14.07.2014 Aufrufe

download als PDF - SOFI

download als PDF - SOFI

download als PDF - SOFI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Constanze Kurz / Harald Wolf 4<br />

epistemische, ökonomische, institutionelle und organisatorische Dimensionen der sozialen<br />

Einbettung wissenschaftlichen Handelns. Wichtig sind zunächst die grundlegenden<br />

thematischen und stofflichen Charakteristika biowissenschaftlicher Arbeit, sozusagen ihr<br />

nicht hintergehbarer sachlicher Kern. Ihn gilt es so weit freizulegen, dass diejenigen Aspekte<br />

deutlich werden, die die Besonderheiten des biowissenschaftlichen Wissensangebots, auf das<br />

reflektiert wird, ausmachen. Beschränkt haben wir uns auf einen thematischen Ausschnitt<br />

dieses Angebots, der <strong>als</strong> besonders relevant für biotechnologisch-medizinische Anwendungen<br />

(Therapeutika, Diagnostika, Impfstoffe etc.), <strong>als</strong>o die sog. rote Biotechnologie, gilt.<br />

Ökonomische, institutionelle und forschungsorganisatorische Dimensionen betreffen dagegen<br />

eher die Seite der Wissensnachfrage. Hier beleuchten wir, in welche Richtung (von welchen<br />

Akteuren mit welchen Intentionen „nachgefragt“), mit welchen (förderpolitischen,<br />

institutionellen, organisatorischen) Maßnahmen und Mechanismen befördert und in welchen<br />

Formen der Wissenstransfer abläuft. Zu rekonstruieren sind die industrielle Nachfragekonstellation<br />

(Interessenlagen der Pharma- und Biotechnologieunternehmen) sowie die<br />

staatlichen Initiativen zur Anregung, Förderung und Steuerung biowissenschaftlicher<br />

Forschung in der Perspektive der Transfersteigerung. Ein wichtiges Ergebnis ist die<br />

Bestimmung der für die akademischen Biowissenschaften wichtigsten „Transferkanäle“. Im<br />

vorliegenden Papier werden unsere Befunde zu den genannten Untersuchungsdimensionen<br />

nur so weit skizziert, <strong>als</strong> es für das Verständnis der subjektiven Wahrnehmungs- und<br />

Verarbeitungsweisen von BiowissenschaftlerInnen nötig erscheint. Auf ihnen liegt in diesem<br />

Papier der Fokus. Die ausführliche Analyse der institutionellen Entwicklungen bleibt dagegen<br />

einer weiteren Veröffentlichung vorbehalten.<br />

Den Wahrnehmungs- und Verarbeitungsweisen des Wandels kann man sich indes nur nähern,<br />

wenn man genauer bestimmt hat, wodurch das Arbeitshandeln der WissenschaftlerInnen<br />

geprägt ist: wie ihr Aufgabenprofil aussieht, welchen Stellenwert darin die Forschung<br />

(gegenüber der Lehre) hat, welche Ansprüche an die Freiheit der Betätigung in der Forschung,<br />

an Selbstverwirklichung, Sinnerfüllung und Anerkennung damit korrespondieren.<br />

Dabei geht es sowohl darum, die intrinsische Seite ihres Arbeitsverständnisses und ihrer<br />

Arbeitsidentität <strong>als</strong> auch die konkreten Anforderungen und Bedingungen, die sich mit der<br />

Organisation und Durchführung ihrer Forschungstätigkeit verbinden, zu erkunden. In dieser<br />

Perspektive ist zu konkretisieren, ob die Universitäten mit den skizzierten institutionellen<br />

Veränderungen und „unternehmerischen“ Ansprüchen, die an die Biowissenschaftler gestellt<br />

werden, „landen“ bzw. neue Rahmensetzungen vor Ort erreichen können. Von Interesse sind<br />

in diesem Zusammenhang nicht nur der Stoff und das Ausmaß der konkreten<br />

Transferaktivitäten. Vielmehr ist mit Blick auf die Handlungsmotive und das Handlungsrepertoire<br />

von BiowissenschaftlerInnen offen zu legen, ob sich Anknüpfungspunkte für ein<br />

verändertes, post-akademisches Selbstverständnis identifizieren lassen, das mit dem akademischen<br />

Ethos möglicherweise konfligiert.<br />

Die Arbeitssituation der BiowissenschaftlerInnen interpretieren wir vor dem Hintergrund der<br />

berufsbiographischen Schilderungen der Befragten. Das heißt, wir betrachten die aktuelle<br />

Tätigkeit zugleich aus berufsbiographischer Perspektive, im Zusammenspiel mit Laufbahnund<br />

Karriereinteressen, in einem Feld, das durch das Streben der Wissenschaftler nach<br />

Anerkennung und durch Konkurrenz mitgeprägt ist (vgl. Gross/Jungbauer-Gans 2007). Die<br />

aktuelle berufliche Position der BiowissenschaftlerInnen begründet einen spezifischen Status<br />

in der sozialen Hierarchie des Feldes, die eine wichtige Bestimmungsgröße sowohl im<br />

Hinblick auf Unterschiede der beruflichen Wahrnehmungsweisen und Aspirationsniveaus <strong>als</strong><br />

auch im Hinblick auf die Transferaktivitäten und Transferorientierungen der BiowissenschaftlerInnen<br />

darstellt. Zu untersuchen ist <strong>als</strong>o, inwieweit die Verwirklichung der beruflichen<br />

Leitvorstellungen, die in unterschiedlichem Maß an wissenschaftlichen Normen, an<br />

Selbstentfaltung, an der Gestaltung des Umfelds und an Karriereambitionen ausgerichtet sind

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!