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Holger Alda - SOFI

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halb einer Branche kaum zu erwarten. Ebenfalls dürfte es für Beschäftigte aufgrund standardisierter<br />

Ausbildungsinhalte keine größere Rolle spielen, in welchem Betrieb sie gerade beschäftigt<br />

sind, zumal sich in allen mehr oder minder ähnliche interne Aufstiegsmöglichkeiten<br />

ergeben. Daraus wiederum lässt sich folgern, dass die Streuung der Löhne und Gehälter innerhalb<br />

einzelner fordistischer Groß- und Mittelbetriebe besonders groß war, während die<br />

Unterschiede der Durchschnittslöhne zwischen den Betrieben relativ gering waren.<br />

Hiervon gibt es Ausnahmen, etwa die (kleineren) Betriebe aus dem Bereich des Handwerks<br />

und der (in den 70er Jahren noch nicht sonderlich ausdifferenzierten) Dienstleistungen. Kleinere<br />

Betriebe dürften relativ homogene berufliche Qualifikationen einsetzen, weshalb die<br />

Lohnstreuung innerhalb dieser Betriebe ebenso gering ist wie zwischen ihnen. Zumindest<br />

Handwerksbetriebe bildeten außerdem oft über den eigenen Bedarf hinaus aus, was solange<br />

relativ unproblematisch war, wie die über Bedarf Ausgebildeten später in Industriearbeit einmünden<br />

konnten. Für Entlassungen gibt es – mit dieser relativ unproblematischen Ausnahme<br />

– in der zugegebenermaßen etwas holzschnittartig und kurz skizzierten „fordistischen<br />

Arbeitswelt“ relativ selten einen Anlass. Lange Betriebszugehörigkeitsdauern waren zumindest<br />

für mittlere Qualifikationsstufen (Facharbeiter/Angestellte) die Regel. Befristete Beschäftigung<br />

war vor dem Jahr 1985 gesetzlich nicht erlaubt. Arbeitslosigkeit trat wenn überhaupt<br />

oft nur kurzfristig auf und war in der Regel ein Zeichen für den langsam voran schreitenden<br />

Wandel von den Produktions- zu den Dienstleistungstätigkeiten. Zudem wird die fordistisch-betriebliche<br />

Arbeitsorganisation oft mit einem korrespondierenden Sozialmodell gedacht,<br />

das in Deutschland – verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern – nicht unbedingt<br />

die Erwerbstätigkeit von Frauen förderte. Erst mit dem immer dominanter werdenden<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel hin zu den Dienstleistungen steigt die Erwerbsbeteiligung der<br />

Frauen spürbar an, wenn auch oft in Teilzeit.<br />

Es ist weniger entscheidend, ob dieses idealtypisch skizzierte Bild der fordistischen Betriebsund<br />

Arbeitslandschaft so jemals existiert hat. Vielmehr geht es darum, die Skizze als Interpretationshintergrund<br />

für die Bestimmung der heutigen Abweichungen bzw. Beharrungstendenzen<br />

zu verwenden. Sofern die These der Auftrennung in Hoch- und Niedrigfirmen tendenziell<br />

zutreffend ist, müssten die Durchschnittslöhne zwischen solchen Betrieben stärker<br />

streuen. Wenn Gruppenarbeit eingeführt wird bzw. Hierarchieebenen abgebaut werden, sollte<br />

sich die Entlohnung der in Gruppen Arbeitenden angleichen und dementsprechend die Streuung<br />

der Löhne innerhalb von Betrieben abnehmen. Mit der Auftrennung in Hoch- und<br />

Niedriglohnbetriebe sind Auswirkungen auf die betrieblichen Fluktuationsraten und Qualifikationsprofile<br />

zu erwarten.<br />

Niedriglohnbetriebe werden höhere Fluktuationsraten aufweisen und eher niedrige Qualifikationsprofile<br />

einsetzen. Die entsprechenden Beschäftigten werden auf eher anspruchslosen<br />

Arbeitsplätzen eingesetzt, bei denen sie wenig Gelegenheit haben, sich neue Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten durch training-on-the-job oder formelle Weiterbildung anzueignen. Demnach<br />

dürften im Niedriglohnsegment die Beschäftigten insbesondere für ihre nicht gerade üppigen<br />

formellen Qualifikationen (schlecht) bezahlt werden, während es im Hochlohnsegment zusätzliche<br />

Lohnzahlungen aufgrund neu erworbener Kenntnisse und Fähigkeiten gibt (Rent-

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