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Holger Alda - SOFI

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Text für das Forschungskolloquium des<br />

Soziologischen Forschungsinstituts (<strong>SOFI</strong>)<br />

am 23.11.2007<br />

Globalisierung, technischer Fortschritt und<br />

die sozioökonomischen Profile von<br />

westdeutschen Betrieben im Jahr 2004<br />

– Eine sozioökonomische Betriebstypologie mit linked employeremployee<br />

Daten und Analysen zu ihren Determinanten –<br />

<strong>Holger</strong> <strong>Alda</strong> 1<br />

1 Soziologisches Forschungsinstitut (<strong>SOFI</strong>) an der Georg-August-Universität Göttingen. Der Beitrag ist im<br />

Rahmen des Projekts „Zweiter Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland“ entstanden,<br />

das mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Der Inhalt<br />

liegt in alleiniger Verantwortung des Autors. Dem Team des Forschungsdatenzentrums der Bundesagentur<br />

für Arbeit im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, insbesondere Dr. Peter Jacobebbinghaus, wird<br />

für ihre Unterstützung gedankt. Über diesen Beitrag hinausgehende Ergebnisse zu den Betriebstypologien<br />

(etwa für Ostdeutschland) und hier nicht ausführlicher dokumentierte Vorgehensweisen befinden sich auf<br />

den Webseiten www.soeb.de (Abteilung III; Kapitel 16). Die Bezeichnung von Personen und Personengruppen<br />

meint auch in grammatikalisch männlicher Form stets Frauen und Männer.


2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 5<br />

2. Betriebe im Nexus von ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit und<br />

sozio-ökonomischen Umwandlungsfaktoren 7<br />

3. Datenbasis, Operationalisierung und Methodik der Betriebstypisierung 13<br />

4. Sozioökonomische Profile der Betriebstypen und ihr Abdeckungsgrad<br />

über Betriebe und Beschäftigte 18<br />

5. Bestimmungsgründe der Betriebstypen 26<br />

6. Wertung und Forschungsausblick 39<br />

Literatur 42<br />

Anhang 45


3<br />

Kurzfassung<br />

Der derzeitige Wandel der Arbeitslandschaft wird häufig als betriebliche Reaktion auf die<br />

Globalisierung der Produkt- und Absatzmärkte begriffen. Längere und ausdifferenzierte<br />

Wertschöpfungsketten tragen ebenso wie organisatorische Änderungen und der technologische<br />

Wandel zu Veränderungen der Struktur der betrieblichen Arbeitskräftenachfrage bei.<br />

Dieser Beitrag fragt, welche sozioökonomischen Betriebstypen sich aus diesen Veränderungen<br />

herauskristallisieren und inwiefern dies von wettbewerbsrelevanten Faktoren aus dem<br />

ökonomischen Umfeld abhängt.<br />

Mit der Betriebstypologie wird das sozioökonomische Profil der westdeutschen Betriebslandschaft<br />

anhand ihrer innerbetrieblichen Strukturen der Löhne und Gehälter, der Beschäftigungsstabilität<br />

sowie der eingesetzten betrieblichen Qualifikationsprofile beschrieben. Mit der<br />

Bestimmung und Beschreibung der Betriebstypen werden typische sozioökonomische Chancen<br />

und Risiken der dort jeweils Beschäftigten ausgedrückt. Die empirischen Analysen zeigen,<br />

dass sich viele der neuen Erscheinungsformen von Beschäftigung und Arbeit nachweisen<br />

lassen, ihre Bedeutung für das (nationale) Wirtschaftssystem und Sozialmodell aber teilweise<br />

überschätzt wird.<br />

An die Beschreibung schließt sich eine Determinantenanalyse mit multinominalen Logit-<br />

Regressionen an. Die Folgen der Globalisierung für die Herausbildung ausgewählter sozioökonomischer<br />

Betriebstypen werden am Beispiel des betrieblichen Exportanteils in Verbindung<br />

mit der Auslandskontrolle von (west-)deutschen Betrieben verdeutlicht. Der technologische<br />

Wandel wird am Beispiel des betrieblichen Angebots von E-Learning im Zusammenhang<br />

mit den betrieblich getätigten Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

untersucht.<br />

In den Simulationsrechnungen führt die Globalisierung zum vermehrten Auftreten von insbesondere<br />

Hoch- und in geringerem Ausmaß auch Niedriglohnbetrieben, während traditionellfordistisch<br />

strukturierte Betriebe seltener werden. Der technologische Fortschritt führt ebenfalls<br />

zu mehr Hochlohnbetrieben, aber es wird auch die Ausbreitung des fordistischen<br />

Betriebstyps begünstigt. Spiegelbildlich dazu geht der Anteil der Niedriglohnbetriebe zurück.


4<br />

Globalization, Technological Change and the socio-economic Profiles of<br />

West German Firms in the year 2004<br />

– a socio-economic firm typology based on linked employer-employee data and<br />

analyses of its determinants –<br />

Abstract<br />

Changes of employment and work are often suggested to be linked to the globalization of sale<br />

and product markets. More differentiated value added chains change the structure of firms’<br />

employment and work as well as organizational and technological change does. The paper<br />

asks what typical combinations of firms’ socio-economic outcomes arise and whether and<br />

how they are determined by competitive economic activities on firm level.<br />

A socio-economic firm typology is introduced in order to describe the within-profile of West<br />

German firms in terms of wages, job stability, and firms’ skill structure showing typical<br />

socio-economic chances and risks of West German employees in the year 2004. The empirical<br />

results show that much of the nowadays discussed shaping of employment and work is<br />

obvious, but its meaning for the (national) economic system and social model seems to be<br />

sometimes overestimated.<br />

Beyond the descriptive analyses, multinominal logit regressions identify the determinants of<br />

several firm types focussing on nowadays competitive aspects of firms’ economic activities.<br />

Globalization for example is reflected by investigating the effects of foreign ownership and<br />

export shares on firm level on the (predicted) incidence ratios of firm types. Technological<br />

change is measured via the firms’ offer of E-Learning combined with the investments in<br />

information and communication technology (ITC).<br />

The simulations show that globalization promotes observing an increasing number of high<br />

wage firms and – to a lower extent – also low wage firms, while the incidence ratios of firms<br />

with a traditional fordistic work organization become lower. Technological change increases<br />

not only the likelihood of observing more high wage firms, but also of fordistic firms, while<br />

with firms’ higher investments in ITC the likelihood of observing low wage firms decreases.<br />

JEL-Codes: C21, D21, D31, J21, J23, J31, J63, L22, L25, M51


5<br />

1. Einleitung<br />

Mit der (Re-)Formulierung ihrer beschäftigungspolitischen Ziele ab der Lissabon-Strategie<br />

erkennt die Europäische Union die in erster Linie durch die Globalisierung hervorgerufenen<br />

Veränderungen der Arbeitslandschaft in ihren Mitgliedsstaaten an. EU-Bürger sollen – unter<br />

anderem – über ihre Teilhabe am Erwerbsleben in die Lage versetzt werden, ein „selbst<br />

bestimmtes Leben führen zu können“, das – neben ihrer (aktuellen) Erwerbsbeteiligung –<br />

kulturelle, politische und soziale Teilhabe ermöglicht. Die Lissabon-Strategie beispielsweise<br />

sprach in diesem Zusammenhang von „einer neuen Gesellschaft mit besseren individuellen<br />

Wahlmöglichkeiten für Frauen und Männer“ (EU-Komission, 2000).<br />

Nun ist für die sozialen Handlungsspielräume und Wahlmöglichkeiten von Erwerbspersonen<br />

sowie für ihre gegenwärtigen und zukünftigen Beschäftigungschancen ein nicht unbeachtliches<br />

Zusammenspiel verschiedenster Faktoren erforderlich, die nur teilweise im Umfeld von<br />

Arbeit und Beschäftigung anzusiedeln sind. Aber oft setzt kulturelle, politische und soziale<br />

Teilhabe ein gewisses Mindesteinkommen (und dessen Erwartbarkeit) durch ökonomische<br />

Teilhabe voraus, und die meisten Menschen realisieren diese über Erwerbsarbeit bzw. über an<br />

sie gekoppelte Sozialversicherungsansprüche. Demnach kann einerseits nicht vernachlässigt<br />

werden, was sich an derzeitigen Veränderungen innerhalb der Erwerbsarbeit vollzieht, aber<br />

andererseits auch nicht, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die Handlungsspielräume<br />

und Wahlmöglichkeiten von Personen und Haushalten haben.<br />

Konzepte beispielsweise zum lebenslangen Lernen (LLL) oder der Beschäftigungsfähigkeit<br />

(„employability“) verweisen darauf, dass in zunehmendem Ausmaß die derzeit ausgeübte<br />

Arbeitstätigkeit über zukünftige Beschäftigungschancen entscheidet, denn die im Arbeitsalltag<br />

oder über Weiterbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten haben gegenüber den in<br />

der Erstausbildung vermittelten deutlich an Bedeutung gewonnen. Als Ursache dieser Entwicklung<br />

werden oft der nicht qualifikationsneutrale technologische und organisatorische<br />

Wandel sowie die Globalisierung genannt 2 .<br />

Daraus lassen sich zwei recht grundlegende Hypothesen über den Strukturwandel des (deutschen)<br />

Beschäftigungssystems ableiten. Erstens scheint das Leitbild tayloristisch-fordistischer<br />

Massenproduktion (z.B. Wittke, 1996), wie sie noch in den siebziger Jahre in deutschen Betrieben<br />

die Regel war, immer weniger Struktur gebend zu sein. An die Stelle hoch vertikal<br />

organisierter Großbetriebe treten zunehmend kleinere, die sich vermehrt auf ihr Kerngeschäft<br />

konzentrieren und demnach überwiegend ähnlich qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Zweitens ist eine zunehmende Auftrennung der Betriebslandschaft in Betriebe mit deutlich<br />

voneinander abgrenzbaren Lohn- und Qualifikationsprofilen (Hoch- und Niedriglohnbetriebe)<br />

zu erwarten. Der Großbetrieb verliert also – trotz starker Tendenzen zu einer Unternehmenskonzentration<br />

– zugunsten dezentraler (mittel-/ kleinbetrieblicher) und zunehmend auch virtueller<br />

oder telekooperativer Formen an Bedeutung (Sauer/Döhl, 1997; Sauer/ Kratzer, 2005).<br />

2 Stellvertretend für viele: Kölling/ Schank (2002), Bauer/ Bender (2004), Jacobebbinghaus/Zwick (2002).


6<br />

Zu fragen ist vor diesem Hintergrund mindestens zweierlei. Erstens, welche Bedeutung<br />

kommt heute fordistischer Arbeitsorganisation auf der Betriebsebene zu? Inwiefern existiert<br />

(noch) das idealtypische fordistische Leitbild mit seiner Facharbeiter-Tradition, langen Betriebszugehörigkeitsdauern<br />

und Existenz sichernden Löhnen bzw. bei welchen Parametern<br />

sind Veränderungen zu beobachten? Zweitens ist zu fragen, welchen Zusammenhang es zwischen<br />

diesen sozioökonomischen Outputs von Betrieben und den Veränderungen der Strukturparameter<br />

des auf den ökonomischen Wettbewerb ausgerichteten betrieblichen Handels<br />

gibt. Denn Löhne und Gehälter, die Frage nach Beschäftigungsstabilität und zum Einsatz von<br />

Qualifikationen im Arbeitsprozess sind natürlich nicht nur für Arbeitnehmer relevant, sondern<br />

auch für Arbeitgeber. Für Betriebe mit ausdifferenzierten Leistungsspektren lassen sich verschiedene<br />

marktgängige Ausprägungskombinationen denken. Niedriglohnbetriebe könnten<br />

vermehrt auf un- und angelernte Arbeitskräfte zurückgreifen und ihr Personal häufiger austauschen,<br />

während Hochlohnbetriebe eher auf hohe Qualifikation, Konzepte zum lebenslangen<br />

Lernen und dementsprechend längere Betriebszugehörigkeitsdauern setzen dürften.<br />

Die Forschungsfrage dieses Beitrags ist, wie diese Konzepte in einem Wirtschafts- und<br />

Sozialmodell miteinander korrespondieren. Erwerbsarbeit ist funktional stets doppelt<br />

bestimmt und eingebettet. Als Produktionsfaktor ist sie an Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen<br />

des Wirtschaftssystems gebunden, als Teil der Lebensführung und Einkommensgrundlage<br />

der Individuen ist sie an lebensweltliche Reproduktionsbedingungen gekoppelt<br />

und Teil biografischer Lebenskonstruktionen. Die Bedingungen der Einbindung von Erwerbsarbeit<br />

in die Lebensführung der Individuen einerseits und in das Wirtschaftssystem andererseits<br />

können bzw. müssen aber a priori nicht (unbedingt) übereinstimmen (<strong>Alda</strong> et al.,<br />

2004: 70).<br />

Die Verfahrensregeln der sozialen Sicherungssysteme sind gerade in einer erwerbszentrierten<br />

Gesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland relativ eng an Annahmen über die Leistungen<br />

des Arbeitsmarktes geknüpft, etwa ein Existenz sicherndes Einkommen, langjährige Beschäftigung<br />

und gute zukünftige Beschäftigungschancen. Genau dies sind aber Faktoren, die<br />

auf Seiten des Wirtschaftssystems seit längerem unter Druck stehen, nicht ohne Folgen für die<br />

Ausgestaltung der auf Erwerbsarbeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme. Unternehmen<br />

klagen über zu hohe Lohnniveaus, mangelnde Flexibilität und unzureichende Qualifikationen<br />

der Arbeitnehmer. Andererseits wird der hohe Exportüberschuss Deutschlands gelobt, der zu<br />

einem wesentlichen Teil der deutschen Qualitätsproduktion zu verdanken sei. Neuerdings<br />

erweitern Niedriglohnbetriebe mit schlechten Arbeitskonditionen (insbesondere nicht Existenz<br />

sichernden Löhnen) das Bild der öffentlichen Wahrnehmung. Offenbar ist es also so,<br />

dass alle diese betrieblichen Organisationsformen von Beschäftigung und Arbeit für die<br />

(west-)deutsche Betriebslandschaft in gewisser Weise Struktur gebend sind. Es ist demnach<br />

eine empirische Fragestellung, wie verbreitet welche typische Form der Organisation betrieblicher<br />

Arbeit mit welcher Qualität der Arbeit ist.<br />

Der nächste Abschnitt begründet, warum die drei Aspekte Löhne/Gehälter, Beschäftigungsstabilität<br />

und die betriebliche Qualifikationsstruktur in den Fokus der Untersuchung gerückt<br />

werden. Der dritte Abschnitt beschreibt die Datenbasis und Methoden für die Betriebstypisie-


7<br />

rung. Im vierten Abschnitt werden die Betriebstypen inhaltlich-deskriptiv vorgestellt und der<br />

Abdeckungsgrad einzelner Betriebstypen über Betriebe und Beschäftigte berechnet. Im fünften<br />

Abschnitt wird mit Regressionsmodellen überprüft, welche Korrelationen (nicht Kausalzusammenhänge)<br />

es zwischen wettbewerbsrelevanten Faktoren aus dem ökonomischen Umfeld<br />

der Betriebe und einzelnen Betriebstypen gibt. Prognosen zum Auftreten ausgewählter<br />

Betriebstypen in Abhängigkeit von betrieblichen Parametern der Globalisierung und des technischen<br />

Fortschritts beenden die Untersuchung. Der sechste Abschnitt fasst die Ergebnisse<br />

zusammen und gibt einen Forschungsausblick.<br />

Die in diesem Beitrag entwickelte Betriebstypologie basiert auf drei aufeinander aufbauenden<br />

multivariaten Verfahren (Faktorenanalyse, Clusteranalyse und Regressionen), bei denen jeweils<br />

die spezifischen Vorzüge der einzelnen Verfahren zur Anwendung kommen. Aus Platzgründen<br />

kann nicht auf alle Details bei der Durchführung insbesondere der Faktoren- und<br />

Clusteranalyse eingegangen werden. Auf den Internetseiten des zweiten Berichts zur sozioökonomischen<br />

Entwicklung in Deutschland (http://www.soeb.de) befindet sich in Abteilung<br />

III, Kapitel 16, eine Langfassung dieses Beitrags, in der sich unter anderem nähere Erläuterungen<br />

zur methodischen Vorgehensweise und Ergebnisse weiterer Analysen befinden, etwa<br />

zur Bedeutung des Organisationswandels für die einzelnen Betriebstypen.<br />

2. Betriebe im Nexus von Wettbewerbsfähigkeit und sozioökonomischen<br />

Umwandlungsfaktoren<br />

Erwerbsarbeit beeinflusst in vielfältiger Weise die Teilhabemöglichkeiten von Menschen. Zu<br />

unterscheiden ist zwischen direkten und sich akkumulierenden (Aus-)Wirkungen. So ergeben<br />

sich beispielsweise bei Veränderungen im Bereich der Einkommenshöhe bzw. der Erwartbarkeit<br />

von Einkommen (etwa eine Kündigung) häufig auch direkt spürbare Auswirkungen auf<br />

die Teilhabemöglichkeiten im sozialen, kulturellen und politischen Bereich. Andere Faktoren<br />

wie etwa ein schleichender Qualifikationsverlust trotz Arbeit, ein permanent schlechtes Arbeitsklima<br />

oder aber auch sich akkumulierende und durch den ausgeübten Beruf bedingte<br />

gesundheitliche Probleme sind hingegen häufig eher langfristig wirkende Faktoren. Sie wirken<br />

sich nicht nur auf die aktuelle Beschäftigung aus, sondern auch auf die zukünftigen Beschäftigungschancen<br />

der Betroffenen.<br />

Recht verweist der Capability-Ansatz von Sen (z.B. 1997) darauf, dass es bei der Bewertung<br />

eines Sachverhalts – beispielsweise der Integration in den Arbeitsmarkt – nicht nur darauf<br />

ankommt, ob Personen einen bestimmten Zustand einnehmen („being“) – etwa erwerbstätig<br />

sind – und dabei bestimmtes tun („doing“) – etwa einen bestimmten Job. Stattdessen erfolgt in<br />

einer „capability-freundlichen“ Perspektive die Beurteilung der Erwerbsstaus von Personen<br />

auch nach den subjektiven oder objektiven „Werten“, die Individuen dem Erreichen so genannter<br />

„functionings“ beimessen (Bonvin/Farfaque, 2007). Während die functionings von<br />

Erwerbsarbeit in ihrem wesentlichen Kern gesellschaftlich hoch bewertete Ausprägungen<br />

unter anderem auf den drei sozioökonomischen Wirkungsdimensionen Löhne, Beschäftigungsstabilität<br />

sowie im Erwerb und Ausbau beruflich verwertbarer Qualifikationen sind, ist


8<br />

die Bewertung der functionings eine eigenständige Herausforderung. Wenn auch eine positive<br />

Definition von Wahlfreiheit und Verwirklichungschancen schwierig ist, so ist die negative<br />

Definition über die mögliche Unterschreitung gewisser gesellschaftlich definierter Mindeststandards<br />

bei der Teilhabe an Erwerbsarbeit greifbarer. Solche Mindeststandards setzen<br />

sozialpolitische Regelungen oder gleichwertige Übereinkünfte (etwa Tarifverträge). Hartnäckig<br />

kontroverse Diskurse über die Ausgestaltung der Mindeststandards gibt es genügend<br />

bei den Themen Löhne und Gehälter, bei der Beschäftigungsstabilität und im Zusammenhang<br />

mit dem Erhalt und Ausbau beruflich verwertbarer Qualifikationen 3 . Der Grund hierfür ist,<br />

dass die Sichtweisen und Interessen der unmittelbaren Akteure – Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

– im Sinne der Sozialpolitik und -gesetzgebung scheinbar nicht unbedingt immer zu vollständig<br />

miteinander kompatiblen Übereinkünften führen. Das liegt daran, dass sich die Frage<br />

nach Löhnen, Beschäftigungsstabilität und der betrieblichen Qualifikationsstruktur unter ökonomischen<br />

Prämissen zumindest teilweise etwas anders stellt als es unter dem Aspekt der<br />

Lebensführung von Individuen bzw. Haushalten der Fall ist. Aus Sicht der Beschäftigten ist<br />

davon auszugehen, dass ihre Teilhabemöglichkeiten an Erwerbsarbeit von wettbewerbsrelevanten<br />

Faktoren aus dem ökonomischen Umfeld strukturiert werden.<br />

In der Literatur gibt es Hinweise, dass sich Unternehmen nicht nur in Deutschland zumindest<br />

teilweise in (eigenständige) Hoch- und Niedriglohnbetriebe auftrennen 4 . Dahinter steckt weit<br />

mehr als die bloß analytische Zerlegung von ehemals in vertikal organisierten Betrieben vorhandenen<br />

Abteilungen in nun je einzelne voneinander weitestgehend unabhängige Betriebe<br />

bzw. Leistungserstellungsprozesse. Die Vernetzung mit anderen Unternehmen, aber auch die<br />

Abflachung von Hierarchieebenen oder der technologische Fortschritt, machen eine mehr<br />

oder minder permanente Anpassung der betrieblich benötigten Qualifikationen erforderlich.<br />

Damit werden gleichzeitig sich nicht verändernde oder anspruchslosere berufliche Anforderungsprofile<br />

entwertet. Es handelt sich demnach um keine Zerlegung, sondern um die Beschreibung<br />

eines mehr oder minder kontinuierlichen und dynamischen Prozesses, wobei offen<br />

ist, ob sich in naher Zukunft ein neues, weniger dynamisches Gleichgewicht einstellen wird.<br />

Zunehmend projektförmig (einzelauftragsbezogene) organisierte Arbeit in Betrieben erschwert<br />

Vorhersagen über die zu erwartende Beschäftigungsstabilität, aber auch über den<br />

Umgang mit beruflichen Qualifikationen. Projektförmig organisierte Arbeit ist einerseits<br />

kurzfristig angelegt, benötigt aber andererseits zumindest teilweise hohe Qualifikationsprofile,<br />

die zudem permanent weiterentwickelt werden müssen. Bei nicht projektförmig organisierten<br />

bzw. standardisierbaren Güter- und Dienstleistungserstellungsprozesse kann die Verlagerung<br />

ins Ausland eine (zusätzliche) Gewinnmarge einbringen, wodurch im Inland insbesondere<br />

weniger gut qualifizierte Personen von Entlassung bedroht oder betroffen sind. Andererseits<br />

können sich Betriebe insbesondere bei anspruchsvollen Qualifikationsprofilen nicht<br />

3 Im Bereich der Löhne und Gehälter ist das beispielsweise die Frage nach Mindestlöhnen (oder<br />

Lohnerhöhungen), im Bereich der Beschäftigungsstabilität die Kündigungsschutzregelungen (bzw. zu möglichen<br />

Auffangmechanismen wie es in der Flexicurity-Diskussion anklingt) und im Bereich der Qualifikationen<br />

Aspekte und Möglichkeiten lebenslangen Lernens.<br />

4 Zu diesem Thema wird ein Sammelband von Lazaer/Shaw (2007) herausgegeben, der dies anhand empirischer<br />

Daten für verschiedene westeuropäische Länder und die Vereinigten Staaten zeigt. Ergebnisse für<br />

(West-)Deutschland im Zeitraum 1993 bis 2000 befinden sich in <strong>Alda</strong> et al. (2006).


9<br />

sicher sein, stets die benötigten Qualifikationen zeit- und passgenau vom externen Arbeitsmarkt<br />

zu bekommen, die Einarbeitungskosten zu tragen und eine Amortisation der getätigten<br />

Mitarbeiterinvestitionen zu erreichen. Mit der Zahlung von Effizienzlöhnen, also von Lohnzahlungen<br />

über dem Markträumungsniveau, können Betriebe versuchen, Mitarbeiter mit auch<br />

auf dem Weltmarkt konkurrenzfähigen Qualifikationen an sich zu binden (Schank/Schnabel,<br />

2007: 13). Flankierend dazu können Beschäftigungsgarantien oder Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

eingesetzt werden. Solche Bindungsstrategien dürften allerdings lediglich Betriebe mit<br />

gut bezahlten Jobs und sie nur für diese verfolgen.<br />

Wie sich in einem nationalen Wirtschafts- und Sozialmodell innerhalb einzelner Betriebe das<br />

Zusammenspiel der Ausprägungen auf den drei angesprochenen Dimensionen ausgestaltet,<br />

wird in der Literatur oft mit der Verfasstheit und Veränderungsbereitschaft von Institutionen<br />

in Verbindung gebracht. Vergleichende Kapitalismustheorien beschäftigen sich aus je unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln mit diesem „Dreieck“ aus Institutionen sowie dem Wirtschaftsund<br />

Sozialmodell. Je nach Perspektive stehen unterschiedliche Aspekte im Vordergrund, etwa<br />

das zwischen Betrieben und Bildungs- und Arbeitsmarktinstitutionen (Hall/Soskice, 1997).<br />

Andere Ansätze betonen wohlfahrtsstaatliche Aspekte (Esping-Andersen, 1990) oder nutzen<br />

explizit den Gender-Ansatz (Walby, 2007), die weniger das betriebliche Handeln, sondern<br />

dessen Folgen bzw. Wirkungen auf Personen und Haushalte betonen. Was alle diese Ansätze<br />

gemeinsam haben, ist die historische Perspektive, die sie zur Erklärung der Herausbildung<br />

verschiedener Ländertypen heranziehen. Zwar wird in diesem Beitrag kein Ländervergleich<br />

durchgeführt, aber die historische Perspektive liefert die Interpretationsfolie für die sozioökonomische<br />

Betriebstypologie.<br />

In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gibt es seit Jahrzehnten eine breite Diskussion<br />

über die Bedeutung der Veränderungen der weltwirtschaftlichen Konstellationen für die institutionell<br />

unterschiedlichen Entwicklungsmuster kapitalistischer Gesellschaften. Für<br />

Deutschland wird dies oft mit einem (Um-)Bruch eines jahrzehntelang gültigen Entwicklungsmodells<br />

in Verbindung gebracht, das sich unter der Denkfigur des (Nachkriegs-)Fordismus<br />

etabliert hat. Auf der ökonomischen Ebene korrespondiert(e) das deutsche Entwicklungsmodell<br />

mit industrieller Massenproduktion bei einer hohen Exportorientierung, welche<br />

insbesondere durch qualifizierte Belegschaften auf der mittleren Ebene (Facharbeiterausbildung<br />

und -einsatz) ermöglicht wurde (Baethge/Bartelheimer, 2005). Strukturgebend waren<br />

zumeist vertikal hoch integrierte Groß- und Mittelbetriebe sowie relativ stabile industrielle<br />

Beziehungen, die mit einem hohen Beschäftigtenschutz einhergehen. Veränderungen in der<br />

Unternehmens- und Arbeitsorganisation, etwa die Abflachung von Hierarchieebenen oder die<br />

Einführung partizipativer Arbeitsformen, gelten gemeinhin als Indikatoren für einen Umbruch<br />

des fordistischen Produktionsmodells (Sauer et. al., 2005: 323).<br />

Übertragen auf die drei sozioökonomischen Wirkungsdimensionen sollten sich solche Veränderungen<br />

der (west-)deutschen Betriebslandschaft empirisch messen lassen. In einer „idealtypisch-fordistischen“<br />

Welt sind – aufgrund der Stärke der industriellen Beziehungen, ausgedrückt<br />

in Tarifverträgen und durchgesetzt durch Betriebsräte auf der einzelbetrieblichen<br />

Ebene – größere Lohnunterschiede zwischen formell gleichen Beschäftigten zumindest inner-


10<br />

halb einer Branche kaum zu erwarten. Ebenfalls dürfte es für Beschäftigte aufgrund standardisierter<br />

Ausbildungsinhalte keine größere Rolle spielen, in welchem Betrieb sie gerade beschäftigt<br />

sind, zumal sich in allen mehr oder minder ähnliche interne Aufstiegsmöglichkeiten<br />

ergeben. Daraus wiederum lässt sich folgern, dass die Streuung der Löhne und Gehälter innerhalb<br />

einzelner fordistischer Groß- und Mittelbetriebe besonders groß war, während die<br />

Unterschiede der Durchschnittslöhne zwischen den Betrieben relativ gering waren.<br />

Hiervon gibt es Ausnahmen, etwa die (kleineren) Betriebe aus dem Bereich des Handwerks<br />

und der (in den 70er Jahren noch nicht sonderlich ausdifferenzierten) Dienstleistungen. Kleinere<br />

Betriebe dürften relativ homogene berufliche Qualifikationen einsetzen, weshalb die<br />

Lohnstreuung innerhalb dieser Betriebe ebenso gering ist wie zwischen ihnen. Zumindest<br />

Handwerksbetriebe bildeten außerdem oft über den eigenen Bedarf hinaus aus, was solange<br />

relativ unproblematisch war, wie die über Bedarf Ausgebildeten später in Industriearbeit einmünden<br />

konnten. Für Entlassungen gibt es – mit dieser relativ unproblematischen Ausnahme<br />

– in der zugegebenermaßen etwas holzschnittartig und kurz skizzierten „fordistischen<br />

Arbeitswelt“ relativ selten einen Anlass. Lange Betriebszugehörigkeitsdauern waren zumindest<br />

für mittlere Qualifikationsstufen (Facharbeiter/Angestellte) die Regel. Befristete Beschäftigung<br />

war vor dem Jahr 1985 gesetzlich nicht erlaubt. Arbeitslosigkeit trat wenn überhaupt<br />

oft nur kurzfristig auf und war in der Regel ein Zeichen für den langsam voran schreitenden<br />

Wandel von den Produktions- zu den Dienstleistungstätigkeiten. Zudem wird die fordistisch-betriebliche<br />

Arbeitsorganisation oft mit einem korrespondierenden Sozialmodell gedacht,<br />

das in Deutschland – verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern – nicht unbedingt<br />

die Erwerbstätigkeit von Frauen förderte. Erst mit dem immer dominanter werdenden<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel hin zu den Dienstleistungen steigt die Erwerbsbeteiligung der<br />

Frauen spürbar an, wenn auch oft in Teilzeit.<br />

Es ist weniger entscheidend, ob dieses idealtypisch skizzierte Bild der fordistischen Betriebsund<br />

Arbeitslandschaft so jemals existiert hat. Vielmehr geht es darum, die Skizze als Interpretationshintergrund<br />

für die Bestimmung der heutigen Abweichungen bzw. Beharrungstendenzen<br />

zu verwenden. Sofern die These der Auftrennung in Hoch- und Niedrigfirmen tendenziell<br />

zutreffend ist, müssten die Durchschnittslöhne zwischen solchen Betrieben stärker<br />

streuen. Wenn Gruppenarbeit eingeführt wird bzw. Hierarchieebenen abgebaut werden, sollte<br />

sich die Entlohnung der in Gruppen Arbeitenden angleichen und dementsprechend die Streuung<br />

der Löhne innerhalb von Betrieben abnehmen. Mit der Auftrennung in Hoch- und<br />

Niedriglohnbetriebe sind Auswirkungen auf die betrieblichen Fluktuationsraten und Qualifikationsprofile<br />

zu erwarten.<br />

Niedriglohnbetriebe werden höhere Fluktuationsraten aufweisen und eher niedrige Qualifikationsprofile<br />

einsetzen. Die entsprechenden Beschäftigten werden auf eher anspruchslosen<br />

Arbeitsplätzen eingesetzt, bei denen sie wenig Gelegenheit haben, sich neue Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten durch training-on-the-job oder formelle Weiterbildung anzueignen. Demnach<br />

dürften im Niedriglohnsegment die Beschäftigten insbesondere für ihre nicht gerade üppigen<br />

formellen Qualifikationen (schlecht) bezahlt werden, während es im Hochlohnsegment zusätzliche<br />

Lohnzahlungen aufgrund neu erworbener Kenntnisse und Fähigkeiten gibt (Rent-


11<br />

Sharing). Entsprechend häufig dürfte im Niedriglohnbereich befristete oder sonstige Beschäftigung<br />

eingesetzt und auf betriebliche Berufsausbildung weitestgehend verzichtet werden.<br />

Dagegen dürften Hochlohnbetriebe eher auf langfristige Beschäftigung und die mehr oder<br />

minder regelmäßige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter setzen. Vielleicht ist das Qualifikationsniveau<br />

in solchen Betrieben so hoch, dass auf Ausbildung verzichtet wird, zumal im Bedarfsfall<br />

bei attraktiven Arbeitsbedingungen eine Rekrutierung von geeigneten Arbeitskräften vom<br />

externen Markt keine allzu großen Probleme bereiten sollte. Andererseits könnten die im<br />

Hochlohnsegment Beschäftigten dennoch häufiger ihren Betrieb wechseln, dann aber oft eher<br />

aufgrund eigener (beruflicher oder privater) Veränderungswünsche. Zu erwarten sind demnach<br />

in Hochlohnbetrieben mittlere bis hohe Betriebszugehörigkeitsdauern (allerdings wohl<br />

etwas geringer als in fordistisch strukturierten Betrieben) bei relativ geringen Fluktuationsraten<br />

der Beschäftigten und hohen Kernbelegschaftsanteilen.<br />

Der Begriff der Kernbelegschaft verweist darauf, dass Linien der Aufteilung in gut und<br />

schlecht bezahlte bzw. hoch oder niedrig qualifizierte Arbeitskräfte oder in stabil und instabil<br />

Beschäftigte nicht zwangsläufig parallel mit Betriebsgrenzen verlaufen müssen bzw. dies immer<br />

nur zu einem gewissen Prozentsatz der Fall ist. Das Konzept der Kern- und Randbelegschaften<br />

(zuerst Doeringer/Piore, 1971) betont, dass es innerhalb eines jeden Betriebes eine<br />

Kernbelegschaft gibt, deren Charakteristika unter anderem lange Betriebszugehörigkeitsdauern<br />

einhergehend mit einem hohen Beschäftigungsschutz und Dominanz der mittleren und<br />

hohen Qualifikationsebenen sind. Um die notwendige Adaption der Betriebe an die aktuelle<br />

Auftragslage und Flexibilität bei der Auftragsdurchführung gewährleisten zu können, wird für<br />

anspruchslosere Tätigkeiten, die temporär im Rahmen der Abwicklung von Aufträgen anfallen,<br />

eine Randbelegschaft benötigt. Diese wird oft befristet oder ohne Sozialversicherungsschutz<br />

bzw. in Teilzeit eingesetzt. Entsprechend geringer sind bei der Randbelegschaft die<br />

erwartbare Einkommenshöhe, die Beschäftigungsstabilität und die Weiterentwicklung beruflich<br />

verwertbarer Qualifikationen ausgeprägt.<br />

Festzuhalten bleibt, dass bei allen Tendenzen zur postulierten Aufteilung in Hoch- und<br />

Niedriglohnbetriebe in Betrieben auch immer mit dem Auftreten von Kern- und Randbeschäftigten<br />

zu rechnen ist. Eine Zuordnung zu einzelnen Beschäftigtengruppen oder Erwerbsformen<br />

mag im Einzelfall nicht einfach sein, aber Personen der Kernbelegschaft sollten eine<br />

Betriebszugehörigkeitsdauer haben, die länger ist, als ein befristeter Arbeitsvertrag andauert 5 .<br />

Ebenso sollten die Beschäftigten der Kernbelegschaft aufgrund der besseren monetären Honorierung<br />

ihrer Qualifikationen mehr verdienen als die Randbelegschaft. Das kann mit Hochund<br />

Niedriglohnjobs beschrieben werden, die auf der einzelbetrieblichen Ebene koinzidiert<br />

auftreten können.<br />

Für Arbeitnehmer ist darüber hinaus wichtig, dass es in einer erwerbszentrierten Gesellschaft<br />

wie Deutschland Normalitätsannahmen über das Zusammenspiel der drei sozioökonomischen<br />

Wirkungsdimensionen gibt, die sich in der Ausgestaltung der auf Erwerbsarbeit bezogenen<br />

5 Nach dem geltenden Arbeitsrecht ist hiervon wohl spätestens ab einer Dauer von fünf Jahren auszugehen<br />

(<strong>Alda</strong>, 2007: 358)


12<br />

sozialen Sicherungssysteme niederschlagen. In der fordistischen Phase gehörte zu diesen<br />

Normalitätsannahmen eben eine hohe Beschäftigungsstabilität, Existenz sichernde Löhne und<br />

gezielte Fort- und Weiterbildung. Auf die korrespondierenden Erwerbsverläufe waren die<br />

sozialen Sicherungssysteme zugeschnitten, mit den bekannten Ausgrenzungsfolgen für<br />

Frauen, die nur schwer Zugang zum Arbeitsmarkt fanden. Nun lässt sich viel darüber diskutieren,<br />

an welchen Stellen sich diese Korrespondenz von (wirtschaftlicher) Strukturierung der<br />

Erwerbsarbeit und der Ausgestaltung sozialer Sicherungssysteme verändert hat bzw. wo Beharrungstendenzen<br />

existieren. Diese Frage sprengt den Rahmen dieses Beitrags. Er wird stattdessen<br />

durch eine Beschreibung der sozioökonomischen Möglichkeiten aufgespannt, die betrieblich<br />

organisierte Teilhabe an Erwerbsarbeit bereit stellt. In einem weiterführenden Schritt<br />

wird gefragt, welche Zusammenhänge es zwischen Faktoren des ökonomischen Wettbewerbs<br />

und den sozioökonomischen Betriebstypen gibt. Die empirischen Analysen konzentrieren sich<br />

auf zwei besonders markante Entwicklungslinien, die Folgen der Globalisierung und des<br />

technischen Fortschritts. Globalisierungsfolgen werden am Beispiel der betrieblichen Exporttätigkeiten<br />

und der Auslandskontrolle von Betrieben diskutiert. Die Folgen des technologischen<br />

Fortschritts auf die sozioökonomische Struktur der Betriebe werden am Beispiel des E-<br />

Learnings in Verbindung mit den betrieblich getätigten Investitionen in IuK-Technologie behandelt.<br />

Exporttätigkeiten und die Humankapital- und Technologieintensität der Betriebe sind eng<br />

aneinander gekoppelt (Wagner, 1998). In einem Hochlohnland wie Deutschland ist es aus<br />

theoretischen Überlegungen zum internationalen Handels naheliegend, dass nur besonders<br />

hochwertige Güter aus Deutschland exportiert werden können, denn nur bei diesen gibt es<br />

eine Gewinnmarge aufgrund der Differenzen in den Faktorpreisen, wobei insbesondere<br />

Betriebe, die zu einem Unternehmensverbund gehören, von Größenvorteilen des Mutterunternehmens<br />

profitieren (Leber, 2002: 34 f). Das ist umso eher der Fall, je stärker das Mutterunternehmen<br />

bereits auf internationalen Märkten operiert bzw. im Ausland angesiedelt ist 6 . Dies<br />

wiederum lässt sich aus theoretischen Überlegungen zur Erklärung von Direktinvestitionen<br />

(Dunning, 1980; Markusen, 1998) herleiten. Unternehmensspezifische Wettbewerbsstärken<br />

können durch die Expansion ins Ausland weitergehend genutzt werden, als dies bei einer<br />

Beschränkung der Produktion auf das Inland der Fall wäre (Bellmann et al., 2002: 88). Da<br />

dies insbesondere bei hochproduktiven Unternehmen zu erwarten ist, ist demnach auch bei<br />

den im Ausland angesiedelten Tochtergesellschaften von einer überdurchschnittlichen Produktivität<br />

auszugehen (Bartelsman/Doms, 2000; Baily et al., 1993). In diesem Zusammenhang<br />

ist eine offene Frage, ob die übernommenen Betriebe erst nach der Übernahme ihre Produktivität<br />

erhöhten oder ob sie bereits vor der Übernahme produktiver waren als andere<br />

Unternehmen. In letzterem Fall würden nur erfolgreiche Betriebe unter Auslandskontrolle<br />

geraten, sodass von einer „picking-up-the-winner-Strategie“ gesprochen werden kann (Bellmann<br />

et al., 2002).<br />

6 Mit Auslandskontrolle eines deutschen Betriebs ist gemeint, dass sich der Mehrheitseigentümer im Ausland<br />

befindet. Es bleibt also offen, ob eine deutsche Firma ihren (rechtlichen) Firmensitz ins Ausland verlegt, ob<br />

ausländische Firmen deutsche übernehmen oder ob sie sich neu in Deutschland niederlassen.


13<br />

Eng mit der Orientierung auf internationale Märkte verknüpft ist die Frage nach dem technologischen<br />

Fortschritt. Auf internationalen Märkten operierende Unternehmen dürften besonders<br />

intensiv Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) nutzen,<br />

die sie unter anderem für die (internationale) Abstimmung der Produktionsprozesse benötigen.<br />

In diesem Prozess ist zu erwarten, dass sich die Beschäftigten neue Kompetenzen aneignen<br />

(müssen). Das E-Learning ist in dieser Hinsicht ein geeignetes und kostengünstiges<br />

Medium, beispielsweise beim (standardisierten) Erlernen einer Fremdsprache (Härtel et al.,<br />

2002). Es ist demnach zu erwarten, dass E-Learning und betriebliche Investitionen in IuK-<br />

Technologie in einem gewissen positiven Verhältnis zueinander stehen. Aufgrund des hohen<br />

Selbststeuerungsanteils dieser Weiterbildungsform wird sich das wohl nur im Bereich mittlerer<br />

bis hoher Qualifikationsniveaus beobachten lassen, unabhängig davon, ob Betriebe exportieren<br />

oder nicht.<br />

3. Datenbasis, Operationalisierung und Methodik der Betriebstypisierung<br />

Aus den Ausführungen des zweiten Abschnitts lässt sich herleiten, dass eine Kombination von<br />

Betriebs- und Personeninformationen zur empirischen Beantwortung der aufgeworfenen Fragen<br />

benötigt wird. Insbesondere die beruflichen Entwicklungsspielräume der Belegschaft, das<br />

jeweils erreichte Ausmaß an Beschäftigungsstabilität und Aspekte der Entlohnung sollen in<br />

der Betriebstypisierung berücksichtigt werden. Angesetzt werden muss für eine Beurteilung<br />

der sozioökonomischen Wirkungen von Betrieben also zunächst auf der Personenebene, bevor<br />

entsprechende Ergebnisse auf die Betriebebene aggregiert werden. Die Möglichkeitsräume<br />

der Beschäftigten werden so auf der Betriebsebene gemessen.<br />

Es gibt in Deutschland nur einen Datensatz, der allein diese Voraussetzungen erfüllt. Die linked<br />

employer-employee Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (LIAB)<br />

erlauben nicht nur über das IAB-Betriebspanel eine detaillierte Erfassung der betrieblichen<br />

Struktur- und Handlungsparameter, sondern in ihrer Verknüpfung mit Sozialversicherungsdaten<br />

auf der Personenebene die Abbildung der Möglichkeitsräume für die Beschäftigten in<br />

den drei sozioökonomischen Wirkungsdimensionen. Der entscheidende Punkt bei der Datensatzauswahl<br />

ist die vollständige Erfassung aller (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten<br />

eines Betriebes.<br />

Das IAB-Betriebspanel ist eine repräsentative Betriebsbefragung, die im Jahr 1993 erstmals in<br />

Westdeutschland mit etwa 4200 Betrieben durchgeführt wurde. Seitdem gab es eine Befragung<br />

jährlich, bevorzugt mit den gleichen Einheiten wie im Vorjahr. Mittlerweile hat sich<br />

durch diverse Aufstockungsstichproben die Fallzahl des IAB-Betriebspanels nahezu vervierfacht.<br />

Im IAB-Betriebspanel liegen jährlich Informationen zu Personalstruktur und –bewegung,<br />

zum betrieblichen Investitions-, Weiter- und Ausbildungsverhalten und vielem mehr<br />

vor 7 . Das IAB-Betriebspanel hat ein disproportionales Stichprobendesign, das Großbetriebe<br />

überrepräsentiert. Für die Typisierung ist das ein Vorteil, denn so kann die Typisierung in<br />

etwa anhand gleich vieler Groß- wie Kleinbetriebe erfolgen, was bei einem proportionalen<br />

7 Eine Beschreibung vom Inhalt und Aufbau des IAB-Betriebspanels gibt Bellmann (2000).


14<br />

Ansatz in dieser Form nicht möglich wäre, da es viel mehr Klein- als Großbetriebe in der<br />

(westdeutschen) Wirtschaft gibt.<br />

Die Informationen auf der Betriebsebene können aufgrund des besonderen Stichprobendesigns<br />

des IAB-Betriebspanels mit Angaben der Sozialversicherungsträger zu Beschäftigten<br />

in den LIAB-Daten verknüpft werden. Für jede sozialversicherungspflichtig beschäftigte Person<br />

sind in den befragten Betrieben Informationen über den Bruttolohn, die Beschäftigungsdauer<br />

und einiges mehr verfügbar. Die Aggregation dieser Einzelwerte auf die Betriebsebene<br />

leistet demnach die Abbildung der Möglichkeitsräume der Beschäftigten. Das IAB-<br />

Betriebspanel bzw. die LIAB-Daten stehen über das Forschungsdatenzentrums der Bundesagentur<br />

für Arbeit im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (FDZ-IAB) der Wissenschaft<br />

für Auswertungen zur Verfügung. Auf den Webseiten des FDZ-IAB befinden sich umfangreiche<br />

Dokumentationen zum Aufbau und zur Anwendung der LIAB-Daten 8 . Die Analysen<br />

in diesem Beitrag basieren auf den westdeutschen LIAB-Daten der ersten Version des<br />

LIAB-Querschnittmodells für das Jahr 2004 9 . Die Beschränkung auf ein Jahr hat zur Folge,<br />

dass Veränderungen der Betriebstypen über die Zeit auf der Aggregat- und Betriebsebene<br />

nicht untersucht werden. Dies würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen und bleibt späteren<br />

Analysen vorbehalten. Die Gründe hierfür werden im Forschungsausblick angesprochen<br />

und sind hauptsächlich dem komplexen Untersuchungsdesign geschuldet.<br />

Die am Ende des zweiten Abschnitts angesprochenen Einzelaspekte der drei sozioökonomischen<br />

Wirkungsdimensionen von Betrieben werden mit den LIAB-Daten operationalisiert und<br />

gehen dann zunächst in eine Faktorenanalyse ein, um die relevanten Facetten einer jeden<br />

Dimension zu bestimmen. Da Faktoren- und Clusteranalysen auf der Messung n-dimensionaler<br />

räumlicher Distanzen basieren, wurde bei der Konstruktion der Variablen – trotz späterer<br />

z-Standardisierung – bereits im Vorfeld auf ein möglichst einheitliches Wertespektrum<br />

geachtet. Die meisten typisierenden Variablen sind Anteile und haben einen Wertebereich von<br />

[100;0]. Um die Lohnangaben möglichst kompatibel zu machen, wurden für die Durchschnittslöhne<br />

Tageslohnsummen verwendet, während der Lohnänderung monatliche Werte<br />

zugrunde liegen. Damit bewegen sich beide Variablen in etwa im Werteintervall der betrieblichen<br />

Anteilswerte. Alle Variablen gehen anschließend z-standardisiert (Mittelwert eins;<br />

Standardabweichung null) in die Faktoren- und Clusteranalysen ein, werden aber unstandardisiert,<br />

also in ihrer ursprünglichen Form, in der Typisierung ausgewiesen. Die Ausweisung und<br />

Interpretation der Ergebnisse erfolgt ausschließlich auf der Betriebsebene 10 . Bei der Arbeit<br />

mit IAB-Daten sind Setzungen vorzunehmen, die im Anhang A 1 zusammengestellt sind. Die<br />

8 Die LIAB-Daten beschreiben beispielsweise <strong>Alda</strong> et. al. (2006). Eine eher technische Dokumentation der<br />

LIAB-Daten ist <strong>Alda</strong> (2005), <strong>Alda</strong>/ Herrlinger (2005) sowie Jacobebbinghaus/ <strong>Alda</strong> (2007) zu entnehmen.<br />

9 Die Ergebnisse für eine Typisierung der ostdeutschen Betriebslandschaft werden zu einem späteren Zeitpunkt<br />

auf der Webpage www.soeb.de (Kapitel 16) eingestellt.<br />

10 Bei der Ausweisung betrieblicher Anteilswerte gibt es Größenklasseneffekte. Jeder Betrieb hat ein Gewicht<br />

von eins, egal ob er zehn oder tausend Beschäftigte hat. Demnach hat eine Person bei einer beliebigen<br />

Anteilsbildung in dem einen Betrieb ein Gewicht von zehn Prozent, im anderen nur von einem Prozent.<br />

Wenn sich also Merkmale wie etwa Niedriglohnbeschäftigung insbesondere in kleineren Betrieben<br />

beobachten lassen, bekommen sie bei der Mittelwertausweisung ein viel größeres Gewicht, als wenn sich<br />

bestimmte Charakteristika von Beschäftigten in Großbetrieben konzentrieren.


15<br />

in Frage kommenden Variablen wurden zunächst einer Faktorenanalyse unterzogen und so<br />

der Variablenkanon auf das notwendige Minimum reduziert 11 .<br />

Löhne und Gehälter<br />

Die relevanten Einzelaspekte für die Löhne und Gehälter wurden am Ende von Abschnitt 2<br />

entwickelt. Die Faktorenanalyse identifiziert unter anderem die Faktoren Durchschnittslohn,<br />

innerbetriebliche Lohnstreuung und Lohnänderung als relevante Subdimensionen. Zwei weitere<br />

Variablenblöcke werden als eigenständige Faktoren extrahiert. Mit den betrieblichen<br />

Anteilen der am besten und am schlechtesten Verdienenden an der Gesamtbelegschaft wird<br />

überprüft, inwiefern es Betriebstypen gibt, in denen alle Beschäftigten besonders gut oder<br />

besonders schlecht bezahlt werden, wie es die These der Hoch- und Niedriglohnbetriebe nahe<br />

legt 12 . Mit hohem (niedrigem) Lohnbonus für Weiterqualifizierung sind alle Lohnzahlungen<br />

gemeint, die – unter Berücksichtigung weiterer Kontrollvariablen – Arbeitnehmer jenseits<br />

ihrer formellen schulischen und beruflichen Qualifikationen gezahlt werden. Erläuterungen<br />

hierzu befinden sich im Anhang A1. Anschließend wird analog zu den besten und schlechtesten<br />

Verdiensten vorgegangen. Ein hoher Lohnbonus für Weiterqualifizierung liegt im<br />

obersten und ein niedriger im untersten Quintil der Verteilung der Lohnbonus für Weiterqualifizierung<br />

in der gesamten (west-)deutschen Wirtschaft 13 . Basierend auf den Resultaten der<br />

Faktorenanalyse werden für die Betriebstypisierung in der Dimension Löhne und Gehälter die<br />

folgenden Variablen berücksichtigt: der Bruttomonatslohn (inklusive der entsprechenden<br />

Standardabweichung), Verhältnis 90- zu 50-Perzentil, Anteil beste (schlechteste) Verdienste,<br />

Anteil Personen mit einem besonders hohen (niedrigen) Lohnbonus für informelle Qualifikationen,<br />

die Lohnänderung (Monatswert) gegenüber dem Vorjahr und deren Standardabweichung.<br />

Beschäftigungsstabilität<br />

Beschäftigungsstabilität auf der betrieblichen Ebene zerfällt nach den Ergebnissen der Faktorenanalyse<br />

in mindestens zwei Aspekte. Zum einen sind das Maße, mit der die Dauer von<br />

Beschäftigungsverhältnissen innerhalb der Betriebe gemessen wird, etwa (durchschnittliche)<br />

Betriebszugehörigkeitsdauern oder der Anteil der Kern- an der Gesamtbelegschaft 14 . Zum<br />

anderen wird die betriebliche Personalfluktuation gemessen. Sie wird aufgeteilt in Ein- und<br />

Austrittsraten für alle Beschäftigten sowie in die der besten und schlechtesten Verdienste. Die<br />

Messungen basieren auf den LIAB-Personendaten. Die Berechnung der Ein- und Austrittsra-<br />

11 Einzelheiten zum Vorgehen und den Ergebnissen der Faktorenanalyse befinden sich in der Langfassung. In<br />

der Faktorenanalyse wurden die relevanten Facetten einer jeden Dimension ermittelt und jede dieser Facetten<br />

wird mit mindestens einem Variablenvertreter in der Betriebstypisierung berücksichtigt.<br />

12 Beste Verdienste liegen im obersten und schlechteste im untersten Quintil der Lohnverteilung auf dem<br />

(west-)deutschen Arbeitsmarkt. Nach dem Konzept der Kern- und Randbelegschaften oder der betrieblichen<br />

Beschäftigungssysteme können beide Lohngruppen innerhalb ein und desselben Betriebs eine gewisse<br />

Bedeutung haben.<br />

13 Aus methodischer Sicht ist der Lohnbonus die Messung unbeobachteter Personenheterogenität in einer<br />

Panel-Lohnregressionsgleichung (vgl. <strong>Alda</strong>, 2006: Abschnitt 3.1 und Anhang A1).<br />

14 Das ist der Anteil der seit mindestens fünf Jahren Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigtenzahl des<br />

Betriebs.


16<br />

ten bezieht sich auf das zweite Halbjahr 2003 sowie das erste Halbjahr im Jahr 2004 und berücksichtigt<br />

alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ohne Auszubildende). Für die<br />

Betriebstypisierung werden die folgenden Variablen verwendet: durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer<br />

(für alle Beschäftigten), Anteil Kernbelegschaft, Ein- und Austrittsraten für<br />

alle, die besten und die schlechtesten Verdienste.<br />

Qualifikationen<br />

Die Variablen der Qualifikationsdimension basieren nicht auf prozessproduzierten Daten,<br />

sondern stammen aus dem IAB-Betriebspanel. Ausgenommen hiervon ist die Variable, mit<br />

der der betriebliche Spezialisierungsgrad gemessen wird. Dafür wird jeder im Betrieb vorkommende<br />

Beruf auf der Personenebene einmal gezählt und dann in Relation gesetzt zur<br />

Gesamtbeschäftigtenzahl. Der Rückgriff auf das IAB-Betriebspanel hat bei den betrieblichen<br />

Personalstrukturvariablen den Vorteil, dass auch nicht sozialversicherungspflichtige Beschäftigtengruppen<br />

berücksichtigt werden können und außerdem die Bestimmung des Anteils<br />

befristet Beschäftigter möglich ist. Die Faktorenanalyse liefert keine Hinweise auf Variablen,<br />

die zur gleichen Subdimension gehören. Getestet wurde in dieser Dimension, inwiefern die<br />

Varianzen der betrieblichen Personalstrukturanteile – der von (Fach-)Hochschulabsolventen,<br />

Facharbeitern, Auszubildenden, befristet und sonstigen Beschäftigten – ähnliche Verteilungen<br />

aufweisen. Außerdem wurde noch der berufliche Spezialisierungsgrad (Anzahl Berufe/Gesamtbeschäftigtenzahl)<br />

der Betriebe gemessen. Alle genannten Variablen werden in der<br />

Betriebstypisierung berücksichtigt, weil die Faktorenanalyse keine Hinweise auf latente Variablen<br />

gibt.<br />

Die Grundgesamtheit für alle nachfolgenden Analysen sind Betriebe, in denen von mindestens<br />

fünf Beschäftigten insgesamt wenigstens zwei sozialversicherungspflichtig in Vollzeit<br />

arbeiten. Da auch Änderungsmaße von einem Jahr auf das nächste (etwa des Lohns oder der<br />

Ein- und Austritte) berechnet werden, werden darüber hinaus nur Betriebe berücksichtigt, die<br />

im Jahr 2003 und 2004 an der IAB-Betriebspanelbefragung teilgenommen haben. Die Analyse<br />

basiert in Westdeutschland auf etwa 5.300 Fällen (Betrieben), die etwa 448 Tsd. westdeutsche<br />

Betriebe im privaten und öffentlichen Sektor repräsentieren. Dies entspricht einem<br />

Abdeckungsgrad von etwa 25 Prozent aller Betriebe in Westdeutschland mit mindestens einer<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Beschäftigte decken die Analysen zu etwa 80<br />

Prozent ab, denn in den kleinsten 75 Prozent aller Betriebe arbeitet ungefähr 20 Prozent der<br />

Beschäftigten.<br />

Vorgehen bei der Clusteranalyse<br />

Zur Findung der „optimalen“ Clusteranzahl und einer entsprechenden Clusterzentrenbeschreibung<br />

werden für die Clusterung zu den Betriebstypen zwei aufeinander aufbauende<br />

Verfahren angewendet. Im ersten Schritt bestimmt das Ward-Verfahren die „optimale“<br />

Clusteranzahl. Anhand des Duda-Hard-Index (Duda/Hard, 1973) und des Calinski-Harabasz-<br />

F-Wertes (Calinski/Harabasz, 1974) können gut geeignete Clusterzahlen abgelesen werden.<br />

Beim Duda-Hard-Index wird dabei nach lokalen Minima der Pseudo-T-Squared-Teststatistik


17<br />

gesucht, die mit lokalen Maxima im Je(2) / Je(1)-Quotienten einhergehen. Beim Calinski-<br />

Harabasz-F-Wert zeigen lokale Minima eine gut geeignete Clusteranzahl an 15 (Fynch, 2005:<br />

93).<br />

Die Anwendung des Ward-Verfahren hat einige Implikationen. Als hierarchisch-agglomeratives<br />

Verfahren fasst es sukzessive Objekte zusammen, bis zum Schluss nur noch ein Cluster<br />

übrig ist. Aus den Zwischenschritten der Agglomeration ergibt sich dann – beurteilt nach den<br />

eben diskutierten Teststatistiken – die am besten geeignete Clusteranzahl. Beim Ward-Verfahren<br />

erfolgt die Vereinigung der Cluster (Objekte) nach dem Kriterium der geringsten Binnenvarianz<br />

(Bacher, 1996: Kapitel 3; Backhaus, 2006: Kapitel 8). Einmal vereinigte Objekte<br />

werden im weiteren Verlauf der Agglomeration nicht wieder getrennt. Außerdem verändern<br />

die Clusterzentren (Zentroide) bei den einzelnen Vereinigungsschritten ihre Lage im Raum.<br />

Mit der Anwendung des K-Means-Verfahren kann eine nachträgliche Umsortierung der<br />

Objekte abhängig von den jeweiligen Zentroiden erfolgen. Es ist deswegen kompatibel zum<br />

Ward-Verfahren (Rüb/Werner, 2007: 14).<br />

Im zweiten Schritt der Clusteranalyse wurden demnach die über das Ward-Verfahren ermittelten<br />

Zentren der einzelnen jeweils zehn Cluster in ein weiteres Clusterzentrenverfahren eingesetzt.<br />

Im Gegensatz zum Ward-Verfahren erfolgt im K-Means-Verfahren in einem iterativen<br />

Prozess eine ständige Neuzuordnung der zu typisierenden Betriebe, bis die Varianz – bei<br />

vorgegebener Clusteranzahl – minimal ist. Beide „Startwerte“ – die Anzahl der Cluster und<br />

ihre Zentroide – gehen aus dem Ward-Verfahren hervor 16 .<br />

Auch im K-Means-Verfahren verändern die Zentroide ihren jeweiligen Schwerpunkt. Das<br />

liegt daran, dass im K-Means-Verfahren die Ähnlichkeit zwischen Objekten mit der Fehlerquadratsumme<br />

(ESS = error sum of squares) berechnet wird. Der Zentroid eines Cluster C mit<br />

1 … k Objekten ergibt sich dann aus Gleichung (1).<br />

F<br />

K<br />

(1) ESS(C k ) = ∑ ∑ ( xif<br />

− xf<br />

( k))²<br />

mit der Bedingung ESS = ∑ ESS(<br />

Ck)<br />

→ min<br />

i∈C<br />

k<br />

f = 1<br />

Gleichung (1) bedeutet unter anderem, dass jedes Mal, wenn ein Objekt den Cluster wechselt,<br />

eine komplette Neuberechnung der Clusterzentroiden erfolgt. Damit ist der Rechenaufwand<br />

für das K-Means-Verfahren zwar wesentlich größer als bei hierarchisch-agglomerativen Verfahren,<br />

aber die aufgezählten Vorzüge machen diesen Nachteil mehr als wett, zumal es bei<br />

Fallzahlen von maximal 6,000 Einzelobjekten auf modernen Rechenanlagen keine Kapazitätsprobleme<br />

gibt.<br />

Die empirischen Ergebnisse für die westdeutschen Betriebe im Jahr 2004 sind wie folgt 17 . Der<br />

F-Wert von Calinski/Harabasz gibt in beiden Landesteilen nur mäßige Informationen über<br />

eine optimale Clusteranzahl in den jeweiligen Landesdatensätzen. Aus den F-Werten lässt<br />

15 Die F-Werte stellen in der Regel eine monoton fallende Funktion im interessierenden Wertebereich dar.<br />

Demzufolge wird nach größeren Differenzen im Vergleich der F-Werte für jede Clusteranzahl gesucht.<br />

16 Die Anzahl der Cluster beträgt zehn und die Zentroide sind die multivariaten Gruppenmittelwerte der<br />

typisierenden Variablen nach dem Ward-Verfahren. Diese Gruppenmittelwerte für die zehn Betriebstypen<br />

(Cluster) sind die Startwerte im K-Means-Verfahren.<br />

17 Die Werte für die Teststatistiken befinden sich im Anhang A2 der Langfassung.<br />

k = 1


18<br />

sich lediglich ablesen, dass die optimale Clusteranzahl zwischen zwei und 14 liegen sollte.<br />

Aufschlussreicher ist ein Blick auf den Duda-Hart-Index. Nach dem Je(2) / Je(1) – Kriterium<br />

(lokales Maximum) und der Pseudo-T-Squared-Statistik (lokales Minimum) existieren gute<br />

Lösungen für vier und zehn Cluster, sechs und zwölf Cluster werden ebenfalls von der Teststatistik<br />

relativ gut bewertet. Die Wahl der Cluster fiel auf zehn in beiden Landesteilen. Die<br />

Vier-Clusterlösung erscheint für eine differenzierende Betriebstypologie nicht ausreichend.<br />

Der Wert zehn ist vor diesem Hintergrund eine gut geeignete Anzahl, weil der Je(2) / Je(1) –<br />

Index nach dem Ward-Verfahren dort ein lokales Maximum, und die Pseudo-T²-Statistik ein<br />

lokales Minimum hat. Wie auch die späteren Analysen in Abschnitt 5 bestätigen, ist in den<br />

westdeutschen Daten für das Jahr 2004 die Zehn-Clusterlösung robust. Die Vier-Clusterlösung<br />

ist in diesem Zusammenhang als Gruppenvariable der Zehn-Clusterlösung zu interpretieren,<br />

wie im nächsten Abschnitt gezeigt wird. Die Beschreibung der Typen im nächsten Abschnitt<br />

erfolgt anhand der jeweiligen Clusterzentren, d.h. anhand der multivariaten Mittelwerte<br />

der typisierenden Variablen nach der Anwendung des K-Means-Verfahrens.<br />

4. Sozioökonomische Profile der Betriebstypen in den Dimensionen<br />

Entlohnung, Beschäftigungsstabilität und Einsatz von Qualifikationen 18<br />

und ihr Abdeckungsgrad über Betriebe und Beschäftigte<br />

Die Beschreibung der Betriebstypen beruht wie beschrieben auf der Zehn-Clusterlösung.<br />

Erwähnenswert ist darüber hinaus die Vier-Clusterlösung, denn diese vier Cluster können als<br />

übergeordnete Gruppen der zehn interpretiert werden. Zuerst wird auf die Gruppe und<br />

anschließend auf die dazu gehörenden einzelnen Betriebstypen eingegangen. Diese vier<br />

Gruppen bleiben unabhängig von der konkret „gewählten“ Clusteranzahl – sofern diese zwischen<br />

fünf und 15 liegt – stabil. Mit der konkreten Clusterlösung wird demnach insbesondere<br />

der Grad der Ausdifferenzierung der einzelnen Typen innerhalb der Gruppen festgelegt. Die<br />

multivariaten Mittelwerte der typisierenden Variablen befinden sich im Anhang A2.<br />

Gruppe I: Traditionell organisierte Betriebe generieren überwiegend stabile Beschäftigung,<br />

haben ein mittleres bis niedriges Lohnprofil und setzen ein breites Spektrum an Berufen<br />

ein, bei denen die mittlere Qualifikationsebene dominiert. Sie entsprechen – abhängig von der<br />

Betriebsgröße – am ehesten der im zweiten Abschnitt skizzierten idealtypisch-fordistischen<br />

betrieblichen Arbeitsorganisation. Die Gruppe umfasst drei Betriebstypen.<br />

Im soliden Betrieb (Typ Ia) werden Beschäftigte nahezu ausschließlich für ihre formell erworbenen<br />

Qualifikationen (nicht gerade üppig) bezahlt. Sie haben aber (dafür?) eine relativ<br />

hohe Beschäftigungsstabilität. In diesem Betriebstyp gesellt sich gleiches gern zu gleichem,<br />

denn die Beschäftigten in diesen Betrieben werden relativ ähnlich und homogen bezahlt. Bei<br />

diesem Betriebstyp sind Personalfluktuationen auf allen Ebenen (Lohn- und Qualifikationsgruppen)<br />

selten, was eine solide betriebliche Personalpolitik und Fluktuationen überwiegend<br />

durch Generationenaustausch nahe legt, die Betriebe nur zu geringen Personalanpassungsprozessen<br />

veranlasst (dementsprechend gut muss die Auswahl des Personals sein). Die Anteile<br />

18 Alle Namensgebungen für Betriebstypen sind beschreibend und nicht wertend.


19<br />

der Angestellten und Facharbeiter bewegen sich in etwa auf dem gleichen Niveau, d.h. in diesem<br />

Betriebstyp gibt es sowohl Produktions- als auch Vertriebs- oder Verwaltungstätigkeiten.<br />

Wie etwas später gezeigt wird, handelt es sich überwiegend um kleinere Betriebe, die in<br />

nahezu in allen Branchen – mit Schwerpunkt im Produzierenden Gewerbe – auftauchen.<br />

Im modern-fordistisch strukturierten Betriebstyp (Typ Ib) dominieren qualifizierte Angestellte,<br />

was ihn vom traditionell-fordistisch strukturierten Typ Ic unterscheidet. Der typische<br />

modern-fordistisch strukturierte Betrieb bezahlt recht gut zumindest auch teilweise für informell<br />

oder durch Weiterbildung erworbene Qualifikationen. In diesem Betriebstyp gibt es in<br />

nennenswertem Umfang un- und angelernte Arbeitskräfte, die weniger gut bezahlt werden<br />

und die in etwa doppelt so hohe Labour-Turnover-Raten haben wie andere Beschäftigtengruppen.<br />

Der Anteil an (Fach-)Hochschulabsolventen ist etwas höher als im Typ Ic, aber insgesamt<br />

dominieren die Angestellten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Betriebe<br />

diesen Typs bieten überwiegend qualifizierte Dienstleistungen an, verfügen daneben aber<br />

auch über Einheiten, in denen einfache Produktionstätigkeiten (nach Maßgabe der Arbeitsprozesse<br />

der qualifizierten Angestellten) ausgeführt werden (etwa Antragsaufnahme, Neukundengewinnung<br />

übers Telefon für einfach und nicht teure Produkte und ähnliches).<br />

Der traditionell-fordistische Betrieb (Typ Ic) ist durch den hohen Facharbeiter-Anteil geprägt.<br />

In ihm wird ziemlich gut für die formell erworbene Qualifikation bezahlt. Bei der Betriebszugehörigkeitsdauer<br />

und dem Anteil der Kernbelegschaft liegt dieser Betriebstyp eindeutig an<br />

der Spitze. Befristete und Teilzeitbeschäftigung gibt es in solchen Betrieben kaum. Die im<br />

Vergleich zum Typ Ib wenigen un- und angelernten Arbeitskräfte fluktuieren in größerem<br />

Umfang und werden weniger gut bezahlt. Da die Austrittsraten in allen Lohngruppen über den<br />

Eintrittsraten liegen, ist zu vermuten 19 , dass der Betriebstyp auf der einzelbetrieblichen Ebene<br />

schrumpft. Dieser Betriebstyp entspricht am ehesten der im zweiten Abschnitt skizzierten<br />

idealtypisch-fordistischen betrieblichen Arbeitsorganisation<br />

Gruppe II: Bei Betrieben im dynamischen Segment sinkt – bedingt durch die innerbetrieblichen<br />

Umwälzungen des Lohn- und Qualifikationsgefüges – die durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer.<br />

Die Betriebe haben ein durchschnittliches Lohnprofil und es gibt große<br />

innerbetriebliche Lohnunterschiede zwischen den Beschäftigten. Obwohl sich das betriebliche<br />

Qualifikationsgefüge dynamisch ändert, wird auf befristete Beschäftigung weitestgehend verzichtet.<br />

Das deutet auf nachhaltige Veränderungen hin. Die Gruppe umfasst zwei Betriebstypen.<br />

Die Absteiger (Typ IIa) bieten die volle betriebliche Dynamik in allen drei Dimensionen, leider<br />

mit einem wohl eher ungünstigen Ausgang für viele Beschäftigte. In diesem Betriebstyp<br />

vollziehen sich trotz des insgesamt gar nicht mal so schlechten Lohnniveaus eher weniger<br />

gute Veränderungen. Die Beschäftigten haben die zweithöchsten Lohneinbußen von allen<br />

Betriebstypen hingenommen, was ein eher kollektives Schicksal aller Beschäftigten war. Die<br />

19 Wie bereits in Fußnote 10 angedeutet, lässt sich das aus der Bilanz der betrieblichen Gruppenmittelwerte für<br />

die entsprechenden Ein- und Austrittsraten nicht ableiten. Dazu müssten Personen und nicht Betriebe als<br />

Erhebungseinheit verwendet werden.


20<br />

am besten Verdienenden verlassen mit extrem hohen Austrittsraten diesen Betriebstyp, aber<br />

auch alle anderen Beschäftigtengruppen sind in größerem Ausmaß von Personalfluktuation<br />

tangiert und/oder haben Lohneinbußen hinnehmen müssen. Die Personalfluktuation ist groß,<br />

obwohl der Betriebstyp über relativ viele mittlere und hohe Qualifikationen verfügt. Die<br />

betrieblichen Austrittsraten übersteigen bei weitem die Eintrittsraten.<br />

Dagegen hat die Dynamik beim Aufsteiger-Betriebstyp (Typ IIb) eher positive Auswirkungen<br />

auf die Beschäftigten, zumindest für die mit den „richtigen“ Qualifikationen. Der Betriebstyp<br />

betreibt in nennenswertem Umfang ein Upgrading der Belegschaft und ist bereit, viel Geld für<br />

bestbezahlte Arbeitskräfte auszugeben. In einem weniger großen Umfang gibt es Hinweise,<br />

dass auch der Umfang der schlecht bezahlten Jobs wächst, was zu dem insgesamt eher durchschnittlichen<br />

Lohnniveau mit einer breiten innerbetrieblichen Lohnspreizung führt. Der<br />

Betriebstyp betreibt eine hochgradige Spezialisierung zu aufeinander abgestimmten Produktionsprozessen<br />

auf verschiedenen Anforderungsstufen. Die Anzahl der eingesetzten Berufsbilder<br />

ist die geringste von allen Betriebstypen, obwohl nahezu alle Qualifikationsstufen in<br />

diesem Betriebstyp vertreten sind. Die im Betrieb Verbleibenden schneiden in Bezug auf die<br />

Lohnänderung zum Vorjahr mit am besten ab, was für alle Beschäftigten auf allen Qualifikationsstufen<br />

gleichermaßen gilt. Neue und alte Mitarbeiter sind zu etwa je gleichen Teilen in<br />

Betrieben dieses Typs vertreten.<br />

Gruppe III: Betriebe aus dem Niedriglohnsegment sind – neben ihren niedrigen Löhnen<br />

und Gehältern – an hohen Mobilitätsraten und geringen Betriebszugehörigkeitsdauern identifizierbar.<br />

Dies geht einher mit hohen Anteilen un- und angelernter Tätigkeiten, in einem<br />

Betriebstyp wird besonders häufig befristete und sonstige Beschäftigung (Aushilfen, Praktikanten<br />

etc.) eingesetzt. Ein Lohnbonus aufgrund von Weiterqualifizierung wird selten gezahlt.<br />

Die Gruppe umfasst drei Betriebstypen.<br />

Die Namensgebung für den Betriebstyp „Schwarze Schafe“ (Typ IIIa) begründet sich dadurch,<br />

dass er vieles von dem repräsentiert, was derzeit unter den negativen Externalitäten für<br />

die Beschäftigten aufgrund der Veränderungen des Arbeitsmarktes diskutiert wird, etwa Hire<br />

and Fire und dementsprechend hohe Fluktuationsraten bei gleichzeitigem Wachstum der<br />

Niedriglohnbeschäftigung. Befristete Beschäftigung konzentriert sich in diesem Betriebstyp<br />

und auch der Anteil sonstiger Beschäftigter (Geringfügige, Aushilfen, Praktikanten) ist<br />

besonders hoch. Wer in diesem Betriebstyp länger als ein Jahr bleibt, hat bei geringem Verdienst<br />

auch noch ungewöhnlich hohe Lohneinbußen hinnehmen müssen. Betriebe dieses Typs<br />

haben aber auch einen kleinen Teil relativ gut qualifizierter Arbeitskräfte, die besser bezahlt<br />

werden. Dennoch ist der durchschnittliche Verdienst im Typ IIIa der geringste von allen. Der<br />

Betriebstyp operiert mit einem durchschnittlichen Kernbelegschaftsanteil von nur etwa 15<br />

Prozent.<br />

Die Fluktuationsraten im Betriebstyp Malocherbetriebe 20 (Typ IIIb) sind ebenfalls hoch, aber<br />

deutlich geringer als im Typ IIIa. Un- und angelernte Arbeitskräfte sowie Aushilfen prägen<br />

20 Malocher bezeichnen insbesondere körperlich hart arbeitende Personen bei relativ geringen beruflichen<br />

Anforderungsprofilen („Jedermannstätigkeiten“), für die in der Regel keine Berufsausbildung benötigt wird.


21<br />

das Betriebsbild, aber befristete Beschäftigung ist nahezu unbedeutend. In diesem Betriebstyp<br />

verdienen die Beschäftigten durchschnittlich fast ebenso wenig wie im Typ IIIa. Die Lohneinbußen<br />

zum Vorjahr sind hoch, wenn auch etwas geringer als beim Typ IIIa. Mittlere und<br />

hohe Qualifikationsstufen arbeiten selten in diesem Betriebstyp, aber wenn, ist ihre Fluktuation<br />

eng begrenzt. Von den Betriebstypen des Niedriglohnsegments erreichen die Beschäftigten<br />

des Malocher-Betriebstyps die höchste Beschäftigungsstabilität.<br />

Niedriglohnbetriebe (Typ IIIc) haben mit Malocherbetrieben viel gemeinsam, aber bei ihnen<br />

dominieren die mittleren Qualifikationsebenen. Auf befristete und sonstige Beschäftigung<br />

wird weitestgehend verzichtet. Die Betriebe bilden – bei nicht übermäßig hohen Facharbeiter-<br />

Anteilen – typischerweise aus. Gegenüber den Schwarzen Schafen und den Malocherbetrieben<br />

zahlen Niedriglohnbetriebe etwas höhere Löhne und die Lohneinbußen gegenüber dem<br />

Vorjahr hielten sich in Grenzen. Die Dynamik und das Wachstum des Niedriglohnsegments<br />

sind bei diesem Betriebstyp besonders zu vermuten, jedoch übersteigen bei den entsprechenden<br />

Betrieben – bei hohem betrieblichen Labour-Turnover – nicht nur in den untersten Lohnund<br />

Qualifikationsgruppen die Eintrittsraten die Austrittsraten.<br />

Gruppe IV: Die Betriebe des Hochlohnsegments sind die Elite der deutschen Betriebslandschaft.<br />

Sie zeichnen sich durch Spitzenverdienste aus, wobei bei einem Typ ein breites heterogenes<br />

und mittleres, im anderen ein homogenes und hohes Qualifikationsprofil eingesetzt<br />

wird. Die Betriebszugehörigkeitsdauern bewegen sich im mittleren bis hohen Bereich. Ein<br />

Lohnbonus für informelle Qualifikationen ist an der Tagesordnung. Die Gruppe umfasst zwei<br />

Betriebstypen.<br />

Die „erfolgreichen“ Betriebe (Typ IVa) werden so genannt, weil im Unterschied zum Typ<br />

IVb nicht nur die vielen Hochschulabsolventen das betriebliche Personalbild prägen, sondern<br />

etwas öfter die mittleren Qualifikationsstufen am hohen betrieblichen Lohnniveau partizipieren.<br />

Die Löhne und Gehälter erreichen durchschnittlich nicht so hohe Werte wie im Typ IVb.<br />

Relativ viele Beschäftigte bekommen einen Lohnbonus für informelle oder mit IAB-Daten<br />

nicht messbare Qualifikationen. Der Betriebstyp generiert stabile Beschäftigung bei leicht<br />

überdurchschnittlicher Kernbelegschaft. Die Personalfluktuation ist auf den mittleren und<br />

hohen Qualifikationsebenen relativ gering, im unteren Segment allerdings relativ hoch, wobei<br />

es Hinweise (Bilanz der Ein- und Austrittsraten der schlecht verdienenden Personen) gibt,<br />

dass auch in nennenswertem Umfang Niedriglohnbeschäftigung aufgebaut wird.<br />

Im elitären Hochlohnbetrieb (Typ IVb) bleibt man gern unter sich. Eine relativ homogene<br />

Entlohnung geht einher mit wenigen verschiedenen betrieblich eingesetzten Berufsbildern.<br />

Arbeiter gibt es in diesem Betriebstyp ebenso wenig wie befristete oder sonstige Beschäftigte<br />

und wenn, ist ihre Fluktuation besonders hoch. In Betrieben dieses Typs werden Spitzenlöhne<br />

gezahlt und dementsprechend konzentrieren sich hier die Hochlohnbeschäftigten und Hochschulabsolventen<br />

in besonderem Ausmaß. Die nachfolgenden Analysen werden zeigen, dass<br />

es sich typischerweise um Forschungs- und Entwicklungsbetriebe, elitäre Banken, Versicherungen<br />

und unternehmensnahe Dienstleister handelt.


22<br />

In Übersicht 1 sind die Ergebnisse der Typisierung für die drei soziökonomischen Wirkungsdimensionen<br />

zusammengefasst. Die Bewertung der jeweiligen Dimension (schwach, durchschnittlich,<br />

stark ausgeprägt) basiert auf dem Vergleich der im Anhang A2 abgedruckten<br />

Werte der Clusterzentren.<br />

Übersicht 1:<br />

Ausprägungen der drei sozioökonomischen Wirkungsdimensionen in<br />

den westdeutschen Betriebstypen des Jahres 2004<br />

Löhne und<br />

Gehälter<br />

Beschäftigungsstabilität<br />

Qualifikationsprofil<br />

solide - + o<br />

modern-fordistisch o + o<br />

traditionell-fordistisch o + + o<br />

Absteiger o o o<br />

Aufsteiger o o o<br />

schwarze Schafe - - - - -<br />

Malocherbetriebe - - ( o ) - -<br />

Niedriglohnbetriebe - - -<br />

erfolgreich + + +<br />

Elite + + + + +<br />

Legende: o : durchschnittlich ausgeprägt - : schwach (niedrig) ausgeprägt<br />

+ : stark (hoch) ausgeprägt. Ein doppeltes Zeichen kennzeichnet den höchsten<br />

(niedrigsten) Gruppenmittelwert aller Betriebstypen.<br />

Wie im zweiten Abschnitt skizziert bewegt sich die erste Gruppe von Betrieben im Bereich<br />

mittlerer bis niedriger Lohn- und Qualifikationsprofile. Die Beschäftigungsstabilität ist besonders<br />

hoch. Die Auf- und Absteiger weisen aufgrund ihrer typisierenden Eigenschaften auf<br />

allen drei soziökonomischen Wirkungsdimensionen durchschnittliche Ausprägungen auf. Bei<br />

den Aufsteigern ist das aus Sicht der Beschäftigten ein Verbesserungs-, und bei den Absteigern<br />

ein Verschlechterungsprozess. Im Niedriglohnsegment sind erwartungsgemäß alle drei<br />

soziökonomischen Wirkungsdimensionen schwach bzw. niedrig ausgeprägt, in den<br />

Malocherbetrieben lässt sich immerhin eine fast durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer<br />

realisieren. Spiegelbildlich dazu sind die hohen Ausprägungen auf allen drei Dimensionen<br />

im Hochlohnsegment zu sehen.<br />

Abdeckungsgrad der Typen und Typengruppen über Betriebe und Beschäftigte<br />

Die Betriebstypen verteilen sich nicht gleich über Betriebsgrößenklassen und Wirtschaftszweige.<br />

Sie sind demnach jeweils für einen unterschiedlichen Anteil an Beschäftigten Struktur<br />

gebend. In Abbildung 1 ist der Abdeckungsgrad der Gruppen von Betriebstypen über die<br />

westdeutsche Betriebs- und Beschäftigtenlandschaft abgebildet. Eine Einzelberechnung der<br />

jeweiligen Abdeckungsgrade für die zehn Betriebstypen nach Branchen und Betriebsgrößenklassen<br />

befindet sich im Anhang A3 bzw. schließt sich an die Betrachtung der Clustergruppen<br />

an.


23<br />

Abb. 1:<br />

Abdeckungsgrad der Gruppen von Betriebstypen in Westdeutschland über<br />

Betriebe und (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigte im Jahr 2004<br />

(Angabe in Prozent)<br />

Anteil in<br />

Prozent<br />

50<br />

48,4<br />

46,3<br />

Betriebe<br />

Beschäftigte<br />

40<br />

33,4<br />

33,2<br />

30<br />

20<br />

16,9<br />

15,6<br />

10<br />

2,6<br />

3,2<br />

0<br />

1 traditionelle Betriebe 2 3 dynamisches Segment 4 5 Niedriglohnsegment 6 7 Hochlohnsegment 8<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB, gewichtete Werte; Anmerkungen im Anhang A3.<br />

Das Verhältnis des Abdeckungsgrades über Betriebe und Beschäftigte hängt vor allem von<br />

der Betriebsgröße ab. Größere Betriebe erreichen oft nur geringe Abdeckungsgrade über<br />

Betriebe, aber in ihnen arbeiten relativ viele Personen. Genau umgekehrt ist es mit kleineren<br />

Betrieben. Sie haben einen hohen Abdeckungsgrad über die Betriebe, aufgrund ihrer geringen<br />

Größe decken sie nur relativ wenige Beschäftigte ab. Wenn die Abdeckungsgrade über<br />

Betriebe und Beschäftigte nahezu identisch sind, entspricht die Betriebsgrößenklassenverteilung<br />

des Betriebstyps in etwa der der gesamten Wirtschaft.<br />

Angewendet auf die Befunde der Abbildung 1 bedeutet dies, dass sich in ihrer Gesamtheit<br />

traditionell strukturierte Betriebe mehr oder minder ähnlich wie in der gesamten Wirtschaft<br />

auf die einzelnen Betriebsgrößenklassen aufteilen. In knapp der Hälfte aller Betriebe arbeitet<br />

auch in etwa die Hälfte aller Beschäftigten. Aufgeteilt auf die einzelnen Betriebstypen der<br />

ersten Gruppe ist das aber differenzierter zu sehen (Abbildung 2).


24<br />

Abb. 2: Abdeckungsgrad der traditionell strukturierten Betriebstypen im Jahr 2004<br />

über die westdeutsche Wirtschaft<br />

Prozent<br />

25<br />

23,7<br />

24,0<br />

Abdeckungsgrad über<br />

Betriebe<br />

Beschäftigte<br />

20<br />

18,1<br />

15<br />

12,5<br />

10,3<br />

10<br />

6,6<br />

5<br />

0<br />

Solide Betriebe<br />

modern-fordistisch<br />

strukturierte Betriebe<br />

traditionell-fordistisch<br />

strukturierte Betriebe<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB, gewichtete Werte; Anmerkungen im Anhang A3.<br />

Erwartungsgemäß gehören anteilig relativ viele Betriebe zu den soliden Betrieben (fast ein<br />

Viertel aller Betriebe in Westdeutschland ab fünf Beschäftigte), aber nur etwa jede(r) zehnte<br />

Beschäftigte arbeitet dort. Größer sind die modern-fordistisch strukturierten Betriebe mit<br />

ihren geringen Facharbeiter- und hohen Angestelltenanteilen. Fast jeder fünfte westdeutsche<br />

Betrieb gehört zu diesem Typ, in dem knapp jede(r) vierte deutsche Beschäftigte arbeitet. Wie<br />

nach den Ausführungen des zweiten Abschnitts erwartet, sind die traditionell-fordistisch<br />

strukturierten Betriebe mit ihren hohen Facharbeiter-Anteilen am größten. Sie stellen nur<br />

knapp sieben Prozent aller Betriebe, in ihnen arbeitet aber immerhin jede(r) achte westdeutsche<br />

Beschäftigte.<br />

Die differenzierenden Analysen (Anhang A3) zeigen, dass zwei Betriebstypen der ersten<br />

Gruppe (solide und traditionell-fordistisch strukturierte Betriebe) überwiegend in Branchen<br />

des Verarbeitenden bzw. Produzierenden Gewerbes operieren. Der modern-fordistisch strukturierte<br />

Betrieb ist hingegen häufiger im Dienstleistungssektor anzutreffen. Innerhalb einzelner<br />

Branchen zeigt sich, dass nicht alle Typen gleichermaßen wichtig sind und Betriebsgrößenklasseneffekte<br />

vorliegen. In der Branche Handel/ Reparatur beispielsweise ist der traditionell-fordistische<br />

Betriebstyp relativ selten. Solide sind vor allem die kleineren Handelsbetriebe,<br />

denn ihr Abdeckungsgrad über Betriebe ist viel höher als der über Beschäftigte.<br />

Modern-fordistisch strukturiert sind im Handel die größeren Betriebe, denn der Abdeckungsgrad<br />

über die Beschäftigten ist wesentlich größer als der über die Betriebe. Festzuhalten<br />

bleibt, dass etwa die Hälfte aller deutschen Betriebe und Beschäftigten von traditionellen<br />

sozioökonomischen Betriebstypen abgedeckt werden. Mit Nuancen lässt sich in ihnen das alte<br />

fordistisch geprägte Muster hoher Beschäftigungsstabilität, geringer Fluktuationsraten sowie<br />

einer durchschnittlichen Entlohnung bei Dominanz der mittleren Qualifikationsprofile<br />

beobachten.


25<br />

Die Betriebe im Umbruch sind ebenfalls mehr oder minder ein Querschnitt der gesamten<br />

deutschen Wirtschaft, jedenfalls bezüglich der Betriebsgrößenklassenverteilung. Von größeren<br />

Umbrüchen im Beschäftigungsbetrieb waren in Westdeutschland im Jahr 2004 etwa drei<br />

Prozent aller Betriebe und Beschäftigten betroffen, wobei auf die Absteiger etwa zwei und die<br />

Aufsteiger etwa 0,6 Prozent der Betriebe entfallen. Etwa 2,3 Prozent der Beschäftigten erlebten<br />

im Jahr 2004, wie ihr Betrieb die Qualifikations- und Lohnprofile nach unten bewegt, und<br />

nur etwa 0,9 Prozent machten die genau umgekehrte Erfahrung. Anteilig recht häufig gehören<br />

die kleineren Betriebe des Banken- und Versicherungsgewerbes zum Absteiger-Betriebstyp.<br />

Das Niedriglohnsegment ist überwiegend von kleinbetrieblichen Strukturen geprägt. Jeder<br />

dritte deutsche Betrieb gehört in der einen oder anderen typischen Ausprägung zum Niedriglohnsegment,<br />

aber „nur“ etwa 17 Prozent aller Beschäftigten arbeiten dort 21 . Das<br />

Niedriglohnsegment teilt sich wie in Abbildung 3 auf die drei konstituierenden Betriebstypen<br />

auf.<br />

Abb. 3: Abdeckungsgrad der Betriebstypen des Niedriglohnsegments im Jahr 2004<br />

über die westdeutsche Wirtschaft<br />

Prozent<br />

18<br />

Abdeckungsgrad über<br />

Betriebe<br />

16,5<br />

16<br />

Beschäftigte<br />

14,1<br />

14<br />

12<br />

8,6<br />

10<br />

8<br />

6,1<br />

6<br />

4<br />

2,8<br />

2,2<br />

2<br />

0<br />

Schwarze Schafe<br />

Malocherbetriebe<br />

Niedriglohnbetrieb<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB, gewichtete Werte; Anmerkungen im Anhang A3.<br />

Auf der Betriebsseite sind quantitativ die Malocherbetriebe besonders bedeutsam, aber in<br />

ihnen arbeiten von allen drei Typen der dritten Gruppe die wenigstens Beschäftigten (2,2 Prozent).<br />

Größer sind die schwarzen Schafe. Sie stellen 2,8 Prozent aller Betriebe, aber immerhin<br />

gut sechs Prozent aller Beschäftigten. In den Wirtschaftszweigen Agrar/Bergbau/ Energie/<br />

Wasser sowie in den sonstigen Dienstleistungen sind sie besonders oft vertreten 22 . Malocher-<br />

21 Das bedeutet nicht, dass in Deutschland der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten 17 Prozent beträgt.<br />

Niedriglohnbeschäftigung ist ebenfalls in Betriebstypen anderer Gruppen zu beobachten, wie es Überlegungen<br />

zu Kern- und Randbelegschaften nahe legen und Anhang A2 ja auch in den entsprechenden Werten<br />

zeigt. Umgekehrt ist plausibel, dass auch in Niedriglohnbetrieben Führungskräfte relativ hohe Gehälter erzielen.<br />

22 Tiefergehende Analysen zeigen, dass es sich innerhalb der sonstigen Dienstleistungen oft um Betriebe des<br />

Sicherheitsgewerbes bzw. um Verleihfirmen handelt.


26<br />

und Niedriglohnbetriebe streuen mehr oder minder gleichmäßig über die gesamte deutsche<br />

Wirtschaft.<br />

Im Hochlohnsegment dominieren größere Betriebe. Dem Hochlohnsegment werden etwa 15<br />

Prozent aller Betriebe zugerechnet, in denen etwa 34 Prozent aller Beschäftigten arbeiten. Auf<br />

die erfolgreichen Betriebe entfallen etwa elf Prozent aller Betriebe mit 24,3 Prozent aller<br />

Beschäftigten und auf die Elite etwa vier Prozent aller Betriebe mit knapp neun Prozent aller<br />

Beschäftigten. Auffällig ist die Branchenverteilung der beiden Hochlohnbetriebstypen. Im<br />

Verarbeitenden Gewerbe sind beide Betriebstypen anteilig nur relativ selten vertreten, aber<br />

wenn, ist ihr Abdeckungsgrad über die Beschäftigten mit bis zu knapp einem Drittel (Metallund<br />

Elektrogewerbe) außergewöhnlich hoch. Im Dienstleistungssektor fällt die Segmentation<br />

zwischen den einzelnen Branchen auf. Im Hochlohnsegment befinden sich außergewöhnlich<br />

viele Betriebe der unternehmensnahen Dienstleistungen sowie des Banken- und Versicherungsgewerbes,<br />

in denen noch einmal weitaus mehr Beschäftigte arbeiten. So befinden sich<br />

etwa 74 Prozent der Betriebe des Banken- und Versicherungsgewerbes im Hochlohnsegment,<br />

in denen fast 94 Prozent aller Beschäftigten dieses Wirtschaftszweigs arbeiten. Bei den unternehmensnahen<br />

Dienstleistungen ist etwa jeder dritte Betrieb einer aus dem Hochlohnsegment,<br />

und nahezu jede(r) zweite Beschäftigte arbeitet dort. In anderen Branchen befinden sich anteilig<br />

bedeutend weniger Betriebe und Beschäftigte im Hochlohnsegment.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Betriebstypen eine recht unterschiedliche<br />

Betriebsgrößenklassenstruktur haben und sich nicht gleichmäßig über die Wirtschaftszweige<br />

verteilen. Traditionelle Betriebstypen finden sich mehr im Verarbeitenden bzw. Produzierenden<br />

Gewerbe, Niedrig- und Hochlohnbeschäftigung ist insbesondere im Dienstleistungsbereich<br />

anzutreffen, wobei Niedriglohnbeschäftigung insbesondere in kleineren, und Hochlohnbeschäftigung<br />

insbesondere in größeren Dienstleistungsbetrieben zu beobachten ist. Im<br />

nächsten Abschnitt wird geprüft, inwiefern sich in den sozioökonomischen Betriebstypen<br />

bestimmte betriebsimmanente und damit wettbewerbsrelevante Vorgänge ausdrücken.<br />

5. Bestimmungsgründe der Betriebstypen<br />

Aufbau der Regressionsgleichungen<br />

Das Ziel der nachfolgenden Analysen ist die Ermittlung von Korrelationen der einzelnen<br />

Betriebstypen mit Parametern des auf den ökonomischen Wettbewerb ausgerichteten betrieblichen<br />

Handels. Von diesen Parametern werden im Verlauf des Abschnitts die betrieblichen<br />

Exportaktivitäten in Verbindung mit der Auslandskontrolle von Betrieben und die Investitionen<br />

der Betriebe in IuK-Technologie in Verbindung mit dem E-Learning einer gesonderten<br />

Analyse unterzogen. In den nachfolgenden Ausführungen wird nur am Rande – im Rahmen<br />

einer weiterführenden Beschreibung der sozioökonomischen Betriebstypen durch Faktoren


27<br />

aus dem wettbewerbsrelevanten Umfeld – auf die Vielzahl weiterer Kontrollvariablen eingegangen,<br />

die in die Regressionsmodelle aufgenommen wurden 23 .<br />

Da gezielt die Einflüsse der Globalisierung und des technischen Fortschritts – gemessen über<br />

die beiden oben genannten Faktoren – auf die einzelnen sozioökonomischen Profile der<br />

Betriebe bestimmt werden sollen, aber auch ihr jeweiliger Beitrag für die Ausbreitung bzw.<br />

Zurückdrängung bestimmter Betriebstypen analysiert werden, ist es nicht ausreichend, die<br />

Determinanten jedes einzelnen Betriebstyp im Rahmen einfacher logistischer Regressionen zu<br />

bestimmen. Um alle Betriebstypen einer simultanen Analyse zu unterziehen, wird daher ein<br />

multinominales Logit-Modell (MNLM) aufgestellt 24 . Bei einem einfachen Logit-Modell für<br />

eine binär codierte Variable wird mit<br />

(2) Ω ( x)<br />

Ρr<br />

=<br />

Ρr<br />

( y = 1x)<br />

( y = 0 x)<br />

Ρr<br />

=<br />

1− Ρ<br />

( y = 1x)<br />

r( y = 1x)<br />

die Wahrscheinlichkeit ausgedrückt, wie oft etwas passiert (y = 1) relativ dazu, wie oft es<br />

nicht passiert (y = 0). X ist ein Set an unabhängigen Variablen. Bei Logarithmierung von Ω<br />

ergibt sich für die so genannten Logits das Werteintervall minus bis plus ∞. Daraus kann die<br />

lineare Beziehung ln(Ω) = x*ß (+ ε) abgeleitet werden. Das MNLM ist ein Regressionmodell,<br />

in dem die abhängige kategoriale Variable mehr als zwei Ausprägungen hat. Dies hat zur<br />

Folge, dass die Einflüsse von Globalisierung und technischem Fortschritt auf die Betriebstypen<br />

nur in Relation zu einer Basiskategorie b ermittelt werden können. Gemäß der im zweiten<br />

Abschnitt entwickelten Perspektive bietet es sich an, den traditionell-fordistisch strukturierten<br />

Betriebstyp als Basiskategorie zu verwenden. Dann lassen sich an den Koeffizienten des<br />

MNLM direkt die signifikanten Abweichungen der anderen Betriebstypen vom fordistischen<br />

ablesen, denn die Wahrscheinlichkeit, einen anderen Betriebstyp m als den fordistischen in<br />

Abhängigkeit von Kovariaten x anzutreffen, ist das Verhältnis der Logits der beiden Typen<br />

zueinander, formell<br />

(3) ln Ω m | b = ln<br />

Pr( y<br />

Pr( y<br />

=<br />

=<br />

m | x)<br />

b | x)<br />

= xß m | b .<br />

Da ln Ω b | b (x) = ln 1 = 0 ist, sind die Einflüsse der unabhängigen Variablen für den traditionell-fordistischen<br />

Betriebstyp in den Regressionen ebenfalls notwendigerweise null. Die<br />

Wahrscheinlichkeit den Betriebstyp m anzutreffen, lässt sich bei J = 1 … 9 anderen Betriebstypen<br />

als relationales System ihrer relativen Abweichungen vom fordistischen Betriebstyp<br />

beschreiben.<br />

exp( xβm<br />

| b)<br />

(4) Pr (y = m | x) = .<br />

J<br />

∑ j = 1exp(<br />

xβj<br />

| b)<br />

Der Wechsel der Basiskategorie wirkt sich demnach also nicht auf die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten<br />

der m Ausprägungen aus, aber sie werden mit dem Wechsel der Basiskatego-<br />

23 Sie sind im Anhang A4 im Rahmen der Ergebnisdarstellung für ein Regressionsmodell aufgelistet.<br />

24 Die im vierten Abschnitt vorgestellte Betriebstypologie umschließt eine Vielzahl der für Personen bei der<br />

Teilhabe an Erwerbsarbeit relevanten sozioökonomischen Faktoren. Da eine eindeutige Rangordnung der<br />

Betriebstypen als zu voraussetzungsvoll erscheint, wurde der Ansatz des Ordered-Logit-Modells nicht weiter<br />

verfolgt.


28<br />

rie unterschiedlich parametrisiert. In Gleichung (4) wird angenommen, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

das Auftreten von m zu beobachten, nicht von der Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

einer (oder mehrerer) anderen Ausprägung n der abhängigen Variable abhängt, sondern sich<br />

in den Wahrscheinlichkeitsbeziehungen des Vektors x für die unabhängigen Variablen (relativ<br />

zur Basiskategorie) manifestiert. Diese so genannte IIA-Hypothese (independance of irrelevant<br />

alternatives) wird überprüft, indem getestet wird, ob sich durch das Hinzufügen oder die<br />

Wegnahme von einzelnen Ausprägungen der abhängigen Variable die Logits für unabhängige<br />

Variablen ändern. Dann ist die Annahme<br />

(5)<br />

Pr( y = m | x)<br />

Pr( y = n | x)<br />

= exp( x [ ß m | b – ß n | b ] )<br />

verletzt, was sich nach Hausman / McFadden (1984) mit einem Hausman-Test überprüfen<br />

lässt 25 . Einen approximativen Likelihood-Ratio-Test schlagen McFadden/ Tye/ Train (1978)<br />

vor, der durch Small/ Hsiao (1985) noch einmal verbessert wurde 26 . Die Signifikanz der<br />

Effekte einzelner Variablen des Vektors X werden wie üblich mit Wald-Tests überprüft, zum<br />

einen, inwiefern die unabhängigen Variablen überhaupt einen Effekt auf die Wahl des<br />

Betriebstyps haben 27 und zum anderen, inwiefern die unabhängigen Variablen (als Gruppe) in<br />

der Lage sind, zwischen zwei Ausprägungen der abhängigen Variable zu differenzieren.<br />

Sofern in diesen Tests keine Verletzungen der entsprechenden Annahmen vorliegen, sagt das<br />

MNLM mit einer geschätzten Wahrscheinlichkeit Pˆ die geschätzten Effekte βˆ für die einzelnen<br />

Faktoren aus dem wettbewerbsrelevanten Umfeld vorher.<br />

exp( x ˆ βm<br />

| J)<br />

(6) Pˆ ( y = m | x) = .<br />

J<br />

∑ j =<br />

x ˆj<br />

J<br />

1<br />

exp( β | )<br />

Mit der Variation von x variiert auch Pˆ m. Gegeben konstante Werte aller anderen Variablen<br />

von X lässt sich die Faktoränderung für eine einzelne x-Variable berechnen. Die Faktoränderung<br />

gibt an, wie sich Pˆ ändert, wenn die entsprechende x-Variable um eine Standardabweichung<br />

erhöht wird. Der marginale Effekt wird mit<br />

(7)<br />

∂ Pr( y = m | x)<br />

∂xk<br />

= Pr (y = m | x) [ βk<br />

, m | J ∑ βk<br />

, j | J Pr( y = j | x ]<br />

− J<br />

j=<br />

1<br />

berechnet. Beim Samplemittelwert etwa geben die Änderungen der β-Koeffizienten Auskunft<br />

darüber, wie sich die deutsche Betriebslandschaft – unter der Annahme, es gäbe nur durchschnittliche<br />

Betriebe bezüglich der x-Variablen – in Bezug auf ihre sozioökonomischen Pro-<br />

25 Der Hausman-Test ist dreistufig. Im ersten Schritt werden alle J Ausprägungen in einem Modell geschätzt.<br />

Im zweiten Schritt wird ein restringiertes Modell geschätzt, bei der eine oder mehrere Ausprägungen der<br />

abhängigen Variable nicht berücksichtigt werden. Im dritten Schritt wird<br />

* ˆF β<br />

als Unterset von<br />

βˆ F definiert.<br />

Die Teststatistik von Hausman / McFadden ist mit Vˆ *<br />

als vorhergesagte Varianz H = ( βˆ R - β )´<br />

[ Vˆ<br />

( ˆ β ) Vˆ(<br />

ˆ<br />

R − β ) ]<br />

-1 ( ˆ ˆ *<br />

β − ). H ist asymptotisch χ² verteilt. H hat so viele Freiheitsgrade, wie es Spalten<br />

*<br />

F<br />

R β F<br />

in βˆR gibt, bei denen die IIA wahr ist. Signifikante Werte für H zeigen also die Verletzung der IIA-<br />

Annahme an.<br />

26 Vereinfacht gesagt wird im Small-Hsiao-Test das Sample in zwei Zufallsstichproben gleicher Größe unterteilt.<br />

Anschließend wird ein zweites restringiertes Sample erzeugt, in dem alle Fälle mit einem bestimmten<br />

und auszuwählendem Wert in der abhängigen Variable gelöscht werden. Anschließend werden beide Verteilungen<br />

miteinander verglichen (vgl. Long / Freese, 2003: 189). Die Anzahl der Freiheitsgrade bestimmt<br />

sich im Small-Hsiao-Test durch die Anzahl der unabhängigen Variablen (K) und beträgt K+1.<br />

27 Es wird geprüft, inwiefern die J-1 Koeffizienten simultan gleich null sind.<br />

ˆF


29<br />

file (Betriebstypen) wandelt, wenn etwa die betrieblichen Exportanteile bzw. die Investitionen<br />

in IuK-Technologie zunehmen oder sinken. Für die Ausstattungsmerkmale von Betrieben, die<br />

mit binären Variablenausprägungen beschrieben werden – etwa ob Betriebe auslandskontrolliert<br />

sind oder ihren Mitarbeitern E-Learning anbieten – wird der marginale Effekt mit der<br />

diskreten Änderung beschrieben.<br />

(8)<br />

Δ Pr( y = m | x)<br />

= pr(y = m | x, x k = x E ) – Pr(y = m | x, x k = x S ).<br />

Δxk<br />

Gleichung (8) berechnet demnach J Koeffizienten für die diskrete Veränderung einer jeden<br />

binären Variable. ß*x k | b ist null. Die allgemeine Form der Faktoränderungen lautet<br />

(9)<br />

Ωm<br />

| n(<br />

x,<br />

xk<br />

+ δ )<br />

Ωm<br />

| n(<br />

x,<br />

xk)<br />

= e<br />

β k , m|<br />

n<br />

δ<br />

.<br />

Wenn x k eine binäre Variable ist, dann verändern sich die Logits des Betriebstyps m gegenüber<br />

denen vom Typ n um einen geschätzten Faktor von exp(ß k, m | n ). Für alle anderen<br />

Variablentypen wird erwartet, dass sich mit δ = sx k – also einer Änderung um eine Standardabweichung<br />

von x k – die Logits für m gegenüber n um den Faktor exp(ß k, m | n × s k ) ändern<br />

(Long/ Freese, 2003: 203).<br />

Inhaltlich bestimmt das MNLM in seiner Regressionsform, welche Korrelationen es zwischen<br />

der Wahrscheinlichkeit des Beobachtens einzelner sozioökonomischer Betriebstypen und den<br />

unabhängigen x-Variablen gibt. Kausale Aussagen lassen sich demnach aus der hier beschriebenen<br />

Methodologie nicht ableiten. Mit den Vorhersagewerten des MNLM kann darüber hinaus<br />

abgeschätzt werden, wie sich die deutsche Betriebslandschaft hinsichtlich ihrer sozioökonomischen<br />

Profile ändert, etwa wenn die deutsche Wirtschaft (noch) mehr exportiert oder die<br />

Betriebe vermehrte Investitionen in IuK-Technologie tätigen. Auch diese Ergebnisse sind<br />

nicht kausal zu interpretieren, weil sie lediglich die (Veränderungen der) Kovarianzmatrix der<br />

unabhängigen Variablen ausnutzen um daraus die vorhergesagten Prozentanteile der einzelnen<br />

sozioökonomischen Betriebstypen abzuleiten. Die Genauigkeit dieser Vorhersage hängt<br />

von der Güte des zugrunde gelegten Regressionsmodells ab. Im Anhang sind Gütekriterien<br />

zur Beurteilung von MNLM für die in diesem Beitrag aufgestellten Regressionsgleichungen<br />

mit kurzen Erläuterungen zu den jeweiligen Messkonzepten aufgelistet.<br />

Ergebnisse des MNLM für alle Betriebstypen<br />

Die Ergebnisse eines MNLM laut Gleichung (4) sind geeignet, repräsentativ die Bestimmungsgründe<br />

der Betriebstypen aus dem wettbewerbsrelevanten Umfeld zu ermitteln. Anschließend<br />

werden ausgewählte betriebsspezifische Parameter gezielt nach Gleichung (9)<br />

manipuliert und damit das Feld der tatsächlichen Gegebenheiten verlassen. Im Anhang A4<br />

befinden sich die Ergebnisse für die β-Koeffizienten. Sie zeigen, wie sich die einzelnen<br />

Betriebstypen von traditionell-fordistisch strukturierten unterscheiden. Die (kleineren) soliden<br />

Betriebe beispielsweise ändern – verglichen mit dem traditionell-fordistisch strukturierten<br />

Betriebstyp – seltener die Aufgabenstruktur ihrer Mitarbeiter und betreiben weniger<br />

Forschung und Entwicklung. Gegeben ihre geringe Größe und ihr allenfalls durchschnittliches<br />

Lohnprofil ist das wenig verwunderlich. Außerdem zeigt sich, dass im traditionell-fordistisch


30<br />

strukturierten Betriebstyp die Arbeitszeiten signifikant niedriger sind als in den beiden traditionellen<br />

Betriebstypen. Die soliden Betriebe haben signifikant seltener eine betriebliche Interessenvertretung,<br />

betreiben weniger Weiterbildung, haben höhere Anteile an unter 25-Jährigen<br />

im Betrieb und seltener einen ausländischen Mehrheitseigentümer. Zwischen der<br />

modernen und der traditionellen Version der fordistisch strukturierten Betriebe gibt es nur<br />

geringe Unterschiede. Modern-fordistisch strukturierte Betriebe betreiben seltener Ausgründungen<br />

als der traditionelle Typ und die Arbeitszeiten sind länger. Sie sind signifikant seltener<br />

tarifgebunden wie traditionell-fordistische Betriebe, haben aber öfter Gleichstellungsvereinbarungen<br />

zwischen Männern und Frauen. Beides lässt sich aus den Unterschieden der beiden<br />

Betriebstypen mit Blick auf ihre Facharbeiter- und Angestelltenanteile herleiten. Ähnliches<br />

gilt für die signifikant höheren Anteile weiblicher Beschäftigter in den modern-fordistisch<br />

strukturierten Betrieben.<br />

Im dynamischen Segment zeigt sich bei den Aufsteiger-Betrieben, dass die im vierten Abschnitt<br />

beobachteten hohen Eintrittsraten der gut Verdienenden (vgl. Anhang A2) mit signifikant<br />

häufigeren Eingründungsaktivitäten einhergehen. Gleichzeitig planen die Aufsteiger-<br />

Betriebe häufiger als der traditionell-fordistisch strukturierte Typ, Teile ihrer Produktion ins<br />

Ausland zu verlagern. Beides passt nur zusammen, wenn die Hochlohnabteilungen in<br />

Deutschland verbleiben und die ursprünglich dominierenden Mittel- bzw. Niedriglohnabteilungen<br />

ins Ausland verlagert werden. Beide Betriebstypen im dynamischen Segment entfalten<br />

signifikant mehr sonstige Weiterbildung, die Aufsteiger auch mehr interne Kurse oder ähnliches.<br />

Mit den Umbrüchen ist also auch signifikant häufiger ein gewisser eher unspezifischer<br />

Weiterbildungsbedarf verbunden um die betrieblichen Umwälzungen zu bewältigen.<br />

Im Niedriglohnsegment verwundert es nicht, dass die entsprechenden Betriebstypen seltener<br />

forschen und entwickeln, längere Arbeitszeiten haben und seltener über eine betriebliche Interessenvertretung<br />

verfügen. Zwei Typen in diesem Betriebssegment – die Niedriglohn- und<br />

Malocherbetriebe – sind signifikant häufiger Einzelunternehmen und seltener in öffentlicher<br />

Hand. Darüber hinaus betreiben sie weniger Weiterbildung und beschäftigen mehr jüngere<br />

Personen. Ebenso wenig überraschend sind die Ergebnisse für die beiden Betriebstypen des<br />

Hochlohnsegments. Zumindest die erfolgreichen Betriebe betreiben weniger Outsourcing,<br />

beide Typen gliedern signifikant häufiger als der traditionell-fordistisch strukturierte<br />

Betriebstyp Abteilungen aus anderen Unternehmen ein. Betriebe im Hochlohnsegment engagieren<br />

sich signifikant häufiger für die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und<br />

Dienstleistungen. Die erfolgreichen Betriebe sind häufiger die Zentrale eines größeren Unternehmens,<br />

die Elite-Betriebe häufiger eine Niederlassung derselben. Zusammenfassend lässt<br />

sich festhalten, dass die Ergebnisse des MNLM für alle Betriebstypen und die im vierten<br />

Abschnitt vorgenommene Beschreibung der Betriebstypen anhand der sozioökonomischen<br />

Parameter auf den drei Dimensionen plausibel zusammenpassen.<br />

Das MNLM erlaubt die gezielte Manipulation von unabhängigen Variablen. Sofern alle anderen<br />

Kontrollvariablen konstant gehalten werden, lässt sich mit Hilfe von Gleichung (9)<br />

anhand der marginalen Effekte überprüfen, inwiefern die Globalisierung und der technische<br />

Fortschritt die Auftrittswahrscheinlichkeiten der einzelnen Betriebstypen beeinflussen.


31<br />

Inhaltlich handelt es sich um eine Prognose, wie sich die sozioökonomischen Profile der deutschen<br />

Betriebslandschaft ändern, wenn bezüglich der X-Variablen durchschnittliche deutsche<br />

Betriebe mehr oder weniger exportieren bzw. in IuK-Technologie investieren. Die Beurteilung<br />

der Vorhersagegüte dieser Prognose erlauben die im Anhang A5 abgedruckten Werte<br />

entsprechender statistischer Kennzahlen.<br />

Die Komplexität eines MNLM für zehn Kategorien der abhängigen Variable und die Vielzahl<br />

von unabhängigen Variablen rücken die darstellerischen Probleme in den Vordergrund. Aus<br />

diesem Grund wird zweigleisig verfahren. Auf Seiten der unabhängigen Variablen werden nur<br />

die Effekte der Parameter für die Globalisierung und den technischen Fortschritt dargestellt.<br />

Auf Seiten der Betriebstypen (abhängige Variable) werden zum einen die Auftrittswahrscheinlichkeiten<br />

aller Betriebstypen geschätzt und zum anderen vier besonders kontrastreiche<br />

ausgewählt und damit eine neue Grundgesamtheit definiert. Für die Ergebnisausweisung des<br />

Regressionsmodells für alle Betriebe werden die einzelnen Typen zu den Gruppen I-IV aus<br />

Abschnitt 4 zusammengefasst 28 . In der reduzierten Grundgesamtheit entsteht der Kontrast<br />

dadurch, dass aus jeder Clustergruppe ein besonders markanter Betriebstyp ausgewählt<br />

wird 29 . Das sind<br />

– traditionell-fordistische Betriebe (Repräsentant Gruppe 1 und Basiskategorie)<br />

– Absteiger-Betriebe (Repräsentant Gruppe 2)<br />

– Niedriglohnbetriebe (Repräsentant Gruppe 3)<br />

– Elite-Betriebe (Repräsentant Gruppe 4).<br />

Da die IIA-Annahme im vollen Modell mit allen zehn Betriebstypen nicht verletzt ist (vgl.<br />

Anhang A4, Anmerkungen), ist die Einschränkung vertretbar. Neben den darstellerischen<br />

Vorzügen einer kleineren Grundgesamtheit ist ein unterstützendes Argument die sehr gute<br />

Anpassungsgüte dieses reduzierten Modells.<br />

In der nachfolgenden Abbildung 4 bezeichnen Großbuchstaben die vier Betriebstypen, die im<br />

reduzierten MNLM berücksichtigt werden. Im Anhang A6 befindet sich die analog aufgebaute<br />

Abbildung mit allen Betriebstypen 30 . Der traditionell-fordistisch strukturierte Betrieb<br />

(F) ist die Referenzkategorie. Der Buchstabe F wird daher für alle Merkmale auf den Skalenwert<br />

eins (obere Skala) bzw. null (untere Skala) gesetzt 31 . Wenn ein Buchstabe rechts von<br />

einem anderen steht, dann ist der Einfluss des entsprechenden Merkmals positiv (links vice<br />

versa). Die Größe der Effekte ist proportional in den Abbildungen wiedergegeben, d.h. je<br />

weiter rechts ein Buchstabe steht, umso größer ist der Unterschied zu den anderen. Schließlich<br />

28 Auf die Darstellung des dynamischen Segments wird aufgrund der geringen Bedeutung dieser Gruppe<br />

verzichtet.<br />

29 Aus Kontrollgründen wurde ein MNLM auch für Clustergruppen durchgerechnet. Die Schätzgüte (Varianzaufklärung)<br />

dieses Modells war wie zu erwarten schlechter, denn die Clustergruppen verdecken – nach den<br />

Ergebnissen des vierten Abschnitts - markante Unterschiede der einzelnen Betriebstypen.<br />

30 Die Anhangsabbildung zeigt sehr deutlich die Darstellungsprobleme, wenn alle Betriebstypen berücksichtigt<br />

werden. Um in der Abbildung überhaupt etwas erkennen zu können, wurden die Betriebstypen solide<br />

und Aufsteiger aus den Analysen ausgeschlossen.<br />

31 Die untere Skala stellt die Regressionskoeffizienten ß1 … ßN aus dem MNLM dar, auf der oberen werden<br />

sie in Faktoränderungen [=exp(ß x )] umgerechnet.


32<br />

gibt Abbildung 5 Informationen über signifikante Unterschiede. Alle nicht signifikanten Abweichungen<br />

zwischen einzelnen Betriebstypen werden durch Linien miteinander verbunden,<br />

um so ihre „Bindung“ (ties) aneinander zu verdeutlichen. In Abbildung 4 befinden sich die<br />

Indikatoren für die Messung der Globalisierung und des technischen Fortschritts. Die Interpretation<br />

der Merkmale ist weniger umständlich als für eine binäre Variable, weil sich die<br />

marginalen Effekte an verschiedenen Stellen der Maximum-Likelihood-Funktion nicht ändern.<br />

In die Abbildung wurde außerdem der betriebliche Frauenanteil aufgenommen um zu<br />

verdeutlichen, dass traditionell-fordistisch strukturierte betriebliche Arbeitsorganisation nicht<br />

unbedingt die Beschäftigung von Frauen fördert.<br />

Abb. 4:<br />

Faktoränderungen ausgesuchter wettbewerbsrelevanter Aktivitäten auf vier<br />

ausgewählte sozioökonomische Betriebstypen<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004 unter Anwendung des<br />

mlogplot-tools von Long/ Freese (2003)<br />

Legende: F: traditionell-fordistischer Typ A: Absteiger<br />

Anmerkungen:<br />

N: Niedriglohnbetrieb E: Elite<br />

Die Grundgesamtheit besteht aus Betrieben mit mindestens fünf Beschäftigten im privaten<br />

Sektor (ohne Banken/Versicherungen). Es wurden nur die vier ausgewiesenen Betriebstypen in<br />

das MNLM aufgenommen (N=865). Erläuterungen zur Abbildung befinden sich im Haupttext.<br />

Die größten Unterschiede zwischen den vier Betriebstypen sind bei den betrieblichen Frauenanteilen<br />

festzustellen, die zweitgrößten gibt es bei den Investitionen in IuK-Technologien und<br />

der Einfluss des betrieblichen Exportanteils ist auf den ersten Blick am geringsten. Signifikante<br />

Abweichungen beim betrieblichen Exportanteil gibt es zwischen den traditionell-fordistischen<br />

und den Elite- sowie Aufsteigerbetrieben. In der Zeile mit dem betrieblichen<br />

Frauenanteil wird deutlich, dass der traditionell-fordistische Betriebstyp derjenige mit den<br />

geringsten Frauenanteilen ist, während zwischen den anderen drei Typen keine signifikanten<br />

Unterschiede bestehen, sie aber gemeinsam einen großen Abstand vom fordistischen<br />

Betriebstyp haben. Darüber hinaus zeigt das Modell mit acht Betriebstypen (Anhang A6),<br />

dass Betriebe mit hohen Anteilen weiblicher Beschäftigter öfters diejenigen mit den niedrigsten<br />

Durchschnittslöhnen sind (Schwarze Schafe und Malocherbetriebe). Während Männer<br />

öfter in traditionell-fordistisch strukturierten Betrieben arbeiten – die aufgrund der Betriebsgröße<br />

und der hohen Lohnspreizung mehr potenzielle innerbetriebliche Karrieremöglichkeiten<br />

eröffnen – arbeiten Frauen öfter im Hoch- und Niedriglohnsegment (und im dynamischen<br />

Segment), wo zur Realisierung von Aufstiegschancen öfter der Betrieb gewechselt werden


33<br />

muss. Der Grund hierfür ist, dass die entsprechenden Betriebe des Hoch- und Niedriglohnsegments<br />

eher eine einheitliche Entlohnung aufweisen und entsprechend homogene Qualifikationsprofile<br />

haben. In einer solchen Struktur betrieblicher Arbeitsorganisation sind Aufstiege<br />

(aber vielleicht auch Abstiege) im gleichen Betrieb weniger oft vorgesehen. Das kann<br />

als eine direkte Folge der Konzentration der Hoch- und Niedriglohnbetriebe auf ihr jeweiliges<br />

Kerngeschäft interpretiert werden.<br />

Der Effekt der betrieblichen Exportaktivitäten ist nur bei den Absteiger- und Elitebetrieben in<br />

Relation zu den traditionell-fordistisch strukturierten zu beobachten. Niedriglohnbetriebe<br />

weichen zwar auch positiv vom fordistischen Betriebstyp ab, aber die Unterschiede sind nicht<br />

signifikant. Wenn also der betriebliche Exportanteil um eine Standardabweichung (etwa<br />

knapp 26 Prozent) steigt, dann handelt es sich – relativ zum fordistischen Betriebstyp – mit<br />

einer um den Faktor 1,6 höheren Wahrscheinlichkeit um einen Elitebetrieb, d.h. höhere<br />

betriebliche Exportanteile gehen öfter einher mit der Existenz von Hochlohnbetrieben. Die<br />

Investitionen in IuK-Technologie wirken etwas anders. Traditionell-fordistisch strukturierte<br />

Betriebe investieren signifikant mehr in IuK-Technologie als Niedriglohn- und Aufsteigerbetriebe<br />

und signifikant weniger als Elitebetriebe. Wenn Betriebe also viel in IuK-Technologie<br />

investieren, dann handelt es sich – relativ zum fordistischen Betriebstyp – wahrscheinlicher<br />

um Elitebetriebe. Wenn die betrieblichen Investitionen in IuK-Technologie um eine Standardabweichung<br />

steigen – im Sample sind das etwa 2000,- Euro 32 – dann erhöht sich gegenüber<br />

der Basiskategorie die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Elitebetrieb handelt, um den<br />

Faktor vier. Für Niedriglohn- und Abstiegerbetriebe hingegen sinkt die Wahrscheinlichkeit<br />

um den Faktor 1,7, wenn sich die IuK-Investitionssummen um eine Standardabweichung<br />

ändern. Traditionell-fordistisch strukturierte Betriebe nehmen also bezüglich ihrer Investitionen<br />

in IuK-Technologie eine mittlere Stellung zwischen Hoch- und Niedriglohnbetrieben ein.<br />

Investieren – relativ zum fordistischen Betriebstyp – Betriebe weniger in IuK-Technologie,<br />

dann steigt die Wahrscheinlichkeit einen Niedriglohnbetrieb zu beobachten an (Hochlohnbetriebe<br />

vice versa). Die Zusammenhänge zwischen den betrieblichen Investitionen in IuK-<br />

Technologie bzw. den betrieblichen Exporttätigkeiten und dem (vorhergesagten) Auftreten<br />

von sozioökonomischen Betriebstypen werden im folgenden Unterabschnitt einer genaueren<br />

Analyse unterzogen.<br />

Einflüsse von Globalisierung und technischem Fortschritt auf die Struktur der westdeutschen<br />

Betriebslandschaft<br />

Die Überlegungen zu den betrieblichen Exportaktivitäten in Verbindung mit der Auslandskontrolle<br />

von Betrieben sowie derer zur Nutzung des E-Learnings in Verbindung mit den betriebliche<br />

getätigten Investitionen in IuK-Technologie am Ende von Abschnitt 2 werden hier<br />

32 Die Investitionssumme geht logarithmiert in die Regressionsgleichung ein. Der Effekt ist demnach nicht<br />

linear, d.h. eine Faktorverdoppelung findet nicht pro 2000,- Euro Investitionen in IuK-Technologie statt.<br />

Die im Text genannte Faktoränderung bezieht sich auf Erhöhung der IuK-Investitionen vom Minimalwert<br />

4,6 (gleich 100,- Euro) um eine Standardabweichung (die 3,13 beträgt). Berechnet wird also ln(7,73) ~<br />

2000,- Euro. Steigen die IuK-Investitionen nochmals um Standardabweichung (also auf 10,86), dann verdoppeln<br />

sich die Faktoränderungen. Ln(10,86) entspricht aber bereits einer Investitionssumme von etwa 52<br />

Tsd. Euro. Für eine Verdoppelung der Wahrscheinlichkeiten Elite-Betriebe zu beobachten, muss also ein<br />

immer höherer Investitionsbetrag in IuK-Technologie aufgewendet werden.


34<br />

wieder aufgenommen, um die Folgen von Globalisierung und technischem Fortschritt auf die<br />

(vom MNLM vorhergesagten) Wahrscheinlichkeiten des Auftretens bestimmter Betriebstypen<br />

zu untersuchen. An zwei Beispielen wird das zu Abbildung 4 Gesagte vertieft. Unter dem<br />

Aspekt der Globalisierung wird untersucht, inwiefern sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

der sozioökonomischen Betriebstypen durch Auslandskontrolle und (betriebliche)<br />

Exportanteile verändern. Unter dem Aspekt des lebenslangen Lernens und der Modernisierungsschübe<br />

in der Arbeitswelt wird auf die betrieblich getätigten Investitionen in IuK-Technologie<br />

in Verbindung mit E-Learning eingegangen. Um die Darstellung nicht zu überfrachten,<br />

werden die Schätzergebnisse für die einzelnen Betriebstypen anschließend auf die Gruppenebene<br />

aggregiert. Die sozio-ökonomischen Auswirkungen der Globalisierung auf die Herausbildung<br />

bestimmter Betriebstypen in Westdeutschland erfolgt anhand der Vorhersagen des<br />

MNLM laut der Gleichungen (7) und (8) 33 . Abgetragen ist die Veränderung des vorhergesagten<br />

Anteils des jeweiligen Betriebstyps nach Maßgabe des MNLM für die Privatwirtschaft in<br />

Abhängigkeit von der Höhe des betrieblichen Exportanteils, der von null bis einhundert Prozent<br />

variiert wird. Es ist nach den theoretischen Überlegungen des zweiten Abschnitts zu<br />

vermuten, dass die Auslandskontrolle einen verstärkenden Effekt auf die Herausbildung von<br />

Hochlohnbetrieben hat und bei anderen Betriebstypen kein, ein bescheidener oder ein linearer<br />

Effekt auf die Auftrittswahrscheinlichkeiten des entsprechenden Betriebstyp festgestellt wird.<br />

Ähnliches sollte sich bei den Investitionen in IuK-Technologie beobachten lassen, allerdings<br />

sollten die vorhergesagten Anteile der fordistisch strukturierten Betriebe mit steigenden IuK-<br />

Investitionen zunächst ebenfalls ansteigen – das ist die Abgrenzung von den Niedriglohnbetrieben<br />

laut Abbildung 4 – dann aber wieder sinken, weil bei sehr hohen IuK-Investitionssummen<br />

der Elite-Betriebstyp wahrscheinlicher ist. Das E-Learning sollte die Existenz von<br />

Elitebetrieben begünstigen. Mit hohen IuK-Investitionen in Kombination mit dem E-Learning<br />

müsste die Anzahl der Elitebetriebe annähernd exponentiell ansteigen. Abbildung 5 zeigt das<br />

Ergebnis dieser Vorgehensweise zunächst für die betrieblichen Exportanteile in Verbindung<br />

mit der Auslandskontrolle des Betriebs. Am Samplemittelwert ist die Bedeutung des dynamischen<br />

Segments faktisch null, daher wird auf dieses nicht weiter eingegangen. Im Anhang A7<br />

befindet sich eine Sammlung der Ergebnisse für das Modell, in dem nur vier Betriebstypen<br />

berücksichtigt werden, in Anhang A8 ist die Bedeutung der Segmente als ihr Anteil an 100<br />

Prozent abgetragen.<br />

33 Die Vorhersagewerte für die Anteile entsprechen nicht der Verteilung der Betriebstypen laut Anhangstabelle<br />

A3, weil alle Ergebnisse auf den marginalen Effekten der interessierenden Variablen für einen durchschnittlichen<br />

deutschen Betrieb beruhen.


35<br />

Abb. 5:<br />

Vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten für die Segmente der Betriebstypen in<br />

Abhängigkeit von der Auslandskontrolle von Betrieben und ihrem<br />

Exportanteil<br />

Anteil in Prozent v.<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 15 30 45 60 76 91<br />

TS ohne Ak TS mit Ak NS ohne Ak NS mit Ak HS ohne Ak HS mit Ak<br />

Betrieblicher Exportanteil<br />

Legende: TS: traditionelles Segment NS: Niedriglohnsegment HS: Hochlohnsegment<br />

Ak Auslandskontrolle<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004<br />

Anmerkungen: Basis sind Betriebe der westdeutschen Privatwirtschaft (ohne Banken/Versicherungen) in<br />

Westdeutschland im Jahr 2004 mit mindestens fünf Beschäftigten. Für die jeweils nicht<br />

abgedruckten Variablen wird der Mittelwert des auf vier Betriebstypen eingeschränkten<br />

Samples gesetzt.<br />

Die Abbildung zeigt die Verschiebungen der betrieblichen Beschäftigungssegmente in<br />

Abhängigkeit von ausgesuchten Indikatoren für das Öffnen nationaler Märkte. Das Niedriglohnsegment<br />

bleibt von einer verstärkten Globalisierung relativ unbeeindruckt. Die Verschiebungen<br />

sind vor allem zwischen den traditionellen und den Hochlohnbetrieben zu beobachten.<br />

Würden Betriebe gar nicht exportieren, gäbe es mehr traditionell strukturierte als Hochlohnbetriebe.<br />

Mit steigendem Exportanteil ändert sich dieses Bild, das Hochlohnsegment verdrängt<br />

zunehmend das traditionelle. Die Auslandskontrolle von Betrieben bewirkt eine relativ<br />

gleichmäßige Niveauverschiebung in dem Sinne, dass es – unter der Annahme, alle westdeutschen<br />

Betrieben wären auslandskontrolliert – die Bedeutung des Hochlohnsegments für die<br />

gesamte westdeutsche Wirtschaft um etwa zwanzig Prozent steigt und die des traditionellen<br />

um etwa den gleichen Betrag sinkt. Die tiefer gehenden Analysen mit den vier Betriebstypen<br />

(Anhang A7) zeigen, dass das Auftreten von Elite-Betrieben ohne Auslandskontrolle nur<br />

mäßig von den Exportanteilen beeinflusst wird. Mit Auslandskontrolle aber steigen die Wahrscheinlichkeiten<br />

für das Auftreten von Elite-Betrieben überproportional an. Bei Niedriglohnbetrieben<br />

hingegen bewirkt die Auslandskontrolle lediglich eine Niveauverschiebung der<br />

Anteile an allen Betrieben nach unten.


36<br />

Die empirischen Ergebnisse sind nachvollziehbar. Für ausländische Unternehmen ist es in<br />

einem Hochlohnland wie Deutschland relativ unattraktiv, Produktionen auf niedrigem Niveau<br />

zu übernehmen und die dort hergestellten Güter und Dienstleistungen zu exportieren. Es wird<br />

andere Länder geben, die in dieser Hinsicht besser geeignet sind. Anders ist das im Hochlohnsegment.<br />

Da dort hochwertige Güter und Dienstleistungen hergestellt werden, können ausländische<br />

Unternehmen durch die Übernahme entsprechender deutscher Firmen (Betriebe) bessere<br />

Positionen auf dem Weltmarkt erreichen. Manager verweisen recht häufig auf den Aspekt<br />

des Wissensvorsprungs einer erfahrenen Belegschaft, wenn sie gefragt werden, warum sie<br />

Teile ihrer in Deutschland stattfindenden Produktion nicht in andere Länder verlagern<br />

(Schank/ Schnabel, 2007, 13) 34 .<br />

Eine interessante weiterführende Frage ist, ob die entsprechenden auslandskontrollierten und<br />

stark exportierenden Betriebe schon immer so strukturiert waren oder erst durch die Auslandskontrolle<br />

zu Hochlohnunternehmen (Elitebetriebe) geworden sind 35 . Darüber hinaus<br />

scheint es einen engen Zusammenhang zwischen betrieblicher Exporttätigkeit und den hohen<br />

Löhnen in den entsprechenden (Elite-)Betrieben zu geben. Schank/Schnabel (2007, 13) kommen<br />

zu dem Schluss, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Zahlung von Effizienzlöhnen<br />

– also von Lohnzahlungen über dem Markträumungsniveau – und dem Erfolg auf<br />

den Exportmärkten gibt. Dieser hängt mittel- bis langfristig wohl zu einem nicht unwesentlichen<br />

Teil von der Motivation der Mitarbeiter und den betrieblichen Fähigkeiten ab,<br />

(hoch-)qualifizierte Arbeitskräfte längerfristig an den Betrieb zu binden. Beides wird von der<br />

Zahlung von Löhnen und Gehältern über dem Markträumungsniveau begünstigt.<br />

Festzuhalten bleibt, dass die Orientierung hin zum Weltmarkt sei es nun über eine stärkere<br />

Präsenz ausländischer Unternehmen in (West-)Deutschland oder über höhere betriebliche<br />

Exportanteile – die Herausbildung von Hochlohnbetrieben begünstigt. Damit ist zwar in der<br />

Regel ein Beschäftigungswachstum im Hochlohnsegment verbunden, aber es ist unklar, ob<br />

nicht gleichzeitig Beschäftigungsverluste auf den mittleren und unteren Lohn- und Qualifikationsniveaus<br />

auftreten. Wie auch immer, diese Entwicklung geht zu Lasten des traditionellen<br />

Segments, dessen Auftrittswahrscheinlichkeiten mit zunehmenden betrieblichen Exportanteilen<br />

abnehmen. Für die Existenz von Niedriglohnbetrieben wird mit steigenden betrieblichen<br />

Exportanteilen vom MNLM eine sehr geringe Zunahme der Auftrittswahrscheinlichkeiten<br />

prognostiziert. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass Niedriglohnbetriebe mehr exportieren.<br />

Es ist genauso gut möglich, dass hierfür Strukturverschiebungen der Betriebslandschaft<br />

verantwortlich sind, d.h. das häufigere Auftreten von Niedriglohnbetrieben bei steigenden<br />

betrieblichen Exportanteilen basiert auf dem (prognostizierten) Rückgang der Auftrittswahrscheinlichkeiten<br />

des traditionell-fordistisch strukturierten Betriebstyps. Möglich ist auch, dass<br />

mit zunehmenden Erfolg des Hochlohnsegments auf dem Weltmarkt – ausgedrückt durch<br />

34 Schank/Schnabel (2007: 13) verweisen dazu auf entsprechende Aussagen von B. Schreier im Handelsblatt<br />

(30. Juni 2004: 13) zu den Heidelberger Druckmaschinen, die Weltmarktführer in der Produktion von<br />

Druck- und Schreibausrüstungen sind.<br />

35 Etwa indem sie den Mittel- und Unterbau der Lohn- und Qualifikationsprofile abbauen. Das ist insbesondere<br />

bei größeren ausländischen Konzernen zu erwarten, wenn sie bereits über entsprechende Fertigungsschritte<br />

in anderen Ländern verfügen. Übrig bleiben dann nur die Abteilungen, die auf dem Weltmarkt<br />

einen komparativen Vorteil versprechen. In einem Hochlohnland ist das in der Regel der Oberbau der Lohnund<br />

Qualifikationsprofile.


37<br />

steigende Exportanteile – auch eine verbesserte Auftragslage bei Niedriglohnbetrieben einhergeht,<br />

etwa wenn Zulieferer auch ohne eigene Exporttätigkeiten von steigenden Exportanteilen<br />

anderer Betriebe profitieren. Hierfür spricht auch, dass mit der Auslandskontrolle von<br />

deutschen Betrieben die Auftrittswahrscheinlichkeiten für Niedriglohnbetriebe sinken (Effekt<br />

etwa acht Prozent). Der fordistische Betriebstyp hingegen wird mit Auslandskontrolle um<br />

etwa fünf Prozent wahrscheinlicher als ohne. Ausländische Investoren finden also Niedriglohnbetriebe<br />

am unattraktivsten. Traditionell strukturierte Betriebe sind dagegen schon öfters<br />

unter Auslandskontrolle, aber am stärksten ist der Effekt im Hochlohnsegment. Die Ergebnisse<br />

sprechen also deutlich für die Hypothese der „picking-up-the-winner“-Strategie, wenn<br />

Firmen aus dem Ausland Mehrheitseigentümer deutscher Betriebe sind oder werden.<br />

Mit einer analogen Vorgehensweise werden die Einflüsse der Investitionen in Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien 36 und des E-Learnings bestimmt, in Abbildung 6 befinden<br />

sich die Ergebnisse.<br />

Abb. 6:<br />

Vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten für die Segmente der Betriebstypen in<br />

Abhängigkeit von dem betrieblichen Angebot des E-Learning und den<br />

Investitionen in IuK-Technologie<br />

Anteil in Prozent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

4 7,9 8,8 9,4 10 10,4 10,9 11,4 12 12,6 13,4 14,6<br />

TS ohne E-Learning TS mit E-Learning NS ohne E-Learning NS mit E-Learning<br />

HS ohne E-Learning HS mit E-Learning<br />

Die Kurvenverläufe unterscheiden sich von denen für die betrieblichen Exportanteile. Bei<br />

sehr geringen Investitionssummen ist das Hochlohnsegment nicht sonderlich bedeutend, mit<br />

zunehmender Investitionssumme in IuK-Technologie steigen die Anteile deutlich an. Insbe-<br />

36 Die Investitionssummen in IuK-Technologien gehen logarithmiert in das MNLM ein. Sofern Betriebe (der<br />

Privatwirtschaft ohne Banken/ Versicherungen) angeben, keine Investitionen in IuK getätigt zu haben<br />

(Anteil der Investitionen in IuK an allen betrieblichen Investitionen gleich null), werden zur Vermeidung<br />

nicht definierter Werte die entsprechenden Investitionsbeträge der Betriebe in IuK auf einen (symbolischen)<br />

Wert von 100,- Euro gesetzt. Der geringste mögliche Wert im Sample ist deshalb ln(100) = 4,605. Alternativ<br />

wurden MNLM mit der Investitionssumme pro Beschäftigten getestet. Diese Modelle haben eine etwas<br />

schlechtere Anpassungsgüte, weswegen der logarithmierten Gesamtsumme der (IuK-)Investitionen der<br />

Vorzug gegeben wurde. Die Betriebsgrößenklassendummies fangen im MNLM den Effekt ein, das größere<br />

Betriebe ceteris paribus mehr investieren als kleinere.


38<br />

sondere im hohen Wertebereich nehmen gleichzeitig die Auftrittswahrscheinlichkeiten des<br />

traditionellen und des Niedriglohnsegments exponentiell ab. Deutlich wird auch der nichtlineare<br />

Effekt 37 des E-Learning, im traditionellen Segment kann er sogar das Vorzeichen wechseln.<br />

Bei Elite-Betrieben ist es sogar so, dass ihre Existenz erst ab einer Investitionssumme<br />

von etwa 3000,- Euro jährlich (=exp(8)) das MNLM überhaupt die bescheidene Existenz<br />

(etwa ein Promille) von Elite-Betriebe vorhersagt. Mit der Höhe der Investitionssumme steigen<br />

dann die vorhergesagten Anteile der Elite-Betriebe exponentiell an, wobei das E-Learning<br />

mit zunehmenden IuK-Investitionen einen größer werdenden Einfluss auf die vermehrte<br />

Beobachtung dieses Betriebstypus hat. Der Effekt dieser Form der informellen Weiterbildung<br />

verstärkt sich also im Hochlohnsegment mit der Höhe der betrieblich getätigten Investitionen<br />

in IuK-Technologie.<br />

Je mehr die Betriebe in IuK-Technologie investieren, umso weniger Niedriglohnbetriebe wird<br />

es in (West-)Deutschland geben. Im Umkehrschluss investiert das Niedriglohnsegment also<br />

nur sehr wenig in IuK-Technologie. Im traditionellen Segment wird im Zusammenhang mit<br />

dem E-Learning ein kurvilinearer Zusammenhang mit Wechsel des Vorzeichens prognostiziert.<br />

Bis zu einer Investitionssumme in IuK-Technologie von etwa 5,4 Mio. Euro<br />

(=exp(15,5)) sinken die vorhergesagten Anteile traditionell strukturierter Betriebe langsam,<br />

bei höheren Investitionssummen ist die Abnahme der Anteile exponentiell geformt. Mit E-<br />

Learning sagt das MNLM etwa zehn Prozent mehr Betriebe mit traditionell-fordistischen<br />

Strukturen voraus, sofern Betriebe gar nicht in IuK investieren. Mit steigenden Investitionen<br />

nimmt der positive E-Learning-Effekt ab, bei einer Investitionssumme von etwa 5 Mio. Euro<br />

ist er gleich null. Bei noch höheren Investitionssummen sinken die vorhergesagten Anteile an<br />

traditionell-fordistisch strukturierten Betrieben bei der Existenz eines E-Learning-Angebotes<br />

wieder. Darin dürfte sich der Effekt der in diesem Bereich der IuK-Investitionenen dominierenden<br />

Hochlohnsegments widerspiegeln.<br />

Das Ergebnis für das E-Learning in Verbindung mit den betrieblichen Investitionen in IuK-<br />

Technologie ist für die analysierten Betriebstypen differenziert zu bewerten. E-Learning wird<br />

beispielsweise als ein die betriebliche Berufsausbildung förderndes Instrument angesehen<br />

(Degen, 2002: 3), weil mit einem relativ geringen finanziellen Aufwand standardisierte E-<br />

Learning-Module erstellt werden können, die sich in der Berufsausbildung erfolgreich einsetzen<br />

lassen. Dies wird für das traditionelle Segment aufgrund der starken Orientierung an den<br />

Facharbeiter-Profilen und der Bedeutung der betrieblichen Berufsausbildung eine gewisse<br />

Rolle spielen. Darüber hinaus gibt es Gründe, warum E-Learning generell ein für Fachkräfte<br />

geeignetes Lerninstrument darstellt (ebd.). Wie das Ergebnis für die Elite-Betriebe zeigt, ist<br />

das an eine entsprechend gute und das heißt wohl oft auch teure Infrastruktur an IuK-Technologie<br />

gebunden. Der E-Learning-Effekt wird umso größer, je mehr die Betriebe in IuK-<br />

Technologie investieren, d.h. E-Learning ist der Ausdruck einer technikgetriebenen Entwicklung<br />

und somit Voraussetzung für ein lebenslanges und selbst gesteuertes Lernen (Härtel et<br />

al., 2002: 12). Allerdings dürfte E-Learning am Arbeitsplatz an die Existenz oder Bereitstel-<br />

37 Die diskrete Veränderung des Merkmals E-Learning hat also an verschiedenen Stellen der Funktion einen<br />

unterschiedlich großen Effekt auf die Odds der einzelnen Typen in den jeweiligen Segmenten, was in den<br />

Anhangsabbildungen noch deutlicher zum Vorschein kommt.


39<br />

lung einer entsprechenden Infrastruktur von IuK-Technologie gebunden sein und so ist unter<br />

Aspekten einer möglichst breiten Beteiligung auch geringerer Qualifikationsniveaus am<br />

lebenslangen Lernen fraglich, ob die gezielte Förderung von IuK-Investitionen zu einer<br />

gewissen Abmilderung der schwierigen Arbeitsmarktsituation un- und angelernter Arbeitskräfte<br />

beitragen kann. Denn Betriebe im Niedriglohnsegment haben aufgrund ihrer Wettbewerbsstellung<br />

in der Regel wohl wenig Interesse, größere Summen in IuK-Technologie zu<br />

investieren. Insofern werden die Ergebnisse anderer Untersuchungen bestätigt, dass eine<br />

höhere Diffusion der IuK-Technologien signifikant negativ korreliert ist mit dem Anteil an<br />

mittel und niedrig qualifizierten Arbeitskräften (z.B. Falk, 2002).<br />

Die Beantwortung der Forschungsfragen ist nach den empirischen Ergebnissen, dass die Globalisierung<br />

der Wirtschaft die Ausbreitung insbesondere des Hochlohnsegments begünstigt.<br />

Diese Entwicklung geht fast ausschließlich zu Lasten der traditionell strukturierten Betriebe,<br />

während das Niedriglohnsegment von der Öffnung der Märkte nahezu unberührt bleibt. Die<br />

Internationalisierung der Betriebe – gemessen über einen ausländischen Mehrheitseigentümer<br />

– forciert diese Auftrennung der Betriebe in ein Hoch- und Niedriglohnsegment. Während<br />

die Öffnung der Märkte und die Globalisierung ein vom betrieblichen Standpunkt nach<br />

außen gerichteter Prozess ist, ist der technologische Fortschritt ein eher betriebsimmanenter<br />

Prozess, dessen Wirkung auf die westdeutsche Betriebslandschaft weniger linear ist. Wenn<br />

durchschnittliche Betriebe faktisch nicht in IuK investieren, dann hat das Hochlohnsegment<br />

eine nur geringe Bedeutung, die mit der Investitionssumme stetig und bei sehr hohen Summen<br />

exponentiell ansteigen. Da im traditionellen Segment solche Effekte nicht oder erst bei sehr<br />

hohen Investitionssummen beobachtet werden, gibt es eine nahezu reziproke Beziehung zwischen<br />

der Höhe der Investitionen in IuK-Technologie und dem Verhältnis von Hoch- und<br />

Niedriglohnbetrieben. Der technologische Fortschritt begünstigt also die Existenz von Hochlohnbetrieben,<br />

sein Ausbleiben das Niedriglohnsegment.<br />

6. Wertung und Forschungsausblick<br />

Die Analysen wendeten sich der empirischen Beantwortung der Frage zu, wie in Westdeutschland<br />

die betrieblich organisierte Teilhabe an Erwerbsarbeit im Jahr 2004 strukturiert<br />

ist. Im multivariaten Teil wurde untersucht, wie zwei der zweifellos großen Trends der heutigen<br />

Zeit – die Öffnung der Märkte und der technische Fortschritt – die sozioökonomischen<br />

Profile der westdeutschen Betriebe beeinflussen. Etwa für die Hälfte der westdeutschen<br />

Betriebe und Beschäftigten ist in der einen oder anderen Weise die traditionelle betriebliche<br />

Arbeitsorganisation Struktur gebend. Sie können lange Betriebszugehörigkeiten und – je nach<br />

Betriebstyp – leicht unter- bis leicht überdurchschnittliche Löhne erwarten. In den beiden<br />

großbetrieblichen Typen des traditionellen Segments gibt es aufgrund der Existenz aller<br />

Qualifikationsebenen eine breite Lohnspreizung, die sich als (potenzielle) innerbetriebliche<br />

Aufstiegschancen deuten lassen. Die andere Hälfte der westdeutschen Beschäftigten arbeitet<br />

in Hoch- und Niedriglohnfirmen. In Hochlohnfirmen können die meisten Beschäftigten ebenfalls<br />

von relativ langen Betriebszugehörigkeitsdauern ausgehen, jedenfalls wenn sie ein relativ<br />

hohes Qualifikationsprofil haben. Umgekehrt gehört fast jeder dritte deutsche Betrieb zum


40<br />

Niedriglohnsegment. Da die entsprechenden Betriebstypen – mit Ausnahme der schwarzen<br />

Schafe – relativ klein sind, arbeiten im Niedriglohnsegment nur etwa 17 Prozent der Beschäftigten,<br />

aber Niedriglohnbeschäftigung baut sich ebenfalls – beurteilt nach der entsprechenden<br />

Bilanz der Ein- und Austrittsraten – in anderen Betriebstypen auf. Am schwierigsten ist die<br />

Situation der Beschäftigten im dynamischen Segment zu beurteilen, wenn auch die beiden<br />

Betriebstypen dieser Gruppe quantitativ relativ unbedeutend sind (etwa drei Prozent der Betriebe<br />

und Beschäftigten). Im Absteiger-Betriebstyp wurden die Hochlohnbeschäftigten und<br />

im Aufsteiger-Betriebstyp die Niedriglohnbeschäftigten freigesetzt und die beiden Betriebstypen<br />

haben genau umgekehrt eingestellt.<br />

Die empirischen Befunde sprechen für eine gewisse Erosion der deutschen Ausprägung des<br />

fordistischen Produktions- und Sozialmodells der Nachkriegszeit. Nun ist – im Unterschied<br />

zur Jahrtausendwende – ein Veralten der auf Erwerbsarbeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme,<br />

also eine mangelnde Dynamik bei der Anpassung an veränderte wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen, sicher nicht das gegenwärtige Problem. Zu fragen ist eher, ob die neuesten<br />

Veränderungen der auf Erwerbsarbeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme in der<br />

Lage sind, den Strukturwandel der Wirtschaft für möglichst viele Menschen so zu gestalten,<br />

das die Teilhabe an Erwerbsarbeit mit Verwirklichungschancen im lebensweltlichen Umfeld<br />

einhergeht. Eine definitive Antwort auf diese Frage geben die vorgelegten Analysen natürlich<br />

nicht, aber im Lichte der empirischen Ergebnisse lassen sich einige allgemeine Schlussfolgerungen<br />

ziehen.<br />

Die Regressionsanalysen des fünften Abschnitts zeigen, dass die Globalisierung – gemessen<br />

über die Auslandskontrolle von deutschen Betrieben in Verbindung mit den betrieblichen<br />

Exportaktivitäten – die Auftrennung der Betriebslandschaft in Hoch- und Niedriglohnfirmen<br />

begünstigt. Es verwundert in einem Hochlohnland wie Deutschland nicht, dass die Ausbreitung<br />

von Hochlohnfirmen durch die Öffnung der Märkte stärker vorangetrieben wird als die<br />

der Niedriglohnfirmen. Damit wird die Frage aufgeworfen, wie sich dieser wirtschaftliche<br />

Strukturwandel insbesondere auf weniger gut bzw. nicht passgenau qualifizierte Personen<br />

auswirkt. Niedriglohnbetriebe investieren beispielsweise signifikant weniger in IuK-Technologie<br />

und bieten ihren Mitarbeitern seltener selbstgesteuertes Lernen (E-Learning) an. Bei der<br />

Interpretation dieses Befundes ist sicher zu berücksichtigen, dass nicht alle Niedriglohnbeschäftigten<br />

bzw. gering Qualifizierten dies zwangsläufig als Mangel empfinden müssen.<br />

Auch in anderen sozioökonomischen Wirkungsdimensionen ist Niedriglohnbeschäftigung<br />

nicht pauschal negativ zu bewerten. Im Malocherbetriebstyp beispielsweise werden fast<br />

durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauern realisiert, was ein Indikator dafür ist, dass die<br />

entsprechenden Beschäftigten eine gewisse Teilhabe an Erwerbsarbeit erwarten können, wenn<br />

auch bezüglich der Qualität der Arbeit gegenüber anderen Beschäftigtengruppen gewisse<br />

Abstriche bestehen, etwa bei der Lohnhöhe. In anderen Betriebstypen – etwa den schwarzen<br />

Schafen – ist die Entwicklung mit Blick auf die Verwirklichungschancen – vermittelt über<br />

Erwerbsarbeit – kritischer zu sehen, denn in solchen Betrieben ist befristete und sonstige<br />

Beschäftigung ebenso typisch wie extrem hohe Fluktuationsraten und niedrigste Löhne. Aber<br />

selbst in Hochlohnbetrieben und traditionell strukturierten Betriebstypen können sich – in<br />

Abhängigkeit von der Ausgestaltung der zwischenbetrieblichen Arbeitsteilung – Veränderun-


41<br />

gen bezüglich ihrer Marktstellung und damit der Ausgestaltung der betrieblichen Leistungserstellungsprozesse<br />

vollziehen. Dadurch besteht auch immer die Gefahr, dass ehemals gefragte<br />

Qualifikationen relativ plötzlich entwertet werden, was gerade für langjährig Beschäftigte<br />

eine völlig neue (Arbeitsmarkt-)Situation darstellt. Im Falle individuell problematischer<br />

Arbeitsmarktsituationen sind diese unterschiedlichen Ausgangslagen vielleicht mit ein Grund<br />

dafür, dass bei der pauschalen Ausgestaltungen flankierender sozialstaatlicher Maßnahmen<br />

bei manchen Personengruppen suboptimale Ergebnisse möglich sind.<br />

Die weitere Forschung an Betriebstypen kann in mindestens drei größere Themenfelder<br />

unterteilt werden. Das erste ist die Personenperspektive. Hier geht es beispielsweise darum,<br />

inwiefern berufliche Aufstiegsmöglichkeiten weiterhin innerhalb des Beschäftigungsbetriebs<br />

verwirklicht werden. Nach den im zweiten Abschnitt entwickelten Grundannahmen ist das bei<br />

den fordistisch strukturierten Betriebstypen am ehesten zu erwarten, während Hoch- und<br />

Niedriglohnbetriebe eine eher holistische Arbeitsorganisation haben und demnach berufliche<br />

Auf- und Abstiege öfter nur zwischenbetrieblich stattfinden. Eine wichtige Frage ist in diesem<br />

Zusammenhang, inwiefern mit solchen Mobilitätsmustern Arbeitslosigkeit verbunden ist, d.h.<br />

in welchen Betriebstypen Personen bei einer Freisetzung öfter mit Arbeitslosigkeit konfrontiert<br />

sind und in welchen Betriebstypen ehemals Arbeitslose wieder eine Beschäftigung finden.<br />

Das zweite und dritte Themenfeld ist auf der Betriebsebene anzusiedeln. Im zweiten Themenfeld<br />

geht es darum, vorhandene Spielräume bei der Deskription der Betriebstypen zu nutzen.<br />

In den vorgelegten Analysen wurden nur westdeutsche Betriebe im Jahr 2004 berücksichtigt.<br />

Zum einen kann die Typisierung auf die ostdeutsche Betriebslandschaft ausgedehnt werden<br />

und zum anderen ein zeitlicher Vergleich erfolgen. Erste Analysen ergaben, dass die ostdeutsche<br />

Betriebslandschaft nur begrenzt mit der westdeutschen zu vergleichen ist 38 . Betriebstypen<br />

wie der traditionell-fordistisch strukturierte gibt es in Ostdeutschland zumindest im Jahr<br />

2004 nicht (mehr), das Hochlohnsegment besteht – im Jahr 2004 – nur aus einem Betriebstyp,<br />

den Elitebetrieben. Im Unterschied dazu setzt sich das Niedriglohnsegment aus insgesamt vier<br />

Betriebstypen zusammen. Neu hinzu kommt der Ausbildungs-Betriebstyp, wo die Auszubildendenanteile<br />

durchschnittlich über 60 Prozent betragen. Dieser Betriebstyp taucht in Westdeutschland<br />

zumindest im Jahr 2004 nicht auf.<br />

Um Entwicklungen über die Zeit analysieren zu können setzt voraus, dass sich Betriebe über<br />

die Jahre stabil in eine sozioökonomische Betriebstypologie einordnen lassen. Entsprechende<br />

Tests liegen für einen Zeitraum 2000 bis 2004 vor. Die einzelnen Betriebstypen sind nicht<br />

vollständig stabil. Zwar bleiben die Gruppen I-IV in allen jährlichen Clusterungen für einen<br />

Zeitraum 2000 bis 2004 erhalten, aber es gibt leichte Abweichungen für die optimale Clusteranzahl<br />

in den verschiedenen Jahren des Zeitraums 2000 bis 2004. Wenig überraschend sind es<br />

die Typen des dynamischen Segments, die in anderen Jahren auch andere typisierende Eigenschaften<br />

haben. Für einen zeitlichen Vergleich müssen also zunächst die Betriebstypen über<br />

die Jahre vereinheitlicht werden. Sofern das gelingt, können mit Hilfe eines konditionalen<br />

38 Die Ergebnisse für die Typisierung der ostdeutschen Betriebslandschaft für das Jahr 2004 werden sobald<br />

wie möglich auf den Internetseiten der sozioökonomischen Berichterstattung platziert.


42<br />

Logit-Modells die Wirkungen unbeobachteter Einflüsse auf die Betriebstypen auf der einzelbetrieblichen<br />

Ebene berücksichtigt werden. Dies gestattet die Ableitung kausaler Aussagen,<br />

welche Veränderungen des wettbewerbsrelevanten betrieblichen Umfelds für einen Regimewechsel<br />

des sozioökonomischen Betriebsprofils verantwortlich sind.<br />

Die empirische Forschung in einem dritten Themenfeld stößt mit LIAB-Daten derzeit an<br />

Grenzen. Mit der Spezialisierung der Betriebe auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen ist von<br />

einer zunehmenden Kooperation zwischen Betrieben bzw. Unternehmen auszugehen. Im Hinblick<br />

auf die Bilanz der Im- und Exporte erscheint die Formel zu einfach, dass ausschließlich<br />

die hochwertige Produktion von Gütern und Dienstleistungen in Deutschland und die einfache<br />

im Ausland erfolgt. Auch innerhalb Deutschlands sind Kooperationsbeziehungen zwischen<br />

Hoch- und Niedriglohnfirmen (und allen anderen Betriebstypen) denkbar, teilweise auch<br />

innerhalb des gleichen Unternehmensverbunds. Neben der Aufdeckung solcher Strukturen ist<br />

die Verbindung mit dem ersten Themenfeld interessant, d.h. ob sich gezielte Humankapitaltransfers<br />

des einen Betriebstyp in einen anderen feststellen lassen und welche Auswirkungen<br />

sich auf die Erwerbs- und Einkommensverläufe der betroffenen Personen ergeben, Für eine<br />

verbesserte quantitativ-empirische Forschung in diesem Bereich bleibt anzuwarten, wie der<br />

geplante Match des Betriebsregisters des IAB mit dem Unternehmensregister des Statistischen<br />

Bundesamtes (Bender et al., 2007) ausgestaltet sein wird.<br />

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45<br />

Anhang<br />

Anhang A1: Erläuterungen zur Konstruktion der Variablen für die Betriebstypisierung<br />

Die Löhne und Gehälter der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden in den IAB-<br />

Personendaten als Bruttomonatstagesverdienste erfasst, die an der unteren und oberen Beitragsbemessungsgrenze<br />

zensiert sind. Da auf das LIAB-Querschnittmodell zurückgegriffen<br />

wird, können Lohnänderungen nur für Beschäftigte berechnet werden, die in einem IAB-<br />

Betriebspanelbetrieb arbeiten, der mindestens in den Jahren 2003 und 2004 an der Befragung<br />

teilgenommen hat. Mit Ausnahme der Lohnänderung zum Vorjahr werden für alle anderen<br />

Lohn- und Gehaltsvariablen inklusive der Streuungsmaße nur Vollzeitbeschäftigte mit Sozialversicherungspflicht<br />

(ohne Auszubildende) berücksichtigt. Bei der Deflationierung der Löhne<br />

wird der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes mit dem Ausgangsjahr 2000<br />

(=100) zugrunde gelegt. Bei den berechneten Lohnänderungen werden aus dem jeweiligen<br />

Betrieb zwischen den Jahren 2003 und 2004 ausgeschiedene und im gleichen Zeitraum neu<br />

eingestellte MitarbeiterInnen bei der Berechnung der Lohnänderung (und der entsprechenden<br />

Standardabweichungen) nicht berücksichtigt. Der Wechsel der Arbeitszeit von 2003 auf 2004<br />

(von Voll- in Teilzeit oder umgekehrt) führt ebenfalls zum Ausschluss von der Berechnung<br />

für den jeweiligen betrieblichen Durchschnittswert der Lohnänderung der Beschäftigten.<br />

Alle Lohnangaben sind in Euro. Zur besseren Einordnung werden Durchschnittslöhne als<br />

Bruttomonatslöhne ausgewiesen, während die zugehörigen Streuungsmaße den ursprünglichen<br />

Tageslohnsatz als Basis haben. Beste Verdienste liegen im obersten Quintil der (sozialversicherungspflichtigen)<br />

Vollzeit-Lohnverteilung in der deutschen Wirtschaft zum 30. Juni<br />

2004, schlechteste im untersten Quintil.<br />

Anteile beziehen sich immer auf die Personalstruktur zum 30. Juni 2004, Ein- und Austrittsraten<br />

werden als Kettenindizes zum Vorjahr berechnet 39 . Informelle Qualifikationen werden<br />

über den unbeobachtbaren Lohnbonus gemessen, der sich aus einer Panelregression (Zeitraum<br />

2000 bis 2004 bei jährlicher Beobachtungsstruktur der Daten) einer erweiterten Mincer’schen<br />

Lohngleichung ergibt. Es handelt sich also um den fixed effect θ i . θ i ist für jede in Vollzeit<br />

beschäftigte Person ein individueller Wert. Er liegt nur für Personen vor, die in mindestens<br />

zwei Jahren in einem IAB-Betriebspanelbetrieb der Jahre 2000 bis 2004 jeweils in Vollzeit<br />

gearbeitet haben. Einen besonders hohen Lohnbonus für informelle Qualifikationen erzielen<br />

alle Beschäftigten, die im obersten, einen besonders geringen alle die im untersten Quintil der<br />

θ i –Verteilung liegen. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass Personen mit einem Lohnbonus<br />

für informelle Qualifikationen immer besser bezahlt werden, sondern nur, dass sie neben den<br />

Erträgen für formelle Qualifikationen – in den IAB-Personendaten sind das beispielsweise das<br />

Bildungsniveau in Verbindung mit der beruflichen (Erst-)Ausbildung, der ausgeübte Beruf<br />

oder die Betriebszugehörigkeitsdauer – auch Lohnerträge erzielen, die aufgrund der Wirkung<br />

unbeobachteter Variablen gezahlt werden. Der individuelle Lohnbonus für informelle Qualifikationen<br />

ist also im Kontrast zu den Lohnzahlungen zu sehen, den Beschäftigte für ihre for-<br />

39 Formel: 2*E t / (N t + N t-1 ). E ist die Anzahl der Ein- oder Austritte zwischen dem 30. Juni 2003 und dem 30.<br />

Juni 2004, N ist die Gesamtbeschäftigtenzahl im Betrieb, t ist der 30. Juni 2004 und t-1 der 30. Juni 2003.


46<br />

melle Qualifikation erwarten können. Eine vor noch nicht allzu langer Zeit neu in den<br />

Beschäftigungsbetrieb eingetretene Person mit einem hohen Lohnbonus für informelle Qualifikationen<br />

kann als un- und angelernte Person in einem wenig anspruchsvollen Berufsbild<br />

also real weniger verdienen als eine Person mit einem geringen (im Extremfall: negativen)<br />

Lohnbonus für informelle Qualifikationen, die aber bereits seit geraumer Zeit mit einem<br />

Hochschulabschluss in einem anspruchsvollen Berufsbild im Beschäftigungsbetrieb arbeitet.<br />

Die Betriebszugehörigkeitsdauer wird in Jahren gemessen. Für den Anteil der Berufe an der<br />

Gesamtbeschäftigung wird jedes im Betrieb vorkommende Berufsbild (auf der Dreistellerebene<br />

nach BA-Klassifikation 1982) einmal gezählt und anschließend durch die Gesamtanzahl<br />

der Beschäftigten im Betrieb geteilt (und der Wert mit einhundert multipliziert). Ein<br />

Wert von 100 ergibt sich, wenn alle Beschäftigten innerhalb eines Betriebs einen anderen<br />

Beruf ausüben. Werte nahe Null ergeben sich, wenn alle Beschäftigten innerhalb eines<br />

Betriebs den gleichen Beruf ausüben.


47<br />

Anhang A2:<br />

Multivariate Mittelwerte der sozioökonomischen Betriebstypen in<br />

Westdeutschland im Jahr 2004 (Basis: Betriebe ab fünf Beschäftigte)<br />

traditionelles Segment dynamisches<br />

fordistisch strukturiert Segment<br />

typisierende Variablen solide modern traditionell Absteiger Aufsteiger<br />

durchschnittlicher Monatslohn (in Euro) 1931 2535 2814 2393 2456<br />

Standardabweichung Tageslohn 16,6 25,2 24,4 22,4 32,2<br />

Quotient 90- zu 50-Perzentil 1,30 1,39 1,35 1,47 1,57<br />

Anteil beste Verdienste 0,3 2,8 6,0 2,7 9,3<br />

Anteil schlechteste Verdienste 77,0 37,5 17,1 47,6 52,7<br />

Anteil hoher Lohnbonus für Weiterqualifizierung 1,0 7,8 7,2 6,7 8,5<br />

Anteil niedriger Lohnbonus für Weiterqualifizierung 78,2 25,9 23,3 45,4 43,5<br />

durchschnittliche Monatslohnänderung zum Vorjahr -35,6 -20,4 -28,1 -41,1 -2,0<br />

Standardabweichung dieser Lohnänderung 4,5 6,5 9,7 7,3 6,1<br />

durchschnittl. Betriebszugehörigkeitsdauer in Jahren 10,6 10,3 12,2 7,8 7,2<br />

Anteil Kernbelegschaft 70,8 69,0 77,4 50,5 43,0<br />

Austrittrate 12,5 10,5 16,4 50,7 21,1<br />

Austrittsrate schlechteste Verdienste 14,4 19,3 44,4 47,1 25,7<br />

Austrittsrate beste Verdienste 0,4 3,4 4,9 177,9 8,4<br />

Eintrittsrate 10,1 10,5 7,9 18,8 48,3<br />

Eintrittsrate schlechteste Verdienste 11,9 15,5 19,5 27,7 50,1<br />

Eintrittsrate beste Verdienste 0,1 0,7 1,8 2,2 185,3<br />

Anzahl Berufe/ Gesamtbeschäftigtenzahl 37,9 31,7 30,4 34,7 26,6<br />

Anteil HochschulabsolventInnen 1,2 8,0 4,1 10,0 7,8<br />

Anteil Teilzeitbeschäftigte 12,4 30,1 6,8 14,1 18,2<br />

Anteil befristet Beschäftigte 1,4 3,8 2,4 2,4 4,8<br />

Anteil Auszubildende 10,0 4,3 4,6 5,5 5,2<br />

Anteil sonstige Beschäftigte 8,7 8,4 4,8 6,5 8,0<br />

Anteil un-/ angelernte Arbeitskräfte 13,4 20,7 11,0 15,7 18,7<br />

Anteil FacharbeiterInnen 39,6 4,9 55,1 21,5 8,5<br />

Anteil Angestellte mit abgeschl. Berufsausbildung 26,4 54,9 21,5 37,6 52,5<br />

(Fortsetzung nächste Seite)


48<br />

Niedriglohnsegment<br />

Hochlohnsegment<br />

schwarze Malocher- Niedriglohn-<br />

Schafe betriebe betriebe Erfolgreiche Elite<br />

durchschnittlicher Monatslohn (in Euro) 1690 1708 1886 3209 4189<br />

Standardabweichung Tageslohn 17,3 19,4 20,3 45,0 49,6<br />

Quotient 90- zu 50-Perzentil 1,44 1,53 1,42 1,82 1,47<br />

Anteil beste Verdienste 1,2 0,8 0,8 21,1 51,6<br />

Anteil schlechteste Verdienste 82,7 82,2 74,6 25,4 8,5<br />

Anteil hoher Lohnbonus für Weiterqualifizierung 1,4 2,5 3,6 24,3 56,4<br />

Anteil niedriger Lohnbonus für Weiterqualifizierung 68,4 73,3 64,3 19,7 6,9<br />

durchschnittliche Monatslohnänderung zum Vorjahr -90,5 -48,9 -26,7 -18,6 -27,4<br />

Standardabweichung dieser Lohnänderung 9,6 5,6 6,0 18,6 28,8<br />

durchschnittl. Betriebszugehörigkeitsdauer in Jahren 4,5 6,9 4,1 8,8 8,1<br />

Anteil Kernbelegschaft 27,1 53,6 25,7 58,0 52,7<br />

Austrittrate 29,1 17,5 26,7 11,7 18,2<br />

Austrittsrate schlechteste Verdienste 33,1 17,8 28,0 17,5 25,3<br />

Austrittsrate beste Verdienste 1,7 0,5 1,7 7,0 14,3<br />

Eintrittsrate 43,3 17,5 43,3 12,0 14,0<br />

Eintrittsrate schlechteste Verdienste 45,0 21,7 59,9 30,2 33,9<br />

Eintrittsrate beste Verdienste 14,9 0,5 0,5 4,5 9,1<br />

Anzahl Berufe/ Gesamtbeschäftigtenzahl 29,3 32,2 37,9 33,1 29,6<br />

Anteil HochschulabsolventInnen 7,2 2,2 6,2 14,6 29,2<br />

Anteil Teilzeitbeschäftigte 31,2 43,6 17,5 16,7 16,4<br />

Anteil befristet Beschäftigte 64,5 5,0 4,6 4,1 2,8<br />

Anteil Auszubildende 4,3 3,0 9,1 2,7 3,8<br />

Anteil sonstige Beschäftigte 23,2 28,3 7,6 7,2 4,6<br />

Anteil un-/ angelernte Arbeitskräfte 44,2 53,5 19,0 11,1 4,9<br />

Anteil FacharbeiterInnen 10,5 6,8 19,8 7,3 3,4<br />

Anteil Angestellte mit abgeschl. Berufsausbildung 30,6 28,6 37,1 56,0 48,3<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004, nur Betriebe ab fünf<br />

Beschäftigte mit mindestens zwei Personen in Vollzeit<br />

Anmerkungen:<br />

Alle Lohnangaben sind inflationsbereinigt in Euro (2000=100) und alle Anteile in Prozent<br />

angegebenen. Die Betriebszugehörigkeitsdauer wird in Jahren und informelle Qualifikationen<br />

über den unbeobachteten individuellen Lohneffekt gemessen (vgl. Anhang A1). Bei der<br />

Anzahl der Berufe / Gesamtbeschäftigtenanzahl bedeutet der Wert 100, dass jede(r)<br />

Beschäftigte einen anderen Beruf (3-Stellerebene) ausübt, Werte nahe null bedeuten, dass<br />

nahezu alle Beschäftigten den gleichen Beruf ausüben (und der Betrieb demnach hochgradig<br />

spezialisiert ist). Zwischen 2003 und 2004 betrug die Inflationsrate etwa 1,7 Prozent<br />

(Statistisches Bundesamt, 2007). Bei einem nominalen Bruttomonatslohn von 2000,- Euro<br />

bedeutet ein unverändertes Einkommen einen realen Lohnverlust von etwa 34,- Euro<br />

monatlich.


49<br />

Anhang A3: Abdeckungsgrad der sozioökonomischen Betriebstypen über Betriebe und<br />

(sozialversicherungspflichtig) Beschäftigte in Westdeutschland im Jahr<br />

2004 (nach Branchen und Betriebsgrößenklassen; Angabe in Zeilenprozent)<br />

I Traditionelle Betriebe<br />

II Betriebe im Umbruch<br />

solide modern-fordistisch traditionell-fordistisch Absteiger Aufsteiger<br />

Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte<br />

5-19 28,5 25,7 15,4 16,2 4,5 6,3 1,4 4,3 0,4 0,3<br />

20-49 19,5 16,1 19,4 22,3 9,0 8,9 2,7 4,0 1,1 2,2<br />

50-99 8,5 7,8 28,0 29,3 12,0 15,7 5,0 4,0 1,1 0,7<br />

100-199 6,2 4,8 32,8 35,3 13,7 14,3 3,6 1,5 0,3 0,0<br />

200-499 2,9 1,9 32,0 30,5 12,6 14,7 2,0 0,2 0,9 0,9<br />

500-999 1,2 1,4 31,6 27,5 15,0 18,0 0,8 0,4 0,2 1,4<br />

1000 und mehr - - 22,7 17,5 15,2 16,8 - - - -<br />

Anteil des Typs an gesamt 23,7 10,3 18,1 24,0 6,6 12,5 2,0 2,3 0,6 0,9<br />

Agrar/Bergbau/Energie 23,7 11,3 2,6 2,7 15,4 33,1 1,6 4,5 0,9 0,6<br />

Verarbeitendes Gewerbe 34,5 13,6 10,8 20,2 8,7 19,4 2,2 2,8 0,1 0,3<br />

Metall- und Elektrogewerbe 34,6 8,3 11,1 11,7 17,3 27,9 2,8 2,7 0,4 0,3<br />

Baugewerbe 57,6 41,9 3,8 7,1 13,5 28,8 2,6 4,0 0,4 1,0<br />

Handel/Reparatur 28,3 17,2 15,3 29,9 5,4 7,1 1,5 2,6 0,9 1,2<br />

Verkehr/Nachrichten 26,8 12,6 12,4 27,3 8,6 16,4 4,2 2,6 0,6 6,0<br />

Banken/Versicherungen - - - - - - 17,0 0,4 2,1 0,2<br />

unternehmende Dienstleistungen 11,0 5,5 22,5 14,6 1,3 2,3 2,2 3,1 0,7 0,6<br />

andere Dienstleistungen 13,1 7,6 17,2 25,5 1,2 1,3 2,1 1,7 0,7 1,1<br />

öffentlicher Sektor 2,3 1,1 49,9 48,4 6,8 5,7 1,0 1,1 0,3 0,3<br />

III Niedriglohnsegment<br />

IV Hochlohnsegment<br />

schwarze Schafe Malocherbetriebe Niedriglohnbetriebe erfolgreiche Betriebe Elite<br />

Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte Betriebe Beschäftigte<br />

Betriebsgrössenklasse: 5-19 3,3 16,2 16,3 2,8 17,7 15,3 9,3 9,1 3,2 3,7<br />

20-49 1,7 7,7 19,3 1,1 9,2 14,6 12,3 15,4 5,8 7,6<br />

50-99 1,6 6,0 16,2 2,1 6,6 9,9 14,6 18,1 6,4 6,4<br />

100-199 2,3 2,1 9,9 2,3 4,2 7,5 20,1 24,4 7,0 7,8<br />

200-499 3,3 1,5 6,6 2,3 1,2 4,6 32,4 33,7 6,0 9,7<br />

500-999 1,5 0,3 4,7 1,2 0,3 1,2 32,5 38,7 12,2 9,8<br />

1000 und mehr - - 1,6 2,6 0,1 0,6 41,9 43,7 11,8 18,7<br />

Anteil des Typs an gesamt 2,8 6,1 16,5 2,2 14,1 8,6 11,4 24,3 4,2 8,9<br />

Agrar/Bergbau/Energie 6,3 8,3 24,0 3,1 15,7 5,5 7,4 18,4 2,5 12,5<br />

Verarbeitendes Gewerbe 1,6 4,0 20,7 1,0 11,2 10,4 7,5 19,5 2,8 8,8<br />

Metall- und Elektrogewerbe 0,2 2,1 12,3 0,1 6,4 3,1 9,6 30,6 5,3 13,2<br />

Baugewerbe 2,4 8,6 2,5 1,5 15,5 1,4 1,8 5,4 0,0 0,2<br />

Handel/Reparatur 1,7 6,3 24,0 1,2 11,8 16,3 9,8 15,5 1,3 2,7<br />

Verkehr/Nachrichten 0,8 6,9 23,3 1,1 12,7 13,0 5,9 8,0 4,7 6,1<br />

Banken/Versicherungen 1,6 0,1 - - 0,6 0,4 57,3 60,1 16,9 33,4<br />

unternehmende Dienstleistungen 1,5 11,9 5,9 3,4 20,2 8,9 21,7 26,3 13,1 23,4<br />

andere Dienstleistungen 7,1 14,2 27,9 7,0 22,7 17,8 6,9 22,5 1,1 1,3<br />

öffentlicher Sektor 4,1 2,1 8,3 2,5 7,1 2,4 15,2 32,6 5,0 3,8<br />

Quelle:<br />

linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004, gewichtete Werte:<br />

Anmerkungen: Die Grundgesamtheit besteht aus Betrieben mit mindestens fünf Beschäftigten, von denen<br />

mindestens zwei sozialversicherungspflichtig in Vollzeit arbeiten müssen. Sofern keine 100<br />

Prozent pro Zeile erreicht werden, sind dafür nicht ausgewiesene (d.h. zu geringe) Fallzahlen für<br />

einzelne Zellen verantwortlich. Ein – kennzeichnet Zellen mit zu geringer oder keiner<br />

Besetzungsstärke.


50<br />

Anhang A 4:<br />

Ergebnisse der multinominalen Logit-Regressionen für alle<br />

Betriebstypen (Basiskategorie: traditionell-fordistisch strukturierte<br />

Betriebe)<br />

modernsolide<br />

fordistisch Absteiger Aufsteiger<br />

Outsourcing -1,0507 -0,4989 0,3393 0,4743<br />

Insourcing -0,3429 0,5732 0,6893 0,6530<br />

Verlagerung ins Ausland geplant? 0,1827 0,1179 1,0659 0,5059<br />

gute Ertragslage -0,5885 -0,1563 0,2499 0,4229<br />

Produktionsstruktur geändert 0,0244 -0,2063 0,2388 0,3661<br />

Aufgabenstruktur geändert -0,4223 -0,0555 0,2213 0,3717<br />

Forschung und Entwicklung -0,8385 -0,3065 0,3135 0,5566<br />

Arbeitszeit in Stunden 0,1326 0,1070 0,0615 0,0725<br />

Flächentarif 0,1361 -0,4152 0,2729 0,4655<br />

Haustarif -0,1511 -0,5180 0,4116 0,6468<br />

übertarifliche Bezahlung 0,0485 -0,0476 0,2210 0,4430<br />

Gleichstellungsvereinbarungen 0,2669 0,3893 0,3046 0,4928<br />

Betriebsrat -0,8090 -0,0407 0,2914 0,4586<br />

Zentrale/Hauptverwaltung 0,0713 0,2628 0,3021 0,5589<br />

Niederlassung/Filiale -0,3930 0,2189 0,3105 0,4972<br />

Mittelinstanz -0,1573 -0,3656 1,0624 1,0666<br />

Einzelunternehmen 1,0230 0,2341 0,5521 1,0689<br />

Personengesellschaft 0,7265 0,3822 0,6479 0,8381<br />

Kapitalgesellschaft -0,5197 0,0808 0,4892 0,6122<br />

öffentliche Rechtsform -2,0033 -0,3256 0,8703 1,1851<br />

sonstige Rechtsform -0,2794 1,0633 0,6208 0,8823<br />

ausländisches Eigentum -3,0085 -0,0404 0,3617 1,1814<br />

öffentliches Eigentum 0,1960 -0,2032 0,4768 0,5876<br />

junger Betrieb (nach 1990 gegründet) -0,1652 -0,0111 0,2806 0,3785<br />

Anteil weibliche Beschäftigte 0,0562 0,0692 0,0062 0,0083<br />

Externe Kurse u.ä. -0,2996 -0,2128 0,3435 0,5422<br />

Interne Kurse u.ä. -0,6336 -0,0929 0,2953 0,4925<br />

Job-Rotation -0,3596 0,0474 0,5271 0,8460<br />

Selbstgesteuertes Lernen -0,8127 0,2156 0,4736 0,9861<br />

sonstige Weiterbildung -0,7002 0,0270 0,4088 0,6474<br />

E-Learning -0,0792 -0,1496 0,2202 0,3796<br />

Anteil unter 25-Jährige 0,0397 -0,0136 0,0179 0,0240<br />

Anteil 25- bis 35-Jährige 0,0186 0,0071 0,0136 0,0161<br />

Anteil 45-bis 55-Jährige 0,0019 0,0025 0,0137 0,0179<br />

Anteil 55 und älter -0,0142 -0,0106 0,0136 0,0181<br />

weitere Kontrollvariablen<br />

ja*<br />

betrieblicher Exportanteil** -0,0171 0,0065 0,0115 -0,0064<br />

Investitionssumme (log)** -0,2461 0,0092 -0,0515 -0,1325<br />

Investitionen in IuK (log)** -0,1241 -0,0458 -0,1505 0,0483<br />

(Fortsetzung und Anmerkungen nächste Seite)


51<br />

schwarze Malocher- Niedriglohn- erfolgreiche Elite-<br />

Schafe Betriebe Betriebe Betriebe Betriebe<br />

Outsourcing -0,3262 -0,6625 -0,3867 -0,4639 -0,3838<br />

Insourcing 1,4265 0,8814 2,1257 1,1255 1,2453<br />

Verlagerung ins Ausland geplant? -0,7653 -1,0606 -0,6538 -0,4273 -0,4482<br />

gute Ertragslage -0,0056 -0,1033 -0,3473 0,3883 0,6178<br />

Produktionsstruktur geändert -0,6880 -0,0049 0,0779 0,0641 -0,0693<br />

Aufgabenstruktur geändert 0,3697 -0,1229 -0,1147 0,1893 0,2835<br />

Forschung und Entwicklung 0,2086 -0,6661 -0,6160 0,6384 0,6985<br />

Arbeitszeit in Stunden 0,2490 0,1928 0,1672 -0,0214 -0,0982<br />

Flächentarif -0,1689 -0,3950 -0,2628 -0,6035 -0,9518<br />

Haustarif 0,1347 0,1204 -0,6825 -1,0906 -0,0733<br />

übertarifliche Bezahlung -0,4760 -0,2638 -0,1932 0,1631 0,2811<br />

Gleichstellungsvereinbarungen 0,4688 0,3376 0,4036 0,3924 0,4278<br />

Betriebsrat -1,1400 -1,0616 -0,6775 -0,0706 -0,1114<br />

Zentrale/Hauptverwaltung -0,3290 -0,2363 0,1475 0,5443 0,9726<br />

Niederlassung/Filiale 0,0864 0,1356 0,3699 0,0146 0,6822<br />

Mittelinstanz -0,4958 -0,7678 0,1443 -0,9726 -0,4725<br />

Einzelunternehmen 0,3207 0,6635 0,7937 -1,1518 -2,6820<br />

Personengesellschaft 0,3186 0,2101 0,2242 -0,4211 -0,5096<br />

Kapitalgesellschaft -1,8135 -0,2282 -1,4110 0,3246 0,9620<br />

öffentliche Rechtsform -2,8171 -1,2820 -2,5866 -1,3483 -2,5464<br />

sonstige Rechtsform 0,9822 -0,0960 -0,1056 0,5198 0,5250<br />

ausländisches Eigentum -0,3276 -0,3547 -0,9108 0,7693 1,4027<br />

öffentliches Eigentum -0,5910 -2,0971 -1,0868 -0,3743 -0,4116<br />

junger Betrieb (nach 1990 gegründet) -1,1678 -0,9530 -1,6673 -0,3016 -0,6864<br />

Anteil weibliche Beschäftigte 0,0657 0,0885 0,0605 0,0645 0,0534<br />

Externe Kurse u.ä. -1,6070 -1,2595 -0,5621 -0,2030 0,3527<br />

Interne Kurse u.ä. -1,1852 -1,0830 -0,7366 -0,0798 0,3808<br />

Job-Rotation -1,0161 -0,2456 -0,3745 0,0175 0,2106<br />

Selbstgesteuertes Lernen -1,3489 -0,7156 -1,0776 0,1379 0,6863<br />

sonstige Weiterbildung -0,8520 -1,0199 -0,5006 -0,0667 0,4851<br />

E-Learning -0,1532 -0,7120 -0,2472 0,0703 0,7366<br />

Anteil unter 25-Jährige 0,0774 0,0401 0,0787 -0,0411 -0,1771<br />

Anteil 25- bis 35-Jährige 0,0447 0,0116 0,0348 0,0152 0,0011<br />

Anteil 45-bis 55-Jährige -0,0085 0,0027 -0,0056 -0,0090 -0,0002<br />

Anteil 55 und älter -0,0061 -0,0114 -0,0310 -0,0126 -0,0015<br />

weitere Kontrollvariablen<br />

betrieblicher Exportanteil** -0,0220 0,0053<br />

ja*<br />

-0,0016 0,0118 0,0129<br />

Investitionssumme (log)** -0,2291 -0,2521 -0,3436 0,0077 -0,0799<br />

Investitionen in IuK (log)** -0,1875 -0,1602 -0,1050 0,0950 0,3779<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB (Westdeutschland im Jahr 2004)<br />

* 7 Betriebsgrößen-, 10 Branchen- und 9 Bundeslanddummies sowie zwei für den siedlungsstrukturellen Typ<br />

** Die Variablen werden zusätzlich in das MNLM für die Privatwirtschaft aufgenommen<br />

Anmerkungen: Mindestens auf dem Fünf-Prozent-Niveau signifikante Koeffizienten sind fettgedruckt (alle<br />

Standardfehler sind heteroskedastie-konsistent). Bei nicht kursiv gedruckten Kovariaten handelt<br />

es sich um (0,1)-Variablen. Basis sind jeweils Betriebe mit mindestens fünf Beschäftigten, von<br />

denen mindestens zwei in Vollzeit arbeiten. Abgedruckt sind ausgesuchte unstandardisierte<br />

Koeffizienten der multinominalen Regression. Die Wald-Test zeigen, dass die unabhängigen<br />

Variablen im multinominalen Logit-Modell nicht redundant sind (Werte Chi² mit je neun<br />

Freiheitsgraden mindestens 25) und keine Kategorien der abhängigen Variable gibt, die<br />

ineinander übergeführt werden könnten (Wert Chi² für beliebig kombinierte Ausprägungen der<br />

abhängigen Variable bei 62 Freiheitsgraden je mindestens 277). Der Hausman-Test und der von<br />

Small/ Hsiao zur Überprüfung der IIA-Hypothese (independance of irrelevant alternatives)<br />

zeigen (beide), dass die einzelnen Kategorien der abhängigen Variable voneinander unabhängig<br />

zustande kommen. Die Nullhypothese einer Verletzung der IIA-Annahme wird daher abgelehnt.


52<br />

Anhang A5:<br />

Gütekriterien für die Regressionsmodelle<br />

Anzahl der berücksichtigten Betriebstypen:<br />

zehn<br />

acht vier<br />

alle Privat- Privat- Privat-<br />

Betriebe wirtschaft wirtschaft wirtschaft<br />

Mc Fadden R² 0,318 0,339 0,353 0,575<br />

adjustiertes R² 0,263 0,236 0,248 0,410<br />

Count R² 0,483 0,491 0,525 0,806<br />

adjustiertes R² 0,326 0,377 0,391 0,625<br />

Maddala R² 0,726 0,749 0,734 0,753<br />

Cragg/ Uhler R² 0,738 0,762 0,751 0,825<br />

BIC<br />

BIC'<br />

- 24.153 - 8.854 7.839 - 3.872<br />

- 1.828 - 587 - 319 - 52<br />

N 5031 2534 2106 882<br />

Wald χ² 22.065 173.997 39.470 17.468<br />

df 549 522 406 174<br />

Erläuterungen 40 :<br />

Mc Fadden Pseudo-R²: ist der Likelihood-Ratio-Index des jeweiligen Regressionsmodels<br />

verglichen mit einem Modell nur mit der Konstante (dem Intercept). Da mit jeder neu aufgenommenen<br />

Variable unabhängig von ihrer Signifikanz das Pseudo-R² steigt, wird das in der<br />

adjustierten Version durch die Subtraktion der Anzahl der Parameter (nicht der unabhängigen<br />

Variablen) im Zähler für R² korrigiert.<br />

Maximum-Likelihood-R² von Maddala und Cragg/ Uhler R²: weitere Messvorschläge in<br />

Analogie zum Mc Fadden Pseudo-R². Im Cragg/ Uhler R² erfolgt eine Normierung des<br />

Werteintervalls des R² von Maddala.<br />

Count R²: gibt die Anteile an Beobachtungen für einzelne Ausprägungen der abhängigen<br />

kategorialen Variable an, die vom Modell korrekt vorhergesagt werden. In der adjustierten<br />

Version werden die korrekten Vorhersagen jenseits einer Vorhersage angegeben, wenn für<br />

jeden Fall die zahlenmäßig am stärksten auftauchende Kategorie vorhergesagt würde.<br />

BIC und BIC’: Dieses Bayesianische Kriterium vergleicht unter anderem Regressionsmodelle<br />

in ihrer genesteten und ungenesteten Form. In der Bayesianischen Logik überprüfen die<br />

BIC- und BIC’-Werte, welches Modell eher der tatsächlich vorhandenen Datensatzstruktur<br />

zugrunde gelegt wurde. Je negativer die Werte, umso besser ist das aufgestellte Modell. Verglichen<br />

wird das Likelihood-Ratio von χ², wobei die Anzahl der Freiheitsgrade der Zahl der<br />

unabhängigen Regressoren (nicht Anzahl der Parameter) entspricht.<br />

40 Die Erläuterungen basieren auf den Ausführungen von Long/ Freese (2003) im Abschnitt 3.4 auf den Seiten<br />

83ff.


53<br />

Anhang A6:<br />

Faktoränderungen für ausgewählte Parameter in acht Betriebstypen<br />

Legende:<br />

Q modern-fordistisch F traditionell-fordistisch<br />

S Schwarze Schafe M Malocherbetriebe N Niedriglohnbetriebe<br />

X erfolgreiche E Elite<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004 unter Anwendung des<br />

mlogplot-tools von Long/ Freese (2003)


54<br />

Anhang A 7:<br />

Vorhersagte Wahrscheinlichkeiten des MNLM in Abhängigkeit von<br />

ausgewählten betrieblichen Merkmalen und Parametern<br />

Exportanteile und Elite-Betriebe<br />

Exportanteile und Niedriglohnbetriebe<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0,04<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0,3<br />

0,035<br />

0,03<br />

0,25<br />

0,025<br />

0,2<br />

0,02<br />

0,015<br />

0,15<br />

0, 01<br />

0,1<br />

0,005<br />

0,05<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Betrieblicher<br />

Betrieblicher<br />

Elite: alle anderen Eigentumsverhältnisse Elite: ausländischer Mehrheitseigentümer<br />

alle anderen Eigentumsverhältnisse<br />

ausländischer Mehrheitseigentümer<br />

Exportanteil<br />

Exportanteil<br />

Traditionell-fordistische Betriebe:<br />

a)Exportanteil und Auslandskontrolle ja/nein<br />

b) IuK-Investitionen und E-Learning ja/nein<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0,9<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0,95<br />

0,9<br />

0,85<br />

0,85<br />

0,8<br />

0,75<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,65<br />

0,75<br />

0,6<br />

0,55<br />

0,7<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

fordistisch: alle anderen Eigentumsverhältnisse fordistisch: ausländischer Mehrheitseigentümer Betrieblicher Exportanteil<br />

0,5<br />

4 6 8 10 12 14 16 18<br />

ohne E-Learning mit E-Learning Investitionen IuK (ln)<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0, 16<br />

Elite-Betriebe und IuK<br />

Niedriglohnbetriebe und IuK<br />

vorhergesagter Anteil an gesamt<br />

0,4<br />

0, 14<br />

0,35<br />

0, 12<br />

0,3<br />

0,1<br />

0,25<br />

0, 08<br />

0,2<br />

0, 06<br />

0,15<br />

0, 04<br />

0,1<br />

0, 02<br />

0,05<br />

0<br />

4 6 8 10 12 14 16 18<br />

ohne E-Learning mit E-Learning Investitionen IuK (ln)<br />

0<br />

4 6 8 10 12 14 16 18<br />

ohne E-Learning mit E-Learning Investitionen IuK (ln)<br />

Quelle: linked employer-employee Daten des IAB für Westdeutschland im Jahr 2004<br />

Anmerkungen: Basis sind Betriebe der westdeutschen Privatwirtschaft (ohne Banken/ Versicherungen) in<br />

Westdeutschland im Jahr 2004 mit mindestens fünf Beschäftigten. Für die jeweils nicht abgedruckten<br />

Variablen wird der Mittelwert des Samples gesetzt.


55<br />

Anhang A8:<br />

Geschätzte Bedeutung des traditionellen und des Hoch- und<br />

Niedriglohnsegments in Abhängigkeit von ausgewählten betrieblichen<br />

Parametern (Angabe in Prozent v.H.)<br />

1a) Betriebliche Exportanteile unter der Annahme, kein Betrieb wäre auslandskontrolliert<br />

Anteil in Prozent v.H.<br />

100%<br />

80%<br />

Hochlohnsegment<br />

60%<br />

Niedriglohnsegment<br />

40%<br />

Traditionelles<br />

Segment<br />

20%<br />

0%<br />

0 15 30 45 60 76 91<br />

Exportanteil<br />

1b) Betriebliche Exportanteile unter der Annahme, alle Betriebe seien auslandskontrolliert<br />

Anteil in Prozent v.H.<br />

100%<br />

80%<br />

Hochlohnsegment<br />

60%<br />

Niedriglohnsegment<br />

40%<br />

20%<br />

Traditionelles<br />

Segment<br />

0%<br />

0 15 30 45 60 76 91<br />

Exportanteil


56<br />

2a) Investitionen in IuK-Technologie unter der Annahme, dass Betriebe nie E-Learning<br />

anbieten<br />

Anteil in Prozent<br />

100%<br />

80%<br />

Hochlohnsegment<br />

60%<br />

Niedriglohnsegment<br />

40%<br />

Traditionelles<br />

Segment<br />

20%<br />

0%<br />

4 7,9 8,8 9,4 10 10,4 10,9 11,4 12 12,6 13,4 14,6<br />

ln(IuK)<br />

2b) Investitionen in IuK-Technologie unter der Annahme, dass Betriebe immer E-Learning<br />

Anbieten<br />

Anteil in Prozent<br />

100%<br />

80%<br />

Hochlohnsegment<br />

60%<br />

Niedriglohnsegment<br />

40%<br />

Traditionelles<br />

Segment<br />

20%<br />

0%<br />

4 7,9 8,8 9,4 10 10,4 10,9 11,4 12 12,6 13,4 14,6<br />

ln(IuK)

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