Holger Alda - SOFI
Holger Alda - SOFI
Holger Alda - SOFI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
Die empirischen Ergebnisse sind nachvollziehbar. Für ausländische Unternehmen ist es in<br />
einem Hochlohnland wie Deutschland relativ unattraktiv, Produktionen auf niedrigem Niveau<br />
zu übernehmen und die dort hergestellten Güter und Dienstleistungen zu exportieren. Es wird<br />
andere Länder geben, die in dieser Hinsicht besser geeignet sind. Anders ist das im Hochlohnsegment.<br />
Da dort hochwertige Güter und Dienstleistungen hergestellt werden, können ausländische<br />
Unternehmen durch die Übernahme entsprechender deutscher Firmen (Betriebe) bessere<br />
Positionen auf dem Weltmarkt erreichen. Manager verweisen recht häufig auf den Aspekt<br />
des Wissensvorsprungs einer erfahrenen Belegschaft, wenn sie gefragt werden, warum sie<br />
Teile ihrer in Deutschland stattfindenden Produktion nicht in andere Länder verlagern<br />
(Schank/ Schnabel, 2007, 13) 34 .<br />
Eine interessante weiterführende Frage ist, ob die entsprechenden auslandskontrollierten und<br />
stark exportierenden Betriebe schon immer so strukturiert waren oder erst durch die Auslandskontrolle<br />
zu Hochlohnunternehmen (Elitebetriebe) geworden sind 35 . Darüber hinaus<br />
scheint es einen engen Zusammenhang zwischen betrieblicher Exporttätigkeit und den hohen<br />
Löhnen in den entsprechenden (Elite-)Betrieben zu geben. Schank/Schnabel (2007, 13) kommen<br />
zu dem Schluss, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Zahlung von Effizienzlöhnen<br />
– also von Lohnzahlungen über dem Markträumungsniveau – und dem Erfolg auf<br />
den Exportmärkten gibt. Dieser hängt mittel- bis langfristig wohl zu einem nicht unwesentlichen<br />
Teil von der Motivation der Mitarbeiter und den betrieblichen Fähigkeiten ab,<br />
(hoch-)qualifizierte Arbeitskräfte längerfristig an den Betrieb zu binden. Beides wird von der<br />
Zahlung von Löhnen und Gehältern über dem Markträumungsniveau begünstigt.<br />
Festzuhalten bleibt, dass die Orientierung hin zum Weltmarkt sei es nun über eine stärkere<br />
Präsenz ausländischer Unternehmen in (West-)Deutschland oder über höhere betriebliche<br />
Exportanteile – die Herausbildung von Hochlohnbetrieben begünstigt. Damit ist zwar in der<br />
Regel ein Beschäftigungswachstum im Hochlohnsegment verbunden, aber es ist unklar, ob<br />
nicht gleichzeitig Beschäftigungsverluste auf den mittleren und unteren Lohn- und Qualifikationsniveaus<br />
auftreten. Wie auch immer, diese Entwicklung geht zu Lasten des traditionellen<br />
Segments, dessen Auftrittswahrscheinlichkeiten mit zunehmenden betrieblichen Exportanteilen<br />
abnehmen. Für die Existenz von Niedriglohnbetrieben wird mit steigenden betrieblichen<br />
Exportanteilen vom MNLM eine sehr geringe Zunahme der Auftrittswahrscheinlichkeiten<br />
prognostiziert. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass Niedriglohnbetriebe mehr exportieren.<br />
Es ist genauso gut möglich, dass hierfür Strukturverschiebungen der Betriebslandschaft<br />
verantwortlich sind, d.h. das häufigere Auftreten von Niedriglohnbetrieben bei steigenden<br />
betrieblichen Exportanteilen basiert auf dem (prognostizierten) Rückgang der Auftrittswahrscheinlichkeiten<br />
des traditionell-fordistisch strukturierten Betriebstyps. Möglich ist auch, dass<br />
mit zunehmenden Erfolg des Hochlohnsegments auf dem Weltmarkt – ausgedrückt durch<br />
34 Schank/Schnabel (2007: 13) verweisen dazu auf entsprechende Aussagen von B. Schreier im Handelsblatt<br />
(30. Juni 2004: 13) zu den Heidelberger Druckmaschinen, die Weltmarktführer in der Produktion von<br />
Druck- und Schreibausrüstungen sind.<br />
35 Etwa indem sie den Mittel- und Unterbau der Lohn- und Qualifikationsprofile abbauen. Das ist insbesondere<br />
bei größeren ausländischen Konzernen zu erwarten, wenn sie bereits über entsprechende Fertigungsschritte<br />
in anderen Ländern verfügen. Übrig bleiben dann nur die Abteilungen, die auf dem Weltmarkt<br />
einen komparativen Vorteil versprechen. In einem Hochlohnland ist das in der Regel der Oberbau der Lohnund<br />
Qualifikationsprofile.