Holger Alda - SOFI
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Niedriglohnsegment. Da die entsprechenden Betriebstypen – mit Ausnahme der schwarzen<br />
Schafe – relativ klein sind, arbeiten im Niedriglohnsegment nur etwa 17 Prozent der Beschäftigten,<br />
aber Niedriglohnbeschäftigung baut sich ebenfalls – beurteilt nach der entsprechenden<br />
Bilanz der Ein- und Austrittsraten – in anderen Betriebstypen auf. Am schwierigsten ist die<br />
Situation der Beschäftigten im dynamischen Segment zu beurteilen, wenn auch die beiden<br />
Betriebstypen dieser Gruppe quantitativ relativ unbedeutend sind (etwa drei Prozent der Betriebe<br />
und Beschäftigten). Im Absteiger-Betriebstyp wurden die Hochlohnbeschäftigten und<br />
im Aufsteiger-Betriebstyp die Niedriglohnbeschäftigten freigesetzt und die beiden Betriebstypen<br />
haben genau umgekehrt eingestellt.<br />
Die empirischen Befunde sprechen für eine gewisse Erosion der deutschen Ausprägung des<br />
fordistischen Produktions- und Sozialmodells der Nachkriegszeit. Nun ist – im Unterschied<br />
zur Jahrtausendwende – ein Veralten der auf Erwerbsarbeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme,<br />
also eine mangelnde Dynamik bei der Anpassung an veränderte wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen, sicher nicht das gegenwärtige Problem. Zu fragen ist eher, ob die neuesten<br />
Veränderungen der auf Erwerbsarbeit bezogenen sozialen Sicherungssysteme in der<br />
Lage sind, den Strukturwandel der Wirtschaft für möglichst viele Menschen so zu gestalten,<br />
das die Teilhabe an Erwerbsarbeit mit Verwirklichungschancen im lebensweltlichen Umfeld<br />
einhergeht. Eine definitive Antwort auf diese Frage geben die vorgelegten Analysen natürlich<br />
nicht, aber im Lichte der empirischen Ergebnisse lassen sich einige allgemeine Schlussfolgerungen<br />
ziehen.<br />
Die Regressionsanalysen des fünften Abschnitts zeigen, dass die Globalisierung – gemessen<br />
über die Auslandskontrolle von deutschen Betrieben in Verbindung mit den betrieblichen<br />
Exportaktivitäten – die Auftrennung der Betriebslandschaft in Hoch- und Niedriglohnfirmen<br />
begünstigt. Es verwundert in einem Hochlohnland wie Deutschland nicht, dass die Ausbreitung<br />
von Hochlohnfirmen durch die Öffnung der Märkte stärker vorangetrieben wird als die<br />
der Niedriglohnfirmen. Damit wird die Frage aufgeworfen, wie sich dieser wirtschaftliche<br />
Strukturwandel insbesondere auf weniger gut bzw. nicht passgenau qualifizierte Personen<br />
auswirkt. Niedriglohnbetriebe investieren beispielsweise signifikant weniger in IuK-Technologie<br />
und bieten ihren Mitarbeitern seltener selbstgesteuertes Lernen (E-Learning) an. Bei der<br />
Interpretation dieses Befundes ist sicher zu berücksichtigen, dass nicht alle Niedriglohnbeschäftigten<br />
bzw. gering Qualifizierten dies zwangsläufig als Mangel empfinden müssen.<br />
Auch in anderen sozioökonomischen Wirkungsdimensionen ist Niedriglohnbeschäftigung<br />
nicht pauschal negativ zu bewerten. Im Malocherbetriebstyp beispielsweise werden fast<br />
durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauern realisiert, was ein Indikator dafür ist, dass die<br />
entsprechenden Beschäftigten eine gewisse Teilhabe an Erwerbsarbeit erwarten können, wenn<br />
auch bezüglich der Qualität der Arbeit gegenüber anderen Beschäftigtengruppen gewisse<br />
Abstriche bestehen, etwa bei der Lohnhöhe. In anderen Betriebstypen – etwa den schwarzen<br />
Schafen – ist die Entwicklung mit Blick auf die Verwirklichungschancen – vermittelt über<br />
Erwerbsarbeit – kritischer zu sehen, denn in solchen Betrieben ist befristete und sonstige<br />
Beschäftigung ebenso typisch wie extrem hohe Fluktuationsraten und niedrigste Löhne. Aber<br />
selbst in Hochlohnbetrieben und traditionell strukturierten Betriebstypen können sich – in<br />
Abhängigkeit von der Ausgestaltung der zwischenbetrieblichen Arbeitsteilung – Veränderun-