>und</strong> soziologisches Konzept.<br />

In: Schwinn, Thomas (Hg.): Differenzierung <strong>und</strong> soziale Ungleichheit. Die zwei<br />

Soziologien <strong>und</strong> ihre Verknüpfung. Frankfurt a.M. 2004, S. 238–267; Kronauer,<br />

Martin: Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hochentwickelten Kapitalismus.<br />

Frankfurt a.M. / New York 2002.

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