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Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

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<strong>Figurationen</strong> <strong>von</strong> <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

21<br />

den Umgangsweisen mit Armen <strong>und</strong> Fremden ein? Ein solches Etappenmodell<br />

des Wandels der Inklusions- / Exklusionsfiguren ist vor allem <strong>von</strong><br />

Seiten der Soziologie entworfen worden (nach dem klassischen, auch in<br />

der Systemtheorie nochmals aufgegriffenen Schema: segmentäre, stratifikatorische,<br />

funktional differenzierte Gesellschaft), harrt aber nach wie vor<br />

der empirischen Überprüfung.<br />

Die bislang vorliegenden Bef<strong>und</strong>e deuten eher darauf hin, dass in diesen<br />

Bereichen das Gewicht vor allem religiöser Traditionen bzw. Institutionen<br />

einer solchen Parallelisierung im Weg gestanden hat. Bei näherem Hinsehen<br />

sind zudem die realen Gesellschaften nicht hinreichend trennscharf<br />

ausgehend <strong>von</strong> den in ihnen dominierenden, aber nur in Ausnahmefällen<br />

allein funktionierenden Gesellschaftssystemen zeitlich zu ordnen.<br />

Für eine historisch-empirisch gesättigte Modellbildung auf der Makro-<br />

Ebene bietet es sich deshalb an, vom Nebeneinander ganz unterschiedlicher<br />

»Systemlogiken« bzw. Strukturprinzipien auszugehen, welche in der<br />

Gleichzeitigkeit ganz verschiedener Modi der Inklusion / Exklusion <strong>von</strong><br />

Armen <strong>und</strong> Fremden innerhalb einer Kultur zum Tragen kommen.<br />

Der Verb<strong>und</strong> hat die Forschungsstrategie gewählt, der Beharrungskraft<br />

der spezifischen Inklusionsfiguren im Umgang mit <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

über den Wandel gr<strong>und</strong>legender gesellschaftlicher, politischer <strong>und</strong> kultureller<br />

Strukturmuster hinweg besondere Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

4. Bei der Analyse <strong>von</strong> Inklusions- <strong>und</strong> Exklusionsprozessen bietet es<br />

sich an, systematisch eine sozialstrukturelle <strong>und</strong> eine semantische Dimension<br />

zu unterscheiden. Beide erzeugen <strong>und</strong> legitimieren die konkreten<br />

Operationen des Ein- <strong>und</strong> Ausschließens. »Semantiken können<br />

strukturellen Entwicklungen vorauseilen (preadaptive advances), sie können<br />

aber auch strukturellen Veränderungen abzuwehren versuchen, immer<br />

aber handelt es sich um ein zirkuläres Verhältnis zwischen Struktur<br />

<strong>und</strong> Repräsentationen, die zeitgleich oder zeitversetzt ablaufen.« 19<br />

5. Besonderes Augenmerk verdienen die Operationen, welche Inklusion<br />

<strong>und</strong> Exklusion kombinieren <strong>und</strong> beide Seiten zeitlich <strong>und</strong> sachlich<br />

abstufen <strong>und</strong> begrenzen. Gerade im Umgang mit Armen <strong>und</strong><br />

Fremden existieren zeitlich begrenzte Praktiken der Überwachung oder<br />

der Einschließung, welche als typische Formen inkludierender Exklusion<br />

aufgefasst werden können. 20<br />

19 Bohn, Inklusion (wie Anm. 13), S. 32.<br />

20 Bohn, Inklusion (wie Anm. 13), S. 20.

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