05.07.2014 Aufrufe

Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20 Lutz Raphael<br />

2. Inklusion / Exklusion ist als Prozess aufzufassen, vollzieht sich<br />

konkret im Plural konkreter Operationen des Ein- bzw. Ausschließens.<br />

Dementsprechend kann <strong>von</strong> Inklusionen / Exklusionen im Plural unterschiedlicher<br />

Handlungsvollzüge <strong>und</strong> Institutionen gesprochen werden,<br />

die auf den Ebenen des Rechts, der Politik, sozialer Interaktionen<br />

oder in kulturellen Artefakten wie Bildern oder Texten ihre Spuren<br />

hinterlassen haben. Für die Operationalisierung des Begriffspaars in<br />

den Forschungsprojekten des SFBs hat es sich als sehr fruchtbar erwiesen,<br />

die unterschiedlichen Referenzsysteme oder Handlungsfelder<br />

deutlich herauszuarbeiten, in denen Ausschlüsse bzw. Teilhabe geschehen<br />

bzw. reguliert werden. Untersuchungen des Forschungsverb<strong>und</strong>es<br />

richten also deshalb zunächst auf konkrete Phänomene (Ereignisse,<br />

Verhaltensweisen, Diskurse) unterhalb der Makroebene. Diese<br />

»Inklusionsfiguren« 18 können mit ganz unterschiedlichen Theorieansätzen<br />

bearbeitet werden – Inklusion / Exklusion wird deshalb als analytische<br />

Kategorie abgelöst vom systemtheoretischen Referenzmodell<br />

<strong>und</strong> in den meisten Untersuchungen des Forschungsverb<strong>und</strong>es mit akteurszentrierten<br />

bzw. handlungstheoretischen Beschreibungs- <strong>und</strong> Erklärungsmodellen<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

3. Inklusion / Exklusion bezeichnet in der aktuellen Debatte gleichzeitig<br />

auch das Ensemble dieser Operationen <strong>und</strong> zielt damit auf die<br />

Makroebene <strong>von</strong> Gesellschaft oder Kultur. Das Begriffspaar wird immer<br />

auch als ein wesentliches Element innerhalb einer Theorie <strong>von</strong><br />

Gesellschaft oder darüber hinausgreifend einer Kultur bzw. Zivilisation<br />

verstanden. Für den Forschungsverb<strong>und</strong> stellt sich die Frage nach strukturellen<br />

Kopplungen zwischen den verschiedenen Inklusions- / Exklusionsfiguren<br />

oder Operationen als offene empirische Frage, welche nicht<br />

durch theoretische Vorentscheidungen für makrosoziologische Großtheorien<br />

vorentschieden ist. Insbesondere das Verhältnis zwischen den<br />

großen Transformationen, die auf der Makroebene den Wechsel zwischen<br />

den <strong>von</strong> uns untersuchten übergreifenden Epochen Antike / Spätantike-Frühmittelalter<br />

/ Mittelalter, Frühe Neuzeit / Neuere <strong>und</strong> schließlich<br />

Neueste Geschichte bzw. Gegenwart begleiten, <strong>und</strong> den Figuren<br />

der Inklusion / Exklusion <strong>von</strong> Fremden <strong>und</strong> Armen ist gerade für die<br />

beteiligten historischen Disziplinen <strong>von</strong> besonderem Interesse. Leiteten<br />

die Wandlungsprozesse in den sozialen Strukturen einen Umbruch in<br />

18 Bohn, Inklusion (wie Anm. 13), S. 29.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!