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Figurationen von Armut und Fremdheit. Eine Zwischenbilanz ...

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<strong>Figurationen</strong> <strong>von</strong> <strong>Armut</strong> <strong>und</strong> <strong>Fremdheit</strong><br />

15<br />

Die Themenbereiche <strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Armut</strong> sind per se kein Neuland<br />

historisch-sozialwissenschaftlicher Forschung. Die Geschichte der <strong>Armut</strong><br />

<strong>und</strong> der Armenfürsorge ist ein wichtiger Zweig der Sozialgeschichte,<br />

für welche die Formen sozialer Ungleichheit immer im Zentrum der<br />

Forschungen standen. 4 Der Fremde ist Gegenstand einer interdisziplinär<br />

angelegten Migrationsforschung oder kulturgeschichtlicher bzw.<br />

-wissenschaftlicher Forschungen zu Kulturkontakt <strong>und</strong> Kulturtransfer.<br />

5 Die Verknüpfung beider Themenkreise unter der Leitperspektive<br />

<strong>von</strong> Einschluss bzw. Ausgrenzung führt diese Forschungstraditionen<br />

unter einer neuen Fragestellung im SFB zusammen.<br />

Das Spannungsverhältnis <strong>von</strong> Einbindung <strong>und</strong> Ausschluss trifft Arme<br />

<strong>und</strong> Fremde, jedoch in unterschiedlicher Weise. Die Hilfe für Arme, Alte<br />

oder Kranke, für Waisen <strong>und</strong> Witwen als besonders schutzbedürftigen,<br />

weil in ihren unmittelbaren sozialen Zusammenhängen nicht mehr gesicherten<br />

Mitgliedern der Gruppe bzw. Gemeinschaft rückte in der<br />

jüdischen <strong>und</strong> christlichen Welt seit der Spätantike in den Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit <strong>und</strong> wurde zu einer genuin religiösen Aufgabe. 6<br />

Die griechisch-römische Antike dagegen hatte der öffentlichen Verpflichtung<br />

zur Hilfe engere Grenzen gesetzt <strong>und</strong> sich stärker an politisch-kultischen<br />

Zugehörigkeiten orientiert. 7 Diese ganz anders gelagerten<br />

Grenzziehungen in der Antike schärfen wiederum den Blick auf<br />

Entwicklungen in der Neuzeit, in denen <strong>Armut</strong> keinen religiösen Wert<br />

mehr darstellt. Hier ergeben sich erste diachrone Vergleichsperspektiven<br />

über die weitreichenden kulturellen <strong>und</strong> historischen Differenzen<br />

hinweg.<br />

4 Riis, Thomas (Hg.): Aspects of Poverty in Early Modern Europe. 3 Bde. Stuttgart<br />

1981–1990; Gutton, Jean-Pierre: La société et les pauvres en Europe (XVI e –<br />

XVIII e siècles). Paris 1974; Geremek, Bronislaw: Geschichte der <strong>Armut</strong>. München<br />

/ Zürich 1988.<br />

5 Kleinschmidt, Harald: Menschen in Bewegung. Inhalte <strong>und</strong> Ziele historischer Migrationsforschung.<br />

Göttingen 2002; Lucassen, Jan (Hg.): Migration, Migration History,<br />

History. Old Paradigms and New Perspectives. Berlin 1997; Hoerder, Dirk:<br />

Cultures in Contact. World Migrations in the Second Millennium. Durham 2002.<br />

6 Mollat, Michel: Die Armen im Mittelalter. München 1984; Le Blevec, Daniel:<br />

La part du pauvre. L’assistance dans les pays du Bas-Rhône du XII e siècle au<br />

milieu du XV e siècle. 2 Bde. Rom 2000.<br />

7 Bolkestein, Hendrik: Wohltätigkeit <strong>und</strong> Armenpflege im vorchristlichen Altertum.<br />

Ein Beitrag zum Problem »Moral <strong>und</strong> Gesellschaft«. Utrecht 1939; Krause, Jens<br />

Uwe: Witwen <strong>und</strong> Waisen im römischen Reich. 4 Bde. Stuttgart 1994/95; Brown,<br />

Peter: Poverty and Leadership in the Later Roman Empire. Hanover [u.a.] 2002.

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