Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

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32 Lutz Raphael Der Arbeitskreis »Visuelle und textliche Repräsentationen von Fremdheit und Armut« befasst sich mit unterschiedlichen Textsorten und Bildern von der Frühen Neuzeit bis heute. Das Spektrum reicht von literarischen, journalistischen und autobiographischen Texten bis hin zu Bildwerken, Druckgraphiken, Photographien, Filmen und Bildern, die in Laterna-Magica-Aufführungen zum Einsatz kamen. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Analyse stehen die visuellen und sprachlichen Repräsentationen von Armut und Fremdheit. Bei den Texten und Bildern handelt es sich immer um Inszenierungen von Wirklichkeit, die oftmals bestimmte Vorstellungen und Realitätskonstruktionen bedienen, stützen oder aber – hier kommt ihr ästhetisches Potential ins Spiel – reflexiv brechen und in Frage stellen. Gerade solchen komplexeren visuellen und sprachlichen Repräsentationen von Armen und Fremden gilt das besondere Interesse dieses Arbeitskreises, in den die Fächer Kunstgeschichte, Neuere und Neueste Geschichte, Germanistik und Medienwissenschaften ihre unterschiedlichen Perspektiven einbringen. Aktuell steht die Analyse des Würdediskurses in ausgesuchten bildlichen und textlichen Repräsentationen von Armut und Fremdheit im Mittelpunkt. Basis der gemeinsamen Arbeit bildet eine Auswahl von Texten und Bildern aus dem Zeitraum vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Erste Ergebnisse zeigen, dass die semantische Verbindung von Armut und Würde verschiedene, ja gegensätzliche Traditionen und Diskursmuster kombiniert – auch solche, die sonst nicht zusammengehören. Neben der Idee einer allgemeinen Menschenwürde steht der Gedanke, Würde sei an spezifische Gruppen und das entsprechende Verhalten ihrer Mitglieder geknüpft. Diese beiden Ansichten konkurrieren in den analysierten Bild- und Textzeugnissen vielfach miteinander. Zugleich fallen die zahlreichen Überschneidungen des Diskurses mit anderen Kategorien wie Ehre, Stolz und Erhabenheit auf, die sich auf seine beiden Dimensionen beziehen können und jeweils situativ in Inga: Der Fotoapparat als Herrschaftsinstrument: Die visuelle Inszenierung erfolgreicher britischer ›Entwicklungspolitik‹ in Irland vor dem Ersten Weltkrieg; Lingelbach, Gabriele: Das Bild des Bedürftigen und die Darstellung von Wohltätigkeit in den Werbemaßnahmen bundesrepublikanischer Wohltätigkeitsorganisationen, und den Beitrag der Salzburger Kollegen Ammerer, Gerhard / Veits-Falk, Sabine: Die Visualisierung des Bettelns. Geben und Nehmen zwischen Mildtätigkeit und Sozialkritik an bildlichen Beispielen Österreichs und Süddeutschlands vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, alle in Archiv für Kulturgeschichte 89 (2007) 2, S. 253–365.
Figurationen von Armut und Fremdheit 33 Machtkämpfen oder Konflikten von den Beteiligten zum eigenen Vorteil eingesetzt werden. Als Arbeitsinstrument steht bei all diesen Arbeiten das FuD-Datenbanksystem zur Verfügung 44 ; individuelle wie kollektive Arbeitsvorhaben, die sich auf Dokumente und Forschungsergebnisse aller Teilprojekte beziehen, sind damit leichter möglich. Es ist gezielt als ein möglichst flexibles Arbeitsinstrument entwickelt worden: es dient der zum einen der Inventarisierung und Erfassung von Text- und Bildquellen unterschiedlichen Dokumenttyps in einem Gesamtinventar und Dokumentarchiv; es erschließt diese Primärdaten auf der Grundlage eines gemeinsamen Schlagwortsystems; erlaubt drittens eine sachsystematische Analyse des Datenmaterials zur Beschreibung von Fremdheit und Armut sowie der Modi von Inklusion und Exklusion sowie historisch-semantische Untersuchungen zur Repräsentation von Fremdheit und Armut sowie der Modi von Inklusion und Exklusion (Wortfeldanalyse, Argumentationsanalyse, qualitative Inhaltsanalyse). So soll die wechselseitige Nutzung von Primärquellen und Forschungsergebnissen innerhalb unseres Projektverbundes intensiviert werden. Schließlich schafft es die Voraussetzung für den Aufbau projektübergreifender Text- und Bildkorpora zu all den Sachgesichtspunkten, auf die sich unsere gemeinsame Aufmerksamkeit richtet. Offene Fragen Aus dieser Zwischenbilanz ergeben sich zahlreiche offene Fragen, die noch der weiteren Klärung bedürfen. Einige seien zum Schuss wenigstens benannt. 1. Welches Gewicht kommt den christlich-jüdischen Semantiken der Inklusion / Exklusion von Armen und Fremden in der Dynamik europäisch-mediterraner Gesellschaften seit dem Hochmittelalter zu? Dahinter steht die Frage nach den Beziehungen zwischen religiösen Werten und 44 Minn, Gisela / Stazic-Wendt, Tamara: Das Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD-System) Fremdheit und Armut. Eine integrierte Informations- und Arbeitsplattform zur kollaborativen Inventarisierung, Erschließung und Analyse von Primärquellen in interdisziplinären Forschungsverbünden. In: Burkhard, Daniel / Hohls, Rüdiger / Prinz, Claudia (Hg.): .hist 2006. Geschichte im Netz. Praxis, Chancen, Visionen (Historisches Forum, Bd. 10). Berlin 2007, S. 387–406. Vgl. das Handbuch zum FuD-Datenbanksystem unter www.fud.uni-trier.de.
Seite 1 und 2: Figurationen von Armut und Fremdhei
Seite 19: Figurationen von Armut und Fremdhei

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